Es gilt das gesprochene Wort.

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1 Grußwort der Ministerin für Schule und Weiterbildung des Landes Nordrhein-Westfalen, Sylvia Löhrmann Agendakongress für nachhaltige Entwicklung 11. Juli 2016 Ministerin Löhrmann: Schulen als Motor für eine nachhaltige Entwicklung! Es gilt das gesprochene Wort.

2 2 Sehr geehrte Damen und Herren, eine nachhaltige Entwicklung ist eine zugleich individuelle wie auch gesellschaftliche Aufgabe! Bildung auch als lebenslanges Lernen ist eine entscheidende Voraussetzung dafür, unsere persönliche, die gesellschaftliche und die globale Entwicklung im Sinne einer bewussten Mitverantwortung zu gestalten. Der eigene Handabdruck, das eigene Handeln oder Nichthandeln, das alltägliche, berufliche und das politische Engagement all dies steht in der Verantwortung jedes einzelnen Menschen. Haltungen und Einstellungen können dabei nicht von oben verordnet werden und nach den Grundsätzen jeder wirksamen politischen Bildung dürfen sie das auch nicht. Daher stellt sich die Frage: Wie müssen wir BNE- Lernprozesse gestalten, damit sie junge Menschen tatsächlich erreichen? Wie können wir es schaffen, gleichermaßen Wissen zu vermitteln und Haltungen zu fördern?

3 3 Wertorientierungen bilden sich aufgrund vielfältiger Faktoren heraus! Das wissen wir alle: Eltern, Lehrinnen und Lehrer, Multiplikatorinnen und Multiplikatoren aus der Zivilgesellschaft und jeder, der mit jungen (und auch jeder, der mit erwachsenen) Menschen zu tun hat. Anrede, die Thematisierung ökologischer Bedrohung, globaler Ungleichheit und sozialer Krisen macht betroffen, aber regt nicht automatisch zu produktiven Lernprozessen oder gar zu persönlichen Verhaltensänderungen an. Statt Ohnmachtsgefühle und Frustration zu verstärken, gilt es Wissbegierde und Neugier zu wecken, systemische Zusammenhänge aufzuzeigen, Lösungswege zu erarbeiten und Kreativität und Optimismus zu fördern. Wenn wir Köpfe und Herzen von Kindern und Jugendlichen erreichen wollen, muss der Unterricht an ihrer und unserer Lebenswelt ansetzen, müssen Lehrkräfte Vorbilder sein, müssen wir Schülerinnen und Schülern Handlungsräume zugestehen und ihnen Verantwortung übertragen.

4 4 Unterrichtliches Lernen hat daher die Aufgabe, junge Menschen dabei zu unterstützen, dass sie die Vielschichtigkeit und Mehrdimensionalität von Entscheidungen, Handlungen und Prozessen erkennen. dass sie lernen, mit relativen Gewissheiten, Unwägbarkeiten, Risiken, und nicht zuletzt mit Widerständen umzugehen. dass sie Interessengegensätze und Widersprüche erkennen und auch eigene persönliche Dilemmata reflektieren. dass sie im Unterricht erfahren, dass nachhaltige Entwicklung ganzheitliche Blicke und systemisch Zugänge erfordert. Hier sind die Fächer und Fachdidaktiken besonders herausgefordert. Wir wollen Schulen ermutigen, zu Orten und Einrichtungen nachhaltiger Entwicklung zu werden. Dass sie sich öffnen und engagieren, außerschulische Lernorte einbeziehen, Partnerschaften eingehen.

5 5 Vielen Schulen gelingt dies bereits jetzt, nicht allen, aber doch viel mehr Schulen, als wir landläufig vermuten. Entscheidend ist dabei nicht, dass alles das Etikett Nachhaltigkeit bekommt oder dass Nachhaltigkeit als zusätzliche Aufgabe implementiert wird. Entscheidend ist, dass Schulen entdecken, was sie bereits alles für eine nachhaltige Entwicklung auf den Weg gebracht haben, was sie in Projekten, im Unterricht, in den Ganztagsangeboten alles schon leisten. Dazu gehört auch Wertschätzung für das Geleistete und für das hohe Engagement, das sich schon in der Vergangenheit gezeigt hat, z.b. in den Auszeichnungen der UN-Dekade, und dass sich immer wieder in den Ländern in verschiedenen Projekten und Programmen zeigt. Ich darf vielleicht ausnahmsweise hier auf ein nordrhein-westfälisches Programm verweisen.

