Bindung am Lebensende Beobachtungen und Therapieansatz. Yvonne Petersen Palliativstation St. Johannes von Gott Krankenhaus Barmherzige Brüder München

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Transkript:

Bindung am Lebensende Beobachtungen und Therapieansatz Yvonne Petersen Palliativstation St. Johannes von Gott Krankenhaus Barmherzige Brüder München

Beobachtungen.

Bindungstheorie John Bowlby (1907-1990) Es gibt ein biologisch angelegtes Bindungssystem,das Jungen einer Spezies,auch der Mensch,dazu veranlasst im Falle einer drohenden Gefahr von aussen oder Innen bei Älteren Schutz zu suchen. Die höchste Gefahr stellt die Trennung von der Mutter dar..

Bindungstheorie Entwicklung von Verhaltensstrategien ( Bindungsverhalten ) z.b:.sich - Rückversichern, Klammern, Quängeln, Schreien. Entwickeln einer Bindungsbeziehung (Angstminderung). Entwicklung internaler Arbeitsmodelle und Bindungsrepräsentanzen.

Internale Arbeitsmodelle Gefühle, Wissen und Vorstellungen über sich und die Bindungsperson sowie Erwartungen wie die BP auf eigene Bindungs-/Explorationswünsche reagieren wird (Grossmann/Grossman) Wünscheneswert: Bindungsperson ist prinzipiell verfügbar und bereit zu reagieren und zu helfen wenn es gewünscht wird - und komplementär- man ist selbst eine liebenswerte Person die es verdient dass man ihr hilft ( Grossmann/ Grossmann)

Bindungsrepäsentanzen Organisation bindungsrelevanter Erinnerungen und Bewertungen der Erfahrungen mit den Bindungspersonen (Grossmann/Grossmann)

Testverfahren Strange Situation ( Fremde Situation ) Adult Attachement Interview (AAI) Adult Attachement Projective (AAP)

Testverfahren Kleinkinder(12.-18.Lebensmonat) (Mary Ainthworth.1978 ) Strange Situation = Fremde Situation Strukturiertes Beobachtungsverfahren Induktion einer Trennungssituation von der Bindungsperson

Testverfahren ADULT ATTACHEMENT INTERVIEW Ziel: Aktivierung von Bindungsverhalten Halb-strukturiertes Interview: (George,Kaplan, Main: 1984,1985 1996) Kodierungs und Klassifikationssystem: (Main,Goldwyn 1994) Analyse sprachlicher Diskurse über Bindungsthemen

Testverfahren Erwachsene: AAP =ADULT ATTACHEMENT PROJEKTIV Ziel: Aktivierung von Bindungsverhalten (George et al 1999) Projektives Verfahren, bestehend aus 8 Umrisszeichnungen Auswahl bindungsrelevanter Ereignisse

Deutschland: Aktueller Stand der Bindungstheorie Längsschnittstudien: Karin und Klaus E.Grossman:Regensburger und Bielefelder Studie>20 Jahre Zusammenfassung der Ergebnisse: Bindungen, das Gefüge psychischer Sicherheit (Klett-Cotta 2004)

Bindungstheorie Die Bindungsmuster reifen im Laufe des Lebens durch neue Erfahrungen.Sie sind bei Erwachsenen möglicherweise als Grundmuster für Vorgehensweisen vor allem in Trennungssituationen erkennbar. In der Trennungssituation am Ende des Lebens treten Bindungsmuster bzw. Bindungsstörungen zu Tage.

4 Bindungsmuster Kleinkind Sicher Unsicher-vermeidend Unsicher-ambivalent Desorientiertdesorganisiert Erwachsener (Innere Repräsentation) autonom,sicher (secure) Unsicher-distanziert (dismissing) Unsicher-präokkupiert (enmeshed,preoccupied) Unverarbeiteter Bindungsstatus (unresolved trauma of loss)

Bedeutung der Bindungstheorie in der Palliativmedizin Rasches Erkennen des innerfamiliären Beziehungsmodells Dynamik innerhalb des Familiensystems damit besser verständlich Therapieoptionen werden klarer Optimierung der medizinisch/therapeutischen Begleitung

Ziel: Versuch einer korrigierenden Erfahrung.

