Arbeitsschutz in der Industrie 4.0 Forum protect 16. Februar 2016, Magdeburg Dr. Michael Huelke, IFA 16.02.2016
Überblick Einführung in den Begriff Industrie 4.0 Die Rolle des Menschen Chancen und Risiken für den Arbeitsschutz Beispiele aktueller Präventionsprojekte Ihr Einstieg in Industrie 4.0 bigpa - Fotolia Dr. Michael Huelke, IFA 16.02.2016 2
Megatrends, Innovationstreiber, Globalisierung von Wettbewerb, Produkten, Daten Flexible Produktion, bis Losgröße 1 Neue Technologien für Produkte und Daten Verknappung von Ressourcen notnec- Fotolia Demografischer Wandel, usw. Digitalisierung, Vernetzung, Automatisierung Mopic - Fotolia Dr. Michael Huelke, IFA 16.02.2016 3
Wie verändert sich Ihr Alltag durch Digitalisierung? Medien Post Soziale Kommunikation Betriebliche Prozesse Freizeit Arbeiten Autofahren Einkaufen Dienstleistungen Dr. Michael Huelke, IFA 16.02.2016 4
Wie weit ist Digitalisierung? Je nach Lebensbereich/Branche unterschiedlich weit Das Tempo der Veränderung wird nicht geringer In der Industrie schon länger mit Automatisierung dabei terex - Fotolia Aber: Alle müssen sich anpassen und mit verändern, keine Umkehr Prozess wird über viele Jahre andauern industrieblick - Fotolia Dr. Michael Huelke, IFA 16.02.2016 5
Woher kommt der Begriff Industrie 4.0? Zukunftsstrategie zur Industrieentwicklung in Deutschland (Erhaltung von Hochlohnarbeit) gefördert durch Bundesregierung (Start 2012) Reaktion auf Aktivitäten/Konzepte aus USA (IoT, IoS, CPS, IIC, usw.) Keine Science Fiction, etwas Marketing-Hype, aber vierte industrielle Revolution? Muss man abwarten gesellschaftliche Umwälzung? Intelligente Zusammenarbeit von Produkten, Mensch und Maschine Mehr als nur Technologien für flexible, selbstorganisierende Fabriken: Konsequenzen für Arbeitsorganisation, Arbeitsgestaltung, Arbeitsschutz. Zeitraum: Insellösungen gibt es schon, wird Jahrzehnte brauchen Dr. Michael Huelke, IFA 16.02.2016 6
Was zeichnet Industrie 4.0 aus * Industrie 4.0-Komponenten mit digitalem Schatten Horizontale Integration über Wertschöpfungsnetzwerke Vertikale Integration und vernetzte Produktionssysteme Digitale Durchgängigkeit des Engineerings über die gesamte Wertschöpfungskette Mensch als Dirigent der Wertschöpfung (?) Physische und virtuelle Welt verschmelzen Acatech: https://www.youtube.com/watch?feature=player_detailpage&v=6ssbsgxz9zs * Quelle: Plattform Industrie 4.0 Dr. Michael Huelke, IFA 16.02.2016 7
Die Rolle des Menschen? * * Quelle: Autoren des DFKI Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden die übergeordnete Produktionsstrategie festlegen, die Umsetzung dieser Strategie überwachen, intervenierend in das Produktionssystem eingreifen. Als Teil des Systems werden sie ein größeres Maß an Verantwortung übernehmen Aufgaben mobil und unterstützt durch Mensch-Technik-Lösungen erledigen. industrieblick - Fotolia Dr. Michael Huelke, IFA 16.02.2016 9
