Es gilt das gesprochene Wort.
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- Katrin Falk
- vor 7 Jahren
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1 Grußwort der Ministerin für Schule und Weiterbildung des Landes Nordrhein-Westfalen, Sylvia Löhrmann Praxistagung Mehrsprachigkeit als Bildungsressource von KoMBi und LaKI 20. September 2016 Ministerin Löhrmann: Mehrsprachigkeit ist Gold wert. Es gilt das gesprochene Wort.
2 2 ich freue mich sehr, als Schulministerin des Landes Nordrhein-Westfalen die Praxistagung Mehrsprachigkeit als Bildungsressource von KoMBi und LaKI hier in Kamen zu eröffnen. Mein ganz besonderer Dank geht hierbei an die beiden Teams von KoMBi und LaKI, die diese inhaltlich herausragende Tagung in Kooperation überhaupt erst ermöglicht haben. Mein Dank gilt auch allen beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus den verschiedenen Bundesländern, aber auch aus Österreich und der Schweiz. Sie tragen mit ihrer Arbeit und Forschung dazu bei, dass wir erfolgreiches Lernen unter Bedingungen lebensweltlicher Mehrsprachigkeit besser verstehen und entsprechend neue didaktischmethodische Handlungskonzepte in Aus- und Weiterbildung vermitteln können.
3 3 die Organisatorinnen und Organisatoren haben diese Veranstaltung Praxistagung genannt mit einer deutlichen Betonung auf Praxis. Das ist mit Sicherheit kein Zufall. Im Rahmen dieser Tagung sollen nämlich die aus der fruchtbaren Zusammenarbeit zwischen LaKI und Fachwissenschaft erlangten Forschungsergebnisse Ihnen, der Schulpraxis und der Schulaufsicht in NRW, zugänglich gemacht werden. Ziel ist es, anwendungserprobte Beispiele für Umsetzungen in der Praxis zu geben. Das heißt, jede Teilnehmerin und jeder Teilnehmer wird diese Tagung mit Sinnvollem in der Hand verlassen. wir haben uns gemeinsam bewusst die Aufgabe gesetzt, die Chancen und Potenziale, die von der Vielfalt der Menschen und von ihrer natürlichen Mehrsprachigkeit ausgehen, zum Wohle aller wahrzunehmen, wertzuschätzen und auch zu nutzen.
4 4 Wir wollen eine innovationsorientierte sprachsensible Unterrichts- und Schulentwicklung, welche die Schülerinnen und Schüler mit ihren jeweiligen sprachlichen Ressourcen und ihrem täglichen Erleben in den Vordergrund stellt. Wir wollen alle Sprachen der Kinder und Jugendlichen nicht nur anerkennen, sondern als das begreifen, was sie sind: ein unheimliches Potenzial für die persönliche und gesellschaftliche Entwicklung. In diesem Kontext möchte ich gerne auf das vom Land geförderte Projekt Sprachsensible Schulentwicklung hinweisen, das bereits seit einigen Jahren zeigt, wie das erfolgreich funktionieren kann. Die Landesregierung hat sich diese Aufgabe schon früh selbst gesetzt: bereits im Koalitionsvertrag zwischen der NRWSPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN NRW haben wir die Wertschätzung der natürlichen Mehrsprachigkeit hervorgehoben und auch zu einem Thema unserer Bildungspolitik gemacht.
5 5 Damit tragen wir zum einen veränderten Bedingungen in der Gesellschaft Rechnung. Zum anderen sehen wir auch die Chancen, die das für uns bedeutet. In NRW leben Menschen aus über 190 Herkunftsländern mit zahlreichen verschiedenen Herkunftssprachen. Vielfalt und Mehrsprachigkeit gehören zu unserem Alltag. Deutschland ist mehrsprachig und wird es bleiben. In den zukünftigen Generationen wird der Großteil der Kinder und Jugendlichen ganz selbstverständlich mit mehreren Sprachen in ihrer Lebenswelt aufwachsen: Sie werden eine oder mehrere Familiensprachen haben, im Alltag Deutsch als gemeinsame Verkehrssprache nutzen und Englisch und weitere Fremdsprachen in beruflichen oder sonstigen Kontexten. Das ist übrigens im weltweiten Vergleich nicht außergewöhnlich: Mehrsprachigkeit ist der Normalfall und Einsprachigkeit eher die Ausnahme.
6 6 Auch im schulischen Rahmen ist Mehrsprachigkeit längst zur gelebten Normalität geworden. Die hohe Zahl neu zugewanderter Kinder und Jugendlicher in der jüngsten Zeit wird dies noch verstärken, wenn sie dies nicht schon getan hat. In diesem Kontext ist es erwähnenswert, dass auch die Zahl der Lehrkräfte mit Migrationshintergrund stetig steigt und dadurch auch die Lehrerzimmer immer mehrsprachiger werden. Auch dies unterstützt die Landesregierung durch die Förderung des Netzwerks Lehrkräfte mit Zuwanderungsgeschichte. wir wollen aber nicht nur auf geänderte gesellschaftliche Bedingungen reagieren. Wir erkennen die mit diesen Veränderungen verbundenen Potenziale, und wollen sie und darum geht es auch ganz konkret bei dieser Tagung als wichtige Ressource nutzen.
