Fokus Edelmetall 27. Januar 2016 1. Gold Die Auswirkungen der Leitzinserhöhung in den USA? 2. Platin Das Angebot wird wieder fallen! 3. Palladium Edelmetall und Industriemetall Gold Die Auswirkungen der Leitzinserhöhung in den USA Seit mehr als einem Jahr wurde darüber geredet, angekündigt und am Ende doch wieder verschoben. Am 16.12. wurde nun allerdings geliefert und die Chefin der US-Notenbank, Janet Yellen, verkündete die erste Zinserhöhung seit fast zehn Jahren und damit auch die erste seit Ausbruch der Finanzkrise 2008. Die Erhöhung hat vor allem auch einen symbolischen Charakter, da die Federal Bank damit ausdrücken möchte, dass man die Krise und besonders deren wirtschaftliche Folgen nun im Griff hat und man ein Stück zur geldpolitischen Normalität zurückkehren kann. Interessant ist es nun die Auswirkungen dieser historischen Entscheidung zu beleuchten. Der US-Dollar wurde gestärkt, viele institutionelle Anleger ziehen ihr Geld aus anderen Währungen ab und investieren in den Greenback. Für die Euro-Länder hat dies den positiven Nebeneffekt, dass Ihre Exportgüter in den USA günstiger werden. Dramatisch ist dies allerdings für die Schwellenländer, die in den vergangenen Jahren von den Mittelzuflüssen aus den Industriestaaten profitiert haben. Länder wie beispielsweise Brasilien oder Rußland, die aktuell mit vielen hausgemachten Problemen zu kämpfen haben, müssen nun auch noch den Abfluss einer großen Liquiditätsmenge verkraften. Sie sind eindeutig die
Verlierer der aktuellen Zinspolitik. Welche Auswirkungen hat die Zinserhöhung aber auf den Goldmarkt? Die klassische Volkswirtschaftslehre besagt, dass steigende Zinsen die Inflationsgefahr bremst. Für Gold, als Inflationsschutz Nummer eins, bedeutet dies fallende Kurse. Dass Theorie und Praxis nicht immer übereinstimmen, können wir in der aktuellen Situation erkennen. Gut einen Monat nach der Zinserhöhung ist der Preis für Feingold fast zwei EUR/g gestiegen. Dies liegt zum Einen daran, dass der Markt die Erhöhung bereits erwartet hat und somit vieles bereits eingepreist war. Der weitaus wichtigere Aspekt ist jedoch die Gewissheit des Marktes, nach eineinhalbjährigemwarten auf eine Entscheidung der Zentralbank. USA: Nach langem Zögern wurden die Zinsen nun doch noch erhöht! fotolia.com Eine weitere wichtige Frage wird sein, wie der weitere Verlauf der Zinsen sein wird. Wir erwarten auf absehbare Zeit keine dramatischen Zinsanhebungen, weder in den USA noch in Europa. Komplett ausschließen kann man ein Zinsniveau von 3-4 Prozent, wie wir es vor der Krise hatten. Hierzu sind die Staaten, Länder und Kommunen zu stark verschuldet und selbst ein Anstieg auf ein Prozent (was mehr als eine Verdopplung der aktuellen Zinslast bedeuten würde), könnte auch kurzfristig zum Ausfall von Staaten oder Institutionen führen. Daher werden die Notenbanken auch künftig mit Bedacht und äußerster Vorsicht über die Zinspolitik entscheiden.
Neben der Geldpolitik wird es 2016 natürlich auch weitere Themen geben, welchen wir unsere Aufmerksamkeit widmen sollten. Das Angebot aus Recycling ist seit Jahren rückläufig, sollte nun jedoch einen Boden gefunden haben. Ausschläge wird es lediglich bei signifikanten Kursbewegungen geben. Des Weiteren erwarten wir einen leichten Rückgang aus der Minenförderung, da die fallenden Kurse der vergangenen Jahre die Erschließung neuer Minen gebremst hat. Ein nicht einzuschätzender Faktor sind die geopolitischen Krisen in Nahost sowie deren Auswirkungen auf die westliche Welt. Die ersten Wochen des neuen Jahres deuten jedoch nicht auf eine Entspannung hin. Last but not least und ebenso schwer einzuschätzen ist die Rolle der Zentralbanken. Wir vermuten, dass diese auch 2016 als Nettokäufer auftreten. Insbesondere China und Russland haben in den letzten Jahren größere Mengen Gold zugekauft und sollten dies auch künftig tun, um Ihre Reserven zu diversifizieren. Nach drei Jahren fallender Preise, erwarten wir für dieses Jahr die Trendwende. Die ersten Wochen des neuen Jahres verliefen auch schon vielversprechend, der Kurs, sowohl in EUR als auch in USD,stiegdeutlich an. Kurzfristig könnte der Kurs auf diesem Niveau konsolidieren, danach gibt es durchaus noch Potenzial nach oben. Platin Das Angebot wird wieder fallen! Mit dem Gang nach Canossa musste König Heinrich im Jahre 1077 Buße tun, um beim Papst die Lösung aus dem Kirchenbann zu erlangen. Einen ähnlich schweren Weg hatte nun der neue VW-Chef Matthias Müller vor sich, als er zu Jahresbeginn vor verschiedenen USamerikanischen Behörden Rede und Antwort stehen musste. Seine Aussagen und Versprechungen nahmen jedoch nur wenig Druck vom weiterhin schwelenden VW- Dieselskandal. Mit bangem Blick wird dieser von der Platinindustrie beobachtet, da ein Großteil des Platins für Dieselkatalysatoren verwendet wird und ein Wegbrechen des Dieselmarktes hätte schlimme Folgen für die Platinförderer. Eben diese Konzerne, wie beispielsweise Impala oder Lonmin, leiden bereits unter den fallenden Kurse der letzten Jahre. Die Kursverluste waren noch deutlich stärker als bei Gold und die Unternehmen müssen nun massiv die Kosten senken. Deshalb rechnen wir ab 2017 mit einem deutlich niedrigeren Angebot als noch in diesem Jahr. Für 2016 wird nochmals eine Rekordmenge an gefördertem Platin erwartet, bei einer stabilen Nachfrage. Daher gehen wir im ersten Halbjahr von weiterhin schwachen Notierungen aus, in der zweiten Jahreshälfte könnten die Erwartungen auf ein fallendes Angebot jedoch eingepreist werden. Dies würde zu festeren Preisen führen.
