Psychotraumatologie Der Historische, gesellschaftliche, familiäre und individuelle Umgang mit erlittenen traumatischen Lebenssituationen unterliegt me

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Transkript:

Z P T N Zentrum für Psychotraumatologie und Traumatherapie Niedersachsen T N Homepage: www.zptn.de Email: info@zptn.de Lutz-Ulrich Besser - Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie - Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie - Facharzt für Psychosomatische Medizin -Trauma- und EMDR-Lehrtherapeut Fachtag zum 30-jährigen Jubiläum Ärztliche Beratungsstelle Bielefeld gegen Vernachlässigung und Misshandlung von Kindern e.v. Bielefeld 1. September 2015 - >Trauma - Bindung und Persönlichkeitsentwicklung< Wenn die Vergangenheit durch Traumata die Gegenwart beeinträchtigt und die Persönlichkeit formt zptn 2015 Lutz-Ulrich Besser 1

Psychotraumatologie Der Historische, gesellschaftliche, familiäre und individuelle Umgang mit erlittenen traumatischen Lebenssituationen unterliegt meist folgendem Phänomen: Traumata vom Zwang der Sprachlosigkeit der Ausblendung der Betäubung des Vergessens und der Wiederholung zu Wegen des heilsamen Erinnerns?! Traumata sind Ereignisse, die charakterisiert sind durch ihre: Plötzlichkeit t ( aus heiterem e Himmel ) Heftigkeit (zerstörerische Kräfte / Gewalt Natur, Verkehr, Kriege, körper- liche, sexuelle Gewalt in Familie u. Gesellschaft) Ausweglosigkeit (hilflos, ohnmächtig, ausgeliefert Ausweglosigkeit (hilflos ohnmächtig Dauer (zeitl. Ablauf, einmalig, wieder- holt, sequentiell Monate, Jahre) 2

Was sind Traumen? Kurz- oder langanhaltende Ereignisse oder Geschehen von außergewöhnlicher Bedrohung mit katastrophalem Ausmaß, die nahezu bei jedem tiefgreifende Verzweiflung auslösen würde (WHO-Definition, 1991 ICD-10) Potenzielle oder reale Todesbedrohungen, ernsthafte Verletzung oder eine Bedrohung der körperlichen Unversehrtheit bei sich oder bei anderen, auf die mit intensiver Furcht, Hilflosigkeit oder Schrecken reagiert wird (Amerikanische Definition, 1994 DSM-IV) Trauma-Definition 2 Bei einem Traumatischen Erlebnis kommt es zu einer wenn es : einer Traumatisierung wenn es : Vitales Diskrepanzerlebnis zwischen bedrohlichen Situationsfaktoren und den individuellen Bewältigungsmöglichkeiten, das mit Gefühlen von Hilflosigkeit und schutzloser Preisgabe einhergeht und so eine dauerhafte Erschütterung von Selbst- und Weltverständnis bedeutet. G. Fischer 3

Trauma Definition 3 S. Freud (1920): ein Erlebnis, welches dem Seelenleben innerhalb kurzer Zeit einen so starken Reizzuwachs bringt, dass die Aufarbeitung in normal gewohnter Weise missglückt, woraus dauernde Störungen im Energiebetrieb resultieren müssen. Trauma - Definition 4 Erinnerungsabszesse Ulrich Sachsse, Göttingen 4

