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AuSgABE Magazin 02.2011 SCHwErPunkT: MObbinG N DER SChULE bullying & Cybermobbing Neue Formen der Gewalt an Schule und im nternet Mobbing unter Schülern ENE hlfe FÜR LEhRER eine Schule gegen Cybermobbing Die Schillerschule in Frankfurt am Main nitiator und hauptförderer:

Mobbing in der SChULE 3 Vorwort SCHwerpunKt: MObbinG in Der SCHuLe Liebe LeSerinnen und LeSer*, 4 7 10 buddy-leitartikel: Bullying & Cybermobbing Neue Formen der Gewalt an Schule und im nternet Eine Schule gegen Cybermobbing Die Schillerschule in Frankfurt am Main Mobbing unter Schülern Eine hilfe für Lehrer. Ein Fachbeitrag von PD Dr. Mechthild Schäfer Mobbing ist mittlerweile zum Massenphänomen geworden. Jeder dritte Schüler in Deutschland war laut einer Forsa-Umfrage (2011) bereits Opfer von Cybermobbing. Mobbing begegnet uns überall im Beruf, in der Schule, im Sportverein, im nternet. Grund genug für uns, diese Ausgabe des buddy-magazins dem Thema Mobbing und seiner modernen Form, dem Cybermobbing, zu widmen. Wir freuen uns sehr darüber, dass sich die ausgewiesene Mobbing-Expertin PD Dr. Mechthild Schäfer bereit erklärt hat, einen Gastbeitrag in unserem Magazin zu veröffentlichen. AKtueLLeS 12 14 15 Das buddy-grundschulprogramm Thüringen: nterview mit Christoph Matschie, Thüringer Minister für Bildung, Wissenschaft und Kultur Soziale Kompetenzen als Erfolgsfaktor im Beruf Zur Kooperation zwischen dem buddy E.V. und dem nitiativkreis Ruhr Neues aus den Netzwerken Besonders beeindruckend für uns war auch die Begegnung mit den Schülern Viktoria und Jassine sowie der Schulleiterin Karin hechler der Schillerschule in Frankfurt am Main, die uns offen über einen Cybermobbing-Fall an der Schule berichteten. Umso schöner war es zu hören, dass es die Schule aufgrund des starken Zusammenhalts der Schüler geschafft hat, das Problem inzwischen zu lösen. Darüber hinaus halten wir Sie mit zahlreichen Neuigkeiten aus den buddy-ländern auf dem Laufenden. Sehr herzlich laden wir Sie zum direkten Austausch mit uns auf www.facebook.com/ buddyev ein: Wir sind gespannt auf hre Anregungen, hr Feedback und hre deen. neue Serie Viel Spaß beim Lesen wünscht hnen 17 Öffentlichkeitsarbeit macht Schule Teil 2: Fundraising Kurz berichtet 19 BuddYs treffen Skistar Maria höfl-riesch Neues vom family-programm Talente Elterndialoge neu denken, Übergänge gestalten Roman R. Rüdiger Geschäftsführender Vorstand buddy E.V. Forum Neue Lernkultur 20 mpressum *ANSPRAChE: n dieser Publikation wird aus Gründen der Vereinfachung auf die gleichzeitige Verwendung der männlichen und weiblichen Ansprache verzichtet. Selbstverständlich sind beide Geschlechter ausdrücklich gemeint. 3

Bullying & Cybermobbing Neue Formen der Gewalt an Schule und im nternet von Martin Nanzig, Leiter buddy-programm m Fokus nternetseiten wie isharegossip.com haben das Problem in den medialen Fokus gerückt: Kinder und Jugendliche haben neue Methoden entwickelt, um Mitschüler zu beschimpfen und zu bestrafen, zu erpressen und öffentlich bloßzustellen. Mittels des anonymen Zugriffs auf das nternet treten aber auch verstärkt virtuelle Mobbing-Attacken auf Lehrkräfte auf, wie eine Studie der GEW aus dem Jahre 2008 verdeutlicht. Neue Lebenswelten, neue Gewalt Das nternet besticht durch seine unbegrenzten Möglichkeiten Smartphones, Flatrates und soziale Netzwerke erlauben eine permanente Kommunikation. Die Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen findet in immer stärker werdendem Umfang im virtuellen Netz statt. So ergab eine Umfrage des T-Branchenverbands Bitkom im Mai 2011, dass das Surfen bei Facebook, Youtube & Co. bereits an Platz 2 der beliebtesten Freizeitbeschäftigungen Jugendlicher rangiert. Die Kommunikation mit den Peers im Web 2.0 bietet viele Vorteile: Sie ist nahezu unbeschränkt, bietet ein riesiges Auditorium, ist immer möglich und nformationen sind von überall abrufbar. Gerade diese Omnipotenz macht aber leider auch die Attraktivität für Cybermobbing- Täter aus. Mobbing, Bullying und Cybermobbing m Gegensatz zu physischer Gewalt bedient sich Mobbing eines subtilen Vorgehens. Das Ziel ist, das Opfer sozial zu erniedrigen, auszugrenzen und nachhaltig zu beschädigen. Methoden sind gezielte Maßnahmen der Verleumdung, der Rufschädigung, des Bloßstellens und des Schikanierens. Finden diese Aktionen im nternet in Chatforen und sozialen Netzwerken statt, spricht man von Cybermobbing. Für Mobbing-Attacken in der Schule wird im deutschsprachigen Raum häufig der Begriff Bullying verwendet. Nach Expertenmeinungen nehmen Bullying und Cybermobbing an deutschen Aggression und Gewalt an Schule sind so alt wie die Schule selbst. Mit dem Entstehen neuer Formen von Gewalt erfährt das System Schule aktuell eine große Herausforderung. Ansätze wie das buddy-programm können Schulen bei der wirksamen Bekämpfung unterstützen. 4 5

