Gesundheit und Adipositas in Österreich und Niederösterreich Quelle: Kinder- und Jugendgesundheit in Niederösterreich, 2012, GÖG im Auftrag der NÖ LaReg: Übergewicht und Adipositas Kinder und Jugendliche in NÖ» Rund 20 Prozent der nö. Schüler/innen sind eigenen Größen- und Gewichtsangaben zufolge übergewichtig oder adipös (Österreich: 15 %) Kien et al. 2012 - BMG/LBIHPR HBSC 2010» Burschen häufiger als Mädchen vgl. auch Podolsky 2011» Ein eindeutiger Zusammenhang mit dem Alter ist nicht erkennbar» 40 Prozent der Schüler/innen sind der Meinung, dass sie ein bisschen oder viel zu dick sind (Österreich: 37 %) BMG/LBIHPR HBSC 2010, eigene Berechnungen» Mädchen häufiger als Burschen» Ein eindeutiger Zusammenhang mit dem Alter ist nicht erkennbar» Der Anteil übergewichtiger/adipöser Schüler/innen nimmt mit steigendem Familienwohlstand leicht ab. Schüler/innen mit einem hohen Familienwohlstand sind zudem seltener der Meinung, zu dick zu sein, als Kinder und Jugendliche mit mittlerem bzw. geringem Familienwohlstand BMG/LBIHPR HBSC 2010, eigene Berechnungen Beschwerden Kinder und Jugendliche in NÖ» 41 Prozent der nö. Schüler/innen berichten (innerhalb der letzten 6 Monate), von mehrmals wöchentlich oder täglich auftretenden körperlichen und/oder psychischen Beschwerden betroffen gewesen zu sein (Österreich: 40 %) BMG/LBIHPR HBSC 2010, eigene Berechnungen» 23 Prozent berichten von zwei oder mehr Beschwerden (Österreich: 22 %)» Mädchen häufiger als Burschen» Nehmen mit dem 13. Lebensjahr zu» Am häufigsten berichten sie (in dieser Regelmäßigkeit) von: Einschlafschwierigkeiten (18 %), Kopfschmerzen (15 %), Gereiztheit (14 %), Rückenschmerzen (13 %) und Nervosität (11 %) BMG/LBIHPR HBSC 2010, eigene Berechnungen» Schüler/innen mit einem geringen Familienwohlstand leiden häufiger unter mehrmals wöchentlich oder öfter auftretenden Beschwerden als Kinder und Jugendliche aus Familien mit einem mittleren bzw. einem hohen Familienwohlstand BMG/LBIHPR HBSC 2010, eigene Berechnungen Körperliche Aktivität in NÖ (Kinder und Jugendliche) Nur weniger als ein Fünftel der niederösterreichischen Schüler/innen (17%; Österreich 20,4%) erfüllt die Bewegungsempfehlungen der WHO von täglich 60 Minuten körperlicher Aktivität bei mittlerer bis hoher Intensität 1. Mädchen erfüllen die Bewegungsempfehlungen zu einem geringeren Anteil als Burschen (13% verglichen mit 21%). Das Bewegungsausmaß sinkt auffallend mit dem Alter der Kinder und Jugendlichen. 1 Ramelow, D., Griebler, R., Hofmann, F., Unterweger, K., Mager, U., Felder-Puig, R., & Dür, W. (2011). Gesundheit und Gesundheitsverhalten von österreichischen Schülern und Schülerinnen
1.2. Adipositas Prävalenz in NÖ und Ö (Kinder und Jugendliche) Hierzu gibt es Quellen mit teils unterschiedlichen Zahlen: Getfitkid 2010 NÖ (gemessen): HBSC 2010 NÖ (selbstberichtet): HBSC 2010 Ö (selbstberichtet): ÖGK 2007 Ö 2 (gemessen): Alter 9-19 Jahre 10-18 Jahre 10-18 Jahre 6-14 Jahre Burschen Normal/Unterg. 78% 76% 81,3% 79,8% Übergewichtig 13% 18% 15,4% 11,4% Adipös 9% 6% 3,3% 8,8% Übergew./Adip. 22% 24% 18,7% 20,2% Mädchen Normal 84% 84% 88,3% 82,3% Übergewichtig 9% 13% 9,3% 10,4% Adipös 7% 3% 2,3% 7,3% Übergew./Adip. 16% 16% 11,6% 17,7% 2 Zwiauer, K. et al (2007). Österreichweite Feldstudie zur Erhebung der Prävalenz von Übergewicht bei 6- bis 14-jährigen Schülerinnen und Schülern. Österreichisches Grünes Kreuz für Gesundheit. Zugriff am 27.9.2012 über: http://www.lsrooe.gv.at/gesunde_schule/folgeseiten/grueneskreuz_studienbericht.pdf
