Interkulturelle Kompetenz

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Transkript:

SONDERDRUCK

Interkulturelle Kompetenz 2 Bianca Boteva-Richter, Nausikaa Schirilla Einleitung Interkulturelle Kompetenz 5 rolf elberfeld»selbstkompetenz«und»fremdheitskompetenz«die Frage nach dem Fremden in mir und dir 13 hakan gürses Kulturalität in hegemonie- und machttheoretischer Perspektive 23 jürgen bolten Interkulturelle Kompetenz eine ganzheitliche Perspektive 39 Nausikaa Schirilla Interkulturelle Kompetenz Eine Frage der Gerechtigkeit? 55 Johann Kroier Aufklärung auf dem Boden von»kulturblindheit«? Zur Vorgeschichte des modernen Eurozentrismus 73 Abbas Manoochehri Edward Said: Eine emanzipatorische Erzählung 89 Rezensionen 132 Impressum

& medien Verletzungen logischer Regeln könnten noch nicht als Ablehnung der Logik überhaupt gelten. Dazu bedürfe es einer»absichtlichen und systematischen Verletzung«(353) ihrer Prinzipien.»Transkulturelle Logik«ist letztlich weniger ein systematisches Ganzes als ein Konglomerat unterschiedlicher Perspektiven. Lenk und Paul kreisen gewissermaßen um ihr Thema und decken dabei ein sehr breites Feld ab. Das macht ihr Buch zu einem Ideen-Fundus an der Schnittstelle von Metalogik und Ostasienwissenschaften. Wer inhaltliche Stringenz entbehren kann, findet hier überzeugende Antworten auf die Grundfragen jedes logischen Universalismus. Susanne Lorenz Wie Übersetzer»Sprachen miteinander versöhnen«zu: Andrei Corbea-Hoișie, Mădălina Diaconu (Hg.): Geisteswissenschaften im Dialog: Rumänisch-Deutsch/Deutsch-Rumänisch Der 19. Band der Jassyer Beiträge zur Germanistik widmet sich dem geisteswissenschaftlichen Kulturtransfer zwischen den deutschsprachigen Ländern und Rumänien. Wie die Herausgeber im Vorwort erläutern, nähern sie sich dem Thema aus drei Richtungen an und behandeln den Kulturtransfer zunächst aus kulturgeschichtlicher Perspektive, sodann vom translationswissenschaftlichen Standpunkt aus, und schließlich kommen Übersetzer in persönlichen Erfahrungsberichten zu Wort, die manch schwierige Übersetzungsentscheidung, Dilemmata und Probleme illustrieren. Diese Dreiteilung, die sich vom Abstrakten zum Konkreten, vom Überindividuellen zum Persönlichen hin bewegt, bildet ein stabiles Gerüst für die sinnvoll gewählte Abfolge der einzelnen Beiträge innerhalb der Kapitel. Die sechs Arbeiten unter»übersetzungskulturen«geben einen aufschlussreichen Einblick in Übersetzungspraktiken vom 18. Jahrhundert bis heute. Emanuela Timotin und Andrei Timotin stellen mit Vlad Boțulescu einen bedeutenden Übersetzer des 18. Jahrhunderts aus dem Deutschen und den ersten Übersetzer einer Universalgeschichte ins Rumänische vor. Ioan Oprea erläutert, wie die Hinwendung zur europäischen Philosophie ein großes Interesse von rumänischen Intellektuellen an Übersetzungen und damit auch eine Modernisierung der rumänischen Gesellschaft Ende des 18. Jahrhunderts zur Folge hatte und warum die rumänische Philosophie untrennbar mit der deutschen verknüpft ist. George Bondors Beitrag nimmt gewissermaßen den Faden auf und liefert eine Analyse der Andrei Corbea-Hoișie, Mădălina Diaconu (Hg.): Geisteswissenschaften im Dialog: Rumänisch-Deutsch/ Deutsch-Rumänisch Jassyer Beiträge zur Germanistik XIX. Iași: Editura Universității»Alexandru Ioan Cuza«, Konstanz: Hartung-Gorre 2016, ISBN 978-606-714-248-8, 282 S. Seite 109

