STELLUNGNAHME. Den Entwurf der DNS 2020 vom kommentiert der BDI im Folgenden.

Ähnliche Dokumente
Die Deutsche Normungsstrategie 2016

Klimaschutz ein Plädoyer für die Normung

Dialoge zur Klimaanpassung Normung und technische Regeln

DKE-Leitfaden. Beteiligung der DKE an der Erstellung und Bewertung von Normungsaufträgen der Europäischen Kommission (Mandate)

Dr. Matthias Witte DIN e.v.

CEN Europäisches Komitee für Normung. DIN Deutsches Institut für Normung e. V. CEN Grundlagen DIN e. V.

BMWi-Workshop. Normung Was ist das? Wem nützt es?

Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes zur Gleichstellung behinderter Menschen (Behindertengleichstellungsgesetz - BGG)

Qualitätsmanagement nach DIN EN ISO 9000ff

Bundesverband der Deutschen Industrie

E-Government Aktivitäten des DIN

Überbetriebliche Normung als Wettbewerbsvorteil die Initiative NOMOS

Wachstum, Innovation, Sicherheit

Zertifizierung und Akkreditierung technischer Produkte

STELLUNGNAHME 28/11/2016

Normung und Standardisierung eine Dienstleistung für Innovation und Sicherheit. Zahlen und Fakten

ENTWURF pren ISO/IEC 27001

Vorschlag der Bundesregierung

Deutschland-Check Nr. 37

Industrieverband. Veredlung - Garne - Gewebe - Technische Textilien e.v. IVGT. Das Netzwerk der Textilindustrie

Entwurf der VDI Richtlinie 1000 VDI-Richtlinienarbeit Grundsätze und Anleitungen (Stand: 01/2016)

Anforderungen aus regulatorischer Sicht an die Normung und Standardisierung der IKT

Leichtbau in Baden-Württemberg Ressourcenschonende Produkte, intelligente Technologien, erstklassige Forschung Baden-Württemberg ist ein

DIN Deutsches Institut für Normung e. V. Entstehung einer Internationalen Norm

IHK Innovationstag. Innovationen erfolgreich etablieren. Berlin, 13. Juni 2016

Strategische Normung. Der Normungsprozess und die Möglichkeiten zur Mitwirkung. Eva Zeitz

Industrie Begleitung der Standardisierung

Grundsatzpapier zur Rolle der Normung im betrieblichen Arbeitsschutz

Bundesverband der Deutschen Industrie

Junge Unternehmen setzen erfolgreich Standards die Rolle von Normen und Patenten in weltweiten Märkten

DAkkS Wir stellen uns vor. Kompetenz bestätigen, Qualität sichern, Vertrauen schaffen.

Was bedeutet CEN? Comité Européen de Normalisation

Memorandum of Understanding über eine Zusammenarbeit bei der Bekämpfung des Klimawandels. zwischen. der Regierung der Bundesrepublik Deutschland.

Leitbild. Selbstverständnis des Fachgroßhandels. Leistungen des Fachgroßhandels. Selbstverständnis des DG Haustechnik

Projektentwicklung mit dem. Logical Framework Approach

VERBAND DER CHEMISCHEN INDUSTRIE e.v.

Unternehmenszweck, Vision, Mission, Werte

Gemeinsame Innovationsstrategie Berlin-Brandenburg

Entwurf. Kathodischer Korrosionsschutz Qualifikationsgrade von mit kathodischem Korrosionsschutz befassten Personen

Branchendialog mit der chemischen Industrie

Ideenfindung. Schutzrechtsarten. Patentierungsprozess. Verwertung von Patenten. Verletzung von Patenten. Wirtschaftlicher Erfolg mit Schutzrechten

Europäische Normen: Vorteile für KMU

(Veröffentlichung der Titel und der Bezugsnummern der harmonisierten Normen im Sinne der Harmonisierungsrechtsvorschriften

Für eine Agenda Mitarbeiterkapitalbeteiligung. Bessere Rahmenbedingungen für Mitarbeiterkapitalbeteiligungen schaffen!

Strukturelle ITK-Forschungsförderung in den letzten zehn Jahren

Vertretung des Landes Sachsen-Anhalt in Brüssel. Aufgaben, Arbeitsweisen, Aktuelle Themen

Die Zukunft der Europäische Union

Gewaltfreie Kommunikation Marshall B. Rosenberg

Schuldnerberatung und definierte Qualitätskriterien wie geht das?