Zahlen aus 2012: Prävalenz von Übergewicht und Adipositas bei Kindern und Jugendlichen Ö (Ö Ernährungsbericht) 72,2 [67,6; 76,5] % der Kinder waren normalgewichtig, 1,8 [0,9; 3,7] % zeigten ausgeprägtes Untergewicht, 2,0 [1,0; 3,9] % waren untergewichtig, 16,7 [13,3; 20,7] % übergewichtig und 7,3 [5,1; 10,3] % adipös (Abb. 2.2). Zum Vergleich: Adipositas Prävalenz Ö (über 15 Jahre) (Quelle: Gesundheitsbefragung 2006/07, BMGFJ) Die Zahl der übergewichtigen und adipösen Menschen hat in den letzten Jahrzehnten in vielen westlichen Industrienationen zugenommen. Gründe dafür sind ein Lebensstil mit hochkalorienhaltiger Nahrung und Nahrungsmittelüberfluss einerseits, wenig Bewegung und körperliche Betätigung andererseits. WHO/Europe sieht Adipositas als eine der größten Herausforderungen für die Gesundheitspolitik im 21. Jahrhundert an. Adipositas ist eine Erkrankung, die durch einen erhöhten Körperfettanteil bedingt ist und erhebliche Auswirkungen auf die Gesundheit hat. Sie ist das Ergebnis einer unerwünschten Gewichtszunahme, die entsteht, wenn die Energieaufnahme den Energieverbrauch übersteigt. Bei adipösen Personen wird mehr Fett im Fettgewebe abgelagert, was mit einem steigenden Risiko für bestimmte Erkrankungen verbunden ist (www.euro.who.int/obesity; Mai 2007).
Die gebräuchlichste Methode für die Feststellung von Übergewicht und Adipositas (Fettleibigkeit bzw. starkes Übergewicht) bei Erwachsenen ist die Berechnung des Body-Mass-Index (BMI). Der BMI ist definiert als das Körpergewicht (in Kilogramm) dividiert durch das Quadrat der Körpergröße (in Meter). Er gilt als das beste indirekte Maß für die Körperfettmasse.2 Allerdings wird der BMI durch den Körperbau und die Muskelmasse beeinflusst, sodass Personen mit einer großen Muskelmasse nach dieser Formel als übergewichtig gelten können. Zur Bestimmung des Ausmaßes des Übergewichts bzw. der Adipositas gibt es eine auf dem BMI beruhende Klassifizierungstabelle der WHO. Diese Grenzen gelten seit 1998 und definieren einen BMI zwischen 18,5 und 24,9 als Normalgewicht, zwischen 25,0 und 29,9 als Übergewicht und einen BMI von 30,0 und mehr als Adipositas. In Österreich sind 44% der Männer und 55% der Frauen normalgewichtig. Mehr als die Hälfte der männlichen Bevölkerung ist demnach als übergewichtig (43%) oder als adipös (12%) zu bezeichnen. Bei den Frauen sind etwas weniger übergewichtig (29%), der Anteil adipöser Frauen ist jedoch geringfügig größer (13%) als bei den Männern. In absoluten Zahlen sind damit in Österreich 860.000 Menschen ab 15 Jahren fettleibig (Männer: 400.000, Frauen 460.000). Betrachtet man die Verbreitung von Übergewicht und Fettleibigkeit nach Altersgruppen und Geschlecht, dann findet man bei Männern in allen Altersgruppen einen deutlich größeren Anteil übergewichtiger Personen (siehe Grafik 14). Adipositas ist bei Männern und Frauen im Alter von 15 bis 59 Jahren dagegen etwa gleich häufig. Bei den über 60-Jährigen ist starkes Übergewicht bei Frauen etwas häufiger anzutreffen als bei Männern. Bei beiden Geschlechtern sind die 60- bis 74-Jährigen am häufigsten übergewichtig (Männer: 53%, Frauen: 41%). Rund ein Fünftel aller 60- bis 74-Jährigen ist adipös (Männer: 19%, Frauen: 21%), bei den über 75-Jährigen trifft das auf 8% (Männer) bzw. 15% (Frauen) zu. Adipöse Männer und Frauen leiden häufiger unter diversen körperlichen Beschwerden und Erkrankungen, die teilweise direkt auf Fettleibigkeit zurückzuführen sind bzw. in starkem Zusammenhang zur Fettleibigkeit stehen. Das Risiko eines Diabetes oder einer Herz-Kreislauf-Erkrankung oder von Gelenksbeschwerden steigt mit zunehmendem BMI. Bluthochdruck ist eine der häufigsten Begleiterkrankungen von Adipositas. 