WIRTSCHAFTSTRENDS VIETNAM JAHRESMITTE 2015



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Transkript:

WIRTSCHAFTSTRENDS VIETNAM JAHRESMITTE 2015

Vietnam - Jahresmitte 2015 1 Gesamtwirtschaftlicher Ausblick 4 Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts 4 Investitionen 6 Konsum 9 Außenhandel 9 2 Branchen im Überblick 11 Maschinen- und Anlagenbau 11 Kfz-Industrie 11 Chemie 11 Bauwirtschaft 12 Elektrotechnik/Elektronik 12 Informations- und Kommunikationstechnik 12 Umwelttechnik 12 Medizintechnik 13 Energiesektor 13 Bekleidung und Textilien 13 Landwirtschaft und Nahrungsmittel 13 Germany Trade & Invest www.gtai.de 3

Vietnam - Jahresmitte 2015 Hanoi (gtai) - Vietnams Konjunktur hat sich stabilisiert. Die Deutsche Bank prognostiziert für 2015 ein reales Wachstum von 6,3%. Konsum, Investitionen und Einfuhren beschleunigen ihr Tempo. Das Geschäftsklima hat sich aufgehellt. Die Firmen benötigen vor allem bessere lokale Zulieferer und mehr Fachkräfte. Korea (Rep.) hat Japan als größten ausländischen Investor überholt. China liefert mit Abstand die meisten Waren. Deutsche Produkte machen nur 1,8% der Importe aus, genießen aber einen sehr guten Ruf. 1 Gesamtwirtschaftlicher Ausblick Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts Vietnams Bruttoinlandsprodukt (BIP) wuchs 2014 um 6,0%. Konjunkturanalysten prognostizieren mittelfristig Raten von ebenfalls ungefähr 6%. Ein noch höheres Wachstumstempo wäre aufgrund des starken Nachholbedarfs und des niedrigen Entwicklungsstandes - das vietnamesische BIP pro Kopf liegt bei ungefähr 2.200 US$ - durchaus erreichbar. Die Konjunktur gewann 2014 an Stabilität. Die Zentralbank (SBV) dämmte die durchschnittliche Inflation auf 4,1% ein. Die Verbraucherpreise stiegen im 1. Quartal 2015 sogar nur um 0,7% gegenüber der Vorjahresperiode; dies war der geringste Anstieg in den letzten zehn Jahren. Die Vergabe von Krediten wuchs 2014 um 14,2%. Die Zentralbank steuert 2015 eine Zunahme von 13 bis 15% sowie einen Zuwachs der Geldmenge M2 von 16 bis 18% an. Spielraum für Zinssenkungen ist aufgrund der geringen Inflation vorhanden. Die HSBC erwartet, dass die SBV bis Mitte 2015 die 4 Wirtschaftstrends

