Pflugloser Rübenanbau spart Arbeit, Kosten und Energie

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Transkript:

Pflugloser Rübenanbau spart Arbeit, Kosten und Energie Neun verschiedene Mulchsaat-Varianten wurden 1999 kritisch unter die Lupe genommen. Die Ergebnisse stellt Dr. Ulrich Lehrke, LK Hannover, Bezirksstelle Braunschweig, vor. samt neun verschiedene Mulchsaat-Varianten im Rahmen eines Streifenversuches (ca. 1 ha/variante)in Salzgitter-Üfingen verglichen. Die Anbausysteme sind in Übesicht 1 beschrieben. Vorfrucht war Wintergerste. Grunddüngung und Kalkung wurden betriebsüblich durchgeführt. Aufgrund der intensiven Niederschläge im Oktober 1998 wurde auf die Herbstfurche verzichtet. Die Frühjahrsfurche als Vergleichsvariante mit und ohne Zwischenfruchtanbau (Var. 1 + 2) ist vor allem auf den schluffigen und sandigen Böden nach wie vor sehr verbreitet. Sie hat den Vorteil, dass sich die Böden im Frühjahr sehr schnell er- Immer mehr Rübenanbauer bestellen ihre Zuckerrüben im Mulchsaatverfahren. Vor allem in erosionsgefährdeten Lagen sollte der Anteil pfluglos bestellter Flächen noch weiter ausgedehnt werden, um Bodenabträge zu mindern. Diese Forderung wird durch das Bodenschutzgesetz künftig noch verschärft. Auch aus betriebswirtschaftlicher Sicht sind die pfluglosen Anbausysteme interessant, um Energie und Kosten zu sparen. Welche Anbauverfahren eignen sich am besten zur Mulchsaat von Rüben? Um diese Frage zu klären, wurden 1999 insgewärmen, so dass die Jugendentwicklung der Rüben gefördert wird. Ihr Nachteil: Vor allem schluffige Böden verschlämmen nach intensiver Saatbettbereitung sehr leicht und der Feldaufgang der Rüben leidet. Auf Sandböden kommt es verstärkt zu Winderosion. Um dieses Problem zu lösen, wurden auf einigen Betrieben gute Erfahrungen mit der Aussaat von Wintergerste nach dem Pflügen gesammelt. Diese muss zwar in der Bestockung mit einem Gräserherbizid abgespritzt werden, die absterbenden Pflanzen bieten aber ausreichend Schutz für die auflaufenden Rüben. Erfolgreich kann die Frühjahrsfurche jedoch nur sein, wenn die Böden zum Zeitpunkt des Pflügens ausreichend abgetrocknet sind. Im Versuch erfolgte die Pflugfurche am 6. April unmittelbar vor der Aussaat. Nach dem Pflügen mit Packer wurde am nächsten Tag die Saatbettbereitung mit dem Kreiselgrubber (Keilringpackerwalze) durchgeführt. Übersicht 1: Diese Anbausysteme wurden verglichen Stoppel- Zwischen- Primäre Saatbett- Round N-Dg. System bearbeitung frucht Bearbeitung bereitung up Herbst 1 Frühjahrsfurche 2 x Grubber Pflug, Frühjahr Kreiselgrubber 2 Frühjahrsf. Ackerbohne 1 x Grubber Ackerbohne* Pflug, Frühjahr Kreiselgrubber 3a MSmS Ölrettich 1 x Grubber Ölrettich* Pflug, Sommer Kreiselgrubber 4 l/ha 40 3b MSmS Senf 1 x Grubber Senf* Pflug, Sommer Kreiselgrubber 40 4a MSmS Phacelia 1 x Grubber Phacelia Pflug, Sommer Kreiselgrubber 40 4b MSoS Phacelia 1 x Grubber Phacelia Pflug, Sommer 4 l/ha 40 5 MSmS Ackerbohne 1 x Grubber Ackerbohne* Parapflug, Grubber/ Sommer Kreiselegge 6 MSmS Strohmulch 2 x Grubber Parapflug, Grubber/ Sommer Kreiselegge Grubber/ 7 MSmS Strohmulcch 2 x Grubber Kreiselegge 8 MSmS Senf Senf Airsem (Rau) Kreiselgrubber 4 l/ha 40 Grubber/ 9a MSmS Strohmulch * Kreiselegge 9b Direktsaat (Teilfläche) * * Flächen wurden am 15.11.1998 bei Frost geschlegelt 88 top agrar 2/2000