Analogie zum Auto 4.0 demnächst bei Internet-Konzernen? Das zukünftige Auto ist mit Sensoren und Assistenten ausgestattet, allseits vernetzt, autonom fahrend, mit anderen Autos selbstorganisierend, kennt das Fahrziel aufgrund Ihrer Gewohnheiten oder aus Kalender, braucht Menschen am Lenkrad nur noch in komplexen Situationen Risiken: durch Fehlfunktionen der komplexen Steuersysteme durch Hackerangriffe von außen Dr. Michael Huelke, IFA 16.02.2016 10
Viele Fragen aus Sicht des Arbeitsschutzes Nehmen körperliche Belastungen ab? Nehmen psychische Belastungen zu? Wird Gefährdungsbeurteilung anspruchsvoller, dynamischer? Führen mehr Komplexität und Flexibilität zu mehr Unfällen? Wie sehen zukünftige Schnittstellen zwischen Menschen, Objekten und Systemen aus? Wie kann lebenslanges Lernen unterstützt werden? Wie entwickeln sich Dienstleistungen/Organisation des Arbeitsschutzes? usw. Dr. Michael Huelke, IFA 16.02.2016 11
Chancen für den Arbeitsschutz Neben den Risiken auch die Chancen der Technologien in der Industrie 4.0 sehen Beispiele: Körperliche Entlastung durch kollaborierende Roboter, Drohnen Mehr Work-Life-Balance durch Kommunikationstechnologien Assistenzsysteme für Menschen mit Behinderungen Mehr Arbeitssicherheit durch vernetzte Sensorüberwachung Gezielte Prävention durch data mining von Betriebs-/ Prozessdaten Defekte Produkte rechtzeitig durch condition monitoring erkennen Dr. Michael Huelke, IFA 16.02.2016 12
Industrie 4.0: Ganzheitliche Betrachtung nach dem TOP-Prinzip: Technik: Maschinen, Geräte, Fertigungsverfahren, Arbeitsplätze, Arbeitsmittel, Arbeitsstoffe Organisation: Arbeitsaufgaben, Arbeitsorganisation, Arbeitsschutz, Arbeitszeit Personal: Qualifizierung, Verhaltensregeln Unterweisung, Führung, Motivation, Betriebsklima Dr. Michael Huelke, IFA 16.02.2016 13
Industrie 4.0: Personenbezogene Aspekte, z.b. Psychische Belastungen Qualifizierung Demografischer Wandel Work-Life-Balance Sicherheits- und Gesundheitskompetenz u.a. Quelle: DGUV Nico Stengert - Fotolia ymgerman - Fotolia Dr. Michael Huelke, IFA 16.02.2016 14
Industrie 4.0: Organisatorische Aspekte, z.b. Neue Formen der Arbeit Arbeitsschutzmanagement Gefährdungsbeurteilung Arbeitszeitmodelle Ständige Erreichbarkeit u.a. Quelle: DGUV fotokalle - Fotolia Dr. Michael Huelke, IFA 16.02.2016 15
Industrie 4.0: Technische Aspekte Neue Technologien Mensch-System-Interaktion Virtuelles Engineering Produktsicherheit Verkehrssicherheit u.a. Quelle: DGUV destina - Fotolia Frank Gärtner- Fotolia Dr. Michael Huelke, IFA 16.02.2016 16
Aktuelle technische Präventionsthemen Kollaborierende Industrie-Roboter 3D-Drucker (Emissionen) Mensch-Maschine-Schnittstellen (mobile IKT, Datenbrillen usw.) Kamera-Monitor-Systeme für mobile Maschinen/Fahrzeuge Virtuelle Technikgestaltung, Risiko-/Gefährdungsbeurteilung Anwendungsprogrammierung von Maschinen Innovative Schutzeinrichtungen usw. Dr. Michael Huelke, IFA 16.02.2016 17
Kraft-Druck-Messgerät Grenzwerte Quelle: MRK-Systeme Dr. Michael Huelke, IFA 16.02.2016 18