Folgerungen aus dem EuGH- Urteil zu Bauprodukten auf das Wasserrecht

Strategische Normung

Normenausschuss Luft- und Raumfahrt (NL) im DIN. Grundlagen und Strukturen

Menschenrechte und Unternehmen

Ortsverwaltung Mörsbach

Technische Zeichnungen Allgemeine Grundlagen der Darstellung. Teil 1: Einleitung und Stichwortverzeichnis

Inwiefern kann Kinderliteratur den Spracherwerb bei mehrsprachigen Kindern fördern?

Standard 3: Werbung und Öffentlichkeitsarbeit

Informelle Ministerkonferenz zum Thema "Europa vermitteln"

Indikatoren in der AKBP am Beispiel der Mediendialoge

Interessenvertretung für kleine und mittelständische Unternehmen fördern

Experten. Themen wie z. B.: DIN-Mitarbeiter. geben fachlichen Input. Energie. managen Norm- und Standardisierungsprojekte. Industrie 4.

Änderung der ISO/IEC Anpassung an ISO 9001: 2000

infas-umfrage Zukunft Soziale Marktwirtschaft April 2011

Lissabonner Erklärung zur Gesundheit am Arbeitsplatz in kleinen und mittleren Unternehmen KMU (2001)

Innovative Ansätze für gesellschaftliche Veränderungsprozesse. Dr. Steffi Ober Forschungswende / VDW e. V.

Nachhaltigkeit bei der Produktentwicklung in KMU Sinn oder Unsinn?

Handbuch zu Juvenile Justice : Grundlegende Prinzipien für eine kindergerechte Kommunikation

Volksbank strikt gegen eine europäische Einlagensicherung. Die Volksbank Kirchheim-Nürtingen eg und mit ihr sämtliche Volksbanken und Raiffeisenbanken

Grundlagen Umweltmanagement

Akkreditierung von Zertifizierungsstellen für private Zertifizierungsprogramme im Sektor Ernährung, Landwirtschaft, Nachhaltigkeit

Leitfaden Experteninterview Selbsthilfekontaktstellen

Impulsvortrag Wirtschaftstag 2012 des Wirtschaftsrats der CDU e.v. 12. Juni 2012, Berlin. Aus den Ausführungen von. Dr. Axel C.

Das Fogra-Prüflabor für ID-Karten und Passdokumente

Politik der Nachhaltigkeit

Qualitätsmanagement in Krankenhäusern - Hauptziele, Chancen und Risiken verschiedener Zertifizierungsverfahren

Zu Beginn würden wir gerne Deine Meinung über Deutschlands Rolle in der Flüchtlingskrise hören.

Das Erste Staatsexamen in den Erziehungswissenschaften neue LPO I. Zur schriftlichen Prüfung in der Allgemeinen Pädagogik

Führung und Ethik in Unternehmen

Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.v. Projekt Klimawandel der deutschen Versicherungswirtschaft

Nachhaltigkeit Ein Beispiel für die Verwendung der entstanden Arbeitsmaterialien für die Fachberatung

Erfolgreiche Unternehmensstrategie durch Innovation und Normung

Qualität und Qualitätskultur an Hochschulen in sich diversifizierenden Hochschulsystemen

Sie wendet sich sowohl an die KBS als auch an die Begutachter der DAkkS.

Standard als Regel oder Norm?

Innovationsmanagement an Hochschulen. Informatik 2016/ Workshop Hochschule 2026 Jannica Budde

NHM. Normenausschuss Holzwirtschaft und Möbel. Normen für moderne und innovative Produkte Wir normen den runden Tisch

Theorien der Europäischen Integration. LEKT. DR. CHRISTIAN SCHUSTER Internationale Beziehungen und Europastudien

Mehr erwarten. Innovative Spitzenleistungen für Ihren Erfolg.

Digitale Transformation von Non-Profits wie digital fit ist der Dritte Sektor?

Schutzrechtsstrategien für Innovationen Was benötige ich als Unternehmen?

