" Therapie statt Strafe " nach 35 Betäubungsmittelgesetz (BtMG) in Bremen. Die Fraktion DIE LINKE hat folgende Kleine Anfrage an den Senat gerichtet:

Ähnliche Dokumente
EU-Projekt indeed 1. Mobilität Hagen (D)

1. Angaben zu der nachfragenden Person

Therapiehilfe Bremen. Betreutes Wohnen für Substituierte in bremen Lesum. Beratung Behandlung Betreuung Arbeit

Grundmodul. SGB II Leistungen zur Sicherung des Lebensunterhalts. Modul 1. Autoren:

27. Heidelberger Kongress des Fachverbandes Sucht e. V Juni 2014

WEGE AUS DER SUCHT KOMPASS CITY

Sehr geehrte Bewerberin, sehr geehrter Bewerber,

Behandlungsmöglichkeiten für abhängigkeitskranke Straftäter als Grundlage für nachhaltige Resozialisierung

Innenrevision in den Behörden im Land Bremen

Zukunft der BAföG-Ämter im Land Bremen

Antwort der Landesregierung auf die Kleine Anfrage 432 des Abgeordneten Erik Stohn der SPD-Fraktion Drucksache 6/932

Drogen 35 BtMG und dann? Barbara Müller-Simon Deutsche Rentenversicherung Bund

Pflegebetrug in Bremen und Bremerhaven

Ambulant Betreutes Wohnen -Eingliederungshilfegemäß 53, 54, 67 ff. SGB XII. Konzeption

Kooperative Sozialplanung

Pflegesatzvereinbarung für Kurzzeitpflegeeinrichtungen ( 85 SGB XI)

Wer kann Hilfe zur Pflege beantragen?

Alternative Zugangswege in die Rehabilitation

Interne Revision. Bericht gemäß 49 SGB II. Leistung Arbeitnehmer SGB II ( 27 SGB II) Horizontale Revision. Revision

Sonderprogramm für Mitarbeiter von Banken/Versicherungen. Hilfe bei Burnout, Depressionen, Erschöpfungssyndrom

Von Dr. Benjamin F. Brägger, Sekretär des Strafvollzugskonkordats der Nordwest- und Innerschweizer Kantone

3. Auswahl der Familien

Richtlinien des Kreises Paderborn. für die Gewährung von Beihilfen und Zuschüssen gem. 39 Abs. 3 Sozialgesetzbuch VIII (SGB VIII)

Fachliche Hinweise SGB II. Zweites Buch Sozialgesetzbuch SGB II Fachliche Hinweise. 41 SGB II Berechnung der Leistungen

Die Bedeutung der Abstinenz aus Sicht der Deutschen Rentenversicherung Bund

SGBII Sozialgesetzbuch II

Gemeinsame Erziehung von Kinder mit und ohne Behinderung in. im Rheinland

Das traditionelle System der beruflichen Rehabilitation. BAG UB, Jörg Schulz 1. Arbeit und Persönliches Budget. Projekt der BAG UB

Die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen ist in vielerlei rechtlichen Grundlagen eindeutig geregelt.

Schriftliche Kleine Anfrage

SGB II Grundsicherung für Arbeitsuchende

Adaptionshaus Koblenz. Abstinenz Berufliche Perspektiven Rückkehr ins Erwerbsleben Selbständige Lebensführung

Fall 2: Kurwesen. Fall 2: Kurwesen

Handlungsempfehlungen. Gesetzes zur Regelung des Assistenzpflegebedarfs im Krankenhaus und in der Kur. zur Umsetzung des

Gesellschaft für Sozialarbeit e. V. Pension Plus

Rechtliche Grundlagen für Entlastungs-/Kurzzeitangebote Stand: Februar 2016

Anonyme Drogenberatung Delmenhorst

Der ergänzende Lohnkostenzuschuss nach diesem Programm wird auf Grundlage des 53 Abs. 3 SGB XII als freiwillige Leistung gewährt.

Vereinbarung. zwischen der. Europäischen Senioren- Akademie (ESA Caritas-ESTA ggmbh) Rathausplatz Ahaus als Projektträger.