bücher»dass Blaga, trotz seiner hoch abstrakten, systematisch argumentierenden Philosophie sein dichterisches Talent gelegentlich kaum unterdrücken kann, dass also seine Erkenntnistheorie manchmal von äußerst sinnträchtigen Metaphern durchsetzt ist, stellt den Fachphilosophen, der Blagas Philosophie ins Deutsche übersetzt, bisweilen vor erhebliche Probleme.«(191) Seite 110 philosophischen Modelle, die die Rumänen angenommen und adaptiert haben: vom rationalistischen über das romantische und das marxistische bis hin zum existenzialistischen Denkmodell. Der Kant-Aufsatz von Mădălina Diaconu und Marin Diaconu ist der erste von drei Beiträgen, die gewissermaßen einzoomen. Nach ihrer Erörterung der Bedeutung Kants in der rumänischen Kultur widmet sich Ioan Alexandru Tofan den positiven und negativen Aspekten der Rezeption des hegelschen Textes und seiner Übersetzungen. Alex Cistelecan beschließt das Kapitel mit einer sehr aufschlussreichen Analyse des Umgangs mit der Kritischen Theorie im Veröffentlichungswesen des post-kommunistischen Rumänien: Tatsächlich handelt es sich eher um eine»nicht-veröffentlichungspraxis«. Abgesehen von der gemeinsam mit Adorno verfassten»dialektik der Aufklärung«sei bisher keines der Werke Horkheimers übersetzt worden, auch Sohn-Rethel und Honneth fehlten, alle fünf Jahre erscheine eine Adorno-Übersetzung, dagegen lägen Benjamin und Habermas durchaus in rumänischer Übersetzung vor. Das bezeichnet Cistelecan berechtigterweise als unbefriedigend und sagt, dass im Gegensatz zu den Nachbarländern der Kommunismus in Rumänien keine kritischen Ansätze im Marxismus hervorgebracht habe. Der Grund für die regelrecht ablehnende Haltung der Frankfurter Schule gegenüber liege in»equating any kind of critical thinking with a provocation against the natural inequality of the democratic civilization, and thus vehemently condemning all critical theory together with the Gulag that it created«(76). Wie um Cistelecan recht zu geben, beschäftigen sich gleich zwei Autoren, Gabriel Kohn und Hans Neumann, mit Benjamin-Übersetzungen. Während Kohn sich mit den verschiedenen auf Rumänisch erschienenen Fassungen des Übersetzeraufsatzes beschäftigt und bedauert, dass»dieser zentrale Bereich des Werks von Benjamin im Rumänischen zersplittert«(155) vorliege und sich eine Bündelung wünscht, fokussiert Neumann auf Benjamins von einem Übersetzerkollektiv ins Rumänische übertragene Werk»Ursprung des deutschen Trauerspiels«und vor allem auf dessen hermetischsten und anspruchsvollsten Teil: die»erkenntniskritische Vorrede«, übersetzt von George State. Der Übersetzung des Werkes von John Osborne ins Englische, die er der rumänischen Version gegenüberstellt, gibt Neumann klar den Vorzug, da sie sich ans Luther sche Übersetzungsprinzip halte und die Worte dem Sinn folgten und nicht umgekehrt. Die beiden Benjamin-Beiträge schließen das»übersetzen«-kapitel ab. Zuvor widmet sich Gabriel Decuble der Metasprachlichkeit in den rumänischen Übersetzungen aus Werken Meister Eckharts, Ion Tănăsescu dem Intentionalitätsbegriff im Werk Franz Brentanos und der philosophische Kompetenz erfordernden Übertragung dessen psychologischer Terminologie ins Rumänische. Elisabeth Berger erläutert Tudor Vianus Metapherntheorie, die 1972 von Dieter Roth kongenial ins Deutsche übersetzt wurde. Magda Jeanrenaud