Trauma - Definition 5 Traumata sind plötzliche oder lange anhaltende oder auch sich wiederholende objektiv oder subjektiv existenziell bedrohliche und ausweglose Ereignisse, bei denen Menschen in die Schutzlosigkeit der sgn. T Traumatischen a Zange geraten: e Bedrohung - Angst - Schmerz - Ekel (Stress) Schreck ( attentative Immobilität ) (...Freeze) -- Aktiviertes Bindungssystem Keine Fluchtmöglichkeit Keine Kampfmöglichkeit Erstarrung (äußerlich / innerlich) (no Help ) (no Flight) (no Fight) (...Fright right) Erstarrung (äußerlich / innerlich) (... Fright Unterwerfung / Submission (...Flag ) Totstellreflex (...Faint ) Körperl. Erregung Orientierungsreaktion fehlende Co-Regulation Hilflosigkeit Machtlosigkeit Ausgeliefert sein Erlahmen, erschlaffen Ohnmacht In dieser Situation des inescapable shock arbeitet (reagiert, verarbeitet und speichert) unser Gehirn anders als auf sonstige Erfahrungen und Erlebnisse Neurobiologie 1 Es geht um unser Gehirn Frontallappen Copyright ZPTN lutz-ulrich Besser 10 5

(Evolutions-) biologische Hirnentwicklung / Struktur Neurophysiologie 4 6

02.09.2015 Neurophysiologie 5 Die Nutzbarkeit neurobiologischer Erkenntnisse für : Pädagogik Beratung Psychotherapie 7

N e u r o p l a s t i z i t ä t 1 Unser Gehirn eine komplexe Maschine oder Computer mit stabiler Hardware??? Die veraltete Vorstellung vom menschlichen Gehirn als eine mehr oder weniger gut funktionierende Maschine zeigt sich in mundartlichen Redewendungen über psychischen Auffälligkeiten und Störungen: - Du hast wohl : eine Schraube locker nicht alle Tassen im Schrank einen Sprung in der Schüssel ein Rad ab eine Macke ein Brett vor dem Kopf nicht alle Latten am Zaun bist neben der Spur bist wohl von der Rolle bist auf den Kopf gefallen tickst nicht ganz sauber bist nicht ganz dicht bist durch geknallt bekloppt / behämmert hast eine Meise, einen Vogel usw. N e u r o- p l a s t i- z i t ä t 8

N e u r o p l a s t i z i t ä t 1 Die nutzungsabhängige Strukturierung des Gehirns und der Persönlichkeit Die Hirnentwicklung ist ein sich selbst organisieren- der, durch Interaktion mit der Außenwelt gelenkter Prozess. Keine andere Spezies, nur Menschenkinder kommen mit einem so wenig genetisch vorstrukturierten Gehirn und instinktmäßig festgelegten Reaktions- und Verhaltensmustern zur Welt. Menschenkinder kommen als Nesthocker zur Welt. N e u r o p l a s t i z i t ä t 2 Ihre Gehirne sind deshalb über den langen Entwicklungszeitraum it Kindheit it und Jugend extrem lernfähig und formbar Nur so ist es möglich, dass sich Kinder in so unterschiedlichen Lebensräumen wie am Südpol, in Afrika oder in den Industrie- staaten Europas so gut an die jeweiligen Lebensbedingungen angepasst entwickeln 9

N e u r o p l a s t i z i t ä t 3 Genetisch determiniert, (angeboren) sind nur: Geschlecht und wesentlichen Körpermerkmale Wachstumspotential Fähigkeit zur Strukturbildung Bindungsbedürfnis Erkundungsbedürfnis Basale Funktion und Regulation der körperlichen Vitalfunktionen und Überlebensreaktionsmuster (Flucht-, Kampfreaktion, Dissoziation) N e u r o p l a s t i z i t ä t 4 Die Verschaltung bzw. Verdrahtung von Milliarden von Nervenzellen zu neuronalen Netzen (Funktionseinheiten) geschieht in Abhängigkeit von den Nutzungsbedingungen und Erfahrungen Es ist besonders in der Kindheit der sensorische Input, die psycho-sozialen sozialen Erfahrungen mit Bindungspersonen und Umwelt, die die Neuronen in unserem Gehirn verdrahten und damit unsere kognitiven, emotionalen, körperlichen und sozialen Fähigkeiten, unser Wesen, unsere gesamte Persönlichkeit nach und nach formen. 10