Mobbing gehört mittlerweile Schulen zu. Untersuchungen zur Entwick- leider an vielen Schulen zum Alltag. Absentismus und signifikante Verschlech- Die ganze Schulgemeinschaft lung physischer Gewalt sprechen hingegen teilweise von einer Stagnation oder terung der schulischen Leistungen. stand hinter Viktoria. sogar von einem Rückgang (u.a. Studie buddy im Kontext von Gewalt des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen von 2009). Offenbar verändert sich die Form der Gewalt und verschiebt sich in Teilen in die virtuelle Welt des nternets und somit weitestgehend aus dem Blickwinkel und den Zugriffsmöglichkeiten von Pädagogen und Schule. Herausforderung für die Schulen Als Gelingensbedingungen für Bullying gelten hierarchisch strukturierte Systeme, zu denen neben dem Gefängnis und dem Militär auch die Schule zählt. Sie bieten die erforderlichen Strukturen, Gelungene Attacken erhalten die Aufmerksamkeit der gesamten Klasse; Täter erleben es als reizvoll, wenn diese von der Lehrkraft nicht als solche erkannt und ggf. von dieser noch (unbewusst) verstärkt werden. Eine veränderte Lehrerrolle wie im buddy-programm angestrebt kann sol- Das buddy-programm, das in vielen Landesprogrammen bereits als nstrument der Gewaltprävention an Schulen dient, bietet eine Reihe von Ansätzen, um Bullying- und Cybermobbing-Tendenzen entgegen zu wirken: Verantwortung für die schulische Gemeinschaft zu übernehmen führt zu erhöhter Wach- und Achtsamkeit, insbesondere bezüglich aggressiven Verhaltens. Die Lebensweltorientierung richtet den Fokus auf die tatsächlichen nteressen und Probleme der Schüler und unterstützt die Aufdeckung von körperlicher Anonyme Hetzerei und Verunglimpfungen im nternet auch die Schillerschule aus Frankfurt am Main war betroffen. Viktoria, Jassine und Schulleiterin Karin Hechler berichten, wie die Schüler gegen das Cybermobbing vorgingen. Und dem Schrecken ein Ende bereiteten. Karin Hechler, Schulleiterin der Schillerschule Frankfurt und Jassine, Schülersprecher, sind froh, dass Cybermobbing kein Thema mehr an ihrer Schule ist. wie z.b. die zeitliche Kontinuität und das chen Tendenzen entgegen wirken. Mittels und seelischer Gewalt. Die Förderung so- Auditorium für den Erfolg von Bully- einer Coachhaltung und dem vermehrten zialer Kompetenzen sowie positive Selbst- ing-attacken. Einsatz kooperativer Lernformen sowie wirksamkeitserfahrungen führen zu der Wir treffen Viktoria, 13, in der Schiller- sich damit Anfang des Jahres blitzartig Jassine ist seit 2009 Schülersprecher Elementen wie dem Klassenrat werden Überzeugung, Probleme selbst lösen zu schule in Frankfurt. Vor uns sitzt ein hüb- im Netz. Geschützt durch die Anonymi- an der Schillerschule und genießt hohes Als systemisches Problem ist bei der Verantwortungsübernahme auf Schü- können und unterstützen Bullying-Opfer sches Mädchen, das uns freundlich und tät des nternets lassen dort tausende Vertrauen bei Schülern wie Lehrern. Bekämpfung von Bullying die Einbezie- lerseite gefördert und Bullying-Attacken dabei, sich erfolgreicher zur Wehr zu selbstbewusst ihre Geschichte erzählt. Schüler ihren Beleidigungen freien Lauf Viktoria vertraut sich Freunden an, wird hung aller Beteiligten erforderlich. Auf leichter aufgedeckt und bekämpft. setzen. Seit 2009 besucht Viktoria das Gymnasi- und hetzen gegen andere. Die Einträge von Lehrern unterstützt. Als sich Jassine Nachhaltigkeit angelegte Maßnahmen, um im Frankfurter Stadtteil Sachsenhau- waren sehr abwertend, niederträchtig. an die Schulleiterin Karin Hechler wendet, die nicht nur einzelne Vorkommnisse im Diagnose: Mobbing Die Peergroup-Orientierung ist der wohl sen. Sie ist sehr beliebt, hat viele Freun- Das waren so beleidigende, widerwärti- ist ihr schnell klar, dass Verbote nichts Fokus haben, rufen alle Akteure an Schu- wirksamste Ansatz im Zusammenhang dinnen. Und sie fühlt sich wohl an ihrer ge Sachen, die die da über mich geschrie- erreichen werden. Und dass sie die Ver- le auf den Plan: Schüler, Lehrer, Schul- Leistungsdruck, Stress und Überforde- mit Bullying und Cybermobbing, da die Schule. Dann, im April 2011, taucht plötz- ben haben; die überhaupt nicht stimm- antwortung den Schülern überlassen leitung, Schulsozialarbeit bzw. Schulpsy- rung gelten mittlerweile als übliche Be- Bezugsgruppe sowohl das Auditorium lich ihr Name im nternet auf. Auf der ten. Das Schlimmste, was den Leuten muss: ch habe natürlich das Staatli- chologischer Dienst und ggf. auch die gleiterscheinungen schulischer Lauf- einerseits als auch den kompetentesten Schüler-Mobbing-Seite isharegossip.com eingefallen ist, haben sie dahin geschrie- che Schulamt und die Polizei informiert. Elternschaft. bahnen. Sie resultieren aus den kontinu- Partner bei der wirksamen Bekämpfung mehren sich binnen weniger Tage die ben. Und es hat mich jedes Mal aufs Aber auf der konkreten Ebene folge ich ierlich gestiegenen Anforderungen und von (Cyber-)Mobbing andererseits dar- Einträge über sie. Neue getroffen, was da alles so stand, dem Leitsatz Wer das Problem hat, hat Zur Verringerung oder gar Vermeidung Erwartungen an Kinder und Jugendliche stellt. n Form von Mobbing-Beratungs- berichtet Viktoria. auch die Lösung. Das gilt auch schon von Bullying an Schule erfordert es eine unserer Zeit. BuddYs oder Anti-Mobbing-Büros Die Einträge waren