open market rate um 50 Basispunkte auf 4,5% senkt. Die SBV könne damit das offizielle BIP- Wachstumsziel flankieren; das die Regierung auf 6,2% festgelegt hat. Ausländische Kapitalzuflüsse unterstützen ebenfalls die Wachstumsziele. Die ausländischen Direktinvestitionen legten im 1. Quartal 2015 um 7,0% zu. Weitere immer stärker strömende Devisenquellen sind die Übertragungen von Auslandsvietnamesen (2014: 12 Mrd. $) und die Gelder von Entwicklungsorganisationen (5,6 Mrd. $, +9% gegenüber 2013). Die Devisenreserven lagen Ende 2014 bei 36 Mrd. $, dazu trug auch der Handelsbilanzüberschuss von 12 Mrd. $ bei. Die Bilanz dürfte 2015 allerdings ins Minus rutschen. Um den Exportsektor zu unterstützen, hat die SBV im Januar und Mai 2015 den fixen Wechselkurs zum US-Dollar um jeweils 1,0% abgewertet. Wirtschaftliche Eckdaten Indikatoren 2014 2015 *) 2016 *) Vergleichsdaten Deutschland 2014 BIP (nominal, Mrd. US$) 186 199 221 3.858 BIP pro Kopf (US$) 2.052 2.170 2.382 46.812 Bevölkerung (Mio.) 90,7 91,7 92,6 80,9 Wechselkurs (Jahresdurchschnitt, 1 US$ in Vietnamesischen Dong) 21.236 22.000 22.100 - *) Schätzung beziehungsweise Prognose Quellen: Deutsche Bank, Statistisches Bundesamt, Deutsche Bundesbank Private Unternehmen leiden unter schwierigen Rahmenbedingungen. Beim internationalen Ease of Doing Business Ranking liegt Vietnam auf Platz 78 von 189 Ländern, sechs Positionen schlechter als im Jahr 2014. Die Verfassung räumt Staatsunternehmen eine privilegierte Stellung ein. Diese wirtschaften trotz Subventionen und Vorzugsbehandlungen ineffizient. Die Regierung treibt nun die Privatisierung von Staatsfirmen energischer voran, allein 317 sollen 2015 noch private Eigentümer finden. Einige Investoren aus Asien möchten sich an den Privatisierungen beteiligen. Der wirtschaftspolitische Reformbedarf bleibt also groß. Der alle fünf Jahre stattfindende Parteitag der Kommunistischen Partei Vietnams im Januar 2016 wird die Möglichkeit bieten, entscheidende Neuerungen zu beschließen. Germany Trade & Invest www.gtai.de 5

Vietnam - Jahresmitte 2015 Investitionen Ausländische Investoren bezeichnen die niedrigen Löhne und Gehälter als den wichtigsten Standortvorteil des südostasiatischen Schwellenlandes. Sie investieren vor allem in arbeitsintensive Fertigungen sowie Dienstleistungen und verlagern zunehmend Betriebe aus der VR China nach Vietnam. Nach Angaben des Ministeriums für Planung und Investitionen flossen im Jahr 2014 Foreign Direct Investments (FDI) im Wert von 12,4 Mrd. $ (+7,4% gegenüber dem Vorjahr) in das Land. Firmen aus Korea (Rep.), Japan, Singapur und Taiwan tätigten zusammengenommen die Hälfte aller seit 1988 zugelassener FDI-Projekte. Deutschland liegt auf Rang 22 mit insgesamt 247 Investitionsvorhaben im Gesamtwert von 1,4 Mrd. $. Die deutschen Unternehmen in Vietnam berichten derzeit überwiegend von steigenden Auftragseingängen. Auch der Geschäftsklimaindex unter den europäischen Firmen hellte sich im Laufe des Jahres 2014 von 50 Punkten (neutrales Niveau) auf 78 Punkte (positive Zukunftsaussichten) stark auf. Erfreulich entwickeln sich die gesamten Bruttoanlageinvestitionen. Deren Zunahme schätzt die Deutschen Bank Research 2015 auf 7,1% und für 2016 prognostiziert sie etwa 7,5%. Die öffentlichen Investitionen fallen jedoch etwas zurück, weil der Staat 2014 die laufenden Ausgaben erhöhte und die investiven Aufwendungen kürzte. Internationale Entwicklungskredite, die den Aufbau der sozialen und technischen Infrastruktur stützen, können viele Lücken schließen. Größter Geber ist Japan, gefolgt von der Weltbank und der Asian Development Bank (ADB). Deutsche Firmen können einige der internationalen Projektausschreibungen gewinnen. Ausgewählte Großprojekte Projektbezeichnung Investitionssumme Projektstand (Mrd. $) Raffinerie Nhon Hoi 22 Investitionslizenz soll 2015 erteilt werden Dau Giay-Lien Khuong Expressway Kohlekraftwerk Dung Quat Kohlekraftwerk Song Hau 1 Anmerkung Verarbeitungskapazität 30 Mio. jato, größtes Raffinerieprojekt in Asien, Investoren PTT aus Thailand und Saudi Aramco 3,5 Baustart 2015 Länge 200 km, Verkehrsministerium finanziert erste Phase, weitere Geber gesucht 2,5 Ankündigung 2011, Baustart 2016 2,0 Baustart Mai 2015, Fertigstellung 2019, Song Hau 2 und 3 mit jeweils 2.000 MW geplant Kapazität 1.200 MW, Investor Sembcorp (Singapur) 1.200 MW, Investor Petrovietnam 6 Wirtschaftstrends