N e u r o p l a s t i z i t ä t 5 Unser Gehirn ist zeitlebens plastisch wie eine Wachstafel In der Kindheit ist es jedoch besonders formbar Es sind die Ein Ein-drücke, Erfahrungen, Erlebnisse und unsere emotionalen und körperlich-physiologischen physiologischen Reaktionen darauf, die unsere Prägungen hervorrufen N e u r o p l a s t i z i t ä t 6 Wir bestehen als Persönlichkeit mit unserer/m Wahrnehmung Denken (Sprache, Wissen, Wertvorstellungen, Normen) Fühlen Körperlichen Empfindungen und Reaktionen Handeln / Verhalten Beziehungsgestaltung auf dem Nährboden unseres genetischen Potentials also aus der Summe unserer (kulturell abhängigen) - positiv-förderlichen und -negativ-beeinträchtigenden Erfahrungen und den erprobten Reaktionen darauf 11

N e u r o p l a s t i z i t ä t 8 Nutzungsabhängige Hirnentwicklung: Aus ursprünglich schmalen Pfaden (geknüpften neuronalen Verbindungen) werden je nach Häufigkeit, Dauer und emotionaler Intensität der Nutzung dieser vernetzten Funktionseinheiten im Gehirn also: - Trampelpfade -Wege - Strassen - Autobahnen - dh d.h. schließlich hf feste Strukturen (gebahnte Fähigkeiten, it Gewohnheiten, Muster, Introjekte, Repräsentanzen, neuronale Netzwerke innere Bilder / Hüther ), die nun häufig vom Individuum genutzt bzw. befahren werden oder auch wieder verfallen. Neuronale Vernetzung im Gehirn Elektronenmikroskop - Darstellung 12

Neuronale Vernetzung im Gehirn als Glühlampenmetapher zptn Lutz Besser 2015 Unser Alltägliches Funktionieren: ist abhängig von den Erfahrungen die wir machen, internalisieren und dabei neuronale Netzwerke geknüpft werden, die uns als Muster oder >Aktionssysteme< zur Verfügung stehen 13

Alltägliches Funktionieren: Bindung (Kind Eltern, Eltern Kind) Energieversorgung, Nahrungsaufnahme Erforschen Neugierde Spielen Freundschaft Soziale (Rang-)Ordnung Fortpflanzung Lernen und Verstärken von Bindung Einüben im Rollenspiel Entspannung, Schlaf, Erholung zptn - Lutz Besser -2006 Bei Gefahr, Bedrohung: brauchen wir ganz andere neuronale Strukturen >Aktionssysteme< 14

Bei Gefahr, Bedrohung: Hypervigilanz erhöhte Aufmerksamkeit Angst Aggressivität - Wut Flucht Kampf zptn - Lutz Besser -2006 In der Traumatischen Zange no Flight no Fight Freeze mündet diese Auswegslosigkeit g in: 15

In der Traumatischen Zange der Ausweglosigkeit Einfrieren Unterwerfung Totstellreflex zptn - Lutz Besser -2006 Betriebsklima -Traumata - Fehlende Bindung - Soziale Dürregebiete - Überforderung - Angst, Stress - Reizüberflutung - Grenzenlosigkeit - Rücksichtslosigkeit - Egomanie - Überheblichkeit - Ausbeutung - Medienwahnsinn - Gewalt-Anwendung: in Worten in Bildern in Taten Gerald Hüther u. Lutz Besser Evolutionäre & biol logische Entwicklung u. St trukturierung des Gehirns zptn - Lutz Besser -2006 16