Reha-Fallbegleitung. als Modul in der medizinischen Rehabilitation Abhängigkeitskranker - spezifische Ergebnisse

Modellprojekt. mit psychischen Erkrankungen im Alter

Persönliches Budget -Fallgestaltungenaus klassischen Angebotsfeldern der Eingliederungshilfe...

Richtlinie über Schulfahrten und Exkursionen Vom 1. März 2009

Agentur für Arbeit Kiel SGB II und SGB XII

AG 10. Das BTHG Trennung von Fachleistungen und existenzsichernden Leistungen

Krankenkassenindividuelle Förderung. nach 20h SGB V. Antragsunterlagen für die Projektförderung. der örtlichen/regionalen Selbsthilfegruppen

HERZLICH WILLKOMMEN PERSÖNLICHES BUDGET

Patienten erhalten Krankengeld, wenn folgende Voraussetzungen erfüllt sind: Mitgliedschaft in einer Krankenversicherung mit Anspruch auf Krankengeld

Fachliche Grundlagen der Beratungstätigkeit. des Landesjugendamtes. zur Verfahrensweise im Rahmen. der Begleitung und Förderung

Förderinstrumente In der ARGE Möglichkeiten Grenzen

Präventionsleistungen der gesetzlichen Rentenversicherung

Vorlage für die Sitzung der staatlichen Deputation für Soziales, Kinder und Jugend am 5. September 2013

Beeinflusst häusliche Gewalt die Vermittelbarkeit von Frauen auf dem Arbeitsmarkt?

Ambulant betreute Wohngemeinschaften in Verbindung zum Bayerischen Pflegeund Wohnqualitätsgesetz (PfleWoqG) aus Sicht der FQA (Heimaufsicht)

Medizinische Versorgungszentren (MVZ)

Die neuen gesetzlichen Regelungen zur Kinderund Jugendrehabilitation im Flexirentengesetz

Die Kurzzeitpflege nach 42 SGB XI ab 2017

Johannes Schönthal, Dipl.-Psychologe Leiter Fachklinik Tübingen

( 38 SGB V, 28 SGB VI i.v.m. 54 SGB IX, 42 SGB VII i.v.m. 54 SGB IX)

Berufliche Teilhabe psychisch beeinträchtigter Menschen. Sozialrechtliche Flankierung personenzentrierte Hilfe

Erteilung von Aufenthaltserlaubnissen für syrische Flüchtlinge, die eine Aufnahme durch ihre in Deutschland lebenden Verwandten beantragen

Nahtloser Zugang aus dem qualifizierten Entzug in die Rehabilitation: Perspektiven aus Sicht der Rehabilitationsträger

Bundesprogramm: Flüchtlingsintegrationsmaßnahmen Informationsveranstaltung in Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung Baden-Baden am

Inhalt Vorwort Grundsätzliche Fragen zum Arbeitslosengeld II und zur Sozialhilfe Die Leistungen der Sozialhilfe im Einzelnen

Amtsdelikte im Land Bremen

Empfängerinnen und Empfänger von Leistungen nach den Kapiteln 5 bis 9 SGB XII

Pflegegrade (PG) Grad 1 Grad 2 Grad 3 Grad 4 Grad 5. Unterkunft 554,25 554,25 554,25 554,25 554,25. Verpflegung² 426,49 426,49 426,49 426,49 426,49

Infoabend für ehrenamtliche Flüchtlingsbetreuer im Altkreis Wesermünde

Ambulante Rehabilitation Sucht

Wohnheime der Eingliederungshilfe Änderungen durch SGB II und SGB XII zum 1.Januar 2005

Das persönliche Budget. Wir machen s einfach

Ambulant Betreutes Wohnen für Menschen mit einer geistigen Beeinträchtigung

BFW - Fachtagung der Kliniksozialdienste 22. Oktober 2013

Einzelheiten zum Bundes-Teilhabe-Gesetz

Thüringer Landtag 6. Wahlperiode

13. Wahlperiode

Soziale Fragen- Wer hilft mir weiter?


Anlage 1. Name, Vorname Bewohnerin / Bewohner: 1. Informationspflicht

Adaption zurück in ein selbständiges abstinentes Leben. 18. Magdeburger Fachtagung zur Suchttherapie,

Merkblatt: Private Arbeitsvermittlung was ist zu beachten?