Insgesamt wurden neun verschiedene Mulchsaat-Varianten im Rahmen eines Streifenversuches verglichen. Seit Einführung der Mulchsaat ist das Verfahren mit Sommerfurche und Zwischenfruchtanbau in erosionsgefährdeten Anbaugebieten weit verbreitet. Als geeignete Zwischenfrüchte werden vor allem Phacelia (Var. 4) und Senf (Var. 3b) empfohlen. Beide Zwischenfruchtarten frieren sicher ab. Senf muss allerdings bei guter Entwicklung über Winter abgeschlegelt werden. Phacelia eignet sich darüber hinaus auch sehr gut für eine Mulchsaat ohne Saatbettbereitung (MSoS), da die Zwischenfruchtreste leicht brechen und bei der Aussaat nicht stören. Beim Anbau von Ölrettich (Var. 3a) ergeben sich vereinzelt Probleme durch Rettichbildung und schlechtes Abfrieren, so dass Ölrettich in Verbindung mit Mulchsaat wenig verbreitet ist. Unbestritten ist jedoch, dass Ölrettich neben einer besseren Nährstoffaneignung aufgrund der intensiven Durchwurzelung bei einer im Herbst oder im frühen Frühjahr kann die Bodenerwärmung verbessern und die Jugendentwicklung der Rüben fördern. Dieses Anbauverfahren setzt allerdings frühräumende Vorfrüchte (z. B. Wintergerste) voraus, da v. a. Phacelia und Ölrettich spätestens bis zum 20. besser noch 15. August gesät werden sollten. Im Versuch erfolgte die Aussaat am 1. August, so dass eine optimale Zwischenfruchtentwicklung sichergestellt war. Ölrettich und Senf wurden im Dezember über Frost abgeschlegelt. Die Saatbettbereitung erfolgte ebenfalls mit dem Kreiselgrubber. Die Hälfte der Phaceliavariante wurde nicht bearbeitet, so dass hier aufgrund eines hohen Mulch-Bedeckungsgrades von etwa 50 % ein größtmöglicher Erosionsschutz sichergestellt wurde. Vor der Saatbettbereitung wurden die Ölrettich-Variante wegen des Wiederaustriebes und die nichtbearbeitete Phafrühen Aussaat vor allem eine hohe Nematodenreduktion gewährleistet. Sommerfurche: Stroh sorgfältig einarbeiten! Voraussetzung für das Gelingen des Anbauverfahrens mit Sommerfurche ist eine sorgfältige Stroheinarbeitung, da zum Zeitpunkt des Pflügens die Strohrotte noch nicht eingesetzt hat. Vor dem Pflügen ist daher eine Stoppelbearbeitung erforderlich. Vorschäler sollten möglichst abgebaut werden. Bei Vorfrüchten mit sehr hohem Strohanfall (Roggen) ist auch das Strohbergen zu erwägen. Nach einem niederschlagsreichen Herbst kommt hinzu, dass Böden mit einem hohen Schluffanteil im Frühjahr häufig abbinden, so dass sie sehr langsam abtrocknen und sich die Aussaat verzögert. Eine flache Saatbettbereitung evt. bereits top agrar 2/2000 89

Übersicht 2: Stickstoff- und Schwefeldynamik bei den Anbausystemen kg N/ha kg S/ha 250 N min Herbst 98 N min Frühj. 99 N min Mai 99 S min Frühj. 99 30 200 150 100 50 0 130* Frühjahrsfurche Sommerfurche MSmS Ölrettich Sommerfurche MSmS Senf Sommerfurche MSmS Phacelia celia-variante wegen geringer Verunkrautung mit 4 l/ha Round up abgespritzt. Weniger Probleme mit dem Strohmanagement ergeben sich bei pfluglosen Anbauverfahren. Diese Bestellverfahren können auch in Verbindung mit Zwischenfruchtanbau erfolgen, z. B. Leguminosen (Var. 5) oder Senf (Var. 8). Phacelia und Ölrettich erfordern dagegen meist den Pflugeinsatz. Vor allem nach Weizen wird zunehmend das Strohmulchverfahren praktiziert (Var. 6/7). Im Herbst sind in Abhängigkeit von den Strohrottebedingungen zwei bis drei Grubberarbeitsgänge