& medien schließlich übt in ihrem ausführlichen und anregenden Plädoyer für eine Neuübersetzung der Werke Freuds ins Rumänische Kritik an der Vorgehensweise der Übersetzerin, die vor allem im Vergleich zu Fernand Cambons Übertragung ins Französische sehr mangelhaft erscheint. Die Autorin vermutet, dass die Verunsicherung der Übersetzer, die sich mit Freuds so unprätentiös daherkommender Sprache konfrontiert sehen, von ihrer eigenen Ungläubigkeit herrührt, die es nicht für möglich hält, dass sich etwas so radikal Neues in gewöhnlicher Sprache ausdrücken lässt. Dementsprechend würden Neologismen herbeigezwungen, die dem Original kaum gerecht werden. Die rumänische Übersetzung, so Jeanrenaud, schwanke zwischen einer Treue, die sich bis hin zur Übernahme der deutschen Syntax erstreckt und einer übersetzerischen Freiheit, die sich maximal vom Ausgangstext entfernt. Die Autorin regt an, man solle Freuds eigenes Vorgehen beim Übersetzen genauer betrachten und es ebenso machen. Er selbst nämlich folgte der interpretativen Übersetzungstheorie, d.h. er las einen Abschnitt, klappte dann das Buch zu und überlegte sich, wie ein deutscher Schriftsteller das Gelesene in eigenen Worten wiedergeben würde. Dem Kapitel»Übersetzer«ist unter»kon-texte«ein Interview mit dem Übersetzer Mircea Flonta vorgeschaltet, das eine gelungene Überleitung zu den persönlichen Erfahrungsberichten von fünf Übersetzern bildet. Rainer Schubert berichtet hier von seinem Unterfangen, Lucian Blagas Philosophie ins Deutsche zu übertragen, was ihn als Fachphilosophen und Übersetzer vor erhebliche Probleme stellte, denn bei Blaga handele es sich um einen Philosophen, der»trotz seiner hoch abstrakten, systematisch argumentierenden Philosophie sein dichterisches Talent gelegentlich kaum unterdrücken kann«(191). Schubert schildert diese Problematik systematisch und mit vielen Beispielen, die die Schwierigkeit einer solchen Übersetzungsarbeit anschaulich und nachvollziehbar machen. Eine ähnliche Gratwanderung zwischen Literatur und Philosophie stellt man sich womöglich auch bei der Übersetzung Schopenhauers ins Rumänische vor. Radu Gabriel Pârvus Beitrag hätte ein bereicherndes Pendant zu Schuberts Bericht sein können, doch erfährt man hier wenig Erkenntnisstiftendes. Dass der Übersetzer irgendwann dazu überging, den Philosophen kumpelhaft-vertraulich Schoppy zu nennen, ist eine Information, die sich mit gutem Willen als Anekdote werten lässt, eigentlich aber peinlich berührt. Christian Ferencz-Flatz berichtet vom Übersetzen von Sprachsituationen mit Bezug auf den unvollendeten Aufsatz von Walter Benjamin und Günther Anders. Wo unterschiedliche geschichtliche Horizonte eine Übertragung erschweren, könnte eine Mischform aus Übersetzung und Kommentar der richtige Weg zum Verständnis sein. Gabriel Cercel erlebte die Arbeit an seiner Gadamer-Übersetzung aufgrund des Innewerdens»des eigenen Begrenztseins«(222) als hermeneutische Grenzerfahrung. Romanița Constantinescu, die sich in ihrem»annäherungsversuch«gedanken zu Walter Benjamin»Die Translation ist eine ausgezeichnete Form des Zuhörens einer Mitteilung oder des Lesens eines Textes, und damit eine privilegierte Auslegung und Rezeption derselben. Beim Übersetzen eines Textes werden Aspekte der Erfassung von Sinnzusammenhängen aktiviert, die beim gewöhnlichen Lesen und Auslegen kaum in Erscheinung treten. Dies macht die Übersetzung zu einem paradigmatischen Beispiel hermeneutischer Erfahrung.«(213) Seite 111

