Vom Gehorsam zur Verantwortung Vortrag & Seminar von Jesper Juul in Überlingen Fr Sa

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Transkript:

Vom Gehorsam zur Verantwortung Vortrag & Seminar von Jesper Juul in Überlingen Fr. 07. + Sa. 08. 11.2008 1.0. Vortrag Überblick: Vom Gehorsam zur Verantwortung Gehorsam zerstört Menschen, er erzieht nicht. Gewalt und Bestrafung dürfen kein Mittel der Eltern, Lehrer sein, Kindern ihren Willen aufzuzwingen. Die Kinder resignieren dann nur. Erziehung funktioniert nur gemeinsam. Kinder lernen nicht durch Disziplinierung, sondern durch ehrliche Anerkennung (kein Dauer-Lob). Ungehorsam und Lernunwilligkeit sind aus Sicht des dänischen Familientherapeuten Jesper Juul in einem tief greifenden Beziehungskonflikt zwischen Erwachsenen und Kindern begründet. Seiner Ansicht nach wollen Kinder lernen und mit den Erwachsenen kooperieren. Um den Konflikt zu lösen, sei eine neue pädagogische Kultur der Beziehungskompetenz erforderlich. Wenn Kinder destruktives Verhalten an den Tag legen, geben Eltern und Erzieher meist den Kindern die Schuld. Es folgen Restriktionen, Verbote, Strafen. Das Kind wird dann auf Objekte für Manipulation und Machtausübung der Erwachsenen reduziert. Auch der antiautoritäre Erziehungsstil, hat sich als wenig hilfreich erwiesen. Auf keinem der beiden Wege könne die Eltern-Kindoder Lehrer-Schüler-Beziehung funktionieren. Der dritten Weg ist die: die Subjekt-Subjekt-Beziehung, ausführlich beschrieben in dem Buch»Vom Gehorsam zur Verantwortung«. Vom Gehorsam zur Eigenverantwortung wie geht das? Das»Prinzip der Gleichwürdigkeit«Das Prinzip der Gleichwürdigkeit ist der Weg um wieder miteinander in Beziehung zu geraten. Das erfordert den Wachstumswunsch von Erwachsenen wie Kindern. Wobei die Kinder diesen Wunsch sowieso haben. Also liegt es an uns Erwachsenen unsere Führungsaufgaben wahrzunehmen, und unseren Umgang mit Macht zu lernen und auszuüben in einer Artu und Weise die niemanden beschämt. Dem Prinzip der Gleichwürdigkeit zu folgen, heißt für den Erwachsenen, die Gedanken, Gefühle, das Selbstbild, die Träume und Realität des Kindes genauso ernst zu nehmen wie die eines Erwachsenen. Nur so könne das Kind die eigene Welt mitgestalten, seine Integrität entwickeln und Verantwortung für eigenes Handeln übernehmen. Das ist emotional wie intellektuell kein leichter Weg. Schließlich müssten sich Eltern, Lehrer, Unternehmensleiter, von der eigenen Erziehung befreien und ihr Verhalten stets unter dem neuem Blickwinkel überprüfen. Auch hat die Lehrerausbildung bisher zwischenmenschlichen Fähigkeiten zu wenig Bedeutung beigemessen. Deshalb fällt es uns oft schwer, auf destruktives Verhalten konstruktiv zu antworten. 1

1.2. Kontext VOM GEHORSAM ZUR VERANTWORTUNG Welches Ziel verfolgen wir durch die Art und Weise, mit der wir unsere Kinder erziehen? Die Überschrift deutet bereits eine prinzipielle Wahlmöglichkeit an, und die hat man in vieler Hinsicht tatsächlich. Für Kinder und Erwachsene ist es jedenfalls unangenehm und verwirrend, wenn die Eltern, Lehrer und Erzieher, diesbezüglich einen Zickzackkurs fahren. Historisch betrachtet war Gehorsam über viele Generationen hinweg ein selbstverständliches Erziehungsziel. Die Gesellschaft im Ganzen war autoritär, was sich in den meisten Familien, in der Schule und am Arbeitsplatz widerspiegelte. Sozial bewährte man sich am besten, wenn man gelernt hatte, sich Autoritäten nicht zu widersetzen. Der Nutzen in psychologischer und existenzieller Hinsicht darf jedoch bezweifelt werden. Dann wurde die Gesellschaft plötzlich von einer antiautoritären, demokratischen Welle ergriffen. Die Frauen