Positionspapier zu Profil & Kriterien Trägerschaften

Referat: Sozialhilfe SKOS-Richtlinien. Behördenfachtagung SMZO 12. September 2013

Allgemeine Verwaltungsvorschriften für das Verfahren zur Anerkennung von

Unbegleitete minderjährige Ausländer (uma) Übergangslösungen zur Unterbringung, Versorgung und Betreuung 1

Betreuungsvertrag. Zwischen. vertreten durch: als Bevollmächtigte(r) oder gesetzliche(r) Betreuer(in)

(4155) Aufwendung für sonstige Ausländer. (4157) Aufwendung für Spätaussiedler

Vereinbarungen nach 72a Abs. 2 und 4 SGB VIII mit Trägern der freien Jugendhilfe Vorlage von erweiterten Führungszeugnissen

WTS Wittgensteiner Technik Service. Werkstatt für psychisch behinderte Menschen

Vorlage für die Sitzung der staatlichen und städtischen Deputation für Gesundheit am 13. März 2012

Vertrag zur Umsetzung des 124 SGB XI häusliche Betreuung. (Übergangsvereinbarung 2013 im Freistaat Sachsen) zwischen

Vergütungsvereinbarung

Differenzierte Wohnangebote. Eine Einrichtung im Verbund von

Hilfe zur Pflege nach dem SGB XII. Merkblatt zur Sozialhilfe (Hilfe zur Pflege) Grundsatz

Selbstbestimmt Leben mit dem Persönlichen Budget. Kontaktstelle Persönliche Assistenz / Persönliches Budget

Erfolgsfaktoren zur beruflichen Reintegration nach stationärer Suchtrehabilitation

Rechtsgrundlagen und Leistungsbereiche der Familienpflege

Schlaganfall: Was nun? Rehabilitation.. und wie geht es weiter

Der Landesbeauftragte für den Maßregelvollzug Nordrhein-Westfalen

Transkript:

Antwort des Senats auf die Kleine Anfrage der Fraktion DIE LINKE vom 7. Dezember 2010 " Therapie statt Strafe " nach 35 Betäubungsmittelgesetz (BtMG) in Bremen Die Fraktion DIE LINKE hat folgende Kleine Anfrage an den Senat gerichtet: "Menschen die drogenabhängig sind und Straftaten aufgrund ihrer Drogenabhängigkeit begehen, brauchen in der Regel in erster Linie Hilfe. Ein wichtiger Ansatz ist daher Therapie statt Strafe. Durch den 35 BtMG wurde dieses Prinzip verwirklicht und der Krankheitsaspekt der Sucht stärker berücksichtigt. Der Gesetzgeber hat hier bereits 1981 bestimmt, dass Drogenabhängige unter bestimmten Voraussetzungen, anstatt eine Gefängnisstrafe abzusitzen, eine Therapie machen können. Mit Hilfe von Motivationsarbeit wird Mut gemacht und Hoffnung auf ein besseres Leben ohne Drogen vermittelt. Unterstützungsleistungen sollen eine Perspektive geben. Einigen Menschen gelingt so allein oder mit Hilfe der Familie der Weg in ein drogenfreies Leben. Wer aber eine stationäre Therapie abbricht oder wegen regelwidrigen Verhaltens rausfliegt, muss zurück in den Strafvollzug. Wir fragen den Senat: 1. Welche Träger sind berechtigt nach 35 BtMG im Land Bremen tätig zu sein (bitte auflisten)? 2. Wer übt im Land die Fachaufsicht nach welcher Rechtsgrundlage aus? 3. Wie und in welchem Umfang wird die Fachaufsicht ausgeübt? 4. Welche staatlichen Leistungen erhalten die Träger? 5. Gibt es ein übergeordnetes Qualitätsmanagement für die Träger? Gibt es trägerintern ein Qualitätsmanagement (bitte auflisten)? 6. Welche Kosten entstehen jährlich im Vergleich zum Strafvollzug? 7. Welche therapeutischen Konzepte liegen den Trägern zugrunde (bitte auflisten)? 8. Wie werden die Teilnehmer/Innen therapeutisch begleitet (bitte nach Trägern getrennt auflisten)? 9. Wie wird mit dem Einkommen und Vermögen der Teilnehmer/Innen durch den Träger umgegangen? 10. Werden wenn ja welche Abtretungsvollmachten von den Teilnehmer/Innen verlangt? 11. Erhalten wenn ja welche Teilnehmer/Innen staatliche Transferleistungen? 12. Sind die Teilnehmer/Innen wenn ja wie krankenversichert?