abwertend und für Kinder und Jugendliche. Wenn man ganzheitliche Betrachtung mit dem Ziel setzen einzelne buddy-schulen und niederträchtig. Schüler ergreifen nitiative das übersieht, dann passiert das, was eines schulischen Klimas der gegensei- Bullying und Cybermobbing stellen -Schüler bereits gezielt entsprechende ich immer wieder sehe, wenn Lehrer mit tigen Achtsamkeit und Toleranz. neue und zusätzliche Stressoren dar, die Projekte ein. So kann gemäß dem Motto Am Anfang standen dort drei, vier Viktorias Fall geht einher mit der wach- Schülern umgehen: dass Lehrer reden ebenfalls erhebliche gesundheitliche Aufeinander achten. Füreinander da Einträge über mich. ch fand das zuerst senden Bekanntheit der Plattform. Um und reden und der Schüler eigentlich gar Lehrer und Unterricht Folgen haben können. Erste Symptome sein. Miteinander lernen. mit dem bud- eher lustig, dass die Leute da einfach so die gezielte Hetze zu ermöglichen, wer- nicht zu Wort kommt. Und das müsste sind Nervosität, Anspannung und Auf- dy-programm das Wachstum eines Kli- reinschreiben, was in ihren Köpfen vor- den die Schulen bei isharegossip.com umgekehrt sein. Zum subtilen Vorgehen von Bullying-Tä- merksamkeitsstörungen. Langzeitfolgen mas der Achtsamkeit, Toleranz und ge- geht. Aber innerhalb von zwei Wochen ordentlich in einer Spalte aufgeführt. tern gehört es, Dritte einzubeziehen, die sind Depressionen, Angst und soma- genseitigen Verantwortungsübernahme wurde mein Name so oft erwähnt, dass Auch die Schillerschule Frankfurt ist bald Sowas wollen wir hier nicht. sich ihrer Rolle häufig gar nicht bewusst tische Störungen wie Ess- und Schlaf- gefördert werden. ich das dann echt schlimm fand, er- dort zu finden. Ein paar Schüler, die das sind. Hierzu zählen auch Lehrkräfte, störungen, Magen-Darm-Erkrankungen zählt uns Viktoria. Das anonyme Nieder- mitbekommen hatten, kamen dann zu Jassine und Karin Hechler besprechen welche als Verstärker von Bullying-At- u.a. Auf der Verhaltensebene zeigen machen anderer das verspricht die Platt- mir und wollten, dass wir was dagegen das gemeinsame Vorgehen. Auch die tacken missbraucht werden können. sich häufig sozialer Rückzug, schulischer form isharegossip.com und verbreitet unternehmen, erzählt uns Jassine, 18. anderen Lehrer und Schülervertreter 6 7

werden einbezogen. Bei den Überlegungen geht es nicht darum, einzelne Täter ausfindig zu machen. Uns ging es darum, eine starke Gemeinschaft zu bilden, in der klar ist, dass wir absolut gegen diese Hetze sind und dass sowas an unserer Schule keinen Platz hat. Wir wollten die Leute dazu bringen, über ihre Fehler nachzudenken, erklärt Jassine. Über mehrere Wochen setzen sich Schüler und Lehrer intensiv mit dem Thema auseinander. Ein gemeinsamer Brief, der an das verantwortungsvolle Miteinander in der Gemeinschaft appelliert, wird auf der von den Schülern gut frequentierten nternetseite der Schule veröffentlicht. Die Schüler erarbeiten zusammen mit den Lehrern gezielt Themen für die Ethik- und Religionskurse. Auch später gehen die Kurse weiter, insbesondere die gemeinschaftliche Verantwortung und das respektvolle Miteinander werden thematisiert. Dadurch rücken die Schüler enger zusammen und das zeigt Wirkung. Karin Hechler ist froh über den guten Der große Zusammenhalt setzt die Ausgang. Wir schauen immer, was wir Täter unter Druck an sozialem Lernen nachhaltig in der Schule verankern können. Daher haben Seit Jahren gibt es an der Schillerschule wir auch am buddy-programm teilge- zahlreiche soziale Projekte. Auch dadurch sie aus Langeweile und Gruppenzwang nommen. Einander zu stärken diesen hat sich sehr früh bei allen Schülern eine mitgemacht hat. Eigentlich unfassbar und Gedanken finde ich sehr gut. ch stelle buddy-haltung gefestigt. Wir haben ziemlich traurig, so Jassine. mir es immer so vor: Wenn ein Schüler eine besondere Mentalität an der Schule. unsere Schule verlässt, dann soll er aus- Das zeigte sich auch bei isharegossip.com: Cybermobbing? Kein Thema mehr gestattet sein mit Fähigkeiten, um eine Bei anderen Schulen war es so, dass bei an der Schillerschule bestimmte Rolle in der Welt zu überneh- Beleidigungen hundert andere nachgelegt haben. Bei uns war es genau anders Die Schillerschule hat es geschafft: Erfolgreich gegen Cybermobbing: An der Schillerschule herrscht ein starker Zusammenhalt unter den Schülern. men. Er soll Dinge erkennen, eingreifen und Lösungen überlegen, Verantwortung herum. Die ganze Schulgemeinschaft Beschimpfungen und Beleidigungen gibt übernehmen, Zivilcourage zeigen und an- stand hinter Viktoria. Wir haben uns ge- es im nternet seitdem nicht mehr. n an- dere unterstützen. Mit diesem Konzept genseitig verteidigt. Die sozialen Projekte deren Schulen ist das anders. Dort wur- scheint die Schillerschule auf einem guten haben sich wirklich ausgezahlt, ist sich den Verbote ausgesprochen, eine Direk- Weg zu sein. Sie geht gestärkt aus dem Jassine sicher. torin hat den Fall groß an die Presse ge- Cybermobbing-Fall hervor. geben. Dennoch geht es dort weiter mit Und tatsächlich: Der vorbildliche Zusam- der virtuellen Hetze. Anders in der Schil- Auch für Viktoria ist der Spuk vorbei. menhalt in der Schule drängt die Täter lerschule: Wir haben gezielt unsere Schul- Die Unterstützung ihrer Freunde, der Leh- an den Rand. Unter Druck gesetzt outen gemeinschaft gestärkt. nternet-mobbing rer, der ganzen Schule hat ihr geholfen, und entschuldigen sie sich. ch erinnere ist seitdem kein Thema mehr bei uns, nicht zu verzweifeln. Sondern an sich zu mich an eine Schülerin, die sagte, dass erklärt Jassine stolz. glauben. 8 9