Gewalt Macht Kalt und krank!!! Gewaltschutz und Kinderschutz beinhaltet die humanitäre, gesellschaftliche, pädagogisch- therapeutische, politische und juristische Verpflichtung Schutz vor und Beendigung (absolut!) von: Häuslicher Gewalt gegen Frauen und Kinder Kindeswohlgefährdung durch Kindesmisshandlung in Form von: Vernachlässigung (Nahrung, Führsorge, Hygiene, Sicherheit, Förderung) Emotionaler Misshandlung (Beschimpfung, Erniedrigung, Demütigung, Drohung, Augenzeugenschaft von Gewalt an Bindungspersonen) Körperlicher Gewalt (Schläge, Prügel, Züchtigung, Sadismus ) Sexueller Missbrauch = Sexualisierte Gewalt /Misshandlung = Machtmissbrauch, Sexuelle Ausbeutung (innerfamiliär Inzest ) sowie Bewältigung der Folgen: Posttraumatischer Symptome und Persönlichkeits-Entwicklungs-Störungen 17

Die 7 roten F in der traumabasierten Defensiven Kaskade (modif >Ausweglosigkeit< modif. nach Schauer & Elbert 2010 J. Peichl u. L. Besser 2014) Tonische Immobilität (unreagibel) Schneller Beginn u. Verlauf der Immobilität; 4. Fright Herzfrequenz, Blutdruck Gefäßverengung, emotionale Erregung Inescapable shock on Defensive Reakti 3. Fight 2. Flight Phase 1: 5. Flag Erregung Sympathische - Abflauen - Nachlassen Aktivierung: - Erlahmen - Herzklopfen - Erschlaffen - Mundtrockenheit - Muskeltonus Aktiviertes Bindungssystem - Derealisation - Depersonalisation Ventraler Vagus-Ast 1. Freeze Attentative Immobilität Schreck/ Orientierungsreaktion Phase 2: shut down Parasympatische Aktivierung: (dorsaler Vagus-Ast) - Herzfrequenz, Blutdruck - Gefäßerweiterung - Erregungsrückgang - Muskeltonus - Kognitive Störungen (Langsamer Beginn und Verlauf der Immobilität) P B S E K 7. Fragments 6. Faint Zunehmende Dissoziation während der fortschreitenden defensiven Kaskade Die Traumatische Zange Existentiell bedrohliches Ereignis 1. Angst, Schmerz, Ekel Alarmreaktion des Körpers 2. 3. Bindungsperson = Täter R Keine Fluchtmöglichkeit 4. Aktiviertes Bindungssystem No Flight Hilflosigkeit Fright / (Freeze reeze) Flag 7. No Fight (Furcht -System) Peritraumatische Dissoziation Ausgeliefertsein Inescapable shock 8. 5. 6. Keine Kampfmöglichkeit Machtlosigkeit S B P E 9. Unterwerfung Submission Faint T R A U M A 10. Fragments K 18

Die Traumatische Zange Existentiell bedrohliches Ereignis Angst, Schmerz, Ekel Alarmreaktion des Körpers Keine Bindungsperson (Bindungs -System) No Flight No Fight Keine Kampfmöglichkeit Keine Fluchtmöglichkeit (Furcht -System) Ohnmacht P R Flag Hilflosigkeit Fright / (Freeze reeze) >Ausgeliefertsein< Inescapable shock S B E Unterwerfung Submission Faint T R A U M A Fragments K Copyright zptn Lutz Besser Die Traumatische Zange Existentiell bedrohliches Ereignis Angst, Schmerz, Ekel Alarmreaktion des Körpers Bindungsperson = Täter (Bindungs-System) No Flight No Fight Keine Kampfmöglichkeit Keine Fluchtmöglichkeit R Flag Unterwerfung Submission Faint (Furcht -System) Dissoziation & Hilflosigkeit Fright / (Freeze reeze) T R A U M A Amnesie Ohnmacht Ausblendung Verleugnung Lügen B S >Ausgeliefertsein< Inescapable shock Fragments K P E Copyright zptn Lutz Besser 19