13. Unter welchen Voraussetzungen besteht Anspruch auf Arbeitslosengeld II? 14. An welche Stellen müssen sich Teilnehmer/Innen ab dem 1. Januar 2011 zur Beantragung staatlicher Transferleistungen wenden? 15. Wie und wodurch erfolgt der Ausstieg von Teilnehmer/Innen aus der Maßnahme gemäß 35 BtMG (geordneter und ungeordneter Ausstieg)? 16. Was passiert mit Teilnehmer/Innen, die eine Maßnahme abbrechen? Wer ist offizieller Ansprechpartner? Welche Unterstützungsleistungen werden ihnen zuteil? 17. Sind dem Senat im Zusammenhang mit dem Träger Elrond aus Bremen-Nord Unregelmäßigkeiten und/oder Beschwerden wenn ja welche bekannt (bitte einzeln auflisten)? 18. Wie viele Betten (Unterbringungsmöglichkeiten) hat der Träger Elrond jeweils in Bremen und in Ritterhude? Wie hoch sind die Kosten pro Bettenplatz? 19. Wie viele Teilnehmer/Innen befinden sich durchschnittlich und momentan in der Unterbringung bei Elrond (bitte nach Standort getrennt auflisten)? 20. Sind dem Senat Vorkommnisse bei Elrond bekannt, nachdem die Antragstellung von staatlichen Transferleistungen erst mit bis zu dreimonatiger Verspätung erfolgte? Was wurde diesbezüglich seitens des Senates unternommen? Wie wurde die Krankenversicherung sichergestellt? 21. Sind dem Senat Situationen bekannt, wonach es beim Träger Elrond zu Engpässen in der Lebensmittelversorgung gekommen ist (bitte einzeln auflisten)? Was wurde diesbezüglich seitens des Senats unternommen? 22. Sind dem Senat Vorkommnisse bekannt, wonach die Bargeldauszahlungen an die Teilnehmer/Innen beim Träger Elrond zum Teil unregelmäßig bzw. nicht in der vereinbarten Höhe erfolgen? Was wurde diesbezüglich seitens des Senats unternommen? Der Senat beantwortet die Kleine Anfrage wie folgt: Seit Einführung der 35 und 36 Betäubungsmittelgesetz (BtMG) hat der Senat Einrichtungen anerkannt, die die Betäubungsmittelabhängigkeit von Personen, die wegen einer Straftat verurteilt wurden, beheben oder einer erneuten Abhängigkeit entgegenwirken. Die Alternative Therapie statt Strafe ist für viele Drogenabhängige auch in Bremen eine gute Möglichkeit, das Leben neu zu ordnen und mit Hilfe therapeutischer Fachkräfte oder der Selbsthilfe eine suchtmittelfreie Zukunft aufzubauen. Lebens- und Arbeitsgemeinschaften der Selbsthilfe haben sich historisch zu einer wichtigen Ergänzung der professionellen Drogenhilfe entwickelt. In allen anerkannten Einrichtungen halten sich neben Personen, die eine Auflage nach 35, 36 BtMG haben, auch andere Patientinnen und Patienten bzw. Bewohnerinnen und Bewohner auf. In Bremen gelten für die Anerkennung folgende bundesweite Standards: Die Behandlung und Betreuung erfolgt mit dem Ziel der Überwindung der Abhängigkeitserkrankung nach fachlich anerkannten Grundsätzen, die sich sowohl auf Konzepte der medizinischen Rehabilitation, der sozialtherapeutischen Betreuung wie auch der Suchtselbsthilfe beziehen. 1