Ausgewählte Großprojekte (Forts.) Projektbezeichnung Investitionssumme Projektstand Anmerkung (Mrd. $) Vinhomes Central Park 1,5 Baustart 2014 Wohngebiet mit Krankenhaus, Schulen, Bürogebäuden in Ho-Chi-Minh-City, Investor Vingroup Werk von Samsung Electronics Phoenix Beach Freizeitresort 1,4 Baustart Mai 2015 Fertigung von Fernsehern im Saigon Hi-Tech Park 1,0 Investition 2015 genehmigt Textilfabrik 0,7 Investition 2015 genehmigt Anlage mit Ferienwohnungen, Einkaufszentrum und Marina in Nha Trang, Investor Dewan Gruppe aus Indien Herstellung von Industriefasern und Stahlfasern in der Provinz Dong Nai, Investor Hyosung Istanbul Tekstil Germany Trade & Invest www.gtai.de 7

Vietnam - Jahresmitte 2015 Potenzielle Investoren und Unternehmen, die nach Vietnam exportieren wollen, sollten bei ihrer Entscheidung über den Markteintritt das Stärken-Schwächen-Profil des Standorts und die damit verbundenen Chancen und Risiken (SWOT-Analyse) berücksichtigen: 8 Wirtschaftstrends

Konsum Der private Verbrauch legte 2014 real um 5,6% zu. Die Deutsche Bank sagt für 2015 und 2016 jeweils Zunahmen von ungefähr 6% voraus. Die unmittelbare Nachfrage unterliegt Stimmungsschwankungen. Die Konsumlaune der Verbraucher soll 2015 laut verschiedener Umfragen steigen. Das Statistikamt verzeichnete 2014 einen Einzelhandelsumsatz von umgerechnet 79 Mrd. Euro, der preisbereinigt um 6,3% zulegte. Am stärksten steigen die Umsätze ausländischer Handelsunternehmen, die inzwischen 3,3% der gesamten Brancheneinnahmen erzielen. Die wachsende Mittelschicht überzeugt sich schrittweise von den Vorzügen ihrer modernen Supermärkte, Warenhäuser und Einkaufszentren, die zunehmend entstehen. Außenhandel Vietnam erreichte 2014 - wie im Vorjahr - auf FOB-Basis ein Handelsbilanzüberschuss von ungefähr 12 Mrd. $. Die Bilanz wird sich 2015 nach Schätzung der Zentralbank (SBV) in ein Defizit umkehren, weil die Importe von Investitions- und Konsumgütern stürmisch zulegen, während sich die Wachstumsraten der Exporteinnahmen verlangsamen. Außenhandel (in Mrd. $; Veränderung zum Vorjahr in %) 2013 2014 *) Veränderung Importe 132,0 148,0 12,1 Exporte 132,0 150.2 13,8 Handelsbilanzsaldo 0,0 2,1 2,1 *) Schätzung Quelle: General Statistics Office, Vietnam Beim Handel mit China fährt Vietnam sein größtes Defizit ein. Das chinesische Bundesstatistikamt stellte einen Überschuss zu Gunsten Chinas von 43,8 Mrd. $ fest. Chinesische Firmen liefern mit Abstand die meisten chemischen Erzeugnisse, Waren aus Eisen/Stahl sowie Maschinenbauprodukte. Zudem liegen sie bei der Lieferung von kompletten Kfz an erster Stelle und dominieren die Verkäufe auch in weiteren Inlandsbranchen. Die Lieferungen aus der EU hatten 2014 auf FOB-Basis einen Anteil von lediglich 6,0% an den Gesamtimporten Vietnams. Der deutsche Lieferanteil lag bei 1,8%. Deutschland exportierte nach Angaben des Statistischen Bundesamtes 2014 Waren im Wert von 2,0 Mrd. Euro nach Vietnam (+7,3% gegenüber 2013). Deutsche Firmen haben sich bei den Lieferungen von Pharmazeutika (Anteil an den Branchenimporten 2014 rund 9,4%) sowie bei Kfz und Maschinenbauerzeugnissen (Importanteil jeweils 5,3%) gut positioniert. Die Wirtschaftsbeziehungen zwischen Vietnam und der EU werden künftig durch ein Freihandelsabkommen (FTA) neu geregelt. Es soll 2015 unterzeichnet werden und wird bei den Zollreduktionen mehrjährige Übergangsfristen enthalten. Das umfassende Abkommen wird ebenfalls den Handel mit Dienstleistungen erleichtern und Investitionen stärker schützen. Germany Trade & Invest www.gtai.de 9