Mobbing unter Schülern. Eine Hilfe für Lehrer von PD Dr. Mechthild Schäfer Über die Autorin: Dr. Mechthild Schäfer ist Privatdozentin am Department für Psychologie der Ludwig-Maximilians- Universität in München. hre Forschung konzentriert sich auf Themengebiete wie Beziehungen im Kindes- und Jugendalter, Aggression und Mobbing in Schulklassen als Gruppenphänomen, Stabilität von Mobbingrollen, Konsequenzen von Mobbing, die Bedeutung Mobbing als Problem zwischen bestimmten Personen behandeln z.b. Du solltest vielleicht einfach ein bisschen mehr aus dir herausgehen, dann würden deine Mitschüler auch anders auf dich eingehen (zum Opfer) oder Du weißt doch, dass sie/er so ist, lass sie/ihn doch einfach in Ruhe (zum Täter). Täter und Opfer werden in ihren Rollen respektive Handlungsweisen bestärkt, was eine Perspektivenübernahme erschwert oder sogar verhindert und zu weiterem Mobbing führt. Lehrer sollten aggressiven Kindern klar zu verstehen geben, dass ihr Verhalten nicht geduldet und nicht akzeptiert wird und Eine Konfrontation mit den Lehrenden ist für sie in jedem Fall emotional sehr schwierig und kann Schuldgefühle bei den geschwächten Opfern verstärken. Eltern sollten ihrem Kind empfehlen, den Lehrer immer unmittelbar nach einem Vorfall zu informieren und um Hilfe zu bitten; am besten in Begleitung eines Freundes oder Mitschülers. nach kurzfristiger Besserung in einem Mobbingfall wieder locker lassen Unternehmen Lehrende Maßnahmen und zeigen diese den erwünschten Erfolg, so dürfen diese nicht bei kurzfristiger Besserung der Mobbingsituation eingestellt gewählt sein, dass sie einfach, effektiv und nachhaltig sind. Am besten sind solche, bei denen alle Lehrer mitwirken können. das Opfer aus der Klasse nehmen Täter haben einen Bedarf an erzieherischer Aufmerksamkeit. Verlässt z.b. das Opfer die Klasse, so würde dies das aggressive Verhalten als eine effektive Strategie bestätigen und sehr wahrscheinlich würden sich die Täter einfach ein neues Opfer suchen. Das Opfer lernt hingegen, dass Weglaufen ein Weg zur Problemlösung ist und dass es keine Sicherheit erwarten kann. Das erhöht die Angst, auch von den neuen Klassenkameraden des Kontexts für soziale Rollen und die Determinanten der betonen, dass es dabei keine Rolle spielt, gegen wen es sich richtet. werden: Die Schüler lernen daraus, dass zwar Unannehmlichkeiten auftreten, wenn schikaniert zu werden. Wahrnehmung von Lehrern im Umgang mit Schülerproblemen. das Opfer zu sämtlichen sie jemanden schikanieren, aber diese nicht von langer Dauer sind. Das Opfer Die Auflösung von Mobbing sollte eine Modellfunktion für alle Schüler haben. Lehrergesprächen mitnehmen wird also in Zukunft massiver schikaniert, Die Maßnahmen sollten daher mit und Was man bei Mobbing unbedingt für seine Beschwerden bestrafen. Darüber der ganzen Verantwortung für das Ent- damit es nicht wieder petzt. innerhalb der Klasse erfolgen. Nur so vermeiden sollte hinaus lernen Mitschüler auf diese Weise, stehen, aber auch das Beenden von Lehrende neigen dazu, die Schuld für das Die nkonsequenz der Betreuer verstärkt erhalten Schüler die Möglichkeit, soziale dass man als Opfer vor der Klasse bloß- Mobbing. Das Opfer wird dadurch noch Mobbing zunächst beim Opfer zu suchen. die Aggression bei den Schülern. Fertigkeiten im Umgang mit Mobbing als Lehrer den gestellt wird und als Täter die erwünschte stärker in eine für ihn/sie unlösbare Die Betroffenen hingegen neigen nach ei- zu erlernen und sich aktiv an solchen Pro- speziellen Fall diskutieren Um Mobbing effektiv zu bekämpfen, müssen Täter und Opfer lernen, dass bestimmte Verhaltensweisen in der Schule unangemessen sind. Nimmt aber der Aufmerksamkeit erfährt. Diskussionen über Mobbing sind generell sinnvoll, sofern keine Personen direkt angesprochen werden. Lehrer können eine soziale Stunde im Monat einführen und Situation gedrängt und möglicherweise zu riskanten Handlungen verleitet (Suizid, Weglaufen, Schule schwänzen, Autoaggression). Stattdessen sollte man Maßnahmen niger Zeit dazu, sich selbst die Schuld am Mobbing zuzuschreiben. Wenn Regeln oder Maßnahmen eingeführt werden, dann sollten diese so blemen zu beteiligen. Literaturtipp: Gabriela Herpell, Mechthild Schäfer: Du Opfer! Wenn Kinder Kinder fertigmachen Rowohlt Verlag, Reinbek 2010 Lehrende im Gespräch mit der Klasse über Mobbing und aggressives Verhalten ergreifen, bei denen das Opfer auch ver- konkret Bezug auf das Opfer und den/die diskutieren. steht, dass das Verhalten der anderen Täter, führt man die Mobbingsituation unangemessen und falsch ist und dass je- auf bestimmte Personen zurück: Täter Mobbing auf die Persönlich- der Opfer von Mobbing werden kann. Alle und Opfer, aber auch die Mitschüler wer- keit des Opfers zurückführen Beteiligten (Opfer, Täter und Mitschüler den damit in ihrem Glauben bestärkt, etc.) sollten begreifen, dass Mobbing ein dass das Opfer die Schuld an dem Mob- Für das Opfer bedeutet das eine klare erlerntes Verhalten ist, welches keines- bing trage und Täter würden das Opfer Schuldzuweisung und die Übertragung falls toleriert werden sollte. 10 11

