Erfahrungen in der stationären psychoonkologischen Behandlung

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Transkript:

Erfahrungen in der stationären psychoonkologischen Behandlung PD Dr. med. Martin Sack Klinik ik für Psychosomatische h Medizin i Klinikum rechts der Isar, TU München

Übersicht Therapieangebot der psychosomatischen Station im Klinikum rechts der Isar Indikation für die stationäre ti psychoonkologische h Behandlung Welche Therapieziele haben psychoonkologische Patienten? Was lässt sich erreichen? Wie könnte unser Angebot weiter optimiert werden? Warum wird die stationäre psychoonkologische Behandlung bisher relativ selten nachgefragt?

Indikation zur stationären psychoonkologischen Behandlung Komorbide psychische Erkrankungen erheblichen Schweregrades Besonders schwere psychosoziale Belastung Sekundäre Belastungsfaktoren (z.b. sehr konflikthaftes häusliches Umfeld) Fehlende Compliance oder drohender Abbruch notwendiger medizinischer Behandlungen

Ebenen der Psychotherapie Fähigkeiten und Fertigkeiten Domaine: Kognition Klärbar und besprechbar Kognitiv verstehbar Verhaltensmodifikation Modifikation dysfunktionaler Kognitionen Kann anhand Manual trainiert und vermittelt werden Korrigierende Erfahrungen Domaine: Beziehungserfahrungen Modifikation impliziter Erinnerungen Ziel: Bewältigungserfahrungen machen Modell Traumabearbeitung (emotional processing, accelerated information processing) Wachstum und Reifung Domaine: Individuation Persönlichkeitsentwicklung und Reifung Förderung persönlicher Ressourcen Befriedigen individueller Entwicklungsbedürfnisse Entwicklung kreativer Fähigkeiten Wertorientierung und Sinnfindung

Tumorerkrankungen als Stresserkrankungen Erleben von Bedrohung Erleben von Ohnmacht Invasive Behandlungen Aus dem Leben gerissen werden Veränderung von Beziehungen

Therapieziele i in der Psychoonkologie Zielkategorien: i Symptomspezifische Ziele Kommunikationsprobleme Im Leben bleiben / Normalität bewahren Psychotherapeutische tische Ziele Bewältigung der Progredienzangst Bearbeitung von Konflikten Bearbeitung psychischer Störungen im eigentlichen Sinne

Therapieziele in der Psychoonkologie Zielkategorien: Symptomspezifische Ziele Einschränkung durch die Tumorerkrankung Psychosoziale Belastung Kommunikationsprobleme Umgang mit Angehörigen Umgang mit Gesunden Im Leben bleiben / Normalität bewahren Individuation angesichts der Todesbedrohung Erfahrungen mit Extremsituationen Sinnfindung, Sinnfragen Akzeptanz der Situation und der Krebserkrankung

Gemeinsam vereinbarte Therapieziele Fr. W.

Verlauf der Therapieziele während der Behandlung

Erfahrungswert: veränderte Stressphysiologie bei Patienten mit komplexen Traumafolgestörungen Stressassoziierte Fieberzustände Akut auftretende heftige Infekte (z.b. Herpes zoster) Wechselnde starke Schmerzzustände Paradoxe Medikamentenwirkungen Verstärkte Nebenwirkungen von Medikamenten (z.b. Zytostatika)

Was kommt auf das Behandlungsteam zu? Spezifische Themen im Verlauf von psychoonkologischen Behandlungen Angst bewältigen / Progredienzangst Veränderungen antizipieren i i Trauer bearbeiten Verbitterung bearbeiten Rückschläge antizipieren Wünsche formulieren Identität als Krebspatient definieren Würde bewahren

Ressourcenaktivierung als Aufgabe in der Behandlung psychoonkologischer Patienten Sicherheit und Verlässlichkeit sind Grundbedingungen Der Therapeut sollte eine aktiv helfende Rolle einnehmen Eine tragfähige therapeutische Beziehung hat direkte regulative Funktionen auf die Neurobiologie des Patienten, da durch den Therapeuten das Bindungssystem aktiviert wird Spielerische Kreativität ist eine wichtige Ressource und zudem oft Vorbedingung für Veränderungen Patienten sollten Erfahrungen von aktiver Bewältigung ihrer Problematik machen Klinikum rechts der Isar - Psychosomatische Medizin - PD Dr. med. Martin Sack

Ziele ressourcenaktivierender Psychotherapie Förderung selbstregulativer Basisfunktionen Lernen von Strategien zur Selbstberuhigung Hilfe bei der Affektdifferenzierung und Affektregulation Selbstfürsorge aktivieren oder aufbauen Perspektive und Mut zur Veränderung fördern Persönliche Ziele definieren Eine Lebensperspektive wiederfinden Kreative Fähigkeiten und Interessen aktivieren Aufbau der psychosozialen Ressourcen Kommunikationsbarrieren überwinden Soziale Kontakte aktivieren oder aufbauen Finanzielle / berufliche Probleme klären und regeln Klinikum rechts der Isar - Psychosomatische Medizin - PD Dr. med. Martin Sack

Am Leben teilhaben / Erfahrungen von Normalität im Rahmen der stationären psychoonkologischen Behandlung Ansteckende Normalität des Stationsalltages Andere Menschen haben auch Probleme Es gibt nicht nur Tumorerkrankungen Menschliche Nähe tut gut

Kunsttherapie / Kreativtherapie: Ist mehr als eine 'non-verbale' Ergänzung g der Psychotherapie Ermöglicht in besonderer Weise den Zugang zu eigenen kreativen und schöpferischen Ressourcen Beim Gestalten lassen sich Möglichkeiten zu Lösungen und Veränderungen entdecken Kunsttherapie ist aktives Handeln und fördert das Kompetenzgefühl Kreatives Gestalten mobilisiert Lebensfreude! Es geht um ein 'sich einlassen' auf ein Geschehen, bei dem das Ergebnis vorher noch nicht abzusehen ist (Stichwort: 'Im Leben bleiben')

Körpertherapie Vertrauen in den Körper zurückgewinnen - Halt und Sicherheit erleben - Grenzen wahrnehmen und behaupten - Körperressourcen mobilisieren - Positiven Bezug zum eigenen Körper fördern Auseinandersetzung mit dem verletzen Körper - Anerkennen von Verlust und Verletzung - Arbeit am Stigmatisierungserleben - Bearbeitung emotionaler Belastungen in der Körpertherapie p Spezifische körpertherapeutische Behandlungsmöglichkeiten - Körperwahrnehmung verbessern (z.b. Feldenkrais) - Angst u. Erregung kontrollieren lernen (z.b. integrative ti Körperther.) - Kontakt- und Beziehungsfähigkeit fördern (z.b. KBT)