Vietnam - Jahresmitte 2015 Das vietnamesische Handelsministerium hat 2015 bereits ein FTA mit Korea (Rep.) unterzeichnet und verhandelt unter anderem mit den USA über das sogenannte Trans-Pacific Strategic Economic Partnership (TPP) Abkommen. Internationale Investoren, die sich in Asien umschauen, erhalten somit eine Kombination aus einem weiten Geflecht an Freihandelsverträgen gepaart mit vergleichsweise sehr niedrigen Produktionskosten. Einfuhren nach ausgewählten Warengruppen (in Mio. $; Veränderung zum Vorjahreszeitraum in %) Warengruppe 2012 2013 2014 Veränderung Nahrungsmittel 5.267 5.840 7.601 30,2 Chemische Erzeugnisse, davon: 17.880 18.797 22.215 18,2 Düngemittel 1.692 1.709 1.241-27,4 Arzneimittel 1.790 1.879 2.035 8,3 Kunststoffe und Waren daraus 6.932 8.302 9.478 14,2 Eisen/Stahl 5.966 6.659 7.775 16,8 Maschinen und Ausrüstungen 16.037 18.687 22.500 20,4 Kraftfahrzeuge 2.070 2.983 3.729 25,0 Quelle: Statistikamt General Statistics Office (GSO) Einfuhren nach SITC-Warengruppen (in Mio. $; Veränderung im Vergleich zum Vorjahr in %) SITC Warengruppe 2012 2013 Veränderung 0 Nahrungsmittel/lebende Tiere 7.616 9.025 18,5 5 Chemische Erzeugnisse 16.161 18.198 12,6.51 Organische Chemikalien 2.004 2.264 13,0.54 Arzneimittel 2.182 2.324 6,5.57 Kunststoffe in Primärformen 4.834 5.760 19,2 6 Vorerzeugnisse 26.143 29.977 14,7.67 Eisen/Stahl 6.960 7.632 9,7 7 Maschinen und Fahrzeuge 38.864 49.380 27,1.71 Kraftmaschinen 2.172 2.543 17,1.72 Arbeitsmaschinen 3.725 4.031 8,2.74 Maschinen für verschiedene 4.260 4.943 16,0 Zwecke.77 Elektrische Maschinen 14.635 19.225 31,4.78 Kraftfahrzeuge 1.666 1.850 11,0 8 Fertigerzeugnisse 5.496 6.509 18,4.87 Mess-, Prüf- und Kontrollinstrumente, -apparate und -geräte 1.262 1.419 12,4 Quelle: UN Comtrade 10 Wirtschaftstrends