interview Das buddy-programm für die Grundschulen ist wichtig, um die Persönlichkeitsentwicklung unserer Schüler so früh wie möglich zu fördern. Als zweites Bundesland führte Thüringen das buddy-programm in diesem Jahr an Grundschulen ein. Christoph Matschie, Thüringens Minister für Bildung, Wissenschaft und Kultur, sprach mit dem buddy-magazin über buddy und Mobbing im nternet. Herr Matschie, das buddy-programm Welche buddy-projekte gefallen hnen fördert zukunftsrelevante Kompetenzen besonders gut? von Schülern mittels der Peergroup-Education. Wie beurteilen Sie diesen Ansatz Matschie: Es gibt viele gute Projekte, als Beitrag zur individuellen Förderung? die ich gar nicht alle aufzählen kann. Besonders engagiert sind beispielsweise die Matschie: Er ist erfolgreich. Starke Part- Senioren-BuddYs, die sich um ältere Men- ner bei der konstruktiven und gewaltfreien schen kümmern. Damit tragen sie zum Lösung von Konflikten sind die Schüler Miteinander der Generationen und zum selbst. Dabei übernehmen sie Verantwor- besseren gegenseitigen Verständnis bei. tung und entwickeln sich zu selbstbewussten Persönlichkeiten. Laut einer aktuellen Forsa-Umfrage sind hunderttausende Schüler bereits von Christoph Matschie beim Besuch der Friedrich-Schiller-Schule in Erfurt. Welche Erwartungen haben Sie an Cybermobbing betroffen. Wie können die Einführung des buddy-programms Schulen dagegen angehen, wie kann die an Grundschulen? Politik helfen? wir ganz klar auf Prävention. Schulpsy- Soziale Netzwerke wie Facebook auch kritische Kommentare lese ich gern. beginnt bereits im Kindergarten, denn chologen und Beratungslehrer sind hier werden leider immer wieder für Cyber- in der Kindheit werden die entschei- Matschie: BuddYs verbessern die Kom- Matschie: Wir müssen nternet-mob- wichtige Ansprechpartner. Sie können mobbing missbraucht. Sie selbst Unser Ziel ist es, dass der Begriff denden Weichen für die Zukunft gestellt. munikation zwischen den Schülern und bing sehr ernst nehmen. Demütigungen eingreifen, bevor Probleme eskalieren. haben eine Facebook-Seite. Wie sind BuddY zum Synonym für Menschen mit den Lehrern und tragen so zu einem und Ausgrenzungen in Foren und Chats Zu einem guten Schulklima tragen aber hre Erfahrungen? wird, die wechselseitig Verantwortung Die Aufgabe einer guten Schule ist es, guten Schulklima bei. Die Öffnung des sind kein Kavaliersdelikt. Damit es erst auch die Schüler selbst bei. Sie sind als tragen. Warum sind Sie ein BuddY? leistungsschwächere und sozial benach- Programms für die Grundschulen ist ein gar nicht dazu kommt, brauchen Schüler Streitschlichter aktiv oder unterstützen Matschie: Facebook gibt mir die einfa- teiligte Schüler mitzunehmen und nicht wichtiger Beitrag, die Persönlichkeits- in der Schule eine ruhige und konfliktfreie ihre Mitschüler beim Lernen. Ein wichti- che Möglichkeit, über Politisches und Priva- Matschie: Als Bildungsminister trage zurückzulassen. Diese Bildungsgerech- entwicklung unserer Schüler so früh wie Lernumgebung, in der Gewalt keinen ger Partner ist dabei beispielsweise der tes zu berichten. Hier bekomme ich viele ich die Verantwortung, dass jedes Kind tigkeit ermöglichen wir an allen unseren möglich zu fördern. Platz hat. Um dies zu erreichen, setzen buddy E.V. Feedbacks. Die meisten sind positiv, aber individuell gefördert wird. Bildungsarbeit Schulen. 12 13

kooperation ZwiSCHEn dem buddy e.v. und dem initiativkreis ruhr SOZALE KOMPETENZEN SND PRMäRTUGENDEN DES ARBETSLEBENS. neues aus den netzwerken Selbstvertrauen, Kommunikations- und Kooperationsfähigkeiten Grundvoraussetzungen für Kinder und Jugendliche, um im MTENANDER in der Schule und auch später im beruf erfolgreich zu sein. Unternehmen haben längst erkannt, dass nicht die Schulnoten den größten Erfolg versprechen. Soziale Kompetenzen sind für Arbeitgeber ein primäres einstellungskriterium. Erfolgsfaktor soziale kompetenzen: Schüler im ruhrgebiet verbessern künftig ihre Chancen auf einen Ausbildungsplatz. Gerade nach dem Startschuss in den Beruf geht es darum, viel und rasch Neues zu verstehen. Dazu braucht man Selbstbewusstsein und Kommunikationsfähigkeit, erklärt Bodo hombach, der als Moderator des nitiativkreises Ruhr die Kooperation mit dem buddy E.V. angestoßen hat. Die im nitiativkreis Ruhr zusammengeschlossenen Unternehmen der Region möchten im Projekt Get Ready die Vermittlungschancen von Schülern auf Ausbildungsplätze verbessern. Wer bei buddy soziale Kompetenzen erwirbt, hat bei Get Ready bessere Karten, eine Lehrstelle zu bekommen, erklärt hombach. Qualifizierung ganzer Kollegien Mit