Sicheres BM Bindungsperson: Zuverlässig-vorhersehbar Bindungsperson: Sicherer Hort in Notsituationen körperlicher Nähe Klare Grenzen Nimmt das Kind an wie es ist Führt durch Leid Kind reagiert: Offenes Ziegen von Emotionen Sucht Körperkontakt Lernt Nähe und Distanz Stabiles Selbstbewustsein Lernt das Leid vorbeigeht

Sicheres Bindungsmuster Interaktion Patienten /Familie Offene, klare Kommunikation betr. Krankheit Offene, klare, gut nachvollziehbare Gefühlsäusserungen Annehmen von Hilfsangeboten Präsenz der Angehörigen

Sicheres Bindungsmuster Kindheitsgeschichte Klare,emotional lebendige Erinnerungsfähigkeit Realistische Beurteilung von Beziehungen Starke persönliche Identität Liebevolle,nicht unkritische Beurteilung der Eltern

Sicheres BM Hilfsangebote Medizinische Behandlung Pflegerische Unterstützung Soziale Unterstützung Gesprächsangebote: spirituell/psychologisch Häusliche Begleitung

Unsichere BM Unsicher-vermeidendes BM Bindungsperson:Vorhersehbar-unangemessen Bindungsperson: Zurückweisung von körperlicher Nähe Emotionale Ablehnung Fehlende Zuwendung meist hoher Leistungsdruck Kind reagiert: Emotionsvermeidend (v.a. negative Affekte) Stressfaktoren hoch Angst vor Abhängigkeit= Betonung EIGENER Unabhängigkeit

Unsichere Bindungsmuster Unsicher Vermeidendes BM Interaktion Patient/Familie Kontakt eher spröde,emotionslos körperliche Distanz Eher kühle, Atmosphäre Wenig emotionalen Traueräusserungen Eher Verleugnen der Situation,gegenseitiges Schützen Neigung zu Aktivitäten,latent gespanntaggressive Haltung

Unsicher-Vermeidendes BM Beobachtung: Gesichtsmimik:angstvoll geöffnete Augen Oder,(v.a in emotionalen Situationen): geschlossene Augen Körperhaltung:geballte Fäuste (Wut) Zittern, Unruhe, Spannung Sprachlicher Diskurs: inkohärentes Kommunikationsverhalten

Unsicher- Vermeidendes BM Erinnerung lückenhaft Kindheit Erinnerung idealisiert (wunderbare Kindheit und Eltern) Umdeutung negativer Erfahrungen Oft fehlende Unterstützung,wenig körperliche Nähe Frühe Ablösung von zuhause Unabhängigkeit über alles! Man statt Ich -Beschreibungen Strategie der Minimierung von Bindungserfahrungen= dismissing of Attachement

Unsicher-Vermeidendes BM Therapieziel: Emotionale Nähe durch Sichere,vorhersehbare konstante Präsenz = Sicheres Bindungsangebot des Gesamtteams

Unsicher-Vermeidendes BM Therapeutisches Ziel: Korrigierende Erfahrung! Möglichkeit Abhängigkeit anzunehmen Gefühle zuzulassen Ehrliche,offene Gespräche mit Angehörigen Auseinandersetzen mit dem Sterbeprozess

Unsicher Ambivalentes BM Bindungsperson: unangemessen,unvorhersehbar Bindungsperson: ambivalent: Überreaktionen Eher nach ihrer eigenen Befindlichkeit an dem Bedürfnis des Kindes vorbei Explorationswünsche werden eher verhindert Kind reagiert: Trennungsvermeidend Mit Trennungsangst Emotional verunsichert Vermeidet Unabhängigkeit

Unsicher-Ambivalentes BM Kindheit Überschwängliche, oszillierende Gefühle Wunderschöne Kindheit sehr detallierte Beschreibung manchmal Parentifizierung Grosse Familientraditionen Späte/keine Ablösung vom Elternhaus Trennung Katastrophe

Unsicher-Ambivalentes BM Interaktion Patient/Familie Beziehungen überbesorgt, klammernd Konstant grösste Ängste Drohender Verlust nicht vorstellbar Versuch einer konstanten Präsenz und Idealen Betreuung Nähe/Distanzproblem Hohe Ambivalenz der Wünsche Begleitung:Patient rutscht aus dem Zentrum

Unsicher-Ambivalentes BM Therapieziel Klärung und Strukturierung der Situation durch Sichere,vorhersehbare,konstante Präsenz =Sicheres Bindungsangebot

Unsicher-Ambivalentes BM Therapeutisches Ziel Korrigierende Erfahrung! Klare Strategien,Übersichtlichkeit der Situation Stärkung der Autonomie des Patienten Letzte Möglichkeit zur Individualisierung Dabei:Unterstützung und Wertschätzung der Angehörigen

Desorganisiertes BM Bindungsperson Traumatisierend Bindungsperson : Kind reagiert Ist kein Sicherer Hort sondern gleichzeitig die Angstquelle Ursache für seelische,körperliche, sexuelle Gewalt In Notsituationen ohne klares Muster

Desorganisiertes BM Verhalten Patient/ Angehörige Chaotisches Verhalten Desorganisation scheint im Sterbeprozess verstärkt Chaotische Emotionen: Panik,Aggression, Verzweiflung,Depression im Wechsel Tranceartige Zustände

Desorganisiertes BM Kindheit Unverarbeitete Traumata Verlust/ Tod früher Bindungspersonen Körperliche, seelische sexuelle Gewalt in der Familie, wichtig: Intensität,Dauer, Nähe des Erlebens Flucht, Vertreibung, Kriegserlebnisse Vorsicht bei biographischen Gesprächen:Retraumatisierung!!

