Inhalte der Präsentation: 1. Begriffserklärung. 2. Umfang des Lexikons. 3. Nomen und Verben. 4. Hypothesen und Fragestellungen

Ähnliche Dokumente
Lexikalische Fähigkeiten bilingualer Kinder mit Migrationshintergrund. Eine Studie zum Benennen von Nomen und Verben im Russischen und Deutschen.

Lexikalische, morphologische und syntaktische Symptome der SSES - Übergreifende oder selektive Störung? Christina Kauschke. Universität Potsdam

Erstsprache, Zweitsprache, Spezifische Sprachentwicklungsstörung?

"Die Auswirkung der farblichen Darstellung auf die Benennleistung von Nomen bei Patienten mit Aphasie".

Inhalte der Präsentation

Martina Stroh

T h e o r e t i s c h e r Ü b e r b l i c k

Inhaltsverzeichnis. Danksagung. Abbildungs Verzeichnis

4.3 Sprachpädagogische Diagnostik bei Verdacht auf Sprachentwicklungsstörungen bei mehrsprachigen Kindern

Inhalt. Dank Verzeichnis der Abkürzungen Verzeichnis der Tabellen Verzeichnis der Diagramme Einleitung...

Projekttitel Therapiestudien

Vorwort Einleitung... 13

Sprachliche Profile mehrsprachiger Kinder. Dr. Tanja Rinker, Zentrum für Mehrsprachigkeit, Universität Konstanz

4.3 Sprachpädagogische Diagnostik bei Verdacht auf Sprachentwicklungsstörungen bei mehrsprachigen Kindern

Wortschatzdiagnostik bei mehrsprachigen Kindern

Sprachbildung und Sprachförderung im Elementarbereich. Herausforderungen, Erkenntnisse, Notwendigkeiten

Diagnostik von Sprachentwicklungsstörungen bei Kindern mit Deutsch als früher Zweitsprache (DafZ) Birgit Ehl Lehr- und Forschungslogopädin (M.Sc.

DIE VERBVERARBEITUNG BEI ALZHEIMER-DEMENZ UND PRIMÄR PROGRESSIVER APHASIE EIN VERGLEICH

Inhaltsverzeichnis. Vorwort 5

Spracherwerbstheoretische und diagnostische Frühindikatoren spezifischer Sprachentwicklungsstörungen

Schriftspracherwerb in der Zweitsprache

Mehrsprachigkeit - Chance und Herausforderung im pädagogischen Alltag

Schwächen der Wortabrufqualität. Schwächen der Wortabrufqualität in Kombination mit Lese- Rechtschreibschwächen

Wortschatzdiagnostik bei mehrsprachigen Kindern

Inhaltsverzeichnis. Vorwort Einleitung... 11

Sprache verbindet: Mehr Sprache(n) mehr Chancen

7 Hypothesen hinsichtlich der Entwicklung der Sprachfähigkeiten bis zum Ende des 2. Schuljahrs

Der Einfluss von Sprachfördermaßnahmen und Kontaktzeiten mit der Zweitsprache Deutsch auf den Lexikonerwerb bei jüngeren bilingualen Vorschulkindern

Die projektinterne LST-LTS-Wortliste als Grundlage für entwicklungsproximales Vorgehen in der rezeptiv lexikalischen Therapie

Geleitwort Danksagung Abbildungsverzeichnis Tabellenverzeichnis Abkürzungsverzeichnis Zusammenfassung...

3 MODELLVORSTELLUNGEN ÜBER DIE SPRACHPRODUKTION 75

eine eye-tracking Studie

Starke und schwache Sprachen?

Sprachförderung in Kindertageseinrichtungen

Ein Methodenvergleich anhand zweier Einzelfalltherapiestudien an zweieiigen Zwillingen. Stephanie Ganzer

INHALT Fazit Topik auf der Satzebene Topik auf der globalen Ebene des Textes Fazit 36

Handbuch Spracherwerb und Sprachentwicklungsstörungen

AMBULANTE CONSTRAINT - INDUCED THERAPIE FÜR APHASIE: EINE EINZELFALLSTUDIE ZUR PRÜFUNG DER WIRKSAMKEIT

Sprachentwicklung und Sprachförderung im Elementarbereich

Inhaltsverzeichnis. Grundlagen, Diagnostik und Förderung der Sprachentwicklung... 1

Stefanie Düsterhöft, Dorothea Posse, Nathalie Topaj, Felix Golcher, Natalia Gagarina

Deutsch-polnische Familien: Ihre Sprachen und Familienkulturen in Deutschland und in Polen

Theoretischer Hintergrund, Zielsetzungen und Fragestellungen der Studie

Diagnose / Behandlungsstand bei Übernahme

Language Awareness und bilingualer Unterricht

Aphasie bei Mehrsprachigkeit

Diplomarbeit. Titel der Diplomarbeit. Der Entwicklungsstand von 3-6 jährigen Kindern mit türkischem Migrationshintergrund. Verfasserin.