erforderlich, um eine entsprechende Stroheinarbeitung zu gewährleisten und das Ausfallgetreide zu beseitigen. Um die Grubber-Arbeitsgänge zu begrenzen, reicht es vor allem nach Weizen, erst ab Mitte September zu grubbern. Um Verdichtungen zu beseitigen, bietet sich nach der Getreideernte eine tiefe Lockerung unterhalb der Pflugsohle (z. B. mit einem Parapflug) an. Zur Stabilisierung der Lockerung ist der Anbau einer tiefwurzelnden Zwischenfrucht (u. a. Ackerbohne) anzustreben (Var. 5). Im Versuch wurde ein Leguminosengemisch aus Bohnen, Erbsen und Wicken auf die gelockerten Stoppel mit einem Großflächenstreuer ausgebracht und anschließend eingegrubbert. Die Leguminosen wurden ebenfalls vor Winter abgeschlegelt. Parapflug MSmS Strohmulch Parapflug MSmS Ackerbohne Airsem MSmS Senf Direktsaat * kg N/ha, im Frühjahr gedüngt Quelle: LK Hannover, 1999 Anbausysteme mit Zwischenfrüchten wiesen im Herbst nur 10 kg N/ha Restnitrat auf. Die Schwefelgehalte betrugen je nach Zwischenfruchtanbau 14 bis 25 kg S/ha. 30* 150* 80* 100* Weniger Kosten durch noch weniger Arbeitsgänge? 25 20 15 10 Um die Arbeitserledigungskosten zu senken, stellt sich die Frage, ob die Stoppelbearbeitung im Herbst mit einem Intensivgerät (Airsem oder Dutzi) auf einen Arbeitsgang beschränkt werden kann (Var. 8) oder ob eine Herbstbearbeitung grundsätzlich eingespart werden sollte. In der Variante 9a wurde daher erst im Frühjahr eine intensive Bodenlockerung vorgenommen. In der Direktsaatvariante 9b wurde auf einer Teilfläche von etwa 500 m 2 auf eine Bodenbearbeitung vollständig verzichtet. Die Fläche wurde nur im Herbst einmal geschröpft, da Ausfallgerste und Hirse Senf friert meistens sicher ab. Gut entwickelte Senfbestände müssen aber vor Winter unbedingt geschlegelt werden. 5 0 stark entwickelt waren. Alternativ kann der Aufwuchs im Herbst auch mit einem Totalherbizid beseitigt werden. In den pfluglosen Anbausystemen wurde mit Ausnahme der Variante 8 im Frühjahr direkt vor der Aussaat ein Grubberstrich durchgeführt, da die Böden durch die Herbstniederschläge sehr fest lagerten. Diese tiefe Bearbeitung (ca. 8 bis 10 cm) ist allerdings zu diesem Zeitpunkt nur auf schluffigen und sandigen Böden möglich. Schwere Böden können v. a. nach pfluglosem Zwischenfruchtanbau bereits im Herbst oder über Winter nach dem Schlegeln nochmals flach gelockert werden. Alternativ zum Grubber kommen dafür vor allem im Frühjahr die Scheibenegge, die Spatenrollegge und der Feingrubber in Frage. Nach dem Abtrocknen erfolgte auch hier die Saatbettbereitung mit dem Kreiselgrubber. Alle Varianten wurden trotz der teilweise intensiven mechanischen Bearbeitung mit einem nichtselektiven Herbizid behandelt, da vor allem das Ausfallgetreide nach der Bearbeitung weiter wuchs. Die Aussaat erfolgte am 10. April mit einem Mulchsaatsägerät der Firma Kleine, das mit Schneidscheiben ausgestattet war. Diese technische Ausstattung ist Voraussetzung für eine störungsfreie Aussaat und sollte bei Neuinvestitionen berücksichtigt werden. Wie schnitten die verschiedenen Anbausysteme zu Zuckerrüben bei Nährstoffversorgung, Feldaufgang, Entwicklung, Ertrag, Qualität und Rentabilität ab? Zwischenfrüchte vermindern Nährstoffaustrag Es zeigte sich, dass durch den Anbau von Zwischenfrüchten die Nährstoffverlagerung über Winter verhindert werden Nach Bodenlockerungsmaßnahmen lassen sich die Lockerungen durch den Anbau tiefwurzelnder Ackerbohnen stabilisieren. 90 top agrar 2/2000