Safety - Security Safety Schutz der Menschen bzw. Umgebung vor Gefährdungen, die von einem bekannten technischen System ausgehen Security Schutz eines technischen Systems vor unbekannten Angriffen durch Menschen bzw. Umgebung Technisches System Menschen/Umgebung Menschen/Umgebung Technisches System Dr. Michael Huelke, IFA 16.02.2016 19
Mobile Informations- /Kommunikationstechnologie IKT Neue Anforderungen an Arbeitsschutz im Bereich der mobilen Arbeit mit mobiler IKT Arbeit außerhalb Betriebsräumen mit dem Notebook, Tablet, Smartphone: im Zug, Auto, Bahnhof, im Hotel oder wo man sich aufhält Handlungsanleitungen/Gestaltungsempfehlungen für mobile IKT-gestützte Arbeit Integration mobiler IKT in Fahrzeuge Positivlisten zu sicheren Befestigungen Laboruntersuchungen mobiler IKT-Displays Probleme bei mobiler Arbeit (Isolation) endostock - fotolia Syda Productions - Fotolia Dr. Michael Huelke, IFA 16.02.2016 21
Kamera-Monitor-Systeme Unfälle häufig aufgrund mangelnder Sicht; daher verstärkter Einsatz von Kamera-Monitor- Systemen Wie nutzen Baumaschinenführer Sichthilfen (Monitore, Spiegel)? Blickbewegungsanalyse, Beobachtungen und Interviews in Feldstudien Blickzuwendungen auf Sichthilfen während ausgewählter Manöver (z.b. Rückwärtsfahren, Schwenken) IFA5126 in Kooperation mit BG BAU Quellen: DGUV Dr. Michael Huelke, IFA 16.02.2016 22
Zukünftige technische Präventionsthemen, z.b. Drohnen, Service-Roboter, Exoskelette Autonome mobile Maschinen/Fahrzeuge Funktionale Sicherheit (adaptive, dezentrale Steuerungen jim - Fotolia Embedded Security inkl. Risikobewertung Mensch-Maschine-Schnittstellen (z.b. Gesten- /Sprachsteuerung/Augmented Reality) Smarte PSA usw. dragonstock - Fotolia Dr. Michael Huelke, IFA 16.02.2016 23
Wo stehen Sie beim Thema Industrie 4.0? Studie im Auftrag der Impuls Stiftung des VDMA Maschinenbau: 90 % sehen deutliche Chancen; 60 % befassen sich mit I4.0; 20 % arbeiten intensiv dran Online-Selbst-Check (kostenlos) unter, www.industrie40-readiness.de Studie Industrie 4.0-Readiness (kostenlos), www.impuls-stiftung.de Industrie 4.0 muss in Unternehmensstrategie verankert werden Qualifiziertes Personal wesentlicher Erfolgsfaktor Neue Geschäftsmodelle durch vernetzte Produkte/Service mit Daten Hemmnisse: Finanzierung, Standards, IT-Security, Rechtsfragen Dr. Michael Huelke, IFA 16.02.2016 24
Einstieg in Industrie 4.0 Leitfaden Industrie 4.0 (Orientierung für Mittelstand), VDMA Leitfäden der Plattform: www.plattform-i40.de Mittelstand 4.0-Agenturen und -Kompetenzzentren BMWi: www.mittelstand-digital.de BMWi-Studie: Potenziale der Anwendung von Industrie 4.0 im Mittelstand Syda Productions - Fotolia Dr. Michael Huelke, IFA 16.02.2016 25
Fazit Zur Industrie 4.0 gibt es viele gesellschaftliche, soziale, politische, wirtschaftliche Fragestellungen. Arbeitsschutz: Wegen der Vielfalt im Wandel der Arbeitsplätze keine verallgemeinerbaren Aussagen Es gibt viele Einzelaspekte, in denen die Prävention schon aktiv ist. Andere Einzelaspekte werden noch in der Prävention aufgegriffen. Gefährdungen werden sich ändern, komplexer werden Viele Hilfestellungen für den Einstieg in Industrie 4.0 bigpa - Fotolia Dr. Michael Huelke, IFA 16.02.2016 26