Die Behandlung und Betreuung erfolgt durch Fachpersonal in ausreichender Anzahl (Ausnahme: Suchtselbsthilfe). Räumliche und organisatorische Vorraussetzungen sind in ausreichendem Maße vorhanden. Die Leiterin/der Leiter der Einrichtung ist persönlich zuverlässig und die Einrichtung bietet die Gewähr dafür, dass sie mit den Vollstreckungsbehörden nach Maßgabe des 35 Abs. 3 BtMG zusammenarbeitet. 1. Welche Träger sind berechtigt nach 35 BtMG im Land Bremen tätig zu sein (bitte auflisten)? Antwort zu Frage 1: Folgende Träger haben im Land Bremen eine staatliche Anerkennung als Einrichtung nach 35 und 36 BtMG: Therapiehilfe Bremen ggmbh Steps-Suchtreha Bremen ggmbh ELROND e.v. Arbeiterwohlfahrt Bremerhaven Sozialdienste GmbH 2. Wer übt im Land die Fachaufsicht nach welcher Rechtsgrundlage aus? Antwort zu Frage 2: Die Fachaufsicht über die in der Antwort zu Frage 1 aufgelisteten Träger wird durch die Senatorin für Arbeit, Frauen, Gesundheit, Jugend und Soziales auf Grundlage des 35 (1) BtMG wahrgenommen. Im Vorfeld wesentlicher Entscheidungen wie der erstmaligen Anerkennung als Träger nach 35,36 BtMG wird über den Senator für Justiz und Verfassung die Stellungnahme der Staatsanwaltschaft eingeholt. 3. Wie und in welchem Umfang wird die Fachaufsicht ausgeübt? Antwort zu Frage 3: Auf Grundlage der in der Einleitung dargestellten bundesweiten Standards erstellen die Träger Berichte. In engem Kontakt mit der Deutschen Rentenversicherung Oldenburg Bremen wird die konzeptionelle Umsetzung und Weiterentwicklung der Einrichtungen für die medizinische Rehabilitation beobachtet. Weiter finden in regelmäßigen Abständen Gespräche mit den Geschäftsführungen der Träger statt. Beschwerden von Patientinnen und Patienten bzw. Bewohnerinnen und Bewohnern werden im Rahmen des Beschwerdemanagements bearbeitet. Soweit erforderlich bittet die Senatorin für Arbeit, Frauen Gesundheit, Jugend und Soziales die Staatsanwaltschaft über den Senator für Justiz und Verfassung um Stellungnahme und berücksichtigt diese im Rahmen des dem Gesundheitsressort obliegenden Ermessens. 4. Welche staatlichen Leistungen erhalten die Träger? Antwort zu Frage 4: Die Einrichtungen der medizinischen Rehabilitation erhalten keine staatlichen Leistungen. Die Arbeiterwohlfahrt Bremerhaven Sozialdienste GmbH erhält kommunale Zuwendungen für die Suchtberatungsstelle, in der die ambulante Sucht-Reha angeboten wird. Auf Grundlage einer Vereinbarung nach 75 ff SGB XII erhält die Therapiehilfe Bremen ggmbh für das Betreute Wohnen kommunale Mittel (Entgeltfinanzierung). ELROND erhält keine staatlichen Mittel. 2