Partnerschaft in der Forschungsförderung

Werte und Regeln. Unternehmenskommunikation bei ebm-papst

Fördermöglichkeiten für Normungsvorhaben aus dem Raumfahrtbereich Die BMWi-Förderprogramme INS und FuE-Transfer

Aktionslinie Hessen-Umwelttech

Die AG Biologische Vielfalt und Unternehmen in der Nachhaltigkeitsstrategie Hessen

Normung und Standardisierung von Dienstleistungen im Gesundheitswesen. Chancen und Herausforderungen

Kommission Mittelstand im DIN Hilfestellungen für KMU und Verbände

Wesentliche Änderung EN 9100:2016 / EN 9120: München/Hamburg Michael Rotzsche/ Wolfgang Bott

PD Dr. Ansgar Klein BBE Europa-Newsletter 10/2013. Input Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement (BBE)

NABD-AA 1 ARBEITSAUSSCHUSS 1: TRANSLITERATION UND TRANSKRIPTION

Transkript:

STELLUNGNAHME zur DNS 2020 12/09/2016 Die Normung stellt ein klassisches industriepolitisches Feld dar, das für das tägliche Leben und die Funktionsfähigkeit unserer Wirtschaft von großer Bedeutung ist. Daher bildet der BDI die Meinung der deutschen Industrie zu normungspolitischen Fragen ab. Im hierfür zuständigen BDI-Arbeitskreis Normung, Konformitätsbewertung und Akkreditierung sind sowohl Vertreter von globalen Playern wie Siemens, ThyssenKrupp oder Daimler versammelt als auch solche von kleineren Unternehmen und Prüforganisationen als industrienahe Dienstleister. Daher werden hier Themen von deutscher über europäische bis hin zu internationaler Normungspolitik aufgegriffen. Dennoch versteht sich dieser Arbeitskreis nicht als Interessenvertretung allein von Großunternehmen, sondern die Mitglieder formulieren ihre Positionen immer auch mit besonderem Augenmerk auf die Bedürfnisse von KMU. Den Entwurf der DNS 2020 vom 24.05.2016 kommentiert der BDI im Folgenden. Oliver Schollmeyer Umwelt, Technik und Nachhaltigkeit T: +49 30 2028-1633 o.schollmeyer@bdi.eu www.bdi.eu

Ziel 1 (Handelserleichterung) Der BDI schließt sich dem Ziel der globalen und europäischen Handelserleichterung durch Normung an, möchte jedoch bemerken, dass es auch in Deutschland einen Binnenhandel gibt, der von Normung profitiert. Historisch betrachtet war der deutsche Binnenhandel einer der ersten Profiteure von Normung überhaupt. Nur durch Normung konnte Deutschland den Grad an Industrialisierung erreichen, den es heute hält. Dies sollte in der DNS 2020 erwähnt werden. Zu den Unterpunkten: Der BDI unterstützt die Absicht, die globale Relevanz von ISO/IEC auszubauen und anzuerkennen. Es ist daher folgerichtig, die Agenda der gemeinsamen deutschen Normung international auszurichten. Es wäre jedoch falsch, das Ziel so zu interpretieren, dass ISO-Normen, die ohne nennenswerte deutsche Beteiligung zustande gekommen sind, hier konsequent 1:1 ohne Prüfung der wirtschaftlichen Sinnhaftigkeit übernommen werden sollen. Von deutschen Exporteuren wird hingegen oft beklagt, dass auch einige WTO-Vertragsländer grundsätzlich geringe Bereitschaft zeigen, internationale Normen in das nationale Normenwerk zu übernehmen. Auch besteht oft Unklarheit bezüglich der tatsächlichen Anwendung internationaler Normen im Zusammenhang mit regionaler/nationaler Regulierung des Marktzugangs. Daher schlagen wir folgenden dritten Unterpunkt vor: WTO-Mitgliedsländer nutzen ISO/IEC-Normen zur Untersetzung und Konkretisierung des nationalen technischen Rechts. Der Aussage Der europäische Binnenmarkt ist durch die Normung gestärkt stimmt der BDI zu, ebenso den meisten Unterpunkten. Das Ziel aktive Mitgestaltung durch DIN/DKE sollte gestrichen werden. Hierdurch wird in missverständlicher Weise vermittelt, dass die Normungsorganisationen am Ende zu Stakeholdern im Prozess geworden sind. DIN und DKE sind jedoch Plattformen für die Erarbeitung von Normen und sollen es bleiben. Formulierungen wie gestalten aktiv mit und sind von Wirtschaft und Politik autorisiert, gehen in Richtung Stakeholdereigenschaft und werden daher vom BDI abgelehnt. Die Aussage zur Marktrelevanz von Normungsprojekten ist für die deutsche Industrie zentral und gehört deshalb eine Ebene höher gestellt. Wir bitten daher um Erwähnung hinter einem eigenen runden schwarzen Bullet Point. Konkretisiert werden sollte diese Aussage durch folgenden Satz: Die direkt betroffenen Stakeholder haben entscheidenden Einfluss auf die Annahme von Normungsprojekten. Diese Aussage beschreibt die Auffassung der Wirtschaft zur Markrelevanz präziser als der Satz mit der qualifizierten Mehrheit, weshalb sie ihn auch ersetzen sollte. 2