Die Traumatische Zange Sequentielle existentiell bedrohliche Ereignisse Angst, Schmerz, Ekel Alarmreaktion des Körpers Bindungsperson = Täter (Bindungs-,Panik-System) No Flight No Fight Dissoziation & Amnesie Keine Kampfmöglichkeit Furcht -System Keine Fluchtmöglichkeit für Ursache (Trauma) und Wirkung (Symptomatik), Traumakompensatorische Muster: Hilflosigkeit u.a. Abhängigkeit und Suchtentwicklung Dissoziation Fright / Freeze R Unterwerfung Submission Faint zptn Lutz Besser 2007 / 2014 >Ausgeliefertsein< Inescapable shock T R A U M A Ohnmacht K K E V-Muster Kognitions- S Körper- Emotions- B Verhaltens-Muster Fragments K e g o s t a t es P E zptn - Lutz Besser -2006 Neurobiologie Evolutionär entstandene Schutzfunktionen - archaische Notfall-Reaktionen Vigilanz Bindungssystem Flucht Kampf Einfrieren Einfrieren- Dissoziation Unterwerfung und und Totstellreflex Sympathicus Parasympaticus submission, körperliches Runterschalten mit Dissoziation in Unter-Erregung müssen von Kindern in Kindeswohl gefährdenden Milieus ständig benutzt werden und bahnen sich so als Muster! 40 20

Konzept des Guten Grundes Was von der präsentierten Symptomatik im: Denken Fühlen Verhalten Körper(reaktionen) Beziehungsebene Könnten fragmentarische Teile von Traumata oder Reaktionen bzw. gebildete Muster darauf sein? (flash-backs, Vermeidung, Ego-states, also damals normale Reaktionen auf unnormale Erlebnisse sein?) Enträtseln!!! Der Terror in den Köpfen bleibt Triggerbare Fragmente & Muster Trigger Körperempfindungen & Reaktionen 21

Die fragmentierte Speicherung traumatischer Erlebnisse in sensorische, emotionale und kognitive Aspekte 23 Dissoziation 22

Big-T T - Traumata Diese Ereignisse sind durch Überstimulierung aller Sinne so stressbeladen, dass sie unsere gewöhnlichen Bewältigungs- strategien überfordern. Dadurch kommt es zum Erleben von Gefühlen intensiver Angst, extremer Hilflosigkeit, Ohnmacht und Kontrollverlust > E m o t i o n a l e r I n e s c a p a b l e S h o c k < Verwirrung und massive Erschütterungen der: 1. kognitiven Funktionen 2. Affektsteuerung PTBS 3. Körperregulation 4. Verhaltensregulation 5. Bindungserleben u. Beziehungsfähigkeit was häufig dauerhafte substantielle, psychische Schäden PTBS/ PTSD und bei sequentiellen Traumata strukturelle Persönlichkeitsveränderungen verursacht!!! Symptome von Soldaten nach Kriegseinsätzen &von Kindern und Jugendlichen aus den familiären Kriegsgebieten Panik-, Angststörungen, g Flash-backs, Alpträume, Schlafstörungen, Unruhe, Konzentrationsstörungen, Leistungsversagen, (sogn. ADHS ) Kontakt- u. Beziehungsstörungen, Isolation, Depression Impulssteuerungsstörungen, Gewalttätigkeit, SVV, Suizide, Dissoziative Wahrnehmungsstörungen (präpsychotische Symptomatiken) Somatoforme Störungen, sexuelle Störungen, Suchterkrankungen (Alkohol, Drogen, Medikamente, Nikotin) Protest des Mittelstandes & Versorgungsprobleme 1975 / 78 Moderne Traumaforschung beginnt in den USA 23