5. Gibt es ein übergeordnetes Qualitätsmanagement für die Träger? Gibt es trägerintern ein Qualitätsmanagement (bitte auflisten)? Antwort zu Frage 5: Alle Einrichtungen der medizinischen Rehabilitation unterliegen den Qualitätsrichtlinien ( Reha-QS-Aktivitäten ) der Deutschen Rentenversicherung (DRV) und sind auch gehalten, interne Qualitätssichernde Maßnahmen vorzuhalten: Therapiehilfe Bremen ggmbh: European Foundation for Quality Management (EFQM), Steps-Suchtreha Bremen ggmbh: DIN EN ISO 9001.. Die Arbeiterwohlfahrt Bremerhaven Sozialdienste GmbH (Suchtberatungsstelle) hat kein internes Qualitätsmangement.. Für ELROND gibt es kein übergeordnetes und internes Qualitätsmanagement. ELROND e.v. und ggmbh unterliegen den üblichen gewerbe- und steuerrechtlichen Bedingungen, die bestimmte Qualitätsstandards erfordern. 6. Welche Kosten entstehen jährlich im Vergleich zum Strafvollzug? Antwort zu Frage 6: Da die Nutzung der einzelnen Maßnahmen in der Regel nicht über ein Jahr erfolgt, werden die Kosten wo es möglich ist - pro Tag verglichen. Die stationäre medizinische Rehabilitation hat bundesweit Vergütungssätze von 92,00 bis 115,00 pro Tag, im ambulanten Bereich können in maximal 18 Monaten bei 120 Therapieeinheiten rund 6.500,00 entstehen. Im Betreuten Wohnen entstehen durchschnittlich 33,00 pro Tag. In der Selbsthilfegemeinschaft entstehen neben Kosten des Lebensunterhalts keine weiteren Kosten. Im Vergleich dazu betragen die Hafttagekosten 104,74. 7. Welche therapeutischen Konzepte liegen den Trägern zugrunde (bitte auflisten)? Antwort zu Frage 7: In den Einrichtungen der Therapiehilfe Bremen ggmbh der Steps-Suchtreha Bremen ggmbh und AWO Bremerhaven Sozialdienste GmbH gelten von der DRV Oldenburg- Bremen genehmigte Konzepte der medizinischen Rehabilitation, die aus einer Kombination von psycho-, sozial- und arbeitstherapeutischen Einzel- und Gruppenangeboten bestehen. Neben der Einleitung der beruflichen Rehabilitation sind die Sicherung der Abstinenz und die Wiederherstellung der kognitiven und psychischen Leistungsfähigkeit wichtige Ziele. Das Betreute Wohnen im Drogenbereich beruht auf Konzepten der sozialtherapeutischen Begleitung, die die Drogenfreiheit stabilisiert und die Integration u. a. in den Arbeitsmarkt vorbereitet und absichert. ELROND bezieht sich ähnlich wie Synanon auf das Konzept der suchtmittelfreien Lebens- und Arbeitsgemeinschaft, das nicht als Therapie im Sinne von Behandlung zu werten ist. Im täglichen Umgang und in regelmäßigen Gruppengesprächen lernen die Mitglieder der Selbsthilfegemeinschaft über sich und ihre Probleme zu sprechen und Lösungen ohne Drogenkonsum zu entwickeln. Es wird gelernt, wieder ein selbstbestimmtes und eigenverantwortliches Leben zu führen. Der Aufenthalt ist nicht begrenzt und von der individuellen Entwicklung abhängig. Neben der Mitarbeit in allen Abläufen des Zusammenlebens im Verein werden speziell Hilfen bei gesundheitlichen Problemen, in zivil- und strafrechtlichen Fragen und bei der Entschuldung angeboten. In den Zweckbetrieben der ELROND ggmbh stehen Beschäftigungs- und Arbeitsmöglichkeiten im Transportgewerbe, Möbellager und u. a. zur Verfügung. 3

8. Wie werden die Teilnehmer/Innen therapeutisch begleitet (bitte nach Trägern getrennt auflisten)? Antwort zu Frage 8: Siehe Antwort zu Frage 7. 9. Wie wird mit dem Einkommen und Vermögen der Teilnehmer/Innen durch den Träger umgegangen? Antwort zu Frage 8: In der Regel wird die medizinische Rehabilitation von der Deutschen Rentenversicherung bezahlt, bestehen hier keine Anwartschaften ist eine Finanzierung durch die Krankenkasse vorgesehen. Einkommen und Vermögen werden durch den Kostenträger bzw. Träger der Einrichtung nicht herangezogen. Beim ambulanten Betreuten Wohnen als Maßnahme der Eingliederungshilfe werden anrechnungsfähiges Einkommen und Vermögen durch den Kostenträger (örtlicher Sozialhilfeträger) anteilig berücksichtigt. ELROND e.v. als Selbsthilfegemeinschaft hat mit den Bewohnerinnen und Bewohner traditionell die Regelung, dass die Bewohnerinnen und Bewohner sich vertraglich verpflichten, ihr Einkommen auf das Vereinskonto zu überweisen bzw. überweisen zu lassen. Daraus werden alle Kosten des Vereins bestritten, u. a. werden daraus neben Miete und Nebenkosten auch wöchentlich Taschengeld ausgezahlt. Zukünftig werden die Bewohnerinnen und Bewohner einen Festbetrag für Unterkunft und Verpflegung aus ihrem eigenen Einkommen (SGB II - Leistungen, Rente, Privatvermögen oder sonstiges) bezahlen. 10. Werden wenn ja welche Abtretungsvollmachten von den Teilnehmer/Innen verlangt? Antwort zu Frage 10: Abtretungsvollmachten bzgl. der wirtschaftlichen Angelegenheiten wurden bislang von Bewohnerinnen und Bewohner bei ELROND unterschrieben, damit wurde die in Antwort zu Frage 9 beschriebene Finanzierungsmodalität abgesichert. Mit der vorgesehenen Änderung werden die Abtretungsvollmachten wegfallen. 11. Erhalten wenn ja welche Teilnehmer/Innen staatliche Transferleistungen? Antwort zu Frage 11: Patientinnen und Patienten in einer stationären Maßnahme der medizinischen Rehabilitation erhalten in der Regel keine staatlichen Leistungen; wenn anderweitig keine Einkommen vorhanden sind, werden Barbetrag (Taschengeld) und Mittel für die Bekleidungsnachbeschaffung durch den Sozialhilfeträger erstattet. Nach jeweiliger Anspruchsvoraussetzung können Patientinnen und Patienten einer ambulanten Maßnahme der medizinischen Rehabilitation, des Betreuten Wohnens oder als Bewohnerin und Bewohner von ELROND Arbeitslosengeld 1 oder 2 oder Grundsicherung erhalten. 12. Sind die Teilnehmer/Innen wenn ja wie krankenversichert? Antwort zu Frage 12: In der Regel sind Teilnehmer/Innen entweder über ihr Arbeitsverhältnis, über das Arbeitslosengeld 1 oder 2 oder über 264 SGB V im Rahmen der Übernahme der Krankenbehandlung für nicht Versicherungspflichtige gegen Kostenerstattung krankenversichert. Bis zur Feststellung des Leistungsanspruchs besteht die Möglichkeit, 4