Desorganisiertes BM Interaktion Patient/Familie Meist kein funktionierendes Familiensystem, oft Singels Oft aggressive Distanz oder Nähe Chaotische Familienverhältnisse

Desorganisiertes Bindungsmuster Beobachtungen Sprachliche Desorganisation: Veränderung der Tonlage, plötzliches Schweigen,Absancen Extreme Ambivalenz Impulsdurchbrüche Neigung zu psychischer Dekompensation Teamspaltungstendenz Angst/Panikattacken

Desorganisiertes BM Therapieziel Versuch einer emotionalen Neuerfahrung: Sicher vorhersehbare kontinuierliche Begleitung = Sicheres Bindungsangebot

Desorganisiertes BM Dadurch manchmal: Stabilisierung der Chaotische Situation Verhinderung von Gefühlsdurchbrüchen, Panikattacken,Agitiertheit und Psychatrischen Symptomen

Desorganisiertes BM Team Grosse Herausforderung!!!!! Verhalten: Freundlichkeit, Strenge Klare Grenzen Konstanter Austausch untereinander Ggf. Supervision

KINDHEIT Elastische Beziehungen -Stimmiges Berichten guter und schlechter Erinnerungen -Angemessene Ablösung - Angemessene,lebendige Gefühlsäusserungen, - Realistische Beurteilung von Beziehungen - Starke Persönliche Identität Unelastische Beziehungen -Mangelnde Erinnerungen ohne konkrete Belegung -Frühe Ablösung zur Selbstständigkeit - Vermeidung von Gefühlen wegen konsequenter Zurückweisung - Beziehungsabwertung, Bagatellisierung, Idealisierung - Betonung eigener Unabhängigkeit S.: schwingend KS: offen, Berührungen finden statt K: kooperationsbereit A: angenehm T: stimmig T: dramatisch S: heftig schwingend KS: klammernd, erregt, gestikulierend K: wortreich, unstrukturiert A: heftiger Wechsel Trauer, Wut, Angst sicher unsicher ambivalent VERHALTEN unsicher vermeidend BINDUNGSMUSTER desorganisiert S: wenig modulierend KS: verschlossen, kein Körperkontakt K: wortkarg, lange Pausen A: starr, aggressiv, ängstlich, depressiv T: Unruhe, Delir, Affektdurchbrüche T: oft delirante Entgleisung Verhalten nicht einzuordnen Ambivalente, verworrene, verstrickte Beziehungen - Übertriebene,schwärmerische Berichte einer wunderschönen Kindheit - enger Familienzusammenhalt, Familientraditionen - Gefühlsüberflutung, hysterisch - Unstete Bewertung von Bindungserfahrungen, keine Strategien - späte Ablösung,keine eigenständige Identität S=Sprache, KS=Körpersprache, K=Kommunikation, A=Affekte, T=Terminalphase Kein erkennbares Muster - Nicht einzuordnende Erzählung, Abbrüche - Heftige Affektsprünge und Durchbrüche - Keine Fähigkeit zur Bewertung von Bindungserfahrung - Keine Identität

Sicheres Bindungsangebot Stützende Gespräche Entwickeln lösungsorientierter Strukturangebote Kompetente Begleitung Therapieoptionen Versuch einer korrigierenden Erfahrung für Patient U N D Familie Sicheres Bindungsangebot Fürsorgeverhalten (= Ansprechen des aktivierten Bindungssystems) Flexibilität von Nähe und Distanz Beobachtung nonverbaler Reaktionen Spiegeln von Gefühlen,auch der Familie Unterstützen aber auch Ertragen von Emotionen,auch der Familie Vorsichtiger Umgang mit Gefühlsabwehr ( Try to keep my balance ) Mit Familie:Entwickeln von Strukturen für die verbleibende Zeit Sicheres Bindungsangebot Sichere, vorhersehbare Verfügbarkeit des Teams Unterstützung von Autonomie des Patienten Klarheit, Rahmen-setzende Strukturen,auch Familie sicher unsicher ambivalent Zeit Ertragen stark schwankender Affekte von Patient und Familie Mit Familie und Patient:Entwickeln eines Geländers für die verbleibende Zeit unsicher vermeidend BINDUNGSMUSTER desorganisiert S=Sprache, KS=Körpersprache, K=Kommunikation, A=Affekte, T=Terminalphase Sicheres Bindungsangebot Bewusstsein entwickeln für desorganisiertes Bindungsmuster durch Supervision im Team Strukturieren, Grenzen setzen, Immer Beziehungskonstanz Mittragen von starken emotionalen Schwankungen Retraumatisierung (Panikattacken, Aggressionsdurchbrüche, delirante Psychosen, depressive Reaktionen bis stuporöse Zustände) Mittragen des sozialen Umfeldes,Versuch zu Strukturieren