Wie mehrsprachige Kinder in der Deutschschweiz mit Schweizerdeutsch und Hochdeutsch umgehen

0. Notierungen Mehrsprachige Aneignung, Determination und Genus...13

Mehrsprachigkeit Hindernis im Spracherwerb?

Unterrichtsmaterialien in digitaler und in gedruckter Form. Auszug aus: Sprachförderung: 102 Gespensterchen. Das komplette Material finden Sie hier:

Bibliografische Informationen digitalisiert durch

Gegenstände der Sprachwissenschaft: Aufgaben

Präsentation

Normierung & Auswertungsraster

Assoziation Regelanwendung Auswendig gelernt? Ergebnisse einer Studie mit deutschen Kindern mit und ohne SLI

Kompetenzprofile Sprache

Spracherwerb. Lexikalische und semantische Entwicklung am Beispiel kindlicher Benennleistungen

Auditive Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörung (AVWS) kritisch hinterfragt. Fallbeispiel. Meike Brockmann-Bauser & Dorothe Veraguth

SEMANTIK & DEMENTIELLE ERKRANKUNGEN

Mehrsprachigkeit in der Kindertagesstätte. Überlegungen aus Sicht der Spracherwerbsforschung

Seminarunterlagen. Auditives Feedback - System. Erwachsene sind Sprachvorbild: Monat: Erstes Sprachverständnis

Sprachtherapie mit mehrsprachigen Kindern: Herkunftssprachengrammatik berücksichtigen in Diagnostik und Therapieableitung

Zweisprachigkeit Bilinguismus

Seminarmaterial zum Abschnitt 2.1 Version vom Deutsche Grammatik verstehen und unterrichten. erarbeitet von Matthias Granzow-Emden

Aufgaben zu Kapitel 3

Denken Gehörlose anders?

Türkisch für SprachtherapeutInnen Grammatische Eigenschaften der Herkunftssprache in der Zweitsprachdiagnostik Deutsch berücksichtigen

Deutsche Sprache, schwere Sprache: Ursachen für die Problematik beim Erwerb der Zweitsprache Deutsch bei türkischen Kindern

Fehleranalyse Schreiben (FeSCH): Bi- und monolinguale Kinder im Vergleich

Psycholinguistik. p. 1/28

Deutsch/Jg 5.1. Nr. 1 im 1. Hj.

Persönliche PDF-Datei für C. Kiese-Himmel, L. Sellner, A.-K. Bockmann

Die Selbstbeurteilung als Methode zur Erfassung der Kommunikationsfähigkeit bei Aphasie

Forschungstag BAMF Forum: Integration jenseits des Arbeitsmarktes

Wie schreibe ich eine Hausarbeit? Anforderungen Vorgehensweise Häufige Fehler

SELBSTKONZEPT UND KREATIVITAT VON MENSCHEN MIT GEISTIGER BEHINDERUNG

Lehramt BA Prim / BA Sek 1. Bachelorarbeit

Kindliche Sprachentwicklung und Mehrsprachigkeit: Einführende Überlegungen

Lehrforschungsprojekt Webpräsentation zur Hausarbeit

Spektrum Patholinguistik 7 (2014)

Sprachstörungen bei Kindern im Vorschulalter

Wahrnehmungsförderung mit dem FRODI-Frühförderkonzept

Semantik und Pragmatik

Wortschatzförderung im Unterricht. Spezielle Prinzipien. Allgemeine Prinzipien. Geometrische Körper Kl. 3 / 4 Inhaltliche Ziele

Psycholinguistik. Definition: Psycholinguistik (synonym: Sprachpsychologie) erforscht das kognitive (mentale) System, das den Sprachgebrauch erlaubt.

Einleitung. Liebe Leserin, lieber Leser,

2. Sprachentwicklung und Sprachentwicklungsstörungen 17

Diagnostik. Semantisch-lexikalischer Fähigkeiten

Inhalt. Einleitung 1

Vorschulische Sprachstandserhebungen in Berliner Kindertagesstätten: Eine vergleichende Untersuchung

Bilingualität und narrative Strukturen: Aspekt-Tempus-Verwendungen. russisch-deutscher Kinder

Förderung der Pluralbildung bei bilingualen Kindern - welche Rolle spielt die Erstsprache?