46% aller Adipösen geben bei den chronischen Krankheiten Bluthochdruck an, etwa ebenso viele leiden unter Wirbelsäulenbeschwerden. Jede siebente stark übergewichtige Person ist an Diabetes erkrankt (in der Gesamtbevölkerung ist es jede 17. Person). Rund ein Drittel der adipösen
Menschen leidet unter Schlafstörungen. Wie akzeptieren stark Übergewichtige ihr Aussehen? Mit zunehmendem BMI sind sowohl Männer als auch Frauen weniger mit ihrem Aussehen zufrieden, wobei bei Frauen die Unzufriedenheit generell stärker ausgeprägt ist. 70% der adipösen Männer akzeptieren ihr Aussehen zumindest überwiegend, 27% halbwegs und 3% eher nicht oder überhaupt nicht. Bei den Frauen liegen die Prozentwerte bei 58%, 34% und 8%. Dagegen sind 88% der männlichen und 82% der weiblichen Normalgewichtigen mit ihrem Aussehen zufrieden. Bei der Mikrozensus-Sondererhebung Fragen zur Gesundheit im Jahr 1999 wurde ebenfalls nach Körpergröße und -gewicht gefragt, jedoch nur die Bevölkerung im Alter von 20 Jahren und darüber. Vergleicht man für diese Altersgruppen die Ergebnisse der Erhebung von 1999 mit der aktuellen Erhebung, so ist für beide Geschlechter ein Anstieg adipöser Personen zu erkennen. Fettleibigkeit kommt nun in der österreichischen Bevölkerung in allen Altersgruppen häufiger vor, als dies 1999 der Fall war. Die Anstiege für die über 45-Jährigen fallen dabei stärker aus als für die jüngere Bevölkerung (siehe Grafik 15). Bei den Männern ist der Anteil der Übergewichtigen (BMI 25 bis unter 30) in diesem Zeitraum um beinahe zehn Prozentpunkte zurückgegangen. Der Rückgang der Übergewichtigen betrifft alle Altersgruppen, besonders ausgeprägt aber die 20- bis 29-Jährigen (minus 18 Prozentpunkte). In dieser Altersgruppe tritt vor allem eine Verschiebung zugunsten der Normalgewichtigen auf (Anstieg um 17 Prozentpunkte). Der Anteil der adipösen Männer ist insgesamt um drei Prozentpunkte gestiegen, am stärksten ist der Anstieg mit fünf Prozentpunkten bei den 60- bis 75-Jährigen. Bei den Frauen ist sowohl der Anteil der Übergewichtigen (um sieben Prozentpunkte) als auch der Anteil der Adipösen (um vier Prozentpunkte) gestiegen. Dieser negative Trend ist in allen Altersgruppen zu beobachten, am stärksten ausgeprägt ist er bei den über 75-Jährigen. Hier erhöhte sich der Anteil Übergewichtiger von 27% (1999) auf 41% (2006/07), jener der Adipösen von 8% (1999) auf 15% (2006/07). Im EU-weiten Vergleich der adipösen Bevölkerung liegt Österreich im Mittelfeld. Ähnliche Anteile an stark übergewichtigen Männern haben Island, Lettland, Slowenien oder Zypern, bei den Frauen sind es Slowenien, Polen, Spanien oder
Bulgarien. Beim internationalen Vergleich ist jedoch zu berücksichtigen, dass der BMI von der Art der Erhebung abhängt. Generell weichen Befragungsdaten zu Körpergröße und Gewicht systematisch von gemessenen Werten ab, bei Befragungen werden zum Gewicht tendenziell etwas zu niedrige Werte angegeben. Adipositas Prävalenz NÖ (über 15 Jahre) (Quelle: Gesundheitsbefragung 2006/07, BMGFJ)
