TIERGESUNDHEITSDIENSTE Salmonellen nicht ignorieren - frühzeitig einschreiten Über die bisherigen Erfahrungen bei der Sanierung von auffälligen Betrieben gemäß der Schweine-Salmonellen-Verordnung berichtet der Schweinegesundheitsdienst des Landesuntersuchungsamtes in Koblenz. Bereits seit 2003 wird im QS-System ein Salmonellen-Überwachungsprogramm durchgeführt. Die für alle größeren Betriebe geltende Verordnung zur Verminderung der Salmonellenverbreitung durch Schlachtschweine (Schweine-Salmonellen-Verordnung) gilt seit März 2007. Danach ist die regelmäßige Antikörperuntersuchung auf Salmonellen in allen Endmastbetrieben mit mehr als 50 Mastplätzen verpflichtend. Die Meldung der Auswertung der Ergebnisse an die Kreisveterinärbehörden ist verpflichtend sobald der gleitende Jahresdurchschnitt mehr als 40% Reagenten ausweist (Kategorie III). Die Veterinäre müssen dann prüfen, welche Gegenmaßnahmen im Rahmen eines Bekämpfungsplanes ergriffen worden sind. Auch die Schlachtbetriebe sind über die Auswertungen zu informieren. Dies schlägt sich gegebenenfalls in einer Änderung des Schlachtprozesses und damit für betroffene Betriebe schnell in einer Absenkung des Auszahlungspreises nieder. Ein rechtzeitiges Gegensteuern ist daher zwingend erforderlich. Tierseuchenkasse bietet Unterstützung an Die Tierseuchenkasse als Solidargemeinschaft bietet über ein Salmonellenprogramm durch den Schweinegesundheitsdienst (SchweineGD) Unterstützung für die betroffenen Betriebe an. Dies soll dem schnellen Auffinden der Eintragsquelle der Salmonellen in den Bestand und der Analyse weiterer Risiken, die eine Infektion unterhalten, sowie der gezielten Sanierung dienen. Bezuschusst werden die beratende und diagnostische Tätigkeit des SchweineGD in Zusammenarbeit mit dem Institut für Tierseuchendiagnostik. Kosten, die wegen erhöhter Salmonellennachweise (Salmonellenerkrankungen oder Antikörpernachweise ab Kategorie II) über den normal üblichen, einmalig jährlich durchgeführten Besuch des SchweineGD hinausgehen, werden von der Tierseuchenkasse übernommen. Da oft die Notwendigkeit betriebsübergreifender Untersuchungen besteht und die Koordination verschiedener Beteiligter nötig sein kann, hat sich das Einschalten des SchweineGD als vorteilhaft erwiesen. 1
Nicht unterschätzen Die Bedeutung des Nachweises von Salmonellen im Bestand sollte nicht unterschätzt werden. Neben wirtschaftlichen Einbußen darf das Risiko der Eigeninfektion nicht vergessen werden. Darüber hinaus greifen frühzeitige Gegenmaßnahmen besser, weil die Keimdichte (Bsp. Salmonellen im Stallstaub) in der Umgebung noch gering ist. Daher sollten die Untersuchungsergebnisse genau betrachtet werden. Erhöhte OD-Werte im Laborbericht (zwischen 10 und 40) sollten bereits Beachtung finden und mit dem betreuenden Hoftierarzt besprochen werden. Dies gilt insbesondere für Betriebe, bei denen Bauart-bedingt ein Unterbrechen der Infektkette nur schwer möglich ist. Ist bereits Kategorie II erreicht, muss sich intensiv um die Infektion und deren Beseitigung gekümmert werden. Hier gibt es keinen Grund, zu Warten. Einseitige Schuldzuweisungen verhindern den Blick auf das tatsächliche Problem Der SchweineGD wird von Landwirten, Bündlern und Tierärzten zunehmend um