über den 5 (1) Nr.13a SGB V die Krankenversicherung sicherzustellen, die Kosten muss der Haftentlassene zunächst selber zahlen. 13. Unter welchen Voraussetzungen besteht Anspruch auf Arbeitslosengeld II? Antwort zu Frage 13 Wenn keine vorrangigen Ansprüche bestehen, besteht Anspruch auf Arbeitslosengeld 2. Die Anspruchsvoraussetzungen werden wie bei anderen Antragstellerinnen und Antragstellern geprüft. 14. An welche Stellen müssen sich Teilnehmer/Innen ab dem 1. Januar 2011 zur Beantragung staatlicher Transferleistungen wenden? Antwort zu Frage 14: Ab dem 1. Januar 2011 stehen die Geschäftsstellen von Job Center Bremen als Nachfolgeeinrichtung der BAgIS zur Verfügung. 15. Wie und wodurch erfolgt der Ausstieg von Teilnehmer/Innen aus der Maßnahme gemäß 35 BtmG (geordneter und ungeordneter Ausstieg)? Antwort zu Frage 15: Die Staatsanwaltschaft kann unter den gesetzlichen Voraussetzungen des 35 Betäubungsmittelgesetz die Vollstreckung einer Freiheitsstrafe zurückstellen, um dem Verurteilten die Teilnahme an einer seiner Rehabilitation dienenden Behandlung zu ermöglichen. Nach der planmäßigen Beendigung der Maßnahme, die höchstens 6 bis 8 Monate andauert, erfolgt in der Regel die Aussetzung der Vollstreckung des Strafrestes zur Bewährung ( ungeordneter Ausstieg siehe Antwort zu Frage 16). 16. Was passiert mit Teilnehmer/Innen, die eine Maßnahme abbrechen? Wer ist offizieller Ansprechpartner? Welche Unterstützungsleistungen werden ihnen zuteil? Antwort zu Frage 16: Für den Fall, dass ein Verurteilter eine Maßnahme abbricht beziehungsweise die Einrichtung dem Verurteilten die Fortführung der Maßnahme - zum Beispiel wegen Verstößen gegen die Hausordnung - nicht ermöglicht, gibt es verschiedene Möglichkeiten: Ist der Verurteilte gewillt, sich eine andere Einrichtung zu suchen - gegebenenfalls mit Hilfe einer Drogenberatungsstelle -, um seine Behandlung fortzusetzen, so ermöglicht ihm die Staatsanwaltschaft grundsätzlich die Fortführung der Maßnahme. Sollte der Verurteilte nach einem Abbruch einer Maßnahme jedoch zu erkennen geben, keine andere Einrichtung aufsuchen zu wollen, beziehungsweise sollte er sich nicht mit der Staatsanwaltschaft in Verbindung setzen, wird ihn die Staatsanwaltschaft zum Haftantritt laden beziehungsweise den Erlass eines Haftbefehls beantragen, damit die ursprünglich zurückgestellte Vollstreckung der Freiheitsstrafe fortgeführt werden kann. Zuständig sind die Dezernenten der Abteilung 8 - Strafvollstreckung- der Staatsanwaltschaft Bremen. Die erforderliche Unterstützung des Verurteilten erfolgt dann durch die Justizvollzugsanstalt. 5