Emotionale Entwicklung I: Emotionsverständnis. Die Entwicklung von Emotionsverständnis und sein Einfluss auf die soziale Kompetenz

Schlüsselsituation Sprache

Anhang. Muster für eine. Dokumentation der. individuellen. Lernentwicklung

Deutsch lernen im Kindergarten

Einführung in die Fragebogenerstellung. Jasmin Hügi Herbstschule 2012

Strukturvorschläge für wissenschaftliche Arbeiten

Transkript:

DIE LEXIKONENTWICKLUNG DER UMGEBUNGSSPRACHE DEUTSCH BEI BILINGUALEN KINDERN MIT DER HERKUNFTSSPRACHE TÜRKISCH. EINE EMPIRISCHE STUDIE ZUR ENTWICKLUNG VON NOMEN UND VERBEN IM BILINGUALEN LEXIKON UND DER VERGLEICH ZU MONOLINGUALEN MUSTERN. Inhalte der Präsentation: 1. Begriffserklärung 2. Umfang des Lexikons 3. Nomen und Verben 4. Hypothesen und Fragestellungen 5. Methode und Probanden 6.Ergebnisse 7. Fazit und Ausblick 20. Oktober 2012 Lexikonentwicklung der Umgebungssprache Deutsch bei bilingualen Kindern mit der Herkunftssprache Türkisch S. Freyert 1. BEGRIFFSERKLÄRUNG Definition von KRACHT (2000, S.25) Zweisprachigkeit als Form sprachlicher Handlungsfähigkeit Formen von Zweisprachigkeit: simultaner Zweitspracherwerb Beginn des Zweitspracherwerbs innerhalb der ersten beiden Lebensjahre sukzessiver Zweitspracherwerb - Beginn des Zweitspracherwerbs zwischen 3. und 10. Lebensjahr (CHILLA 2010) Erstsprachniveau möglich 2 1

2. UMFANG DES LEXIKONS monolinguales Lexikon referentielle Wortverwendung mit 12 Monaten mit 18 Monaten ca. 50 aktive Wörter mit 24 Monaten ca. 200-300 aktive Wörter (BATES 1995) bilinguales Lexikon reduzierte Lexika bilingualer Kinder im Vergleich zu gleichaltrigen Monolingualen Gesamtwortschatz (Wortmenge aus L1 und L2) aber vergleichbar groß aktiver Wortschatzumfang nach Ende der Pubertät uneingeschränkt vergleichbar (TAESCHNER 1983) 3. NOMEN UND VERBEN monolingualer Spracherwerb deutsch Nomen früher und dominierend bis zum 30 LM. Mit 36 Monaten dominieren Verben (KAUSHCKE 2000) Spontansprachstudie Beim Benennen werden Nomen signifikant besser Benannt als Verben (im Alter von 2,6-7,11 (KAUSCHKE 2007) Spontansprachliche Analysen Verben dominieren ab 3,0 Jahren Benennleistungen - Nomenvorteil bilingualer Zweitspracherwerb -türkisch/deutsch o in der Spontansprache haben Nomen und Verben eine bedeutungsvolle Rolle (JEUK 2003) o Nomen- höchster Anteil aller Wortarten, Verben zweithöchster Anteil (KARASU 1995) 4 2

4. HYPOTHESEN UND FRAGESTELLUNGEN Untersuchung und Vergleich der lexikalischen Fähigkeiten beim Benennen von Nomen und Verben bei bilingualen und monolingualen Kindern Monolinguale Kinder Entwicklung der Benennleistungen- Verbesserung mit zunehmendem Alter Unterschied zwischen Nomen und Verben? Nach KAUSCHKE (2007) werden Nomen besser benannt Welche Strategien bei Fehlbenennungen? Einfluss der Wortarten? Bilinguale Kinder Entwicklung der Gesamtbenennleistungen in der Umgebungssprache deutsch Welche lexikalische Fähigkeiten zum Zeitpunkt der Einschulung? Reduzierte Lexika, aber Verbesserung der Leistungen mit ansteigendem Alter Unterschied Nomen Verben? Ausweichstrategien erfassen Einfluss der Wortarten und des Alters Borrowing? Vergleich Gesamtbenennleistungen - Benennleistungen in den verschiedenen Wortarten. Fehlerstrategien 5 5. METHODE UND PROBANDEN Benenntest Methode Bildbenennung Items von KAUSCHKE (2007) ; Zusammenstellung farbiger Fotografien 36 Nomen (Ein/Zweisilber, Konkreta, 18 nat. Nomen, 18 unbelebte N. Artefakte) 36 Verben (Zweisilber, 18 Transitive, 18 Intransitive) Benennung nach Vorlage der einzelnen Bilder, korrekt-falsch Falsche Benennungen wurden wörtlich notiert und klassifiziert (in Anlehnung an KAUSCHKE) Probanden Hör-, Entwicklungsstörungen und kog. Einschränkungen anamn. ausgeschlossen Bilinguale Stichprobe / 26 Kinder 3 Gruppen AG 4 (10); AG 5 (10); AG 6 (6) 4 Kriterien zur Aufnahme in die Studie homogene Erwerbssituation Monolinguale Stichprobe / 40 Kinder 4 Gruppen AG 3 (10); AG 4 (10), AG 5 (10); AG 6 (10) 6 3