Niederösterreichische Gesundheits-Initiativen: 1) Durch Dick und Dünn Methodik Eine möglichst frühe und flächendeckende Behandlung ist für diese Erkrankung notwendig. interdisziplinäre Gruppenschulung Eine interdisziplinäre Gruppenschulung ist nach derzeitiger Evidenz die wirksamste Form der Adipositas-Therapie (AGA). Die Schulung soll individuell wirksam sein, aber auch eine Verbindung zur Umgebung des Kindes herstellen und die Familie mit einbeziehen. Es geht um mehr, als nur Wissensvermittlung: nämlich ein Training, das durch integrierte psychotherapeutische Ansätze eine nachhaltige Änderung des Ernährungs-, Ess- und Bewegungsverhaltens erzielen will und sich damit positiv auf die Lebensqualität auswirkt. Projekt In Summe 60 Einheiten (pro Kind/Eltern; gesamt 120 Einheiten) Zielgruppe sind Kinder ab 6 Jahren mit Übergewicht (BMI >90. Perzentile) sowie deren Eltern Die Einheiten entfallen auf Bewegungs-, Ernährungs- sowie psychosoziale Themen wie z.b.: - gemeinsames Einkaufen und Kochen, - Verbesserung von Selbst- und Körperbewusstsein, - Umgang mit negativen Affekten und Selbstbehauptung, - abwechslungsreiches Bewegungsprogramm, - motivierende Spiele und Bewegungsformen, etc. Standorte: St. Pölten, Krems, Mödling, Wr. Neustadt, Baden, Mistelbach, Zwettl, Amstetten, Tulln, Hollabrunn Das Sommercamp: Jeden Sommer steht überdies allen ehemaligen und aktuellen Teilnehmern der Programme die 10-tägige "Motivationswoche" offen. Auf dem Programm stehen Motivation beim Durchhalten des Erlernten sowie Spiel, Spaß und Spannung mit Gleichgesinnten. Evaluierungsergebnisse Teilnehmende Kinder und Jugendliche bei Programmende: Finden sich bei Programmende deutlich seltener in der Gruppe der Adipösen und morbid Adipösen und dafür häufiger in der Gruppe der Übergewichtigen bzw. oberen Normalgewichtigen, Haben geringeren Wunsch nach Gewichtsabnahme und eine höhere Zufriedenheit mit dem eigenen Körper, Haben bessere funktionelle Leistungsparameter: Laufen schneller und weiter (20 Meter Lauf, 6 Minuten Lauf), springen weiter (Standweitsprung),
Sehen bei Programmende Essen deutlich weniger als Mittel gegen emotionale Belastung, Sehen eine geringere Anzahl an Fernsehsendungen/Woche. 2. Vorsorge Aktiv Methoden - Teilnahme für alle NiederösterreicherInnen im Anschluss an die Vorsorgeuntersuchung und auf Empfehlung des Arztes aufgrund von erhöhtem Risiko für eine kardiovaskuläre Erkrankung: BMI > 30 Blutdruck > 130 Cholesterinlevel > 200 mg/dl Bewegungsmangel Mind. 4 Punkte nach AHA Risk Calculator (bis 39 J.) Mind. 5 % nach New Zealand Risk Scale (ab 40 J.) - Eingangsuntersuchung durch den Arzt - Teilnahme am gesamten Programm verpflichtend - Dauer: 6-9 Monate Begleitung (wird an die Gruppe angepasst) - Je 24 Einheiten: Bewegung, Ernährung und mentale Gesundheit - Derzeit nehmen ca. 1000 Personen an ca. 90 Standorten teil - Betreuung durch: Arzt, Bewegungs-, Ernährungs- und mentale Gesundheitsexperten, lokale Organisationsperson Ergebnisse Reduktion von Gewicht, BMI, Cholesterinlevel Anstieg von körperlicher Aktivität Subjektiver Gesundheitszustand wurde häufiger mit sehr gut oder ausgezeichnet bewertet Zusätzlich wurde vom Turnus 2009 erstmals eine Follow-up Untersuchung 6 Monate nach Programmabschluss durchgeführt. Hierbei konnten signifikant positive Langzeiteffekte des Programms bestätigt werden.