6 6 Die Kampagne Schule der Zukunft Bildung für Nachhaltigkeit hat in ihrer letzten Ausschreibungsperiode über 500 Schulen ausgezeichnet. Anrede, die Kultusministerkonferenz hat während der vergangenen UN-Dekade mit zwei Beschlüssen aus dem Jahr 2007 nachhaltige Impulse gesetzt: Zum einen die gemeinsame Empfehlung von Kultusministerkonferenz und Deutscher UNESCO-Kommission Bildung für nachhaltige Entwicklung in der Schule vom Juni Zum anderen der Orientierungsrahmen für den Lernbereich Globale Entwicklung, der als Referenzrahmen für Lehrpläne, Curricula, Lehrerbildung und Schulentwicklung entwickelt wurde.

7 7 Zwischenzeitlich hat die Bildung für nachhaltige Entwicklung Eingang in weitere Empfehlungen der KMK gefunden, so z.b. in die Empfehlung zur Verbraucherbildung vom September 2013, aber natürlich vor allem in die Überarbeitung des genannten Orientierungsrahmens im Jahr Ich darf für die KMK hier meinen Dank an das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung aussprechen, mit dem wir an diesem Dokument sehr gut zusammengearbeitet haben. Aus Sicht der Länder kann ich Folgendes feststellen: In allen Ländern ist BNE als wichtiger Schwerpunkt fachlichen Lernens und erzieherischen Handelns anerkannt, zunehmend wird BNE als Aufgabe der Bildungsadministration angenommen. BNE ist auf dem Weg in allen Ländern immer mehr Eingang in die Lehr- bzw. Bildungspläne zu finden. Ebenso in die Lehreraus-, Fort- und Weiterbildung.

8 BNE wird ressortübergreifend bearbeitet und ist bereits in einigen Ländern in deren Nachhaltigkeitsstrategien eingebunden. 8 In den Ländern ist in den vergangenen Jahren einiges erreicht worden. Anrede, aber wir haben am weiteren Kompetenzaufbau von Lehrenden und Multiplikatoren zu arbeiten. Auch die Einbindung zivilgesellschaftlicher Kooperationspartner, die curriculare Verankerung in den Lehr- bzw. Bildungsplänen in weiteren Fächern sind noch ausbaufähig. BNE hat Eingang in die Fachdidaktik gefunden, im Sachunterricht, in Geographie, Politik und Biologie schon sehr, aber in anderen Fächern und Lernbereichen noch nicht so weitgehend. Weitere Schritte sollten gegangen werden, wie der Ausbau unserer Schulen zu nachhaltig handelnden Institutionen in gemeinsamer Verantwortung mit den Schulträgern oder die Vernetzung mit anderen Akteuren und Einrichtungen.

9 9 Erfolge gibt es bereits viele. Und Erfolgsgeschichten können helfen. An vielen Orten begegnen wir erfolgreichem Engagement gerade auch von Kindern und Jugendlichen: Für einen fairen Handel, für sauberes Trinkwasser, für Erzeugnisse ohne Kinderarbeit, für den Klimaschutz. Wir können Erfolgsgeschichten für Kinder und Jugendliche im Schulunterricht erlebbar machen und nachvollziehbar darstellen. Zum Beispiel, dass es gelungen ist, die Zahl der hungernden Menschen seit 1990 von einer Milliarde auf 795 Millionen zu reduzieren, dass die Zahl der Menschen mit Zugang zu sauberem Trinkwasser im gleichen Zeitraum von 77 auf 91 Prozent gestiegen ist, und dass auch die Kindersterblichkeit deutlich gesunken ist.

10 10 Ist das Glas halbvoll, oder halbleer? Die Zahlen zeigen, welche Aufgaben noch vor uns liegen. Sie zeigen aber auch, dass wir unsere Welt zukunftsfähig gestalten können, wenn wir es nur wollen und wenn wir einen langen Atem haben. Und ich meine, auch das ist eine grundlegende Kompetenz, die junge Menschen in der Schule lernen können die Gestaltungs- und Zuversichtskompetenz. Anrede, lassen Sie uns weiterhin im konstruktiv-kritischen Dialog gemeinsam an der Umsetzung der Bildung für nachhaltige Entwicklung arbeiten, auch und gerade in der Bildungspolitik. Lassen Sie uns gemeinsam Fragen stellen, nach Antworten suchen, Lösungen finden und Umsetzung verabreden.

11 11 Dieser Agenda-Kongress mit seinen Workshops und Diskussionen bietet dazu eine hervorragende Plattform. Ich wünsche uns allen ertragreiche Gespräche und einen angenehmen Verlauf.