Übersicht 3: Deckungsbeiträge und Bereinigte Zuckererträge bei den Anbausystemen DM/ha 5000 4500 4000 3500 3000 2500 2000 Frühjahrsfurche Frühjahrsfurche Ackerbohne Sommerfurche MSmS Senf Sommerfurche MSmS Ölrettich Sommerfurche MSoS Phacelia Sommerfurche MSmS Phacelia kann. Die Herbst-N min -Untersuchungen (Übersicht 2) belegen, dass unter den Anbausystemen mit Zwischenfrüchten nur 10 kg N/ha als Restnitratgehalte messbar waren. Mit Ausnahme der im Herbst nicht bearbeiteten Variante 9, stieg der Herbstnitratgehalt ansonsten auf ca. 50 kg N/ha an. Die Stoppelbearbeitung fördert die N- Mineralistion im Herbst. Im Frühjahr kehrt sich das Bild um. Auffallend sind die sehr hohen N min -Gehalte nach dem Anbau von Ackerbohnen (109 kg N/ha). In den anderen Zwischenfruchtvarianten lag der N min -Gehalt bei ca. 50 kg N/ha. Dies unterstreicht, wie Deckungsbeitrag Parapflug MSmS Strohmulch Parapflug MSmS Ackerbohne * Rübengeld bei 77 % A- und 23 % B-Quote = Mischpreis 8,32 DM + 0,60 DM Rübenmark + Zuschläge f. höheren Zuckergehalt, o. MwSt. Bereinigter Zuckerertrag Grubber MSmS Strohmulch Airsem MSmS Senf MSmS Strohmulch wichtig eigene N min Untersuchungen v. a. nach Anbau von Leguminosen sind. Die N-Düngung nach Leguminosen wurde auf 30 kg N/ha begrenzt (Sollwert 160 kg N/ha abzüglich 30 kg N/ha für Zwischenfruchtanbau). In den Varianten 3 und 4 war eine Düngung von 80 bis 90 kg N/ha erforderlich. Nach Frühjahrsfurche ohne Zwischenfrucht und in den Strohmulch-Varianten wurden bei einem Sollwert von 160 kg N/ha 130 bis 150 kg N/ha gedüngt. Die N min Gehalte im Mai vor der Kopfdüngung belegen vor allem das N-Nachlieferungspotential nach Zwischenfruchtanbau. Die Stickstoffdüngung wurde mit AHL pur mit Flachstrahldüsen nach der Saat und sofern erforderlich, im 8. bis 10. Blattstadium Ende Mai durchgeführt. Kein zusätzlicher Schwefel zu Rüben Quelle: LK Hannover, 1999 Parallel zur N min Untersuchung wurde eine S min Analyse nach ICP Methode vorgenommen. Die Gehalte schwankten je nach Zwischenfruchtanbau zwischen 14 bis 25 kg S/ha (siehe Übersicht 2). Bislang wird allerdings die S min Analyse nicht zur Düngeberatung bei Rüben herangezogen. Bei einem Schwefelbedarf von 20 bis 30 kg S/ha müßten allerdings S min Gehalte von 20 kg S/ha ausrei- dt/ha 115 Den niedrigsten Ertrag und Deckungsbeitrag brachte das Verfahren Mulchsaat mit Saatbettbereitung und Phacelia. Auch die Direktsaatvariante schnitt schlecht ab. Grafiken: Bendig; Fotos: Moritz (2), Pape, Tovornik, Werkbild Der Anbau von Phacelia kommt nur nach frühräumenden Vorfrüchten, z.b. Wintergerste, in Frage, da sie früh gesät werden muss. 110 105 100 95 90 85 80 75 chen, um die Ernährung der Rüben zu sichern. Daher deckt offensichtlich bislang vor allem auf schweren Böden die Schwefel-Düngung im Herbst in Verbindung mit der Grunddüngung den Schwefelbedarf der Zuckerrüben. Auf den leichteren Böden erfolgt eine ausreichende Schwefel-Versorgung durch die Kali-Düngung im Frühjahr. Ölrettich fördert die Rübenentwicklung Die sehr warme Witterung im April und Mai führte im letzten Jahr zu einer optimalen Jugendentwicklung der Zuckerrüben. Im Feldaufgang fielen lediglich die Phacelia-Variante 4b (MSoS) und die Direktsaat um