2 Branchen im Überblick Die Industrieproduktion wuchs 2014 nominal um 8,7%. Das Wachstum beschleunigte sich in den ersten vier Monaten 2015 nochmals auf 10,1% gegenüber der Vorjahresperiode. Am stärksten stiegen von Januar bis April 2015 die Fertigungen von Kommunikationsgeräten (+287% gegenüber dem Vorjahreszeitraum), Kfz (+54%), Schiffen (+33%), Textilien (+23%), Papier und -erzeugnissen (+21%) sowie Schuhen (+21%). Maschinen- und Anlagenbau Lokale Hersteller können nur wenige einfache Ausrüstungen herstellen. Industriebetriebe importieren daher ihre Maschinen. Der Einfuhrwert belief sich 2014 auf 22,5 Mrd. $ (+20% gegenüber 2013). Die Kunden sind sehr preissensibel. Jede dritte Importmaschine stammte deshalb aus der VR China. Unter den Lieferländern folgen Japan, Korea (Rep.) und Taiwan, die in Vietnam Industriebetriebe aus ihren Heimatländern beliefern. Deutschland folgte im Importranking auf Rang fünf. Deutsche Firmen lieferten hauptsächlich Nahrungsmittel-, Getränke- und Verpackungsmaschinen sowie Fördertechnik. Unternehmen werden langfristig über mehr finanzielle Mittel verfügen, um sich die hochwertigen deutschen Maschinen leisten zu können. Kfz-Industrie Vietnams Verband der Automobilhersteller (VAMA) berechnete, dass der Fahrzeugmarkt 2014 um ganze 43% auf knapp 158.000 Kfz zulegte. Für 2015 prognostiziert die Vereinigung ein Plus von 10%. Wegen der sprunghaften Abgabenpolitik seien die Verkäufe in den verschiedenen Fahrzeugklassen aber kaum vorhersehbar, monieren die Anbieter. Sie importieren die Kfz ausschließlich, entweder als Komplettfahrzeuge oder als zollbegünstigte Bausätze. Die Regierung wollte eigentlich eine lokale Kfz-Industrie aufbauen. Beobachter befürchten indes, dass selbst die bestehenden Werke gegenüber den ab 2018 zollfrei eingeführten Modellen aus dem ASEAN-Raum nicht wettbewerbsfähig sein werden. Immerhin entdecken internationale Kfz-Zulieferer den Standort und produzieren Kfz-Teile für den Export. Chemie Chemiewaren werden überwiegend importiert. Hightech-Chemie ist meist nicht gefragt. Die Einfuhren an Kunststoffen in Primärformen stiegen 2014 gegenüber dem Vorjahr um 11% auf 6,3 Mrd. $. Importierte Kunststoffwaren legten um 22% auf 3,2 Mrd. $ zu und die Bezüge von sonstigen Chemikalien sowie chemischen Produkten wuchsen um 12% auf 6,4 Mrd. $. Deutsche Firmen treffen also auf einen expandierenden Markt, der allerdings mit Hürden bei Zulassungen und dem Vertrieb versehen ist. Der Arzneimittelmarkt soll zwischen 2014 und 2017 von 2,8 Mrd. $ auf etwa 4,6 Mrd. $ zulegen. Vietnam selbst produziert Kunststoffwaren, Dünge-, Wasch- und Reinigungsmittel. Die Erweiterung der bisher einzigen Raffinerie Dung Quat und ein Neubau in Nghi Son sollen dem Chemiestandort neue Impulse verleihen. Germany Trade & Invest www.gtai.de 11