sozialen Kompetenzen die beruflichen Chancen von Schülern steigern das ist einer der Gedanken, der hinter der Kooperation steckt. Auch Roman R. Rüdiger, geschäftsführender Vorstand beim buddy E.V., ist überzeugt von der Zusammenarbeit: Wir wollen mit unserer Arbeit dazu beitragen, dass Kinder und Jugendliche in der Lage sind, eigenständig Entscheidungen über ihr Leben zu treffen. Das umfasst auch, dass sie ein ökonomisches Auskommen haben, um für sich selbst zu sorgen und am sozialen Leben teilhaben zu können. Und: Bei Get Ready diskutieren Führungskräfte mit Schülern auf Augenhöhe. Beide Seiten lernen dabei. Das ist genau das, was wir mit buddy erreichen möchten. Über einen Zeitraum von fünf Jahren werden die gesamten Lehrerkollegien von 20 Schulen aus dem Ruhrgebiet qualifiziert und begleitet. Damit bietet die Kooperation die große Chance und beste Voraussetzungen, um buddy direkt von Beginn an tief in den schulischen Strukturen zu verankern für eine verstärkte Förderung sozialer Kompetenzen und Verbesserung des Schulklimas. LANDESPROGRAMME auszeichnung der 1.000sten buddy-schule in hessen der buddy e.v. freut sich sehr darüber, zusammen mit hessens Kultusministerin dorothea henzler, buddy-vorstandspräsidentin prof. dr. rita süssmuth und dem geschäftsführer der Vodafone stiftung deutschland, thomas holtmanns, die heinrichvon-kleist-schule in eschborn als 1.000ste buddy-schule bundesweit auszeichnen zu können. an dieser stelle danken wir der Vodafone stiftung deutschland, die sich seit vielen Jahren als hauptförderer in hessen engagiert. allen weiterführenden schulen in Kassel und frankfurt werden in diesem schuljahr erneut die aufbaumodule angeboten. das thema inklusion aus dem letzten buddy-magazin wird insbesondere bei dem Modul buddy im unterricht Berücksichtigung finden. thüringer schulen mit doppelsieg beim buddy-wettbewerb gleich zwei thüringer schulen waren beim buddy-wettbewerb erfolgreich: die Wiebeckschule aus Bad langensalza wurde Monatssieger Juli/august, die regelschule schönbrunn errang sogar den Jahressieg und freut sich über ein preisgeld von 1.000 euro. im september fand in gera der Bilanztag für die letzte trainingsgruppe der weiterführenden schulen statt. die schulen präsentierten ihre buddy-projekte und BuddYs berichteten von ihren erfahrungen. das thüringer grundschulprogramm ist im oktober gestartet: lehrkräfte von 13 grundschulen wurden auf zwei trainingsgruppen aufgeteilt und trafen sich zum sog. Kick-off-tag. start neuer aufbaumodule in Berlin ab herbst werden drei aufbaumodule für grundschulen in allen zwölf Berliner regionen angeboten. neben dem buddytraining für neue lehrkräfte und buddy im unterricht wird es ein neues Best-practice -Modul zum thema lese- und lern-buddys geben. im buddy-programm für sekundarschulen wurden bereits zwei regionen gewonnen, die das buddy-grundlagentraining durchführen wollen. Zunächst wird es pro region eine trainingsgruppe geben. Weitere regionen können sich bewerben. Mehr nformationen: Nina Franzen, nina.franzen@buddy-ev.de Zweite Bewerbungsrunde in nordrhein-westfalen Bis Mitte oktober konnten sich die weiterführenden schulen der sek. i im ganztag um eine teilnahme am buddy-programm bewerben (anzahl der Bewerbungen stand zu redaktionsschluss nicht fest). die trainings beginnen im März 2012. damit ist die zweite von insgesamt drei Bewerbungsrunden im landesprogramm nrw abgeschlossen. die 63 schulen aus der ersten runde erarbeiten bereits geeignete buddy-projekte, wie z.b. Mentoren- und hausaufgaben-buddys oder den Klassenrat. Bilanztage in niedersachen für die niedersächsischen grundschulen finden im november die Bilanztage statt. die teilnehmer in den sechs gruppen zeigen sich sehr motiviert: es entstehen viele buddy-projekte auf Klassenebene sowie im unterricht. im nächsten Jahr sollen weitere buddy-trainings angeboten werden sowohl den alten als auch den neuen interessierten schulen. Zudem ist eine große abschlussveranstaltung für das grundschulprogramm im Juli 2012 geplant. 14 15

neues aus den netzwerken ÖFFENTLChKETSARBET MAChT SChULE Teil 2: FUNDRASNG FÜR SChULEN REGONALE NETZWERKE aufbaumodule für hamburger schulen geplant die ergebnisse der Bilanzkonferenz nach abschluss des pilotprojektes sind positiv ausgefallen. im november finden gespräche mit dem Bildungssenator über eine mögliche ausweitung als landesprogramm statt. unabhängig davon sind für die in der pilotphase eingebundenen schulen angebote der aufbauphase geplant. so können z.b. neue lehrkräfte nachgeschult oder das buddy-prinzip im unterricht vertieft werden. gespräche hierzu werden mit der dürr-stiftung hamburg und dem landesinstitut geführt. erfolgreiches netzwerktreffen der Modellschulen in düsseldorf im Kommunalprogramm für grund- und weiterführende schulen (ohne ganztag) in düsseldorf fand ein weiteres erfolgreiches netzwerktreffen der Modellschulen statt. erstmals lag die gesamte planung und Moderation des treffens bei der ausrichtenden schule. Zahlreiche BuddYs präsentierten ihre buddy-praxisprojekte. das netzwerk plant, die zukünftigen treffen in gleicher oder