Palladium Edelmetall und Industriemetall Selbstverständlich ist und bleibt Palladium ein Edelmetall, dies wollen wir auch gar nicht in Abrede stellen. In den letzten Wochen konnte man jedoch am Kurs ablesen, dass Palladium häufig in der Industrie verarbeitet wird und somit auch als Industriemetall durchgeht. Im Gleichschritt mit Basismetallen, wie Kupfer, Nickel und Aluminium, oder auch Erdöl, musste Palladium seit Q3 2015 deutliche Kursverluste wegstecken. Gemeinsam haben oben genannte Rohstoffe nicht nur das Anwendungsfeld, sondern auch die zuletzt enorme Nachfrage aus China. Aus der Werkbank der Welt kamen zuletzt jedoch schlechte Nachrichten, das konstant hohe Wachstum aus dem letzten Jahrzehnt wird sich zusehends verlangsamen. China: Schlechte Konjunkturprognosen belasten den Palladiumkurs fotolia.com Den vorübergehenden Tiefpunkt erreichte Palladium am 12. Januar diesen Jahres, als das Metall lediglich noch bei 13,50 EUR/g notierte. Ende Oktober lag der Kurs noch jenseits der 20,00 EUR/g. Dies bedeutet einen Kursrückgang von nahezu 35 Prozent in nur zweieinhalb Monaten, hier kann man bereits von einem kleinen Crash sprechen. Der niedrigste Kurs seit etwa sieben Jahren wurde von vielen bereits als Schnäppchenpreis genutzt, was dem Kurs wieder etwas Aufwind verlieh.
Palladium wird auch weiterhin sehr volatil bleiben. Einen klaren Trend erwarten wir in den nächsten Wochen nicht. Ähnlich dem Ölpreis wird es weiterhin starke Schwankungen geben. Rücksetzer können hier als Kaufgelegenheit genutzt werden Torsten Schlindwein Aktuelle Edelmetallpreise 2. LBMA/LPPM Fixing Price 26. Januar 2016 Gold: Silber: Platin: 33,05 EUR/g 425,60 EUR/kg 25,74 EUR/g Palladium: 14,84 EUR/g Disclaimer: Verantwortlich für die Erstellung dieser Ausarbeitung ist die C.HAFNER GmbH & Co. KG, Wimsheim. Die in Fokus Edelmetall veröffentlichten Meinungen und Marktinformationen beruhen auf Einschätzungen von C. HAFNER GmbH & Co. KG zum Zeitpunkt der Erstellung. Die Informationen und Einschätzungen stellen keinerlei Form der Beratung und Empfehlung dar, Prognosen und Erwartungen unterliegen den üblichen Markrisiken und die tatsächlichen Ergebnisse können erheblich von den Annahmen und Erwartungen abweichen. C. HAFNER GmbH & Co. KG ist nicht verpflichtet dieses Dokument zu aktualisieren, abzuändern oder zu ergänzen oder die Leser anderweitig zu informieren, wenn sich eine in Fokus Edelmetalle enthaltene Annahme, Einschätzung oder Prognose ändert oder nicht mehr zutreffend ist. Weder C. HAFNER GmbH & Co. KG noch Ihre Geschäftsleitungsorgane und Mitarbeiter übernehmen die Haftung für Schäden oder Verlustedie aus der Verwendung dieses Dokuments entstehen. Dieses Dokument ist ausschließlich für die Information des Empfängers. Eine Vervielfältigung ist weder in Auszügen noch als Ganzes ohne schriftliche Genehmigung durch C. HAFNER GmbH & Co. KG erlaubt. Verantwortlich nach 55 Abs.2 RStV: Dr. Philipp Reisert