Gewalt - Trauma Dissoziation Aggression ist die angeborene Fähigkeit, Kraft, Energie zur Verteidigung des eigenen Lebens, Unversehrtheit und Interessenwahrung ( auf einander zu gehen ) Gewalt / Destruktivität wird gelernt! Sexualität ist ein wichtiger angeborener, positiver ursprünglich der Fortpflanzung dienender Trieb Sex ist die erlernte Fähigkeit zur lustvollen Kontaktaufnahme zu und Beziehungsgestaltung mit einem anderen Menschen Bindung Beziehung Voraussetzungen für gesunde Gehirnentwicklung, und psycho-soziale soziale Entwicklung 1. 2. Physiologische Bedürfnisse 3. Bindung Beziehung Exploration 6. Sensorische (sexuelle) Stimulation 5. Selbstwirksamkeit 4. Vermeidung von negativen Reizen Angst, Schmerz, Ekel, Reizüberflutung, Dauerhafte Frustrationen Copyright Karl Heinz Brisch LMU München 2009 / modif. Lutz Besser -zptn 24

Bindung ist das innere Band zu einem anderen Menschen, das keine Knoten braucht und über Zeit und Raum bestand Hat. Copyright zptn Lutz Besser 2012 / 2014 / 2015 > Sichere Bindungen < entstehen in den ersten 3 6 Lebensjahren durch Feinfühligkeit der Bezugspersonen des Kindes Das sind i. A. Eltern, Großeltern, Adoptiv- oder Pflegeeltern, Krippenbetreuer, Kindergärtnerinnen, Heimerzieher Copyright zptn Lutz Besser 2012 / 2014 / 2015 25

> Sichere Bindungen < Feinfühligkeit der Bezugspersonen bedeutet mehr als Empathie, also das Kind zu mögen. Es ist die Fähigkeit des Erwachsenen, die Signale des kleinen Kindes wahr zu nehmen, richtig zu interpretieren und prompt und adäquat im Kontakt mit Blick, Stimme, Rhythmus, Emotion und Berührung auf das Kind zu reagieren und seine Empfindungen kindgemäß zu verbalisieren! Copyright zptn Lutz Besser 2012 / 2014 / 2015 > Sichere Bindungen < sind also ein Grundbedürfnis, das die psychische und körperliche Gesundheit und Stabilität eines Menschen maßgeblich beeinflusst. Daraus ergibt sich im pädagogischen Umgang mit Kindern: Time out für Time-out out - Strategien Kinder im Rahmen ihrer Bindungsbedürfnisse mit Liebesentzug und Ausschluss aus der Gemeinschaft zu bestrafen und somit Anpassung und Unterwerfung zu erzwingen, gehört im Rahmen der Kinderschutzdebatte für Einrichtungen in den Bereich der >Emotionalen Gewalt<, da es den Kriterien von Machtmissbrauch entspricht und die psychische Unversehrtheit Von Kindern erneut bedroht Retraumatisierung! Copyright zptn Lutz Besser 2012 / 2014 / 2015 26

> Sichere Bindungen < Feinfühligkeit der Bezugspersonen bedeutet daher auch in emotionalen Übererregungszuständen des (traumatisierten) Kindes CO-Regulation und nicht >Time-out<. Es ist die Fähigkeit des Erwachsenen, zu erkennen, dass das Kind die Fähigkeit zur Selbstberuhigung bzw. Selbstregulation z.zt. nicht zur Verfügung hat und deshalb die Unterstützung des Erwachsenen braucht! Copyright zptn Lutz Besser 2012 / 2014 / 2015 PROTEKTIVE FUNKTION FRÜHER BINDUNG FÜR DAS STRESSERLEBEN New stimuli are expected to be presented in a way which h is safe, nurturing, predictable, repetitive, gradual and attuned to the infant`s or child`s developmental stage" (Perry & Pollard 1998) Early environment is able to fine-tune the sensitivity and efficiency of certain neuroendocrine systems that mediate the response to stimuli that threaten homeostasis" (Meaney et al 1993, 1998) 27