ähnlicher form durchzuführen. die aktuelle trainingsgruppe in düsseldorf absolvierte erfolgreich den fünften trainingstag, der Bilanztag wird noch in diesem Jahr stattfinden. erster schülerkongress in ostwestfalen-lippe geplant im netzwerk der hauptschulen findet im november das große Vorbereitungstreffen im Vorfeld des ersten bezirksweiten schülerkongresses in owl statt. hierzu finden gespräche zwischen dem buddy e.v. und der Bezirksregierung detmold statt. der Kongress ist für das frühjahr 2012 geplant. die drei trainingsgruppen der grundschulen im zweiten ausbildungsdurchgang gehen in Kürze in tag fünf. an mehreren schulen rund um Bielefeld, herford und höxter laufen bereits erste buddy-projekte. für die in der aufbauphase befindlichen schulen aus dem Modellprojekt sind für herbst bzw. Winter neue ausschreibungen für aufbaumodule geplant. Wir danken den förderern des buddy-programms... unserem überregionalen hauptförderer: Vodafone stiftung deutschland unseren regionalen hauptförderern: unfallkasse nordrhein-westfalen, peter gläsel stiftung, landeshauptstadt düsseldorf, dürr-stiftung hamburg unserem regionalen Unterstützer: stadtsparkasse düsseldorf Mehr infos: www.buddy-ev.de www.facebook.com/buddyev Das Fundraising also die Beschaffung von finanziellen oder Sach-Mitteln hat mittlerweile auch an Schulen Einzug gehalten. Martin Slotta, Lehrer an der hauptschule Extertal, kümmert sich bereits seit Jahren erfolgreich um die Akquise von SPENDENGELDERN. Das buddy-magazin neue Serie herr Slotta, für welches Projekt akquirieren Sie aktuell Fördergelder? SLOTTA: ch bemühe mich um Förderer für das Fair Mobil des Jugendrotkreuzes. Das versuchen wir jedes Jahr den neu zusammengesetzten Siebtklässlern anzubieten. Weil unser Schulbudget dafür nicht ausreicht, ich dieses Projekt jedoch sehr sinnvoll finde, bemühe ich mich jedes Jahr um Unterstützung bisher erfolgreich: n den letzten Jahren haben uns die Volksbank und die Sparkasse unterstützt. Wie gehen Sie vor bei der Akquise? SLOTTA: Der persönliche Kontakt ist ein ganz wichtiger Punkt. ch suche die Unternehmen bei Anfragen direkt auf, was hier im ländlichen Bereich vielleicht etwas einfacher ist. Das hat den Vorteil, dass ich alle Fragen sofort beantworten, mit der entsprechenden Freundlichkeit auftreten und individuell auf mein Gegenüber eingehen kann. Damit kommt man sehr weit. Was sollte man bei der Ansprache noch beachten? SLOTTA: ch überlege mir vorher, welche Unternehmen vor Ort sind und sprach mit ihm über seine Erfahrungen. versuche, einen inhaltlichen Bezug herzustellen. Plane ich die Ausrichtung von Gesundheitstagen, frage ich nicht bei der Druckerei an, sondern wende mich an die Krankenkassen vor Ort oder sonstige Geschäfte zum Gesundheitsbedarf. Zudem sollte man immer im Namen der Schule und der Schulleitung sprechen und für Rückfragen seine Kontaktdaten hinterlassen. Außerdem ganz wichtig: ein Konzept des Projektes mitnehmen. lehrer Martin Slotta Wie muss ein solches Konzept akquiriert erfolgreich aufgebaut sein? fördergelder für seine Schule. SLOTTA: Ein Vorteil ist, wenn es sich um ein bewährtes, bereits erprobtes Projekt handelt, das von einer gro- Ansprache und Akquise? Wieviel Zeit benötigen Sie für die ßen Organisation initiiert ist, wie es z.b. beim buddy-programm der Fall ist. SLOTTA: Wenn man noch am Anfang Solche Projekte unterstützen die Firmen steht, Kontakte aufgebaut werden müssen und man sich neu mit der Materie gerne. buddy hat z.b. schönes Material, das verwende ich und ergänze es beschäftigt, dann kann man im Schnitt mit meinen Erfahrungen. sicherlich mit einer Stunde pro Woche rechnen. Wenn die Kontakte bereits bestehen, dann reicht es, aktiv zu werden, Man sollte immer skizzieren, worum es inhaltlich geht, welches die Ziele des Projekts sind und warum wir uns als Schu- Dann können schon mal zwei Stunden wenn die Projekte konkret anstehen. le beteiligen möchten. Der pädagogische anfallen, aber das ist dann nicht wöchentlich der Kontext ist auch sehr wichtig. Fall. 16 17

buddy-ev.de www.facebook.com/buddyev www.buddy-ev.de www.facebook.com/buddyev www.buddy-ev. Wieviel zeitlichen Vorlauf Welche sonstigen Möglichkeiten der Gibt es Risiken, kurz berichtet planen Sie ein? Slotta: Meine Erfahrung ist, dass man ca. ein halbes Jahr vorher mit der Ansprache beginnen sollte. Es ist sinnvoll, sich zu Beginn eines jeden Schuljahres zu überlegen, welche Projekte Mittelbeschaffung haben Schulen? Slotta: Es gibt zahlreiche öffentliche Angebote, z.b. vom Kreis, die in der Regel kostenfrei sind. Man muss ein bisschen recherchieren und sich informieren. Aber auch das ist eine Form der die man beachten sollte? Slotta: Hätte ein Förderer große Wünsche als Gegenleistung an mich, müsste man eine Grenze ziehen. Ansonsten halte ich es aber für eine gute Möglichkeit, Projekte zu realisieren, die wir sonst Riesenfortschritte im family-programm Begegnung mit einem echten Star: buddy-schüler treffen Ski-Weltmeisterin Maria Höfl-Riesch man realisieren möchte. Das ist einfa- Unterstützung seitens der öffentli- nicht machen könnten. Dessen muss