6. ERGEBNISSE Monolinguale Stichprobe Verbesserung der Gesamtbenennleistungen mit steigendem Alter Nomen in jeder AG besser benannt als Verben Häufigste Fehlerstrategie bei Nomen semantisch klassifikatorische Ersetzung Häufigste Fehlerstrategie bei Verben Umschreibung mit semantischer Relation 7 6. ERGEBNISSE Bilinguale Stichprobe Verbesserung der Gesamtbenennleistungen mit zunehmendem Alter in AG 5 Verbvorteil, Nomen erst in der AG 6 besser benannt Häufigste Fehlerstrategie bei Nomen semantisch klassifikatorische Ersetzung und Nullreaktion Häufigste Fehlerstrategie bei Verben Umschreibung mit semantischer Relation Borrowing nie über 5 %, weder bei Nomen noch bei Verben 8 4

7. FAZIT und AUSBLICK Bei beiden Stichproben Einfluss des Alters auf die Gesamtbenennungen sichtbar Gesamtzahl korrekter Benennungen in allen bilingualen AG niedriger als in den monolingualen AG Abstand verringert sich mit steigendem Alter - evtl. Aufholen der bilingualen Kinder ABER : gleiche lexikalische Fähigkeiten im Benennen der bi. AG 6 und der mono. AG 3 Normalitätserwartungen zum Schulbeginn Sprachtherapie Appell Sprachförderung im Kindergarten 9 7. FAZIT Einfluss der Wortart auf die Benennleistungen Monolinguale Stichprobe eindeutiger Nomenvorteil, starke Nomen- Verbdifferenzen Bilinguale Stichprobe erst in der AG 6 ein leichter Nomenvorteil Gemeinsamkeiten der Fehlerstrategien Einfluss der Wortart auf die Fehlerstrategie sichtbar KAUSCHKE s Ergebnisse bestätigt NOMEN semantisch klassifikatorische Ersetzung Nullreaktionen bei Bilingualen schwächere lexikalische Leistungen geringere Fähigkeit auf semantisch klassifikatorische Begriffe auszuweichen VERBEN Umschreibung mit semantischer Relation 5

Gegenüberstellung Gesamtbenennen bi- und monolingualer Kinder Was macht der? Die Blümen. Er macht zu die Blüme Wasser, das die so blümen. Verstehst du? (Koray 4,0) Blumen füttern. Wasser geben. (Shakir, 6,4) 6

Vielen Dank 7

Gegenüberstellung des Erwerbsalters zum Erwerbsbeginn und der Kontaktzeit zur Umgebungssprache Durchschnittliche Alterszusammensetzung der einzelnen bilingualen- und monolingualen Gruppen. 8

Artefakte /natürliche Nomen monolinguale Kinder Artefakte/natürliche Nomen bilinguale Kinder Qualitative Auswertung der monolingualen Stichprobe Häufigste Fehlerstrategien / Nomen Häufigste Fehlerstrategien / Verben 9

Qualitative Auswertung der bilingualen Stichprobe Häufigste Fehlerstrategien / Nomen Häufigste Fehlerstrategien / Verben Gegenüberstellung der Wortarten Bilinguale und monolinguale Stichprobe Durchschnittlich korrekt benannte Verben Durchschnittlich korrekt benannte Nomen 10

DER VERGLEICH DER NOMENBENENNUNG BILINGUALER KINDER MIT DEN JEWEILS EINE GRUPPE JÜNGEREN MONOLINGUALEN KINDERN Gegenüberstellung einzelner bilingualer Probanden und den Mittelwerten der entsprechenden monolingualen Altersgruppen 11