begehrten gegen die Unterdrückung auf; unser Wissen über Kinder explodierte förmlich und veränderte fundamental unsere Sichtweise auf sie und die Kindheit im Allgemeinen. Für mehrere Jahrzehnte standen sich die alte autoritäre Erziehung mit ihren starren Normen, Regeln und Strafen sowie eine freiere, demokratische Erziehung unversöhnlich gegenüber, bis wir entdeckten, dass eigentlich keine dieser beiden Erziehungsmethoden wirklich überzeugend ist. Darf man den Ergebnissen verschiedener Untersuchungen Glauben schenken, so schneidet diejenige Erziehung am besten ab, die man heutzutage als»autoritativ«bezeichnet, eine Erziehung also, in der die Eltern Autoritäten sind, ohne autoritär zu sein. In der die Eltern ihre Macht anerkennen, ihre Führungsrolle nicht scheuen und für die Integrität ihrer Kinder Sorge tragen. Die große Frage lautet allerdings: Wie macht man das? Zum Glück gibt es darüber viele verschiedene Ansichten und inzwischen auch die unterschiedlichsten Erfahrungen zahlreicher Familien. Es ist nämlich eine Tatsache, dass diejenigen, die vor zehn Jahren Eltern wurden, die ersten Menschen überhaupt sind, die sich an dieser Art der Erziehung versuchen. Es reicht nicht, die vermeintlichen Fehler der eigenen Eltern vermeiden zu wollen oder sich unter den Experten und Autoren einen persönlichen»guru«auszuwählen. Kinder sind unglaublich verschieden, und dasselbe gilt für ihre Eltern. Was sich in der einen Familien bewährt, kann in der nächsten scheitern. Selbst häufig verwendete Begriffe wie»grenzen«,»fürsorge«,»regeln«,»aufmerksamkeit«usw. fassen wir, im Lichte eigener Erfahrungen und Anschauungen, unterschiedlich auf. Das ist unvermeidlich und gut so! Alles andere führt zu Uniformierung, macht die wichtigsten Menschen in unserem Leben zu Objekten und beschädigt ihre Integrität. Wenn es um Kindererziehung geht, ist es also eine schlechte Idee, einfach nach einer passenden Methode Ausschau zu halten. Eine gute Idee ist es hingegen, sich Rechenschaft über seine Wertvorstellungen abzulegen: Woran glaube ich? Was sind die eigentlichen Bedürfnisse des Menschen? Welche Werte, die mir meine Eltern vermittelten, haben sich als konstruktiv erwiesen, und welche sollte ich über Bord werfen? Kinder wollen immer kooperieren und ihren Eltern jeden Tag Freude bereiten. Wenn sie es nicht tun, kann das an vier Dingen liegen: Die Eltern haben die Fähigkeit verloren, sich zu freuen, und richten all 2

ihre Energie auf die»probleme«. Die Kinder können nicht noch mehr kooperieren, als sie es ohnehin schon tun, ohne Schaden zu nehmen. Die Kinder hatten nicht genügend Zeit, um verstehen zu lernen, was ihre Eltern sich wirklich wünschen. Die Erwachsenen legen ihren Kindern Steine in den Weg, ohne sich darüber im Klaren zu sein. Natürlich haben wir es am liebsten, wenn unsere Kinder sich einigermaßen an das halten, was wir ihnen sagen, aber verlangen wir wirklich Gehorsam von ihnen? Wollen wir, dass sie etwas tun, nur weil wir es ihnen gesagt haben? Und wollen wir, dass sie sich in ihrem Leben fremden Autoritäten widerspruchslos fügen? Wollen wir nicht vielmehr, dass sie sich zu eigenständigen, kritischen Persönlichkeiten entwickeln, die Verantwortung für ihre eigenen Entscheidungen übernehmen und sich weder unterdrücken noch verführen oder manipulieren lassen? Lange Zeit haben sich Eltern gewünscht, dass ihre Kinder ersteres Verhalten zu Hause und letzteres draußen in der Welt an den Tag legen. Aber das ist ein Widerspruch, und Kinder sind nicht in der Lage, beide Forderungen gleichermaßen zu erfüllen, so gerne sie dies auch täten. Wenn es Kinder und Jugendliche über einen längeren Zeitraum hinweg