etwa 20 bis 30 % ab. In den anderen Anbausystemen wurden Feldaufgänge zwischen 82 bis 86 % ermittelt, so dass die angestrebte Bestandesdichte von 80 000 bis 85 000 Pflanzen/ha erreicht wurde. Der niedrigere Feldaufgang in den unbearbeiteten Parzellen ist darauf zurückzuführen, dass diese Flächen zum Saattermin noch nicht ausreichend abgetrocknet waren und das Saatgut nur unzureichend mit Boden bedeckt wurde. Zudem trat in der Direktsaat-Variante Befall mit Schnecken und Mäusen auf. Reihenschluss war in den meisten Systemen bereits Anfang Juni, etwa zehn Tage früher als normal. Die Jugendentwicklung blieb vor allem in den nicht gelockerten Varianten aufgrund mangelnder Erwärmung leicht zurück. Da die Variante 8 nicht tief gelockert wurde, war auch hier eine langsamere Entwicklung festzustellen. Auffallend schnell und üppig entwickelte sich das Anbausystem Sommerfurche mit Ölrettich. Diese Parzelle fiel bis zum Herbst positiv auf. Vermutlich hat vor allem die bessere Nematodenreduktion des Ölrettichs, bei einer mittleren Ausgangsverseuchung von 500 bis 800 Eier und Larven/100 g Boden, diesen Wachstumsvorsprung verursacht. In Phasen mit Wasserstress wurde darüber hinaus beobachtet, dass die im Herbst nur wenig bearbeiteten Varianten besser mit Wasser versorgt waren und die Rüben kaum schliefen (Variante 8). Neben der schlechten Jugendentwicklung und der niedrigen Bestandesdichte fiel in der Direktsaat-Variante auf, dass die Zuckerrüben sehr weit aus dem Boden top agrar 2/2000 91

Durch den pfluglosen Rübenanbau lassen sich vor allem nach Weizen durch das Strohmulchverfahren Arbeit, Energie und Kosten sparen. herauswuchsen und stark beinig waren. Die Ernte des Versuchs erfolgte Ende Oktober mit einem 6-reihigen Vollernter. Je Variante wurden ca. 1 000 qm separat geerntet und direkt zur Zuckerfabrik gefahren. Die Varianten 9a und b (Direktsaat) wurden zusammen erfasst. den gegebenen Standortvoraussetzungen eine Bodenlockerung erforderlich ist, um den Rübenertrag abzusichern. Die nicht gepflügten Strohmulch-Varianten erreichten das Ertragsniveau der Frühjahrsfurche. Die zusätzliche Parapfluglockerung verbesserte aber nicht den Ertrag. Aufgrund sehr günstiger Erntebedingungen konnten beim Erdanhang und Kopfanteil keine Unterschiede zwischen den Varianten festgestellt werden. Auch die anderen Qualitätsmerkmale schwankten nur in einem engen Bereich. Die optimalen Qualitätswerte sind vermutlich auf die in allen Systemen sehr verhaltene N- Düngung zurückzuführen. Die betriebswirtschaftliche Bewertung der Anbausysteme wurde mit der Deckungsbeitragsrechnung (siehe Übersicht 3 auf Seite 91) vorgenommen. Dabei wurde mit einem A/B Mischpreis in Abhängigkeit vom Zuckergehalt gerechnet. Eine Qualitätsprämie ist nicht bewertet. Für den Zwischenfruchtanbau wurden variable Kosten von etwa 170 DM/ha ermittelt. Die Aufwendungen für die Leguminosen waren aufgrund der höheren Saatgutkosten mit 290 DM/ha höher. Kostengünstig waren vor allem die Strohmulch- und die Frühjahrsfurche. Aufgrund des höheren Ertrages und durch die Einsparungen der Düngerkosten unterscheiden sich allerdings die Systeme im Deckungsbeitrag nur geringfügig. Es zeigte sich, dass Aufwendungen für Zwischenfruchtanbau durchaus lohnend sein können. Nur die ertraglich abfallenden Verfahren schneiden auch beim Deckungsbeitrag schlecht