Tierwohl und Tiergesundheit fest im Blick! Infektionsketten unterbrechen Krankheiten vermeiden Dr. Anja Rostalski TGD Bayern e. V. Fachabteilung Schweinegesundheitsdienst* *gefördert mit Mitteln des BStMELF und der Bayerischen Tierseuchenkasse
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das Tier ist gesund, wenn es sich gemäß seiner Art normal entwickelt es sein arttypisches Verhalten zeigt es artgemäße Leistungen erbringt Die Gesundheit des Tieres wird bestimmt durch Immunsystem Fütterung Haltung Ausmaß des Erregerdrucks in der Umwelt genetische Faktoren
Infektionsketten oder lt. Wikipedia Infektkette : Bezeichnet die Übertragung eines Pathogen von einem Wirt auf den anderen Erregerübertragung innerhalb einer Art = homolog z. B. von Schwein zu Schwein direkte InfekDon Erregerübertragung zwischen verschiedenen Arten = heterolog z. B. von Schwein zu Kleintier (Aujeszky) oder von Maus zu Schwein (S. typhimurium) direkte/indirekte InfekDon Erregerübertragung durch Vektoren z. B. durch stechende Insekten (Eperythrozoonose) = belebt oder z. B. durch Injektionskanülen = unbelebt indirekte InfekDon
Infektionswege Endogen durch eigene Körperflora(von Lunge oder Darm in den Blutkreislauf) z. B. APP, Salmonellen, PCV2 => setzt eine bereits bestehende Besiedelung mit diesen Erregern voraus, die Übertragung erfolgt in der Regel vertikal von einer Generation auf die nächste, später horizontale Weitergabe von Tier zu Tier Exogen durch Keime in der Umgebung, die als Tröpfchen- oder Schmierinfektion, durch Austausch von Körperflüssigkeiten oder blutsaugende Insekten übertragen werden können z. B. PRRSV, SIV, Brucellose, Eperythrozoonose => horizontale Infektionen, die aber auch vertikal weiter gegeben werden können
Klassische Infektketten beim Schwein: vertikal horizontal
Möglichkeiten der Unterbrechung vertikaler Infektketten Einstallungerregerfreier Sauen (z. B. aus SPF-Programmen) Impfung der Sauen Reduktion der Erregerausscheidung, Weitergabe schützender maternaler Antikörper an die Ferkel Eliminierung des Erregers aus dem Umfeld durch Hygienemaßnahmen Gruppenabferkelungen mit abteilweise rein-raus, Reinigung und Desinfektion nach jedem Durchgang, separate Gerätschaften für jeden Bereich, Fliegen- und Schadnagerbekämpfung Spezielle Absetzregime z. B. segregated early weaning(sew), medicated early weaning(mew) sinnvoll bei bakteriellen Erregern wie M. hyo, toxinbildende P. multocida, A. pleuropneumoniae, vorausgesetzt der Status kann auch langfristig aufrecht erhalten werden schwierig bei ansteckenden Durchfallerkrankungen wie Dysenterie oder PIA
Möglichkeiten der Unterbrechung horizontaler Infektketten: 1. Einstallungvon Tieren mit definiertem Gesundheitsstatus oder einer einzelnen Herkunft 2. Schutzimpfungen 3. Optimale Hygiene 4. Vermeidung von Stress 5. Gute Biosicherheit
Möglichkeiten der Unterbrechung horizontaler Infektketten: 1. Einstallungvon Tieren mit definiertem Gesundheitsstatus oder einer einzelnen Herkunft Bei verschiedenen Herkünftensynchroner Herdenstatus (Rhythmik, Impfungen, Entwurmungen), Gesundheitsstatus muss in regelmäßigen Abständen durch Diagnostik überprüft und bestätigt werden ( z. B. Westfalen-Pass oder BayPHV)
Möglichkeiten der Unterbrechung horizontaler Infektketten: 2. Schutzimpfungen machen Sinn, wenn der Erreger nachgewiesenermaßen im Bestand ist und Probleme verursacht, alle Tiere dagegen geimpft werden und auch genügend Zeit haben, einen wirksamen Schutz durch eine ausreichende Immunantwort aufzubauen, Umweltbedingungen wie Fütterung und Haltung optimal gehalten werden
Möglichkeiten der Unterbrechung horizontaler Infektketten: 3. Optimale Hygiene kein Zurückstallen von kranken Tieren oder Kümmerern (-> Resteabteile) Reinigung und Desinfektion vor jeder Neubelegung des Abteils oder Stalls regelmäßige Reinigung und Desinfektion der Gänge und Nebenräume nach jedem Umtrieb, genauso Utensilien wie Tierwaage, Treibbretter, Paddel etc. (optimal sind eigene Gerätschaften für jedes Abteil Methode Sterksel) lohnende Investitionen: Einweichanlagen, Heisswasserhochdruckreiniger, Schaumdüse, Tenside, DVG-gelistete Desinfektionsmittel
Möglichkeiten der Unterbrechung horizontaler Infektketten: 4. Vermeidung von Stress keine Überbelegung, optimales Tier-Fressplatz-Verhältnis, gute Futterqualität permanenter Zugang zu frischem, sauberen Wasser ordentliches Stallklima, Temperaturen dem Liegeverhalten der Tiere angepasst abwechslungsreiches Beschäftigungsmaterial Absortieren schwacher oder kranker Tiere in separate Krankenbuchten
Möglichkeiten der Unterbrechung horizontaler Infektketten: 5. Gute Biosicherheit (zur Verhinderung neuer Einträge von Erregern) Strikte Trennung der Schwarz-Weiß-Bereiche (Einzäunungen, Hygieneschleusen, Fahrwege, saubere Schutzkleidung) Quarantäneställe für Tierzukäufe (Jungsauen, Eber) Überprüfen des eigenen Hygieneverhaltens und das der Mitarbeiter
Vermeidung von Krankheiten Es gibt gute Gründe, warum wir Schweine heutzutage nicht mehr so halten
Vermeidung von Krankheiten aber man kann die Tiergesundheit auch entscheidend verbessern, ohne auf Medikamente oder Impfstoffe zurückgreifen zu müssen z. B. durch Verlagerung des Zuchtziels von mehr Fruchtbarkeit auf Resistenz gegenüber Krankheiten wie E. coli oder PRRS!