17. Sind dem Senat im Zusammenhang mit dem Träger Elrond aus Bremen-Nord Unregelmäßigkeiten und/oder Beschwerden wenn ja welche bekannt (bitte einzeln auflisten)? Antwort zu Frage 17: Im Frühjahr 2010 wurden von ehemaligen ELROND Bewohnern verschiedene Beschwerden vorgetragen. In einem gemeinsamen Gespräch wurden die Argumente ausgetauscht. Schlüssige Beweise wurden nicht vorgetragen, so dass letztendlich Aussage gegen Aussage stand. Die Möglichkeit, gegenüber dem Vorstand und der Geschäftführerin eine Anzeige zu stellen, wurde von den Beschwerdeführern nicht verfolgt. Auf einen später bekannt gewordenen Vorfall bei einem Vorstandsmitglied hat die Senatorin für Arbeit, Frauen, Gesundheit, Jugend und Soziales schriftlich reagiert. Das Mitglied ist zurückgetreten. 18. Wie viele Betten (Unterbringungsmöglichkeiten) hat der Träger Elrond jeweils in Bremen und in Ritterhude? Wie hoch sind die Kosten pro Bettenplatz? Antwort zu Frage 18 ELROND stellt in Bremen Nord aktuell 44 und in Ritterhude 34 Plätze zur Verfügung. Pro Platz werden in Bremen Nord 250,54 und in Ritterhude 106,00 an Miete und Nebenkosten berechnet. 19. Wie viele Teilnehmer/Innen befinden sich durchschnittlich und momentan in der Unterbringung bei Elrond (bitte nach Standort getrennt auflisten)? Antwort zu Frage 19: In Bremen Nord befinden sich aktuell keine Frauen und 29 Männer (durchschnittlich:5/30), in Ritterhude aktuell 7 Frauen und 8 Männer (durchschnittlich: 5/15). 20. Sind dem Senat Vorkommnisse bei Elrond bekannt, nachdem die Antragstellung von staatlichen Transferleistungen erst mit bis zu dreimonatiger Verspätung erfolgte? Was wurde diesbezüglich seitens des Senates unternommen? Wie wurde die Krankenversicherung sichergestellt? Antwort zu Frage 20: In Einzelfällen ist es wegen unvollständiger Antragsunterlagen zu Verzögerungen in der Bearbeitung und Auszahlung gekommen, jedoch nicht in einer Zeitdauer von drei Monaten. Die zuständige BAgIS Geschäftsstelle hat darauf hin mit der Geschäftsführung von ELROND verschiedene Absprachen getroffen, die sicherstellen, dass es beim Verfahren zu keinen Verzögerungen kommt. Ein Krankenversicherungsanspruch besteht mit Bezug von staatlichen Transferleistungen (siehe auch Antwort zu Frage 12). 21. Sind dem Senat Situationen bekannt, wonach es beim Träger Elrond zu Engpässen in der Lebensmittelversorgung gekommen ist (bitte einzeln auflisten)? Was wurde diesbezüglich seitens des Senats unternommen? Antwort zu Frage 21: Es liegen dem Senat keine Erkenntnisse vor. Auf Nachfrage beim Träger wurden Probleme in der Lebensmittelversorgung nicht bestätigt. 6

22. Sind dem Senat Vorkommnisse bekannt, wonach die Bargeldauszahlungen an die Teilnehmer/Innen beim Träger Elrond zum Teil unregelmäßig bzw. nicht in der vereinbarten Höhe erfolgen? Was wurde diesbezüglich seitens des Senats unternommen? Antwort zu Frage 22: Es liegen dem Senat keine Erkenntnisse vor. Auf Nachfrage beim Träger wurden Probleme in der Bargeldauszahlung nicht bestätigt. 7