7 7 Die Anerkennung der sprachlichen Vielfalt und der individuellen Mehrsprachigkeit sind entscheidende Faktoren und Voraussetzungen für unseren gesellschaftlichen Zusammenhalt und zugleich für unser Innovationspotenzial. In unserer von Internationalisierung und Migration gekennzeichneten Welt dürfen wir dieses Gold nicht ungenutzt auf der Straße liegen lassen. Daher sollen alle sprachlichen Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler entfaltet werden. Dieser Ansatz ist im Übrigen schon in allen Lehrplänen verankert. Außerdem findet er sich in den bildungspolitischen Leitlinien des Referenzrahmens Schulqualität NRW wieder, der eine Antwort darauf gibt, was wir gemeinsam unter guter Schule und gutem Unterricht verstehen.
8 8 Dort heißt es beispielsweise in der Dimension Schülerorientierung und Umgang mit Heterogenität : Die Schule wertschätzt kulturelle Hintergründe und die Mehrsprachigkeit von Schülerinnen und Schülern und ermöglicht, dass sie ihre spezifischen Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten einbringen können. Für die dafür notwendigen methodisch-didaktischen Handlungskonzepte müssen wird das Rad also nicht gänzlich neu erfinden. Vielmehr können wir auf Bewährtes aufbauen. So haben wir beispielsweise Konzepte zum Fremdsprachenunterricht, zum Deutschunterricht, zu Förderangeboten in der deutschen Sprache oder zum herkunftssprachlichen Unterricht. An dieser Stelle möchte ich nur erwähnen, dass das Land allein für den herkunftssprachlichen Unterricht 886 Lehrerstellen zur Verfügung stellt, was bundesweit einmalig ist.
9 9 Auch für die Schulen ist die Beschäftigung mit Mehrsprachigkeit kein Neuland. Schon jetzt haben sich viele Schulen engagiert der Herausforderung gestellt, die sprachliche Vielfalt der Schülerinnen und Schüler in den Unterricht und in das Schulleben gewinnbringend zu integrieren. Dafür sage ich auch an dieser Stelle: herzlichen Dank, liebe Kolleginnen und Kollegen, für Ihr großes Engagement! Sie sind dabei nicht auf sich allein gestellt. NRW bietet hier vielfältige und vorbildliche Unterstützungsstrukturen, zum Beispiel die Bezirksregierungen, die Qualitätsund Unterstützungsagentur in Soest oder die flächendeckend eingerichteten 52 Kommunalen Integrationszentren. an dieser Stelle möchte ich betonen, dass ohne gut ausgebildete Lehrkräfte kein guter Unterricht und ohne guten Unterricht keine guten Lernleistungen der Schülerinnen und Schüler möglich sind ganz gleich, ob mit oder ohne Migrationshintergrund, ob sie einoder mehrsprachig sind.
10 10 Deshalb hat Nordrhein-Westfalen als einziges Flächenland mit dem Lehrerausbildungsgesetz 2009 für alle lehrerbildenden Studiengänge die verbindliche Vermittlung von Kompetenzen im Bereich Deutsch für Schülerinnen und Schüler mit Zuwanderungsgeschichte eingeführt. Das ist ein erster Schritt. Die beschlossene Reform des Lehrerausbildungsgesetzes ist ein zweiter. Ein dritter Schritt ist die curriculare Weiterentwicklung und Ausweitung unserer Fortbildungsangebote. Die zügige Qualifizierung von Lehrkräften in den Bereichen interkulturelle Kompetenz und Deutsch als Zweitsprache ist ein Gebot der Stunde. Die Bezirksregierungen führen hierzu verstärkt Zertifikatskurse durch. Aber auch auf anderen Ebenen sind wir als Land tätig. So fördern wir gemeinsam mit der Mercator Stiftung das Projekt "Sprachsensibles Unterrichten fördern - Angebote für den Vorbereitungsdienst", das von der LaKi in Zusammenarbeit mit verschiedenen ZfsL umgesetzt wird.
11 11 Zudem qualifiziert die LaKI gemeinsam mit QUA-LiS Moderatorinnen und Moderatoren in der Lehrerfortbildung. wir wissen, dass Sprache der Schlüssel für die Zukunft ist. Schon Voltaire wusste: Kannst du viele Sprachen hast du viele Schlüssel für ein Schloss. In diesem Sinne möchte ich mit der Aufforderung nach noch viel mehr Schlüsseln schließen und mich bei den Veranstalterinnen und Veranstaltern noch einmal für die Organisation der Tagung bedanken. Ich wünsche uns allen für die weitere Arbeit viel Erfolg und für die beiden Tage eine ergebnisreiche und interessante Diskussion mit vielen neuen Impulsen!
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