Hilfestellung gebeten. Beim ersten Gespräch stellt sich dabei oftmals heraus, dass der Landwirt schon einen konkreten Verdacht hat, wie die Salmonellen in den Betrieb gekommen sind. Der Ferkelerzeuger soll nach vielen Jahren erfolgreicher Zusammenarbeit plötzlich der Schuldige sein. Hier wird zur Vorsicht gemahnt, da Vorverurteilungen nicht hilfreich sind. Ziel führend ist nur eine genaue und unvoreingenommene Analyse mit fachlicher Unterstützung. Systematische Vorgehensweise Zunächst sichtet der SchweineGD die bisher erhobenen Befunde sowie die aus der Salmonellen-Datenbank und anderen Quellen zur Verfügung stehenden Unterlagen. Bei einem anschließenden Betriebsbesuch wird der Bestand anhand von Checklisten analysiert und gegebenenfalls gezielt Proben zu bakteriologischen Untersuchung genommen. Daraufhin wird ein Bericht erstellt, der eine erste risikoorientierte Einschätzung der Situation im Bestand enthält und in dem erforderlichenfalls ein Maßnahmen- und Probenplan vorgeschlagen wird. Dieser ist an die betrieblichen und epidemiologischen Erfordernisse angepasst. Der Landwirt, sein Hoftierarzt und ggf. sein Berater / Bündler werden persönlich und/oder schriftlich informiert. Weitere Besuche folgen oft zur Überprüfung und gegebenenfalls erforderlichen Anpassung der Maßnahmen. Ziel ist es, eine möglichst schnelle Besserung der Situation zu erreichen. Einträge sind vielfältig Die bisherigen Auswertungen des SchweineGD ergaben, dass in Rheinland-Pfalz derzeit in erster Linie Salmonella typhimurium festgestellt wird. Trotzdem ist die epidemiologische Situation je nach Bestand und Stall sehr unterschiedlich. Im Gegensatz zu den häufig 2
geäußerten Vermutungen der Landwirte weisen die angelieferten Ferkel nur selten einen Befall mit Salmonellen auf. Die Tiere infizieren sich meist in den Mastbeständen. Hier wurden Schadnager (Mäuse) und andere Hoftiere (Katzen) als Salmonellenträger identifiziert. Oftmals wurden auch im Stallstaub und auf den zentralen Wegen Salmonellennachweise geführt. In zwei Betrieben wurde der Hochdruckreinigereinsatz im belegten Stall als potenzielle Verbreitungsquelle angesehen. Hier führte die Änderung der gewohnten Verfahrensweise zu einer deutlichen Besserung der Situation. Problembewusstsein und Hygiene sind das wichtigste Ohne Problembewusstsein und täglich gelebte Hygiene bei allen beteiligten Betreuern sowie Verantwortlichen des Betriebes kann kein effektiver und nachhaltiger Erfolg bei der Salmonellenbekämpfung erzielt werden. Die Palette reicht von regelmäßigem Kleider- und Schuhwechsel sowie Händewaschen über Schadnagerbekämpfung und Säuberungen in den Mäuseecken bis zu konsequentem Rein-Raus-Verfahren mit optimaler Reinigung und Desinfektion der Stallungen und deren Umgebung. Vorbeuge über Fütterung Eine Einflussnahme auf die Salmonellenproblematik über die Fütterung ist grundsätzlich möglich, in ihrer Wirkung aber begrenzt. Folgende Faktoren und Maßnahmen zeigen einen positiven Effekt: Futterstruktur: Mehlförmiges Futter ist günstiger als granuliertes, dieses ist wiederum günstiger als pelletiertes. Vermahlung: Grober gemahlenes Futter ist günstiger, zieht aber das Problem der schlechteren Futterverwertung nach sich. Daher sollte eine Siebprobe vor und