ab. Pflugloser Anbau ohne Ertragsnachteile Die Bereinigten Zuckererträge (siehe Übersicht 3 auf Seite 91) lagen auf einem sehr hohen Niveau von etwa 97 dt/ha relativ eng zusammen. Die Rübenerträge schwankten von 474 dt/ha (Variante 4) bis 620 dt/ha (Var. 3). Die Zuckergehalte variierten zwischen 18,1 % (Var. 1) bis 19,1 % (Variante 8). Erwartungsgemäß erzielte die Ölrettich Variante 3 mit 105 dt/ha den höchsten Bereinigten Zuckerertrag. Ein überdurchschnittlicher Ertrag wurde ebenso in dem System Ackerbohne mit Parapfluglockerung (Var. 5) erreicht. Ein Ertragsabfall war dagegen in der Variante Sommerfurche/Phacelia (Var. 4) festzustellen. Durch die flache Saatbettbereitung (Var. 4a) wurde keine Ertragsverbesserung erzielt. Die sehr niedrigen Amino-N-Gehalte nach Phacelia von 6 mmol/1 000 g Zuckerrübe (Ölrettich 8 mmol) und der niedrigste SMV von 1,05 (Ölrettich 1,11) sind ein Hinweis darauf, dass möglicherweise die N-Düngung in dieser Variante zu niedrig bemessen war. Auch die Tatsache, dass Phacelia keine Nematoden reduziert und nur flach wurzelt, hat den Ertragsabfall vermutlich gefördert. Der Abfall der Variante 9 resultiert vor allem aus dem niedrigen Ertrag der Direktsaatfläche. Es zeigte sich, dass unter Das Wichtigste auf einen Blick Der Vergleich der Anbausysteme zeigt, dass Zuckerrüben unter den Standortvoraussetzungen in Salzgitter- Üfingen ohne Ertragsnachteile pfluglos angebaut werden können. Vor allem nach Weizen lassen sich durch das Strohmulchverfahren Arbeit, Energie und Kosten einsparen. Ein Zwischenfruchtanbau, z. B. mit Senf oder Leguminosen, kann die Nährstoffverlagerung verhindern und Verdichtungen mindern. j Bei pflugloser Bestellung ist der Zwischenfruchtanbau bei der Ausbringung von Wirtschaftsdüngern anzustreben. Vor allem auf humusarmen Sandböden sind dadurch auch positive Ertragseffekte zu erwarten. j Für das Frühjahr ist zu beachten, dass besonders nach Zwischenfrüchten eine zusätzliche Lockerung vor der Saat Vorteile hat. Geeignet sind hierfür der Feingrubber und die Spatenrollegge. j Jede Bearbeitung führt allerdings zur Abnahme des Mulch Bedeckungsgrades und zur Verminderung des Erosionsschutzes. Die Bearbeitungsintensität im Frühjahr sollte sich daher nach dem erforderlichen Erosionsschutz richten. j Nach Gerste kann bei einem Nematodenbefall oberhalb der Schadensschwelle (500 Eier und Larven/100 g) der Anbau von Ölrettich in Verbindung mit einer Sommerfurche Ertragsvorteile haben. Ölrettich ist Senf und vor allem Phacelia vorzuziehen. Bei intensivem Zuckerrübenanbau in dreijährigen Fruchtfolgen wäre es anzustreben, bei günstigen Bedingungen für den Zwischenfruchtanbau (frühe Ernte, ausreichende Niederschläge), dieses Verfahren in jeder 2. Rotation durchzuführen. j Nach der Sommerfurche kann die Bodenbearbeitung im Frühjahr auf die Saatbettbereitung beschränkt werden. Dazu sind vor allem zapfwellengetriebene Geräte geeignet. Nur nach intensiven Niederschlägen über Winter und auf dichtlagernden Böden kann eine zusätzliche Lockerung sinnvoll sein. Ein Verzicht auf die Saatbettbereitung führt meist zu einem Rückgang der Erträge, da sich die Jugendentwicklung durch eine langsame Erwärmung verzögert. j Weitere Vorteile des pfluglosen Zuckerrübenanbaus: Bessere Befahrbarkeit der Böden nach Niederschlägen und geringerer Erdanhang. 92 top agrar 2/2000