N e u r o p l a s t i z i t ä t Lust > Entfaltungsspielraum > Konstruktive Vorbilder > Angemessene Anforderungen > Herausforderung Selbst- vertrauen Neugier >Flow< durch Selbstwirksamkeit Positive Erwartung Erfolgreiche Bew ältigu ng - Erfolgserlebnisse - Selbstwirksamkeit Flow Dopamin-System - Neurotrophic derive factory - Axon sprauting -LTP Prof. Gerald Hüther / erw. Lutz Besser Stress durch: - Überforderung - extreme Belastung - Traumata ff Vermeidung Abspaltung / Dissoziation Circulus vitiosus Umgang bei Gewalt ausübenden Elternteilen Scheiternde Bewältigung Bin weiter ausgeliefert Angst Wut Hass Negative Erwartung bestätigt sich! Selbstzweifel Resignation 28

" S T R E S S " 2 - Körperliche Schädigungen aktivieren das Stress-SystemSystem ebenso wie psychosoziale Belastungen und erst recht Traumata durch Kindesmisshandlung in Form von: Vernachlässigung, emotion. u. körperl. Gewalt, Sex. Misshdlg. Kindern - Das genetisch determinierte Stress-Verarbeitungssystem reift erst in den ersten Lebensjahren aus! - Frühe Stress-Erfahrungen führen zu einer eingeschränkten Funktionsfähigkeit dieses Systems, d.h lebenslang zu einer dysfunktionalen Stressverarbeitung! - mit Disposition zu zahlreichen psychischen und körperlichen Erkrankungen und damit neben der humanitären auch zu einer massiven volkswirtschaftlichen Schädigung! Text über dem Eingang einer Tibetischen Schule - Was ein Kind lernt Wenn ein Kind kritisiert wird lernt es zu verurteilen Wenn ein Kind angefeindet wird Wenn ein Kind verspottet wird lernt es zu kämpfen lernt es sich schuldig zu fühlen Wenn ein Kind verstanden und toleriert wird lernt es geduldig zu sein Wenn ein Kind ermutigt wird Wenn ein Kind gelobt wird lernt es sich selbst zu vertrauen lernt es sich selbst zu schätzen Wenn ein Kind gerecht behandelt wird lernt es gerecht zu sein Wenn ein Kind geborgen lebt Wenn ein Kind anerkannt wird lernt es zu vertrauen lernt es sich selbst zu mögen Wenn ein Kind in Freundschaft angenommen wird lernt es in der Welt Liebe zu finden! 29

Gewalt - Trauma - Dissoziation Was brauchen insbesondere Kinder erst einmal aber auch große Menschen überhaupt? Einen sicheren äußeren Ort Gewaltfreien Lebensraum & Naturschutzgebiet für die Seele Gewalt - Trauma - Dissoziation Schutz vor dem unmoralischen destruktiven Turbokapitalismus mit der medialen geistigen Umweltvergiftung 30

Gewalt - Trauma - Dissoziation Wir Erwachsenen ver-gewaltigen gewaltigen unsere Kinder und Jugendlichen durch Zulassen, zuschauen, ausblenden, (Dissoziation) fehlende Vorbildfunktion in unserer Haltung zu Gewalt Kinder und Jugendliche brauchen Aufrechte, klare und aufrichtige und mutige Erwachsene, die bezogen und liebevoll Kindern Halt geben, indem sie sie begleiten, wertschätzen, unterstützen, schützen und begrenzen!!! 31

02.09.2015 Oft sind Tiere die besseren Menschen 32

02.09.2015 33

Gewalt - Trauma - Dissoziation Die Macht der Täter Entspringt dem Schweigen der Opfer und dem Wegschauen der Anderen und dd des Helfersystems Die Vernunft kann sich mit größerer Wucht dem Bösen entgegenstellen, wenn der Zorn ihr dienstbar zur Hand geht Papst Gregor der Große 7. Jahrhundert zptn - Lutz Besser -2006 34

Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit zptn - Lutz Besser -2006 35