cher für die Planung. chen Hand. Zudem lohnt es sich, in alle man sich immer bewusst sein. Ab November 2011 werden in den drei Richtungen zu überlegen: Wir versuchen Projektkommunen Berlin, Düsseldorf und Verlangen die Unternehmen etwas z.b. jedes Jahr, unsere neuen buddy- Das trägt dann letztlich auch positiv Kreis Lippe interessierte Pädagogen aus im Gegenzug für ihre Unterstützung? Gruppen mit T-Shirts oder Pullis auszu- zum Schulprofil bei? den Bereichen Kita, Grundschule und Ju- statten. Dazu nutzen wir schulinterne gendhilfe zu family-begleitern ausgebil- Slotta: Nein, in der Regel handelt Kontakte: Die Eltern von zwei Schülern Slotta: Das ist ein ganz relevanter det. Die siebentägige Qualifizierung um- es sich bei uns um Spenden und nicht besitzen eine Druckerei. Die stellen uns Punkt! Unsere Schule kann sich mit den fasst die Vorbereitung auf die Arbeit mit um Sponsoring.* Wir erwähnen jedoch diese dann günstiger zur Verfügung. zahlreichen Projekten, die wir anbieten den Elterngruppen. Ab dem sechsten Tag die Spende in unseren Pressemitteilun- nach außen sehr gut präsentieren. verläuft sie parallel zu den Elterngruppen- gen oder auf unserer Homepage. Es ist aber auch wichtig, dass wir dies Treffen, die von den family-begleitern ab Das finde ich schon wichtig, dass die kommunizieren. nsofern ist eine enge Februar 2012 moderiert werden. Ergän- Förderung auch bekannt gemacht wird. Zusammenarbeit zwischen dem Presse- zend dazu werden den family-begleitern verantwortlichen einer Schule und dem- Coachings angeboten. jenigen, der sich um das Fundraising Nach der erfolgreichen Durchführung des kümmert, sehr wichtig. Programms werden die family-begleiter zertifiziert. Lesetipp fundraising für Schulen Ministerium für Schule und Weiterbildung NRW: Schulsponsoring heute Leitfaden für Schulen, Schulträger und Unternehmen / Beilage Schule NRW, Dezember 2010 Peters, Martina: Geld für hre Schule durch PR, Fundraising und Sponsoring Mülheim an der Ruhr, 2008 Wir danken den Förderern des family-programms: Überregionale Hauptförderer: Vodafone Stiftung Deutschland; Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Regionale Hauptförderer: Schmitz-Stiftungen (Düsseldorf); Lippe mpuls Stiftung Standortsicherung Kreis Lippe (Kreis Lippe) Regionaler Unterstützer: AOK Nordost (Berlin) Weitere überregionale Förderer und Förderer in Berlin sind herzlich willkommen. Mehr nfos bei Gisela Bhatti, gisela.bhatti@buddy-ev.de 30 Düsseldorfer BuddYs der Carl-Benz-Realschule wurde eine ganz besondere Ehre zuteil: Sie durften auf Einladung der Vodafone Stiftung Deutschland Maria Höfl-Riesch (26) in der Skihalle Neuss hautnah erleben. Die Schüler konnten sich vom Profi höchstpersönlich nützliche Tipps zum Skifahren geben lassen. Bei den BuddYs war die Freude riesig. Auch die Doppel-Olympiasiegerin zeigte sich begeistert: ch finde es ganz toll, wenn sich Schüler für die Gemeinschaft engagieren. Das ist sehr wichtig und muss anerkannt werden, da es keine Selbstverständlichkeit ist. Höfl- Riesch, die sich selbst für Kinder und Jugendliche engagiert, bestärkte die BuddYs in ihrer Einstellung und ermutigte sie, sich auch weiterhin für ein soziales Miteinander innerhalb und außerhalb der Schule einzusetzen. Bildungserfolge von Kindern und Eltern den Bildungserfolg von Kindern Jugendlichen fördern mit TALENTE und Jugendlichen gemeinsam und in geteilter Verantwortung fördern können. m Auftrag der Vodafone Stiftung Die ersten Trainings fanden Mitte Oktober in Duisburg statt. Weitere Trainings Deutschland führt der buddy E.V. Fortbildungen im Rahmen des Programms gibt es im Dezember. Talente - Elterndialoge neu denken, Übergänge gestalten durch. Ziel der Besuchen Sie uns im nternet: Fortbildungen: Es wird erarbeitet, www.buddy-ev.de wie pädagogische nstitutionen und www.facebook.com/buddyev 18 * Anmerkungen der Redaktion: Spenden erfolgen ohne Gegenwert. Beim Sponsoring handelt es sich um ein vertragliches Abkommen mit Definition von Leistungen und Gegenleistungen. n der Regel lohnt sich ein Sponsoring erst bei sehr großen Summen. Zudem gibt es einige rechtliche Punkte, die Schulen unbedingt beachten müssen, siehe auch Literaturtipps. www.buddy-ev.de www.facebook.com/buddyev www.buddy-ev.de www.facebook.com/buddyev 19 www

mpressum: Herausgeber: buddy E.V. Forum Neue Lernkultur Verantwortlich: Roman R. Rüdiger Konzeption, redaktion, Text: Mira Sin Mitarbeit: Elke Trompetter Anschrift buddy E.V. Forum Neue Lernkultur Benzenbergstraße 2 40219 Düsseldorf T: 0211/30 32 91-0 F: 0211/30 32 91-22 E-Mail: info@buddy-ev.de www.buddy-ev.de www.facebook.com/buddyev grafische konzeption und Gestaltung: Christine Elsässer, Stuttgart, www.christineelsaesser.de Fotos: Anne Domdey, Düsseldorf, für buddy E.V. (Titelmotiv, S. 2, 8), nitiativkreis Ruhr (S. 5, 14), Techniker Krankenkasse (S. 6), Rowohlt Verlag (S. 10), Markus van Offern (S. 19), buddy-schulen Prepress: Christina Kießling, Korb Druck: studiodruck Brändle GmbH www.buddy-ev.de www.facebook.com/buddyev Aufeinander achten. Füreinander da sein. Miteinander lernen. nitiator und Hauptförderer: