F3 Affektive Störungen. - Fallbeispiele -

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Transkript:

F3 Affektive Störungen - Fallbeispiele -

I. Störungsbilder F3 F3: Affektive Störungen + Suizid 1. Allgemeines zu affektiven Störungen 2. depressive Störungen 2.1 depressive Episoden 2.2 rezidivierende depressive Störungen 3. manische Episoden 3.1 Hypomanie 3.2 manische Episode 6. sonstige affektive Störungen 6.1. saisonale affektive Störung 6.2. atypische Depression 7. Ursachen affektiver Störungen 8. Therapie affektiver Störungen 4. Bipolare Störungen 4.1 bipolare Störungen (F31.0 F31.7) 4.2 Bipolar I / Bipolar II (F31.80) 4.3 Rapid Cycling (F31.81) 4.4 rezidivierende manische Episoden (F31.82) 5. anhaltende affektive Störungen 5.1 Dysthymia 5.2 Zyklothymia

Begriffe in Verbindung mit affektiven Störungen Affekt Kurze intensive Gemüts-/ Gefühlsregung ein Ausdrucksmittel für Emotionen, wird über Verhalten sichtbar Beispiele: Lächeln, Erröten Stimmung Länger andauernde Grundbefindlichkeiten Meist auf kein spezifisches Objekt gerichtet Gefühl Subjektives Erleben (Freude, Trauer, Ärger) Zeigen sich in der persönlichen Bewertung zu Erlebnissen

Formen / Bezeichnungen Melancholie Dysthymia Zyklothymia Larvierte Depression Wochenbettdepression Erschöpfungsdepression Spät- & Altersdepression Agitierte Depression Reaktive Depression Anankastische Depression Saisonale Depression Klassifikation heute wird heute nicht mehr verwendet F34.1 (besteht heute noch so) F34.0 (besteht heute noch so) Heute: oft unter F45 Somatisierungsstörungen klassifiziert; sonst unter F32.8 Sonstige depressive Episoden Heute: F53 psychische Verhaltensstörungen Heute: F48 Neurasthenie heute keine eigene Kategorie Heute: F32.2 schwere depressive Episode ohne psychotische Symptome heute F43.2 Anpassungsstörung wird heute nicht mehr verwendet Heute: F38.11 saisonale affektive Störung

Häufigkeitsverteilung affektiver Störungen unipolare Verläufe mit ausschließlich depressiven Episoden 70% bipolare Verläufe 25 % unipolare Verläufe mit ausschließlich manischen Episoden 5 % Depressionen Manie Bipolare Störung

F3: Affektive Störungen Einteilung in der ICD-10 F32: Depressive Episode F31: Bipolare Störung F33: Rezidivierende depressive Störung F3 Affektive Störungen F30: Manische Episode F34: Anhaltende affektive Störungen - Dysthymia - Zyklothymia F38: andere affektive Störungen - saisonale affektive Störung

I. Störungsbilder F3 F3: Affektive Störungen + Suizid 1. Allgemeines zu affektiven Störungen 2. depressive Störungen 2.1 depressive Episoden 2.2 rezidivierende depressive Störungen 3. manische Episoden 3.1 Hypomanie 3.2 manische Episode 6. sonstige affektive Störungen 6.1. saisonale affektive Störung 6.2. atypische Depression 7. Ursachen affektiver Störungen 8. Therapie affektiver Störungen 4. Bipolare Störungen 4.1 bipolare Störungen (F31.0 F31.7) 4.2 Bipolar I / Bipolar II (F31.80) 4.3 Rapid Cycling (F31.81) 4.4 rezidivierende manische Episoden (F31.82) 5. anhaltende affektive Störungen 5.1 Dysthymia 5.2 Zyklothymia

Ursache Klassische Einteilung nach ihrer Ursache endogene Depression exogene Depression psychogene Depression körperliche Ursache wahrscheinlich organische Erkrankung, mit bekannter Ursache und klarem Befund Störungen der Erlebnis- und Konfliktverarbeitung in der Kindheit und Adoleszenz; genaue Zusammenhänge jedoch bis heute nicht eindeutig geklärt; durch Persönlichkeitseigenschaften, Verhaltensweisen, biografische Faktoren und wahrscheinlich sind konstitutionelle und genetische Veranlagungen Depression als Folge oder Exogene Begleiterkrankung Störungen einer organischen Erkrankung Depression als Reaktion der Psyche auf belastende Lebensumstände ICD 10 F2; F3 F0; F1 F4, F5; F6

Allgemeines zu Depressive Störungen Depressionen: von lat. deprimere niederdrücken ) Affektive Störungen = Erkrankung der Gefühlswelt Beeinflussung des ganzen Menschen im Körperlichen Empfinden Denken Körperlichen Bezug zur Umwelt

Häufigkeits- und Geschlechtsverteilung affektiver Störungen Betroffene Personen weltweit - Depression (unipolare Störung) ca. 16-20% Davon in Deutschland (hohe Dunkelziffer) ca. 8 Mio. Frauen : Männer = 2:1 Erstmanifestation: 30.-40.LJ

Beginn/ Dauer/ Prognose/ Verlauf Beginn durch life event : ca. 10-35% Suizidalität aufgrund von Depressionen: ca. 50% Depressionen bei Kindern & Jugendlichen Dauer einer Phase: 6-12 Monate Abstand zwischen den Phasen: extremes Schwanken (Tage bis Monate) beschwerdefreie Zeit wird kürzer mit Zunahme von Phasen Wichtig: Depressionen können eine Demenz vortäuschen

Frühwarnsymptome Ich aß langsamer/ weniger als gewöhnlich. Ich hatte weniger Appetit. Ich schlief mehr als normalerweise. Ich vernachlässigte meine Arbeit. Telefonieren mit Freunden erscheint als eine Last. Viele Dinge waren mir plötzlich gleichgültiger. Vieles, worüber andere so redeten, kam mir so banal und unwichtig vor. Ich sagte Verabredungen ab. Ich fragte mich immer wieder nach dem Sinn dessen, was ich tat. Ich wollte meine Ruhe haben. Alkohol und Tabletten erschienen als kleine Helfer. Es fiel mir schwer, morgens aufzustehen. Ich bevorzugte schwarze und graue Kleidungsstücke. Mir war egal, wie ich aussah. Alles war irgendwie anstrengender. Ich dachte, mein Leben sei ein einziger Fehlschlag. Ich dachte häufiger, dass es kaum noch Hoffnung gibt. Ich dachte häufiger darüber nach, ob das Leben noch einen Sinn macht. Ich vermied bestimmte Dinge (z.b. andere zu treffen, ausgehen zu müssen). Ich interessierte mich nicht mehr für Sex. Abends war ich froh, dass der Tag endlich vorbei ist. Ich bin furchtbar! Alles ist schrecklich! Ich kann nichts! Ich bin ein schlechter, übler Mensch, selbst wenn ich nichts böses tue! Ich kann nicht schlafen! Ich kann nicht aufstehen! Sogar für kleine Dinge brauche ich eine Ewigkeit! Keiner Liebt mich! Alles ist mein Fehler! Nichts fühlt sich gut an!

Häufigkeit typischer Symptome bei Depressionen Symptom % Insomnie 100 Traurige Verstimmung 100 Weinerlichkeit 94 Schlechte Konzentration 91 Suizidgedanken 82 Müdigkeit 76 Reizbarkeit 76 Psychomotorische Verlangsamung 76 Appetitmangel 66 Hoffnungslosigkeit 51 Wahnideen 33 Suizidversuche 15 Akustische Halluzinationen 6

F32: Depressive Episode Einteilung in der ICD-10 F32 depressive Episode leicht mittel schwer mit somatischem Syndrom ohne somatisches Syndrom mit psychotischen Symptomen ohne psychotische Symptome sonstige depressive Episode F32.8 larvierte Depression atypische Depression

Der Weg zur Diagnose Symptome sammeln Allg. Psychopathologie ICD-10- Diagnostik Depressive Episode Anamnese/ Fragebogen Differenzialdiagnostik Organische Erkrankungen Differenzialdiagnostik Andere psychische Erkrankungen

Allgemeine Psychopathologie - Symptome Bewusstseinsstörungen Orientierungsstörungen Auffassungs-, Konzentrations- und Gedächtnisstörungen Formale Denkstörungen Zwänge, Phobien, Ängste, Befürchtungen Wahn Sinnestäuschungen und Halluzinationen Ich-Störungen Störungen der Affektivität Störungen des Antriebs und der Psychomotorik Störungen der Intelligenz Vegetative Symptomatik Suizidalität

Allgemeine Psychopathologie Auffassung/ Konzentration/ Gedächtnis Verlangsamt Formale Denkstörungen Denkverlangsamung Denkhemmung Eingeengtes Denken Grübeln Wortfindungsstörungen, Einfallslosigkeit

Allgemeine Psychopathologie Wahn (inhaltliche Denkstörung) Schuldwahn/ Versündigungswahn Kleinheitswahn/ Nihilistischer Wahn Verarmungswahn hypochondrischer Wahn Sinnestäuschungen und Halluzinationen selten: akustische Halluzinationen (bei ca. 6% der Betroffenen) in Form von anklagenden Stimmen

Allgemeine Psychopathologie Störungen der Affektivität Gefühl der Gefühllosigkeit Störung der Vitalgefühle Depressivität Affektarmut, Affektstarrheit, (ggf. Affektinkontinenz) Insuffizienzgefühle Reizbarkeit Empfindungslos Freudlos, hoffnungslos, schwermütig, bedrückt, traurig, ängstlich, besorgt, verschlossen, verzweifelt

Allgemeine Psychopathologie Störungen des Antriebs und der Psychomotorik Antriebshemmung bis Stupor Initiativlos, entscheidungslos, müde Mimik, Gestik, Bewegungen, Reaktionen verlangsamt, wie eingefroren Manchmal auch starke innere Unruhe (Agitiertheit), was sich in ziellosen Aktivitäten oder Rastlosigkeit äußert Sozialer Rückzug

Allgemeine Psychopathologie Vegetative Symptomatik Schlaf- und Durchschlafstörungen mit frühem Erwachen verlängerter Schlaf bei leichter Depression möglich Appetitlosigkeit Gewichtsverlust Libidoverlust Appetitsteigerung Gewichtssteigerung

Suizidalität Allgemeine Psychopathologie deutlich erhöht Suizidgedanken oder Suizidhandlungen je schwerer depressive Stimmung ausgeprägt, desto wahrscheinlicher wird ein Suizid

Der Weg zur Diagnose Symptome sammeln Allg. Psychopathologie ICD-10- Diagnostik Depressive Episode Anamnese/ Fragebogen Differenzialdiagnostik Organische Erkrankungen Differenzialdiagnostik Andere psychische Erkrankungen

Diagnostik depressiver Störungen nach ICD 10 Hauptsymptome gedrückte, depressive Stimmung Interessenverlust, Freudlosigkeit Antriebsmangel, erhöhte Ermüdbarkeit Zusatzsymptome gestörte Konzentration und Aufmerksamkeit vermindertes Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen Gefühle von Schuld und Wertlosigkeit psychomotorische Agitiertheit oder Hemmung Suizidgedanken, -handlungen Schlafstörungen verminderter Appetit 2 + 2 2 + 3-4 3 + 4 + + + Leicht Symptome 2 Wochen Mittel m/o somatischem Syndrom Schwer m/o psychotischen Syntomen

Somatisches Syndrom Mit/ ohne somatischem Syndrom 4 Deutlicher Interessenverlust oder Verlust der Freude an normalerweise angenehmen Aktivitäten Mangelnde Fähigkeit, auf Ereignisse oder Aktivitäten emotional zu reagieren Früherwachen Morgentief Ausgeprägte psychomotorische Hemmung oder Agitiertheit Deutlicher Appetitverlust und Gewichtsverlust (5% oder mehr im Vergleich zum vergangenen Monat) Deutlicher Libidoverlust

(F32.8 ) Larvierte Depression (oft auch F45) Kopfschmerzen Kopfdruck, Helmgefühl, Druck über den Augen, Nackenschmerzen Herzbeschwerden Druck und Stechen in der Herzgegend, Gefühl des Zugeschnürtseins in der Brust Magen-Darm Beschwerden Appetitmangel, Übelkeit, Sodbrennen, Verstopfung, Durchfall, Völlegefühl Atembeschwerden Rückenschmerzen Kreuzschmerzen Unterleibsbeschwerden Zyklusstörungen, Reizblase

(F32.8 ) atypische Depression affektive Schwingungsfähigkeit ist erhalten Zusätzlich zwei oder mehr der folgenden Symptome: deutliche Gewichtszunahme (durch gesteigerten Appetit, vor allem auf Kohlenhydrate = Kohlenhydrathunger) vermehrtes Schlafbedürfnis bleierne Schwere der Extremitäten Frauen > Männer erhöhte Kränkbarkeit bei Zurückweisungen zusätzlich oft Angstsymptome, Schuldgefühle, Libido-Störungen, Depersonalisation, Misstrauen und somatische Beschwerden Abend- statt Morgentief

Exkurs: Depressive Symptomatik bei Kindern und Jugendlichen Diagnosekriterien: Aber: Konsequenz: Erschwerend kommt hinzu: Auch für Kinder gilt formal das ICD-10 und damit die gleichen Diagnosekriterien wie für Erwachsene Grenzen zwischen normaler Entwicklung und depressiver Symptomatik sind fließend, d.h. depressive Symptomatik wird häufig als Bestandteil einer normalen jugendlichen Entwicklung gesehen: Zu Tode betrübt, gereizt, verschlossen, gelangweilt, grüblerisch, mit sich und der Welt unzufrieden. Depressionen werden im Kinder- und Jugendalter oft nicht oder sehr spät erkannt. Komorbide Störungen erschweren eine eindeutige Diagnose: - Angststörungen - Somatoforme Störungen - Hyberkenetische Störungen (ADHS)

Exkurs: Depressive Symptomatik bei Kindern und Jugendlichen Depressive Symptomatik im Kleinkindalter (1-3 Jahre) vermehrtes Weinen, wirken traurig ausdrucksarmes Gesicht erhöhte Reizbarkeit, Irritabilität gestörtes Essverhalten Schlafstörungen (Ein- und Durchschlafstörungen oder übergroßes Schlafbedürfnis) überanhänglich, können schlecht alleine sein Selbststimulierendes Verhalten: Schaukeln des Körpers, exzessives Daumenlutschen, genitale Manipulation Teilnahmslosigkeit, Spielunlust und auffälliges Spielverhalten (mangelnde Fantasie) Depressive Kleinkinder zeigen zudem häufig eine Entwicklungsverzögerung. Sie lernen später laufen und sprechen, entwickeln geringere grob- und feinmotorische Geschicklichkeit und auch kognitive Fähigkeiten können sich langsamer entwickeln. Depressive Symptomatik im Vorschulalter (3-6 Jahre) trauriger Gesichtsausdruck verminderte Gestik und Mimik, psychomotorische Hemmung leicht irritierbar, stimmungslabil, auffällig ängstlich mangelnde Fähigkeit sich zu freuen Teilnahmslosigkeit und Antriebslosigkeit, introvertiertes Verhalten vermindertes Interesse an motorischen Aktivitäten innere Unruhe und Gereiztheit zeigen sich in unzulänglichem/kontaktarmen, aber auch aggressivem Verhalten Ess- und Schlafstörungen Es können sich erste Vorformen typisch "erwachsener" Symptome zeigen, z.b. Äußerung der Annahme, dass keiner mit ihnen spielen wolle, keiner sie liebe und keiner Zeit für sie habe.

Exkurs: Depressive Symptomatik bei Kindern und Jugendlichen Depressive Symptomatik bei jüngeren Schulkindern (6 - ca. 12 Jahre) verbale Berichte über Traurigkeit Denkhemmungen, Konzentrationsschwierigkeiten und Gedächtnisstörungen Schulleistungsstörungen Zukunftsangst, Ängstlichkeit unangemessene Schuldgefühle und unangebrachte Selbstkritik psychomotorische Hemmung Appetitlosigkeit (Ein-)Schlafstörungen suizidale Gedanken Ab diesem Alter treten die typischen Symptome der Depression in den Vordergrund. Die Kinder sind niedergeschlagen, resigniert und ängstlich. Depressive Symptomatik im Pubertäts- und Jugendalter (13-18 Jahre) Körperliche Symptome: psychosomatische Beschwerden (z.b. Kopfschmerzen) Gewichtsverlust Ein- und Durchschlafstörungen (häufig auch übermäßiges Schlafbedürfnis) Im Vordergrund stehen die psychischen Symptome: vermindertes Selbstvertrauen (Selbstzweifel) Apathie, Ängste, Lustlosigkeit, Konzentrationsmangel Stimmungsanfälligkeit tageszeitabhängige Schwankungen des Befindens Leistungsstörungen Gefühl, den sozialen und emotionalen Anforderungen nicht gewachsen zu sein Gefahr der Isolation, des sozialen Rückzugs Anstieg der Suizidgedanken und -versuche

Der Weg zur Diagnose Symptome sammeln Allg. Psychopathologie ICD-10- Diagnostik Depressive Episode Anamnese/ Fragebogen Differenzialdiagnostik Organische Erkrankungen Differenzialdiagnostik Andere psychische Erkrankungen

Untersuchungsmethoden zur Diagnose einer Depression (unstrukturiertes) Gespräch mit dem Patienten Verhaltensbeobachtung ICD-10 Diagnostik (in Form einer strukturierten Anamnese) Fragebögen (z.b. Beck-Depressions-Inventar, Hamilton-Depressionsskala) Gespräch mit Angehörigen Körperliche Untersuchung => zum Arzt schicken - EKG (Herz) - EEG (Hirnströme) - CCT (Computertomogramm Gehirn) - PET (Positronen- Emissions- Tomogramm zur Sichtbarmachung der Stoffwechselaktivität in einzelnen Gehirnabschnitten) Laboruntersuchungen (Blut, Urin)

Fragebögen Becks-Depressions-Inventar Enthält 21 Gruppen von Aussagen Einschätzung von Gefühlen auf einer Skala 0 bis 3 bei mehr als 15 Punkten sollte sich jemand in Behandlung begeben Hamilton-Depressionsskala Ermittlung zur Schwere einer Depression Enthält 17-24 Fragen Leichte Depression: ab 10 Punkte. Mittelschwere Depression: ab 20 Punkte Schwere Depression: ab 30 Punkte

Depressionen Fallbeispiel Nach einem Unfall mit diversen Brüchen und einem Schädel-Hirn-Trauma wird eine 36- jährige Frau nach 2 Monaten aus der Klinik entlassen. Zu Hause zieht sie sich von allen Menschen zurück, hat keine Gefühle mehr für ihren Mann und ihre 2 Kinder und entwickelt die Vorstellung, der Unfall sei eine Strafe Gottes für ihre Sünden. Außerdem habe sie mit ihren Krankenhauskosten ihre Familie in die Armut getrieben. Typische Merkmale und Symptome: Versündigungswahn Verarmungswahn in Verbindung mit Symptomen einer schweren Depression, in unserem Fall: sozialer Rückzug, Gefühl der Gefühllosigkeit Typische Symptome einer wahnhaften Depression. Differenzialdiagnostisch sollte eine organische Ursache der Depression ausgeschlossen werden. Verdachtsdiagnose nach ICD-10: schwere depressive Episode mit psychotischen Symptomen (F32.3)

Depressionen Fallbeispiel Seit einem schweren Unfall ist Jürgen K. wie gefühllos, unfähig, Freude zu empfinden. Er wacht morgens gegen 4:00 Uhr auf und kann wegen seiner pessimistischen Gedanken nicht mehr einschlafen. Er kommt am Morgen nur ganz schwer in die Gänge, isst kaum mehr und hat in den letzten 4 Wochen 8 Kilo abgenommen. In der Partnerschaft kriselt es, denn der Mann hat kein Bedürfnis mehr nach Sexualität und körperlicher Nähe. Typische Merkmale und Symptome: Gefühl der Gefühllosigkeit ( mangelnde Fähigkeit, auf normalerweise angenehme Ereignisse emotional zu reagieren ) Früherwachen Morgentief deutlicher Appetitverlust Gewichtsverlust (5% oder mehr im vergangenen Monat) Libidoverlust Typische Symptome eines somatischen Syndroms im Rahmen einer schweren depressiven Episode. Verdachtsdiagnose nach ICD-10: schwere depressive Episode (F32.2)

Depressionen Fallbeispiel Ein 62-jähriger Mann wird von der Polizei in die Notaufnahme der Psychiatrie gebracht. Kommt mir nicht nahe, meint er. Ich habe eine ansteckende Krankheit. Das haben die Stimmen mir gesagt. Um meine Familie zu schützen, wollte ich von der Brücke springen. Eine der Stimmen hatte es mir befohlen. Typische Merkmale und Symptome: Wahn, an einer ansteckenden Krankheit zu leiden (hypochondrischer Wahn) akustische Halluzinationen in der DU-Form akustische Halluzinationen in Form von imperativen (befehlenden) Stimmen. Diverse psychotische Symptome im Rahmen einer schweren depressiven Episode. Weiter Symptome der Depression müssen im Gespräch erfragt werden. Differenzialdiagnostisch muss eine Schizophrenie ausgeschlossen werden. Verdachtsdiagnose nach ICD-10: schwere depressive Episode mit psychotischen Symptomen (F32.3)

Depressionen Fallbeispiel Claudia S. (36) leidet seit längerer Zeit an einem Druck auf Herz und Brust, an chronischen Kopfschmerzen und Schmerzen im Lendenwirbelbereich, die sie nachts oft nicht schlafen lassen. Sie hat wenig Appetit und hat Muskelverspannungen im Nacken- und Schulterbereich. Die Symptome traten erstmals vor 4 Jahren auf, nach der Trennung von ihrem langjährigen Freund. Alle fachärztlichen Untersuchungen waren ohne Befund. Typische Merkmale und Symptome: chronische Kopfschmerzen Bei anhaltenden und nicht Rückenschmerzen wechselnden Beschwerden ist Muskelverspannungen oder Muskelschmerzen differenzialdiagnostisch an eine Druck auf Herz und Brust, Atemnot larvierte Depression zu denken. Mangel an Appetit Dies sind typische Symptome einer larvierten (somatisierten) Depression. Die depressiven Symptome werden somatistiert, d.h. sie verstecken sich hinter körperlichen Beschwerden, die normalerweise begleitend zu einer Depression zu finden sind. Verdachtsdiagnose nach ICD-10: sonstige depressive Episode (F32.8) (larvierte Depression)

Depressionen Fallbeispiel Die Frau berichtet jammernd und klagend: Mein Problem ist: Ich muss zu viel denken. Manchmal meine ich, mein Kopf ist ein Hamsterrad, das sich nur um eines dreht: dass ich nichts kann, nichts wert bin und mein Leben vergeudet habe. Oft fühle sie sich wie gehetzt, deshalb schaffe sie es nicht, längere Zeit stillzuhalten oder jemandem zuzuhören. Nachts könne sie kaum schlafen und sei deshalb ständig müde und erschöpft. Typische Merkmale und Symptome: gedankliche Unruhe. Sie kann ihre Gedanken nicht abstellen, redet jammernd und klagend ohne Unterlass, deshalb die umgangssprachliche Bezeichnung Jammerdepression. motorische Unruhe: Unfähigkeit stillzusitzen, häufig auch zielloses Handeln depressive Symptome, hier: Gefühl der Wertlosigkeit, Schlaf- und Antriebsstörungen Typische Merkmale einer agitierten Depression: In der ICD-10 ist die agitierte Depression unter F32 über das Symptom C.5 (psychomotorische Agitiertheit oder Hemmung) in der Symptomatik einer normalen depressiven Episode enthalten. Verdachtsdiagnose nach ICD-10: leichte oder mittelgradige depressive Episode (F32.0 oder F32.1)

Unipolare vs. Rezidivierende Depression Unipolare Depression Rezidivierende Depression Quelle: http://ifightdepression.com

Einteilung rezidivierende depressive Störungen (F33) Rezidivierende depressive Störungen sind Störungen, in denen es im Krankheitsverlauf zu wiederholten depressiven Formen kommt. F33.0 Rezidivierende depressive Störung gegenwärtig leichte Episode (F33.0) mittlere Episode (F33.1 ) schwere Episode ohne psychotische Symptome (F33.2) mit psychotische Symptomen (F33.3) remittiert (F33.4) Zu den rezidivierenden depressiven Störungen gehört auch die Saisonale Depression (Winterdepression)

Der Weg zur Diagnose Symptome sammeln Allg. Psychopathologie ICD-10- Diagnostik Depressive Episode Anamnese/ Fragebogen Differenzialdiagnostik Organische Erkrankungen Differenzialdiagnostik Andere psychische Erkrankungen

Differenzialdiagnose: psychische Erkrankungen Anpassungsstörung mit kurzer/ langer depressiver Reaktion (F43.20; F43.21) Angst und Depression gemischt (F43.22) Schizoaffektive Störung (F25.1) Postschizophrene Depression (F20.4) Anhaltende affektive Störung (F34 Zyklothymia, Dysthymia) Organische depressive Störung (F06.32) oder Demenz (F0) Somatoforme Störung (F45) larvierte Depression (F32.8)

Der Weg zur Diagnose Symptome sammeln Allg. Psychopathologie ICD-10- Diagnostik Depressive Episode Anamnese/ Fragebogen Differenzialdiagnostik Organische Erkrankungen Differenzialdiagnostik Andere psychische Erkrankungen

Differenzialdiagnose: organische Erkrankungen Hyperthyreose, Hypothyreose Diabetes mellitus Hirntumor M. Alzheimer, M. Parkinson, Multiple Sklerose Medikamente / Drogen Herzinsuffizienz

Komorbiditäten Sekundäre Depression im Rahmen anderer psychischer Erkrankungen: z.b.: Angsterkrankungen, v.a. generalisierte Angststörung (F 41.1) Zwangsstörungen (Zwangsgedanken, Zwangshandlungen) (F42) Essstörungen, Anorexia nervosa (F50.0) und Bulimia nervosa (F50.2) Somatoforme Störungen (F45) Suchterkrankungen (F 1X.X)

I. Störungsbilder F3 F3: Affektive Störungen + Suizid 1. Allgemeines zu affektiven Störungen 2. depressive Störungen 2.1 depressive Episoden 2.2 rezidivierende depressive Störungen 3. manische Episoden 3.1 Hypomanie 3.2 manische Episode 6. sonstige affektive Störungen 6.1. saisonale affektive Störung 6.2. atypische Depression 7. Ursachen affektiver Störungen 8. Therapie affektiver Störungen 4. Bipolare Störungen 4.1 bipolare Störungen (F31.0 F31.7) 4.2 Bipolar I / Bipolar II (F31.80) 4.3 Rapid Cycling (F31.81) 4.4 rezidivierende manische Episoden (F31.82) 5. anhaltende affektive Störungen 5.1 Dysthymia 5.2 Zyklothymia

F30: Manische Episode Einteilung in der ICD-10 F30 manische Episode Hypomanie manische Episode mit psychotischen Symptomen synthym parathym ohne psychotische Symptome

Allgemeines zur Manie Betroffene Personen weltweit (Manie als unipolare Störung): ca.1,5 % Geschlechterverteilung: ca. 1:1 Ersterkrankung am häufigsten zwischen dem 20-30. Lebensjahr Depressionen Verteilung Depression ca. 70% Manie ca. 5% Bipolare Störung ca. 25% Manie Bipolare Störung

Verlauf Beginn (durch life event, psychoreaktiv): ca. 7-15 % Dauer: ca. 2 Wochen 5 Monate Günstig, komplette Remission: ca. 75% Teilweise Besserung: ca. 25%

ein Film

Selbstbeobachtung Frühwarnsymptome Manie Ich verschenkte Sachen, die mir gehörten. Ich hatte Schwierigkeiten, still zu sitzen. Ich aß und schlief weniger als gewöhnlich. Ich wollte mehr erleben, weil alles so langweilig erschien. Ich dachte Ich kann alles schaffen. Ich trank mehr Alkohol und fuhr schneller Auto. Ich bin grandios, ich schaffe alles. Jeder liebt mich. Ich redete lauter und schneller als vorher. Andere nervten mich, weil sie so langsam oder begriffsstutzig waren.

Häufigkeit typischer Manie- Symptome Symptom % Ablenkbarkeit 100 Rededrang 99 Euphorie 98 Labilität 95 Ideenflucht 93 Insomnie 90 Größenideen 86 Reizbarkeit 85 Feindseligkeit 83 Extravaganz 69 Tagesschwankungen 67 Symptom % Depression nach Manie 52 Andere Wahnideen 48 erhöhter Alkoholkonsum 42 Gesteigerte Libido 32 Akustische Halluzinationen 21 Promiskuität (sexuelle Handlungen mit häufig wechselnden Partner) Suizidgedanken 7 11

Symptome Affektivität formale Denkstörungen Allgemeine Psychopathologie - Symptome Ausprägung gehoben ansteckend leicht irritierbar Stimmung des Manikers kann schnell in eine gereizte, aggressive und streitsüchtige umschlagen Manieformen: heiter-ausgelassen (euphorische Manie) oder gereiztstreitsüchtig (Dysphorische Manie) gesteigertes Selbstwerterleben fehlendes Krankeitsgefühl und einsicht Ideenflucht Denkzerfahrenheit unbeständiges und einfallsreiches Denken, Gedankengänge sind bei Ideenflucht meistens noch nachvollziehbar, bei Denkzerfahrenheit nicht mehr ( verworrene Manie ).

Symptome Aufmerksamkeit, Konzentration u. Gedächtnis inhaltliche Denkstörungen Wahnrnehmungsstörungen Allgemeine Psychopathologie - Symptome Ausprägung erhöhte Ablenkbarkeit Wahnideen oder Wahn Wahnthemen: vorwiegend Größen- oder Sendungswahn, aber auch Liebes-, Beziehungs- oder Verfolgungswahn, nicht bizarr oder kulturell unangemessen (DD zur Schizophrenie) Differenzierung als synthym oder parathym synthym= Größenwahn, Sendungswahn parathym= Beziehungs- oder Verfolgungswahn akustische Halluzinationen sind möglich Stimmen sprechen direkt zur betroffenen Person (z.b. Gott), nicht Rede in der 3. Person über den Betroffenen oder kommentierende Stimmen (DD zur Schizophrenie)

Symptome Antrieb und Psychomotorik vegetative Symptome sonstige Suizidalität Allgemeine Psychopathologie - Symptome Ausprägung gesteigert gesteigerter Rededrang (Logorrhoe) Bewegungs- und Betätigungsdrang Unüberlegtes kritikloses Umsetzen von Gedanken und Antrieben Enthemmung und Distanzlosigkeit gehobene Vitalgefühle Gewichtsverlust gesteigerte Libido vermindertes Schlafbedürfnis Vernachlässigung von Nahrungsaufnahme Vernachlässigung der Körperpflege Verlust sozialer Hemmungen Suizidgedanken durch schlagartig und unerwartet eintretende z.t. nur kurze depressive Verstimmungen (Minuten/Stunden) (bei ca. 10%)

Diagnostik F30.0 Hypomanie ICD 10 Hauptsymptom Stimmung ist in einem für den Betroffenen deutlich abnormen Ausmaß gehoben oder gereizt Zusatzsymptome gesteigerte Aktivität oder motorische Ruhelosigkeit gesteigerte Gesprächigkeit Konzentrationsschwierigkeiten oder Ablenkbarkeit vermindertes Schlafbedürfnis gesteigerte Libido übertriebene Geldausgaben (Einkäufe) oder andere Arten von leichtsinnigem oder verantwortungslosem Verhalten gesteigerte Geselligkeit oder übermäßige Vertraulichkeit 4 Tage + 3 + KEINE Halluzination oder Wahn! Hypomanie

Diagnostik Manie (m/o psychot. Symptome) F30.1 /30.2 nach ICD 10 Hauptsymptom Stimung ist vorwiegend gehoben, expanisv oder gereizt und für den Betroffenen deutlich abnorm. Zusatzsymptome gesteigerte Aktivität oder motorische Ruhelosigkeit gesteigerte Gesprächigkeit (=Rededrang) Ideenflucht oder subjektives Gefühl von Gedankenrasen Verlust normaler sozialer Hemmungen mit u.u. unangemessenem Verhalten überhöhte Selbsteinschätzung oder Größenwahn Ablenkbarkeit oder dauernder Wechsel von Aktivitäten oder Plänen tollkühnes oder rücksichtsloses Verhalten, für den Betroffenen selbst nicht erkennbar gesteigerte Libido oder sexuelle Taktlosigkeit 1 Woche + 3 + Halluzination oder Wahn? JA NEIN mit ohne psychotischen psychotische Syntomen Syntomen manische Episode

F30.2 Manie mit psychotischen Symptomen Fallbeispiel Peter H. (55) steht jeden Tag auf dem Domplatz und erzählt den Leuten, er sei eine Wiedergeburt des Apostels Petrus. Als man ihn fragt, wieso er das glaube, antwortet er: Da war ein helles Licht und eine Stimme, die sagte: Du bist Petrus, der Fels, der dem Bösen widersteht. Gib meine Botschaft weiter an all jene, die guten Willens sind. Auch morgens beim Aufwachen habe ich eine Stimme gehört diesmal war es die Stimme einer Frau. Sie gab mir den Auftrag, die wahre Botschaft der Liebe an die Kinder dieser Welt weiter zugeben. Typische Merkmale und Symptome: Stimmen in Du-Form imperative (befehlende) Stimmen (Gib meine Botschaft weiter; sie gab mir den Auftrag) religiöser Sendungs- und Größenwahn keine Symptome einer Schizophrenie Verdachtsdiagnose nach ICD-10: Manie mit psychotischen Symptomen (F30.2)

Diagnostische Fragen - Manie Fühlen Sie sich in letzter Zeit anders als sonst? Hat sich in Ihrer Energie und Initiative, bestimmte Dinge zu tun in letzter Zeit etwas geändert? Sind Sie in letzter Zeit besonders kreativ oder haben besonders viele Ideen? Sind Sie in letzter Zeit besonders aktiv und unternehmenslustig? Wie viele Stunden schlafen Sie zur Zeit? Hören Sie Stimmen? Ändert sich manchmal Ihre Stimmung von einer Minute zur anderen? Verspüren Sie in letzter Zeit einen verstärkten sexuellen Drang?

Standardisierter Fragebogen Manie Young Mania Rating Scale (Fremdbeurteilungsskala) 11 Items (Punkte von 0 max. 8) Bereiche: Stimmung, Erhöhte motorische Aktivität, Sexuelles Interesse, Schlaf, Reizbarkeit, Rededrang, Sprache (formal), Inhalt, Aggressives Verhalten, Erscheinungsbild, Krankheitseinsicht Auswertung Dauer Interview: ca. 15-30 Minuten Wert < 5 = Störung remittiert Wert >17 = starke Beeinträchtigung

Differenzialdiagnostik Andere affektive Störungen (z.b. bipolare Störung) Schizophrenie (gilt für Manie mit psychotischen Symptomen) Schizoaffektive Störung (Schizomanie) Suchtprobleme (Psychotrope Substanzen) Organische Erkrankungen (Infektionen, Hyperthyreose, Hirntumore, Neurologische Erkrankungen etc.) Fasten

Mögliche Begleiterscheinungen Gewichtsabnahme (Hunger meist normal, also bedingt durch gesteigerte Aktivitäten und Schlafmangel) Ungepflegtes Auftreten bis zur Verwahrlosung Dissoziales bzw. histrionisches Verhalten Realitätsentfremdung Isolierung (wird aber wegen der erhöhten Stimmung nicht empfunden) Verlust der Arbeit, Familie, finanzieller Mittel wahrscheinlich

I. Störungsbilder F3 F3: Affektive Störungen + Suizid 1. Allgemeines zu affektiven Störungen 2. depressive Störungen 2.1 depressive Episoden 2.2 rezidivierende depressive Störungen 3. manische Episoden 3.1 Hypomanie 3.2 manische Episode 4. Bipolare Störungen 4.1 bipolare Störungen (F31.0 F31.7) 4.2 Bipolar I / Bipolar II (F31.80) 4.3 Rapid Cycling (F31.81) 4.4 rezidivierende manische Episoden (F31.82) 6. sonstige affektive Störungen 6.1. saisonale affektive Störung 7. Ursachen affektiver Störungen 8. Therapie affektiver Störungen II. Suizid 5. anhaltende affektive Störungen 5.1 Dysthymia 5.2 Zyklothymia

Allgemeines zu Bipolaren Störungen Betroffene weltweit bipolare Störung ca. 1 % Geschlechterverteilung ca. 1:1 Altersgipfel: 30-35 Jahre Verteilung Depression ca. 70% Manie ca. 5% Bipolare Störung ca. 25% Depressionen Manie Bipolare Störung

Definition Bipolare Störung Phasenhafter Verlauf: Manische Phasen wechseln sich mit gesunden oder depressiven Phasen ab (gemischte Phasen sind ebenfalls möglich)

F31 Bipolare affektive Störung bipolare Störungen (F31.0 F31.7) gegenwärtig F31.0 hypomanische Episode F31.1 manische Episode ohne psychotische Symptome F31.2 manische Episode mit psychotischen Symptomen F31.3 leichte oder mittelgradige depressive Episode F31.4 schwere depressive Episode ohne psychotische Symptome F31.5 schwere depressive Episode mit psychotischen Symptomen F31.6 gemischte Episode F31.7 gegenwärtig remittiert

Formen der bipolaren Störung gemischte Episode(F31.06) Symptome der Manie und Depression treten in schnellem Wechsel auf oder sind gleichzeitig vorhanden Bsp: Logorrhoe wie bei der Manie; ängstlich-depressive Stimmung wie bei der Depression

Formen der bipolaren Störung Bipolar I F31.80 Wechsel von manischen und depressiven Phasen

Formen der bipolaren Störung Bipolar II (F31.80) Wechsel von hypomanischen und depressiven Phasen

Formen der bipolaren Störung Rapid Cycling (F31.81) schneller Wechsel von manischen und depressiven Phasen, mindestens 4 innerhalb von 12 Monaten; volle Ausprägung der Episoden Manie > 1 Woche Depression > 2 Wochen Hypomanie > 4 Tage Frauen : Männer = 9:1

Verlauf Episodischer Verlauf Nach Abschluss einer Phase/ zwischen den Phasen: gesund und leistungsfähig Häufiger verläuft die Erkrankung in rezidivierenden Phasen Auftreten von gemischten Phasen möglich Dauer der Phasen: Tage wenige Wochen mit kurzfristigem Beginn leichte Schwankungen während einer Phase möglich intervallfreier Übergang von einer depressiven Phase in eine manische oder hypomanische Phase bzw. umgekehrt möglich unbehandelt: Verlauf der Erkrankung kann von Monaten bis Jahre dauern

Prognose Häufig kommt es zu Rezidiven, besonders wenn die Störung lange unbehandelt bleibt bzw. wenn der Erkrankte bereits älter ist wenn die störungsfreien Intervalle kürzer werden Bei Behandlung des Störungsbildes ist häufig ein vollständiges Abklingen möglich

F31.3 Bipolare affektive Störung Fallbeispiel Ein 29-jähriger Chemiestudent kommt mit ausgeprägter depressiver Symptomatik in die Praxis, weil er Probleme mit seinem Studium hat. Er habe Phasen, da sei er wie aufgedreht, arbeite nächtelang durch, genieße das Zusammensein mit seiner Freundin. Doch dann, von einem Augenblick auf den anderen, sei jedes Interesse weg. Ich ziehe mich zurück, gehe kaum mehr an die Uni und versäume es, meine Arbeiten termingerecht abzuliefern oder mich für die notwendigen Zwischenprüfungen anzumelden. Typische Merkmale und Symptome: Symptome einer depressiven Episode im Zusammenhang mit einer bipolaren Störung. Phasenhafter Wechsel zwischen depressiven Episoden und manischen/hypomanischen Phasen. Manische Phase i.d.r. aktiv zu erfragen: War es schon einmal anders? Haben Sie sich auch schon einmal besonders leistungsfähig gefühlt? Verdachtsdiagnose nach ICD-10: Bipolare affektive Störung, gegenwärtig mittelgradige oder schwere depressive Phase (F31.3 )

Differenzialdiagnosen Borderline Persönlichkeitsstörung Andere affektive Störungen Organische Erkrankungen Psychotrope Substanzen, Medikamente Schizophrenie Fasten

I. Störungsbilder F3 F3: Affektive Störungen + Suizid 1. Allgemeines zu affektiven Störungen 2. depressive Störungen 2.1 depressive Episoden 2.2 rezidivierende depressive Störungen 3. manische Episoden 3.1 Hypomanie 3.2 manische Episode 6. sonstige affektive Störungen 6.1. saisonale affektive Störung 6.2. atypische Depression 7. Ursachen affektiver Störungen 8. Therapie affektiver Störungen 4. Bipolare Störungen 4.1 bipolare Störungen (F31.0 F31.7) 4.2 Bipolar I / Bipolar II (F31.80) 4.3 Rapid Cycling (F31.81) 4.4 rezidivierende manische Episoden (F31.82) 5. anhaltende affektive Störungen 5.1 Dysthymia 5.2 Zyklothymia

Anhaltende affektive Störung: Zyklothymia chronische, d.h. über mindestens 2 Jahre andauernde Erkrankung mit einem Wechsel von depressiver und gehobener Stimmung, die jedoch nicht die Kriterien einer depressiven Episode oder Manie erfüllt. Phasen normaler Stimmung können bestehen

Anhaltende affektive Störung: Dysthymia chronische, > 2 Jahre andauernde leichte depressive Verstimmung, die in ihrer Schwere niemals die Kriterien einer depressiven Episode erreicht.

F34.1 Dysthymia Fallbeispiel Sie sind der erste Therapeut, den ich aufsuche, sagt der 34-jährige Mann, der vor Ihnen sitzt. Seit seinem 16. Lebensjahr leidet er an Schlafstörungen und leichteren depressiven Verstimmungen. Er geht jeden Tag zur Arbeit, ist jedoch unzufrieden mit seinen Leistungen. Er kommt, weil seine Freundin sich darüber beklagt hat, dass er so wenig Interesse an Sexualität habe. Typische Merkmale und Symptome: Jahrelang andauernde leichtere Depressionen (Dauer: von der Adoleszenz bis heute) leichtere chronische (jahrelang andauernde) depressive Verstimmung die depressiven Symptome (hier: Schlafstörungen, Verlust der Freude an Sexualität, Verlust des Selbstvertrauens etc.) sind geringer ausgeprägt als bei einer leichten depressiven Episode) Verdachtsdiagnose nach ICD-10: Dysthymia(F34.1)

I. Störungsbilder F3 F3: Affektive Störungen + Suizid 1. Allgemeines zu affektiven Störungen 2. depressive Störungen 2.1 depressive Episoden 2.2 rezidivierende depressive Störungen 3. manische Episoden 3.1 Hypomanie 3.2 manische Episode 6. sonstige affektive Störungen 6.1. saisonale affektive Störung 6.2. atypische Depression 7. Ursachen affektiver Störungen 8. Therapie affektiver Störungen 4. Bipolare Störungen 4.1 bipolare Störungen (F31.0 F31.7) 4.2 Bipolar I / Bipolar II (F31.80) 4.3 Rapid Cycling (F31.81) 4.4 rezidivierende manische Episoden (F31.82) 5. anhaltende affektive Störungen 5.1 Dysthymia 5.2 Zyklothymia

Saisonale affektive Störungen (F 38.11) ICD-10 Diagnosekriterien 3 oder mehr Episoden mit einem Beginn innerhalb desselben 90-Tages- Zeitraums in 3 oder mehr aufeinanderfolgenden Jahren Rückgang (Remission) ebenfalls innerhalb eines bestimmten 90-Tage- Zeitraums Saisonale Episoden eindeutig höher als nichtsaisonale Episoden

I. Störungsbilder F3 F3: Affektive Störungen + Suizid 1. Allgemeines zu affektiven Störungen 2. depressive Störungen 2.1 depressive Episoden 2.2 rezidivierende depressive Störungen 3. manische Episoden 3.1 Hypomanie 3.2 manische Episode 4. Bipolare Störungen 4.1 bipolare Störungen (F31.0 F31.7) 4.2 Bipolar I / Bipolar II (F31.80) 4.3 Rapid Cycling (F31.81) 4.4 rezidivierende manische Episoden (F31.82) 6. sonstige affektive Störungen 6.1. saisonale affektive Störung 7. Ursachen affektiver Störungen 8. Therapie affektiver Störungen II. Suizid 5. anhaltende affektive Störungen 5.1 Dysthymia 5.2 Zyklothymia

Ursachen Familiäre Faktoren Vulnerabilität Lern-Modell Psychodynamische Ansätze Depressionen Kognititives Depressionsmodell Biologisch Kritische Lebensereignisse

Familiäre Faktoren Kind depressiver Eltern erhöhtes Risiko der Erkrankung von 10-20% bei 1- Elternteil und 50% bei beiden Elternteilen Vermutung einer direkten genetische Übertragung

Vulnerabilitäts-Stress-Modell Die Vulnerabilität (lat. Vulnus = Wunde) beschreibt die Anfälligkeit eines Menschen, an einer psychischen Krankheit zu erkranken.

Lern-Modell Modell der erlernten Hilflosigkeit nach Seligmann Erwartung eines Individuums, bestimmte Situationen oder Sachverhalte nicht kontrollieren und beeinflussen zu können

Kognitives Depressionsmodell nach Beck

Kognitives Depressionsmodell nach Beck

Kognitives Depressionsmodell nach Beck Depressive: Neigung zu irrationalen Gedanken und logischen Denkfehlern bei der Bewertung seiner Umwelt Diese erlernten Kognitionen (Gedanken/ Grundannahmen/ Überzeugungen) umfassen: Willkürliche Schlussfolgerungen Selektive Abstraktion Übergeneralisierung Katastrophendenken Maximierung und Minimierung Personalisierung

Ursachen Familiäre Faktoren Vulnerabilität Lern-Modell Psychodynamische Ansätze Depressionen Kognititives Depressionsmodell Biologisch Kritische Lebensereignisse

Kritische Lebensereignisse Traumata Krieg, Tod Unfall Gewalt, Missbrauch Psychosoziale Ereignisse Scheidung Arbeitsplatzverlust, Umzug Mobbing Hochzeit

Ursachen Familiäre Faktoren Vulnerabilität Lern-Modell Psychodynamische Ansätze Depressionen Kognititives Depressionsmodell Biologisch Kritische Lebensereignisse

Verkürzung der REM- Latenz und Verlängerung der ersten REM-Phase (REM-Latenz ist die Zeit vom Beginn der ersten Schlaf-Epoche bis zum Beginn der ersten REM- Schlaf Epoche) Biologische Erklärungsansätze Veränderungen des Schlafs bei Depressiven

Biologische Erklärungsansätze Mangel an biochemischen Überträgersubstanzen im ZNS Bei einer Depression ist der Stoffwechsel des Gehirns verändert. Die Spiegel der Überträgersubstanzen (Neurotransmitter) Serotonin und Noradrenalin im synaptischen Spalt sind bei depressiven Menschen im Vergleich zu Gesunden niedriger.

Ursachen Familiäre Faktoren Vulnerabilität Lern-Modell Psychodynamische Ansätze Depressionen Kognititives Depressionsmodell Biologisch Kritische Lebensereignisse

Psychodynamische Ansätze In der psychoanalytischen Theorie, wird die Depression als eine gegen sich selbst gerichtete Aggression verstanden. Es wird davon ausgegangen, dass in der oralen Phasen die Bedürfnisse des Kindes nur unzureichend oder im Übermaß befriedigt wurden (entweder durch Vernachlässigung oder durch Überbehütung). Dadurch bleibe der Patient in dieser Phase stecken (orale Fixierung). Das Dispositionsmodell für depressive Erkrankungen geht davon aus, dass eine Störung des Selbstwertgefühls (eine sogenannte narzisstische Krise ) sowie eine gegen sich selbst gerichtete Aggressivität zu einer erhöhten Disposition an Depressionen zu erkranken führen. Die Disposition für Depressionen entsteht im Verlauf aus der Spannung zwischen dem Streben nach symbiotischen Bindungen und nicht realisierbaren Wünschen nach Abgrenzung, in Verbindung mit erhöhten Selbstvorwürfen und Selbstzweifeln.

I. Störungsbilder F3 F3: Affektive Störungen + Suizid 1. Allgemeines zu affektiven Störungen 2. depressive Störungen 2.1 depressive Episoden 2.2 rezidivierende depressive Störungen 3. manische Episoden 3.1 Hypomanie 3.2 manische Episode 6. sonstige affektive Störungen 6.1. saisonale affektive Störung 6.2. atypische Depression 7. Ursachen affektiver Störungen 8. Therapie affektiver Störungen 4. Bipolare Störungen 4.1 bipolare Störungen (F31.0 F31.7) 4.2 Bipolar I / Bipolar II (F31.80) 4.3 Rapid Cycling (F31.81) 4.4 rezidivierende manische Episoden (F31.82) 5. anhaltende affektive Störungen 5.1 Dysthymia 5.2 Zyklothymia

Therapie Therapie bei Depressionen Psychotherapie Entspannungsverfahren Psychoedukation Biologische Therapieverfahren

Therapie - Psychoedukation Psychoedukation Umfassende Aufklärung über die Erkrankung und die Behandlungsmöglichkeiten Vermittlung von Kompetenzen im Umgang mit der Erkrankung Förderung von Compliance Emotionale Entlastung (Patient und ggf. Familie) Verbesserung des subjektiven Befindens Vermittlung von Hoffnung

Familie versucht zu helfen (durch Zureden, Aufmuntern, Ablenken, etc.) Patient reagiert zu wenig (aus Sicht der Familie) Familie tendiert zur Eskalation oder zieht sich zurück Patient fühlt sich unverstanden und verlassen Familie reagiert mit Schuldgefühlen und verstärkt Überengagement Patient fühlt sich zunehmend wertlos und in eine infantile Rolle gedrängt Familie ist erschöpft (burn-out), Dilemma von Schuld und Aggression

1. Treffen Psychoedukation - Gruppe Vorstellung der Teilnehmer und Organisatorisches Aktuelle Probleme, Erwartungen an die Gruppe Depressionsspirale 2. Treffen Was sind Depressionen? Ist nicht jeder einmal traurig? Symptome, Diagnosen, verschiedene Formen 3. Treffen Was wissen wir über die Ursachen? Liegen Depressionen in der Familie vor? Vulnerabilitäts-Stress-Modell, Reizübertragung

Psychoedukation - Gruppe 4. Treffen Wie werden Depressionen behandelt? "Schaden diese Medikamente nicht mehr als sie nutzen? Überblick über Therapieverfahren Schwerpunkt: Medikamente, Nebenwirkungen 5. Treffen Wie werden Depressionen behandelt? Schwerpunkt: Psychotherapie, weitere Behandlungsmöglichkeiten 6. Treffen Was wird zur Rückfallverhütung empfohlen? "Muss ich mein Leben lang Medikamente nehmen? Medikamentöse Langzeitbehandlung, Psychotherapie, Selbsthilfe Schwerpunkt: Steigerung angenehmer Aktivitäten

Psychoedukation - Gruppe 7. Treffen Wie soll man mit der depressiven Erkrankung umgehen? "Was soll ich tun, wenn ich wieder ins Grübeln komme? Selbsthilfe - Schwerpunkt: Negative Gedanken erkennen und korrigieren; Früherkennung, Krisenplan, Suizidprävention Wie können Angehörige helfen? "Was soll ich tun, wenn mein Angehöriger von Selbstmord spricht? Hilfe durch Angehörige; Hilfe für Angehörige 8. Treffen Zusammenfassung und Zukunftsplanung ("Goldene Regeln ) Beantwortung noch offen gebliebener Fragen Literaturempfehlungen Vermittlung von Selbsthilfegruppen Feedback

Therapie Therapie bei Depressionen Psychotherapie Entspannungsverfahren Psychoedukation Biologische Therapieverfahren

Psychotherapie Kognitive Verhaltenstherapie Ziel: Veränderung von negativen Gedanken / Gefühlen Systemische Therapie Familienbrett Wunderfrage Skalierungsfragen Externalisieren Gesprächstherapie nach Rogers

Therapie Therapie bei Depressionen Psychotherapie Entspannungsverfahren Psychoedukation Biologische Therapieverfahren

Biologische Therapieverfahren Medikamente Antidepressiva Phytotherapie (Johanniskraut, Baldrian, Passionsblume) leichte und mittelgradige Depression Lithium od. Antiepileptika Depression/ bipolare Störung Neuroleptika schwere Depression + psychotische Symptome Schlafentzug bzw. Wachtherapie melancholischer Depression Lichttherapie saisonale Depression Elektrokrampftherapie bei schwerer Depression

Antidepressiva Volle Wirkung: erst nach einigen Wochen Risiko der Suizidgefahr: Antriebssteigerung vor Stimmungsaufhellung Bei Suizidgefahr: zusätzlicher Einsatz von Tranquilizer Stufenweises Absetzen Nach Abklingen der depressiven Phase: weitere Einnahme noch mindestens 8 Wochen Häufig: Festlegung der Dosierung auf 6 Monate

Therapie Therapie bei Depressionen Psychotherapie Entspannungsverfahren Psychoedukation Biologische Therapieverfahren

Entspannungsverfahren Progressive Muskelentspannung nach Jacobsen Autogenes Training Imaginationsübungen Achtsamkeitsübungen (z.b. Body Scan)

Ernährung Sport und Bewegung Therapie Therapie bei Depressionen Psychotherapie Soziale Beziehungen Entspannungsverfahren Psychoedukation Biologische Therapieverfahren

Ursachen Manie Genaue Ursachen unklar Hypothesen Störung des Neurotransmitterhaushaltes genetische Disposition Lernerfahrungen Auslöser: häufig psychosoziale Ereignisse (life events) Keine ausreichenden Coping Strategien erlernt

Therapie Therapie bei Manie Psychoedukation Psychopharmaka Weitere therapeutische Interventionen

Psychopharmaka - Phasenprophylaktika Lithium Valproinsäure Carbamazepin Antipsychotika Benzodiazepine

Therapie Therapie bei Manie Psychoedukation Psychopharmaka Weitere therapeutische Interventionen

Weitere therapeutische Interventionen psychotherapeutische Führung schwer, da fehlende Krankheitseinsicht (häufig auch Zwangseinweisung) Am besten soziale Abschirmung (da sie sich häufig sozialen Schaden zufügen) Gruppentherapie für Maniker ungeeignet überschießende Energie sollte durch produktive Therapie (Kunsttherapie) oder Sport kanalisiert werden In der Therapie: konsequent aber geduldig sein Vorsicht: Manische Patienten können gewalttätig werden

Weitere therapeutische Interventionen Regulierung Schlaf-Wachrhythmus: Schlafdauer von regelmäßig mind. 6 Std. hat antimanischen Effekt Medikamentöse Unterstützung des Schlafes (z.b. Benzodiazepine) Elektrokrampftherapie bei starker Eigen- und Fremdgefährdung bei Therapieresistenz gegen Psychopharmaka

Therapeutische Interventionen Erstintervention / Akuttherapie: Stationäre Behandlung (häufig erforderlich) Medikamentöse Therapie (erforderlich: Phasenprophylaktika) Nach medikamentöser Einstellung: Rezidivprophylaxe Psychoedukation sozialpädagogische Interventionen: Veränderung der Lebensweise (Berufsberatung (Hamburger Modell), Finanzberatung, Stressvermeidung, ggf. Betreuung) Kognitive Verhaltenstherapie (Manie) Interpersonelle und Soziale Rhythmustherapie & Tagesstrukturierung Systemische Therapie (Familientherapie)

Was kann der Betroffene selbst tun? Zerschneiden der eigenen Kreditkarte Zugriff auf das Konto erschweren ggf. eine Betreuung anregen Wagenschlüssel abgeben Gesellschaft gewissenhafter Menschen suchen Alkohol und Drogen unbedingt meiden Hände weg vom Internet (Online Casinos, Kapitalanlageseiten, )

Notfallplan - Manie 1. Telefonnummer des Psychiaters 2. Telefonnummer des Therapeuten 3. Telefonnummer der Krankenversicherung (+ Karte) 4. Name des Krankenhauses, in das jemand im Falle einer Einweisung möchte 5. Eine Liste mit Warnsignalen aufschreiben, dass der Betroffene Hilfe benötigt

Ursachen Bipolare Störung Unbekannt!!! Hypothesen Vulnerabilitäts- Stress-Modell Auslöser: Psychosoziale Ereignisse

Therapie bipolare Störungen Erstintervention /Akuttherapie Stationäre Behandlung (häufig erforderlich) Medikamentöse Therapie (Phasenprophylaktika) Rezidivprophylaxe Integrative Therapie Psychoedukation sozialpädagogische Interventionen Kognitive Verhaltenstherapie Soziale Rhythmustherapie & Tagesstrukturierung Systemische Therapie (Familientherapie)

Integrative Therapie Bipolare Störung Ablauf: I. Diagnose, Motivation und Psychoedukation II. III. Selbstbeobachtung und Warnsignale erkennen Entspannungsverfahren & Achtsamkeit erlernen IV. Arbeit mit verzerrten Gedanken der Manie & Depression V. Problemlösetraining, interpersonelles Verhalten (Familientherapie) und Notfallplan