bücher»cependant, le Freud roumain se complaît dans un lexique particulièrement hétérogène, où les termes usuels s entrechoquent avec des archaïsmes visant á créer un effet poétique et avec des termes et des constructions venant d une registre (un peu trop) familier. Et ce même Freud roumain produit ainsi un discours maladroit, déséquilibré, qui oscille, incapable de se décider, entre le registre usuel et un registre prétentieux, parsemé de contresens.«(115) und Wolfgang Iser macht, sagt, dass das, was die Übersetzung wiedergibt, die Art sei,»in der die Objekte des Originals anvisiert werden«(226). Dies könne unter Umständen bedeuten, dass der Übersetzer bzw. die Übersetzerin die Gepflogenheiten der eigenen Sprache missachten muss, doch letztlich würde es dadurch kompensiert, dass und hier zitiert sie Benjamin»der Akt des Übersetzens [...] die Sprachen in der Art ihres Meinens miteinander [versöhnt]«(226). Zwei weitere Aufsätze und vier Rezensionen beschließen den 19. Band der Jassyer Beiträge. Unter»Dokumente«findet sich ein Beitrag von Larisa Schippel und Julia Richter, die Vorgehen und Arbeitsweise des Wiener Übersetzungsdienstes im Nationalsozialismus anschaulich rekapitulieren und damit zeigen, wie die politische Annäherung Rumäniens an die Achsenmächte mit einer wachsenden Zahl an Übersetzungen sowohl rumänischer Geschichtswerke und Schriftstücke als auch ungarischer Bücher und Artikel über Rumänien und die Rumänen korreliert. Der»Miscellanea«-Aufsatz stammt von Ramona Trufin und behandelt Paul Celans Beschäftigung mit der Lyrik Tudor Arghezis. Anhand zweier Gedichte Arghezis, die Celan ins Deutsche übersetzte, zeigt die Autorin zum einen, mit welchen Mitteln Celan sich vom Originaltext distanziert, und zum anderen, wie fruchtbar die Konfrontation mit dem rumänischen Dichter für Celans eigene Lyrik war. Die hier versammelten Texte geben erhellende und teilweise sehr tiefe Einblicke in die Hintergründe, Methoden und Erfahrungen aus einem Bereich, der einsprachigen Rezipienten meist verschlossen bleibt wie die Schreibstube des Übersetzers. Nausikaa Schirilla Transkulturelle Perspektiven auf Demokratie und Menschenrechte Sarhan Dhouib (Hg.): zu: Sarhan Dhouib (Hg.): Demokratie, Pluralismus und Menschenrechte. Transkulturelle Perspektiven Demokratie, Pluralismus und Menschenrechte. Transkulturelle Perspektiven, Weilerswist: Velbrück Wissenschaft 2014, ISBN 978-3-942393-69-0, 282 S. Seite 112 Normative Grundlagen stellen neben einem Wertepluralismus wichtige Grundlagen von Demokratien dar, dies gilt für die nationale Ebene wie für die globale Ebene. Als normative Grundlage fungieren die Menschenrechte, die, wenn sie dies leisten sollen, wirklich universal und zugleich transkulturell gedacht werden müssen. Doch wieviel Pluralität ist hier möglich? Das Spannungsfeld zwischen dem normativen Anspruch der Menschenrechte und ihrer möglichen Pluralität hinsichtlich einer kulturspezifischen Begründung und Auslegung ist Gegenstand dieses Bandes, der auf ein interdisziplinäres deutsch-arabi-