Den Obersatz hinter dem dritten schwarzen Bullet Point trägt der BDI so nicht mit, Begründung siehe oben. Wir schlagen stattdessen die Formulierung vor: DIN und DKE unterstützen die Wirtschaft und die Akteure in der Normung bei der Sicherstellung der globalen Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft am Standort Deutschland. Dann passen auch die Unterziele noch ein wenig besser. Von diesen ist lediglich dasjenige mit der Innovationsförderung (drittes von hinten) an dieser Stelle fehl am Platz. Innovationsförderung fällt unter den Oberbegriff Zukunftsthemen und sollte dort auch verortet sein. Ziel 2 (Zukunftsthemen) Der BDI schließt sich diesem Ziel in vollem Umfang an. Wir geben lediglich zu bedenken, dass der Anspruch der deutschen institutionellen Normung (DIN, DKE) zur Konzertierung und Steuerung der deutschen Beiträge in die beliebig konstituierten Foren und Konsortien nur schwer realisierbar sein wird. Den Versuch ist es sicherlich wert. Nicht einverstanden ist der BDI mit der Formulierung Normung dient dem Technologietransfer. Dieses Postulat kann grundsätzlich falsch verstanden werden. Die deutsche Industrie will mit Normen keine Technologie transferieren. Gemeint ist: Normung unterstützt die Diffusion von Technologien, indem sie Märkte für Innovationen bereitet. Wir bitten deshalb an dieser Stelle um eine umsichtige Neuformulierung. Ziel 3 (treibende Kraft) Der BDI stimmt dem Ziel mit folgenden Anmerkungen zu: Das Kosten-Nutzen-Verhältnis ist ein weiterer zentraler Punkt für die Industrie. Deshalb ist der eckige Bullet Point auf die gleiche Höhe wie die anderen Unterziele zu stufen. Zur Verwirklichung eines stimmigen Kosten-Nutzen-Verhältnisses gehört auch eine entsprechende Überprüfung von Normen. Der BDI spricht sich deshalb für die Aufnahme eines eckigen Bullet Points darunter wie folgt aus: DIN/DKE orientieren sich an der Bewertung des Kosten-Nutzen-Verhältnisses durch die unmittelbar betroffenen Stakeholder (meist Industrie/Wirtschaft); hierfür wurde ein eigenes Bewertungstool entwickelt. Da es besonders bei der Digitalisierung darauf ankommen wird, dass die vergleichsweise knappen German Assets angemessen in die internationale Normung und Standardisierung mobilisiert werden, bitten wir um Hinzufügung folgenden Punktes: Die deutsche Wirtschaft ist mit durchsetzungsstarken Experten in der internationalen Standardisierung professionell und nachhaltig engagiert. 3

Ziel 4 (Unternehmen nutzen Normung) Der BDI stimmt dem Ziel zu, wünscht sich jedoch entsprechend dem in der Einleitung gesagten eine Einbeziehung des heimischen Marktes. Ebenso sollten die deutschen Institutionen bei diesem Ziel die eigene Rolle mehr herausstellen. Wir schlagen daher eine Formulierung wie folgt vor: Die Verbände und die institutionellen Träger der deutschen Normung, DIN und DKE, bestärken gemeinsam mit der Bundesregierung die Unternehmen zur Nutzung der Normung sowohl im Binnen- wie auch im Exportgeschäft. Ziel 5 (öffentliche Wahrnehmung) Dass hier Verbesserungsbedarf besteht, ist in der Breite unbestritten. Um die Verantwortlichkeiten an dieser Stelle noch einmal zu betonen, schlagen wir folgende Formulierung vor: Normungsinstitute und Industrie vermitteln gemeinsam die wirtschaftliche Relevanz der Normung. 4

Impressum Bundesverband der Deutschen Industrie e.v. (BDI) Breite Straße 29, 10178 Berlin www.bdi.eu T: +49 30 2028-0 Redaktion Herr Oliver Schollmeyer T: +49 30 2028-1633 O.Schollmeyer@bdi.eu (D 0814) 5