Vietnam - Jahresmitte 2015 Bauwirtschaft Die Megatrends Urbanisierung und Industrialisierung treiben Vietnams Bauwirtschaft voran. Die anfälligen Immobilienmärkte schreiten 2015 aus ihrer Talsohle. Auch die öffentlichen Bauinvestitionen dürften allmählich wieder anziehen. Internationale Entwicklungsgelder finanzieren derweil viele Infrastrukturprojekte. Bauherren fragen in der Regel nach den billigsten Bauleistungen und setzen die einfachsten Baustoffe ein. Anspruchsvolle Nutzer modernisieren dann später die Räumlichkeiten. Deutsche Baufirmen und -dienstleister kommen bei öffentlichen und privaten Prestigevorhaben sowie bei ausländischen Investitionsprojekten gelegentlich zum Zuge. Sie benötigen Durchhaltevermögen und gute Kontakte. Elektrotechnik/Elektronik Vietnam punktet bei Auslandsinvestoren als günstiger Montagestandort von Elektrotechnik. Die Betriebe produzierten 2014 circa 176 Mio. Mobiltelefone (+68% gegenüber dem Vorjahr) und 3,6 Mio. Fernseher (+18%), hauptsächlich für den Export. Samsung Electronics setzt derzeit ein mehrere Milliarden US-Dollar umfassendes Investitionsprogramm um. Der Konzern montiert bereits Smartphones, Fernseher sowie elektronische Komponenten und macht damit etwa 20% der gesamten Ausfuhren des Landes aus. Auch der lokale Einzelhandel mit Elektro-, Telekommunikationsund Unterhaltungsgeräten legt zu und verzeichnete nach Berechnung des Marktforschungsinstituts GfK 2014 ein Plus von 22% auf umgerechnet 5,5 Mrd. $. Informations- und Kommunikationstechnik Die Marktforschungsfirma BMI schätzt, dass die Ausgaben für Informationstechnik 2015 etwa 3 Mrd. $ erreichen und bis 2019 nominal um etwa 11% jährlich zulegen werden. Zwei Drittel der Umsätze entfallen auf Verkäufe von Hardware, denn die Unternehmen und Haushalte weisen noch Lücken in ihren IT-Ausstattungen auf. Am stärksten werden laut BMI aber der Softwareabsatz und IT-Services wachsen. Der Standort macht sich aufgrund niedriger Personalkosten im IT-Outsourcing international einen Namen. Weniger stark legt der Sektor Kommunikationstechnik zu. Etwa 123 Mio. Handyverträge sind bereits registriert, die Preise fallen. Den mobilen Datenfunk mit 3G-Technologie abonnieren 30 Mio. Nutzer. Das Ministerium für Information und Kommunikation will 2016 über die Vergabe von 4G-Lizenzen entscheiden. Umwelttechnik Der Sektor Wasserversorgung, Abwasser- und Abfallentsorgung wuchs 2014 real um 6,4%. Zahlreiche Gesetze regeln den Umweltschutz, doch die Behörden setzen die Bestimmungen zu selten durch. Die 485 Mülldeponien des Landes laufen voll. Die Wasserversorgung ist an vielen Stellen gefährdet, weil Leitungen fehlen. Einige internationale Betriebe investieren in eine eigene Abwasserund Abfallentsorgung. Auch Entwicklungsorganisationen helfen mit Krediten sowie Rat und Tat. Wichtigste Auftraggeber sind die Japan International Cooperation Agency (JICA), Weltbank und Asian Development Bank (ADB). Die deutsche Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) finanziert ebenfalls Umweltprojekte. Die international ausgeschriebenen Vorhaben bieten deutschen Firmen vielfältige Auftragschancen. 12 Wirtschaftstrends