nach Änderung der Mühle durchgeführt werden. Die mittelgrobe Fraktion sollte den größten Anteil am Futter aufweisen. Zusatz organischer Säuren oder deren Salze: Einstellung des ph-wertes des Futters auf ca. 4,5. Gute Erfahrungen liegen mit Ameisensäure, Propionsäure, Benzoesäure oder deren Gemischen vor. Ameisensäure ist i. d. R. am preisgünstigsten. Salze der Ameisensäure sind bspw. Aciprol oder Formyl. Als Richtwerte für Ameisen- und Propionsäure oder deren Salze im Trockenfutter gelten 0,8-1%. Die Säure sollte nur so hoch dosiert werden, dass 3
keine Akzeptanzbeeinträchtigungen vorkommen. Für Benzoesäure gibt es eine rechtliche Begrenzung von 0,5-1% im Trockenfutter. Im Fertigfutter ist eine Formulierung von Kaliumdiformiat als nicht-antibiotischer Leistungsförderer zugelassen (Formi = gekapseltes Kaliumdiformiat). Einige Kraftfutterwerke mischen auch gepufferte flüssige Säure ins Trockenfutter ein (Nachfragen beim Mischfuttermittelwerk erforderlich). Getreide: Als positiv hat sich ein 30%iger Gerstenanteil erwiesen. Laktulose und Probiotika können auch eine gewisse Reduktion der Salmonellenbelastung bewirken. Tabelle: Wichtige Wörter im Zusammenhang mit Salmonellen Salmonellose* Salmonellen-Enteritis* Salmonellen-Dauerausscheider ohne klinische Erkrankung * Reagenten ohne klinische Erkrankung* Antikörper gegen Salmonellen im Fleischsaft oder Blut Die Sterberate ist i. d. R. hoch. Salmonellennachweis in allen Organen (Blutvergiftung oder Sepsis). Anmerkung: selten Salmonellen-bedingter Durchfall. Die Salmonellen sind lokal im Darm und oft in den Darmlymphknoten sowie in der Gallenblase nachweisbar. Als spätes Krankheitsbild kann es zu einer Vernarbung im Enddarm kommen (Bild). Anmerkung: nicht oft zu beobachten Die Tiere sehen gesund aus. In der Gallenblase lassen sich Salmonellen nachweisen, die unregelmäßig ausgeschieden werden. Anmerkung: Kommen vermehrt vor, wenn andere Krankheiten hinzukommen. Nur die gebildeten Antikörper zeigen an, dass eine Auseinandersetzung mit Salmonellen stattgefunden hat. Abwehrstoffe, so genannte Antikörper, werden ab dem 14.Tag der Erstbesiedlung des Darmes mit Salmonellen gebildet und 4
sind im Blut- und Fleischsaft nachweisbar. Sie können ohne Reinfektion nach ca. 100 Tagen wieder unter die Nachweisgrenze fallen. Blutproben für die Bestanduntersuchung dürfen frühestens 14 Tage vor der Schlachtung gezogen worden sein. ELISA-Tests Derzeitige Methode des Antikörpernachweises, die üblicherweise für die beim Schwein vorkommenden Salmonellen eingesetzt wird. bakteriologische Anzüchtung Potentiell erregerhaltiges Material (Kot, Umgebung, Oberflächentupfer zur Erfolgskontrolle) wird in geeigneten Nährmedien im Labor angezüchtet. OD-Wert Antikörpergehalt, z. Zt. wird ein OD über 40 als positiv gewertet *Alle Formen der Auseinandersetzung mit Salmonellen rufen nach der Infektion eine Reaktion des Körpers mit Bildung von messbaren Abwehrreaktionen (Antikörper) hervor. Weiterführende Literatur: Eine Arbeitsgruppe der Schweinegesundheitsdienste in Deutschland hat Beratungsempfehlungen zu Salmonellen beim Schwein für Tierärzte und interessierte Landwirte verfasst. Das Heft ist zum Selbstkostenpreis von 5 über den Schweinegesundheitsdienst am LUA zu beziehen. 5