unterlassen, Dinge zu tun, die nicht nur unseren Wünschen entsprechen, sondern in ihrem eigenen Interesse liegen, dann geht in der Regel irgendetwas in der Familie oder auch nur zwischen Eltern und Kindern vor sich, das sie daran hindert. Dann verfolgen die Eltern unwillentlich einen falschen Weg und müssen dies korrigieren, damit das Kind seine Eigenständigkeit wiederentdecken kann. Doch all diese Dinge müssen wir einfach auf uns zukommen lassen. Sie können nicht im Voraus entschieden werden. Zunächst müssen wir unsere Kinder und uns selbst als Eltern kennen lernen. Erziehung ist»learning by doing«bis wir unseren eigenen Weg gefunden haben. Kinder brauchen keine perfekten Eltern, die über jeden Zweifel erhaben sind, sondern authentische Menschen aus Fleisch und Blut, die nicht alles wissen, doch stets bereit sind, sich weiterzuentwickeln. Text Jesper Juul & Mathias Voelchert familylab.de Die Qualität der Beziehungen_ein familylab.de - Artikel Text Jesper Juul Einer der Hauptfaktoren, der die Qualität der Kindheit bestimmt, ist die Qualität der Beziehungen, die das Kind mit seinen Eltern und mit seinen Lehrern hat. Aus diesem Grund werden wir in der dritten Sitzung der Arbeitsgruppe für Qualität in der Kindheit dieses Thema in den Mittelpunkt stellen. Normalerweise denkt man, dass eine Beziehung entweder gut oder schlecht ist, und dass man, wenn die Beziehung schlecht ist, nicht viel tun kann um sie zu verbessern. Wir unterscheiden die folgenden Schlüsselcharakteristiken im Hinblick auf die Qualität der Beziehungen: 3

- Gleichwürdigkeit - Integrität - Authentizität - Verantwortung - Selbstwert Selbstvertrauen - Wandel von einer Subjekt-Objekt Beziehung zu einer Subjekt-Subjekt Beziehung - Prozess des Wachstums der Beziehung Für die Qualität der Beziehungen spielt eine Rolle: Gleichwürdigkeit Die Beziehungen zwischen Erwachsenen und Kindern haben sich in den letzten 25 Jahren qualitativ entscheidend verbessert, seit das Konzept der Gleichwürdigkeit innerhalb der Familie gewachsen ist. Dieser Wandel wird vielleicht am deutlichsten von der Tatsache illustriert, dass Kinder und junge Leute sich jetzt in der Welt viel natürlicher und selbst bestimmter verhalten können. Sie sind nicht länger automatisch programmiert Regeln und Gewalt von Eltern und anderen Erwachsenen zu tolerieren, die frühere Generationen gezwungen waren zu akzeptieren. Zur gleichen Zeit jedoch, erfüllen weder die Familie noch die Gesellschaft ein absolut bedeutsames Bedürfnis von Kindern und jungen Leuten: sie zu sehen und sie zu ermutigen sich selbst als wertvolles Mitglied einer Gemeinschaft zu sehen. Integrität Das Wort Integrität bezieht sich auf ein allumfassendes Konzept, dass sich auf die Ganzheit und die Unverletzlichkeit unserer physikalischen und psychologischen Existenz bezieht. Dieses Konzept hat mit Themen wie Identität, Grenzen und persönlichen Bedürfnissen zu tun. Kinder können in der Tat in einem großen Ausmaß ihre eigenen Grenzen setzen, aber oft vernachlässigen sie ihre eigenen Bedürfnisse, wenn diese Bedürfnisse mit denen ihrer Eltern in Konflikt geraten. Dann kooperieren sie nämlich, statt an sich selbst zu denken. Authentizität Eine der Hauptzutaten für eine gesunde Beziehung zwischen einem Erwachsenen und einem Kind ist die Authentizität. Eine Person, die authentisch ist, ist verlässlich, vertrauenswürdig, echt und lebt nach der eigenen inneren Führung. Zum Beispiel ein Lehrer, der sich unsicher fühlt. Es ist nicht falsch, sich unsicher zu fühlen. Der Lehrer hat die Wahl, wie er sich verhält, wenn er sich unsicher fühlt. Wenn er seine Unsicherheit akzeptiert, verhält er sich authentisch. Wenn er jedoch versucht die Unsicherheit zu verstecken, verhält er sich nicht authentisch. Die erste Wahl ist die bessere und die Kinder werden sich entsprechend verhalten. Die versteckte Unsicherheit lässt eine Distanz zwischen dem Lehrer und den Kindern entstehen und als Folge wird die Qualität der Beziehung darunter leiden. Verantwortung Wir unterscheiden zwei Arten von Verantwortung: - Soziale Verantwortung - Persönliche Verantwortung Soziale Verantwortung ist die Verantwortung, die wir füreinander haben, für unsere Familie, Gemeinschaft, Gesellschaft und für die Welt. Sie ermöglicht größeren Gruppen von Menschen zusammen zu leben. Diese soziale Verantwortung lernen wir von unseren Eltern und Lehrern. Persönliche Verantwortung ist die Verantwortung, die wir für unser eigenes Leben haben, für unsere physikalische, psychologische, mentale und spirituelle Gesundheit und Entwicklung. Wenige von uns wurden so erzogen, dass wir diese Art von Verantwortung übernehmen können. Diese persönliche Verantwortung ist aber eine der Säulen für eine gesunde psychologische Entwicklung und dadurch für gesunde Beziehungen. Für Kinder ist es also wichtig, mit Erwachsenen zu leben, die - Ihre persönliche Integrität achten und bewachen 4

- Einschreiten, wenn sie merken, dass die Kinder in einem zu starken Maß kooperieren Selbstwert Selbstvertrauen Selbstwert ist unser Wissen und unsere Erfahrung darüber, wer wir sind. Der Selbstwert hängt davon ab, wie gut wir uns kennen und wie wir auf das schauen, was wir wissen. Selbstwert kann man sich vorstellen wie eine Art innerer Säule, das Zentrum oder das Herz von sich selbst. Menschen, die einen gesunden, gut entwickelten Selbstwert haben, ruhen in sich selbst und fühlen sich wohl mit sich selbst. Selbstvertrauen misst wozu wir fähig sind, in was wir gut und klug sind oder in was wir schlecht und ungenügend sind. Es bezieht sich darauf, was wir erreichen können. Wenn man einen gesunden Selbstwert hat, ist Selbstvertrauen selten ein Problem. Das gilt jedoch nicht andersherum. Wandlung von einer Subjekt-Objekt Beziehung zu einer Subjekt-Subjekt Beziehung Eines der Hauptthemen ist ein neues Verständnis darüber, dass wir Kinder nicht als Objekte behandeln sollen, sondern als Subjekte. Das bedeutet, dass wir die Beziehung zwischen Kind und Erwachsenem als Beziehung zwischen zwei Menschen definieren und nicht als Beziehung zwischen Elternteil und Kind oder Lehrer und Schüler definieren, der gehorchen, lernen, Prüfungen bestehen, nett sein, schlau sein, sich an unsere Wünsche anpassen,. muss. Der Prozess des Wachstums einer Beziehung Wir sollten unsere Kinder so erziehen sollen, dass das Kind als Mitmensch respektiert wird, der der sein kann, der er ist und der sein inneres Potential entwickeln kann. Wenn wir auf diese Art mit dem Kind umgehen, ermöglichen wir dem Kind sich selbst zu entdecken und tiefe und gesunde Beziehungen mit Eltern, Lehrern oder anderen Leuten zu entwickeln. Schlussfolgerung Wir können unseren Kindern nur dann eine Kindheit von guter Qualität geben, wenn wir als Erwachsene die oben erwähnten sieben Schlüsselcharakteristiken zu unseren eigenen machen, denn sonst wird es uns nicht möglich sein, ihnen ein gutes Beispiel vorzuleben. Dies gilt natürlich genauso für unsere Schulen und andere Institutionen. MATHIAS VOELCHERT GMBH Amalienstrasse 71, 80799 München, Tel 0049 89 219 499 71, Fax 0049 89 22 807 200 E-Mail info@familylab.de Internet www.familylab.de Sitz der Gesellschaft München Geschäftsführer Mathias Voelchert Registergericht München HRB Nr 77969 gegründet1985 USTID DE 128 365 927 Bankverbindung Münchner Bank e.g. BLZ 701 900 00 KTO 65 161 5