Medizintechnik Der Markt für Medizintechnik wächst stetig. Die Marktforscher von Espicom schätzen den Absatz auf 645 Mio. $ (2013) und prognostizieren bis 2018 Verkäufe von 1,4 Mrd. $. Importe bedienen über 90% der Nachfrage. Die Auftragseingänge bei Ausrüstungen hängen von einzelnen Projektvergaben ab und legen im Trend zu. Der Inlandsabsatz von Verbrauchsmaterialien wächst stetig. Die öffentliche Hand ist wichtigster Abnehmer von Medizintechnik, die in vielen staatlichen Krankenhäusern unzureichend oder veraltet ist. Private Gesundheitseinrichtungen möchten mit hochmodernen Ausstattungen bei zahlungskräftigen Kunden punkten, denn gut betuchte Vietnamesen reisen für schwierige Behandlungen meist ins Ausland. Energiesektor Die Stromerzeugungskapazitäten und die Verteilungsnetze müssen zügiger ausgebaut werden, denn Stromausfälle treten immer noch auf. Der Bau von Kohlekraftwerken hat nach staatlichen Plänen absolute Priorität. Bis 2020 sollen 35 GW ans Netz gehen. Auch die Übertragungsnetze werden - unter anderem mit Hilfe von Entwicklungsgeldern - stark erweitert. Die Windkraft verfügt bei den erneuerbaren Energien über große technische und wirtschaftliche Potenziale. Der bisher geringe Einspeisetarif dafür wird überarbeitet. Seit 2014 gelten auch Tarife für Anlagen, die Biomasse, Deponiegas und Müllverbrennung einsetzen. Die Förderdebatte bei Biogas und Fotovoltaik wird intensiver. Off-Grid-Pilotprojekte weisen seit Längerem den Weg. Bekleidung und Textilien Der weltweit fünftgrößte Exporteur von Bekleidung und Textilien strebt 2015 ein Ausfuhrplus von 16% auf 28 Mrd. $ an. Die Hersteller fertigten 2014 ungefähr 3,0 Mrd. Bekleidungsstücke (+9% gegenüber der Vorjahresperiode). Wichtigste Kunden sind die USA und die EU, die Freihandelsabkommen (FTA) mit Hanoi verhandeln. Wegen der kommenden FTA und den geringen Arbeitskosten wandern Bekleidungsfabriken von der VR China nach Vietnam. Die Branche muss sich modernisieren sowie mehr Textilien und Materialien im Land produzieren, damit sie sich für die Local- Content-Vorschriften der FTA qualifiziert. Die inländische Wertschöpfung hat sich schon sukzessive erhöht. Laut dem Branchenverband Vitas gehören etwa 6.000 Unternehmen mit 2,5 Mio. Beschäftigen zum Sektor. Landwirtschaft und Nahrungsmittel 2014 steuerte Vietnams Landwirtschaft 13,6% zur Gesamtleistung der Volkswirtschaft bei. Der Sektor legte 2014 real nur um 2,6% zu. Die Mengenzuwächse erreichen inzwischen ihre Grenzen, auch die Abnahmepreise stehen unter Druck. Das Landwirtschaftsministerium möchte daher die Qualität der Agrarprodukte sowie die nationale und internationale Vermarktung stärken. Auch die etwa 5.500 Nahrungsmittel- und circa 1.700 Getränkehersteller wollen ihre Verarbeitungsqualität erhöhen. Investitionen in neue Werke fließen aus dem In- und Ausland. Der Wettbewerbsdruck steigt, gleichzeitig werden mehr moderne Lebensmittel verkauft. Verbraucher greifen häufiger zu importierten Fertiggerichten, Nahrungsergänzungsmitteln und Getränken. BMI prognostiziert bis 2019 steigende Lebensmittelumsätze von jährlich 12%. Germany Trade & Invest www.gtai.de 13

Kontakt Impressum Herausgeber: Germany Trade and Invest Gesellschaft für Außenwirtschaft und Standortmarketing mbh Villemombler Straße 76 53123 Bonn Tel.: +49 (0)228/24993-0 Fax: +49 (0)228/24993-212 E-Mail: info@gtai.de Internet: www.gtai.de Hauptsitz der Gesellschaft: Friedrichstraße 60, 10117 Berlin Geschäftsführung: Dr. Benno Bunse, Erster Geschäftsführer Dr. Jürgen Friedrich, Geschäftsführer Autor: Thomas Hundt, Hanoi Redaktion/Ansprechpartnerin: Lisa Flatten, Tel.: +49 (0)228/24993-392, E-Mail: lisa.flatten@gtai.de Redaktionsschluss: Mai 2015 Bestell-Nr.: 20054 Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck - auch teilweise - nur mit vorheriger ausdrücklicher Genehmigung. Trotz größtmöglicher Sorgfalt keine Haftung für den Inhalt. Layout: Germany Trade & Invest Gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages.