Babylotse - Hintergrundpapier

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Transkript:

Babylotse - Hintergrundpapier Stand: Dezember 2015 1. Hintergrund / Ausgangslage In Frankfurt am Main werden pro Jahr ca. 11.700 Kinder geboren, etwa 8.000 dieser Kinder leben mit ihren Familien auch in Frankfurt (31.12.2014). Erfahrungen aus Hamburg und anderen Städten, wie z.b. Ludwigshafen, zeigen, dass bei circa 25-30% der Familien mit Neugeborenen rund um die Geburt weiterer Informations- und Unterstützungsbedarf unterschiedlich starker Ausprägung besteht. Dies entspricht in Frankfurt jährlich ca. 3.500 (2.400) Familien. Der Bereich Frühe Hilfen spielt in der Begleitung junger Familien eine immer wichtigere Rolle. In Frankfurt am Main hat sich in den vergangenen Jahren eine Vielzahl von Angeboten für junge Familien entwickelt. Die Angebote reichen von Eltern-Kind-Treffs bis hin zu aufsuchenden Programmen und richten sich an unterschiedliche Zielgruppen. Erfahrungsgemäß finden dabei die Familien, die eine intensivere Unterstützung rund um die Geburt eines Kindes benötigen, oft nicht von sich aus den Weg in die Familienbildungsstätten oder Beratungsstellen. Dies gilt insbesondere für Familien, die ausgeprägten Belastungssituationen ausgesetzt sind. Zur Lösung dieses Problems bedarf es der Etablierung von Strukturen zur frühestmöglichen Erkennung kritischer Lebenssituationen von Familien mit Neugeborenen, zur Klärung des spezifischen Unterstützungsbedarfs dieser Familien unmittelbar nach der Geburt ihres Kindes sowie zur Beratung dieser Familien und zur Vermittlung in geeignete Unterstützungsangebote in der Nähe ihres Wohnorts. Die Forschung der vergangenen Jahre im In- und Ausland zeigt, dass die Risikofaktoren für die frühkindliche Entwicklung gut zu erkennen sind. Zudem zeigen die Familien im Zeitraum rund um die Geburt eine besonders große Bereitschaft, Unterstützung anzunehmen. Die Erkennung von Risikofaktoren und Unterstützungsbedarfen zu diesem frühen Zeitpunkt dient damit dem Ziel passgenaue, präventive Unterstützungsangebote zu installieren, und damit der Förderung einer guten Kindesentwicklung einer guten Eltern-Kind-Bindung und der Stärkung der familiären Ressourcen. Babylotse wurde im Jahr 2007 von der Stiftung SeeYou entwickelt und wird seit 2013 an allen Hamburger Geburtskliniken aufgebaut. Im Zuge einer begleitenden Evaluation durch das Universitätsklinikum Eppendorf konnte die Wirksamkeit von Babylotse belegt werden. Die Crespo Foundation und die Stiftung Polytechnische Gesellschaft haben den Aufbau in Frankfurt am Main in die Wege geleitet und 2014 einen Kooperationsvertrag mit der Stiftung Familienorientierte Nachsorge SeeYou des Katholischen Kinderkrankenhauses Wilhelmstift in Hamburg geschlossen. Babylotse konnte somit auch in Frankfurt starten. Inzwischen wird das Programm

auch an Kliniken in Berlin, Wilhelmshaven und Münster umgesetzt und Frankfurt ist maßgeblich am Aufbau eines bundesweiten Qualitätsverbundes beteiligt. Die Stadt Frankfurt am Main mit den Dezernaten VIII Soziales, Senioren, Jugend und Recht sowie X Umwelt und Gesundheit war an der Entwicklung von Anfang an beteiligt und unterstützt das Projekt strukturell, inhaltlich und finanziell. Die Pilotphase in Frankfurt begann im Dezember 2014: Im Bürgerhospital Frankfurt am Main und im Klinikum Frankfurt Höchst konnte das Programm Babylotse erfolgreich verankert und die nötigen Arbeitsabläufe implementiert werden. Erstmals wurden somit an den teilnehmenden Kliniken ein systematisches Erkennen von Unterstützungsbedarfen und die zielgerichtete Beratung aller Familien zu einem frühen Zeitpunkt möglich. Das Klinikpersonal wird bei der Wahrnehmung seiner psychosozialen Aufgaben durch die tägliche Präsenz der qualifizierten externen Fachkräfte entlastet und es findet eine engmaschige Kooperation mit dem Sozialdienst des Krankenhauses statt, der weiterhin bei drohender Kindeswohlgefährdung federführend ist. Im Bürgerhospital arbeiten zwei Babylotsinnen mit zusammen 70 Wochenstunden, im Klinikum Höchst zwei Fachkräfte mit 50 Wochenstunden. Somit wird eine tägliche Präsenz gewährleistet bei Bedarf mit Sprechstunden am Wochenende / an Feiertagen. 2. Projektstruktur Die operative Trägerschaft, Koordination und Steuerung des Projekts Babylotse liegt beim Deutschen Kinderschutzbund, Bezirksverband Frankfurt am Main e. V. Die dort angestellte Projektkoordination sichert die Anbindung an regionale Netzwerke der Frühen Hilfen und ist u.a. verantwortlich für einheitliche Qualitätsstandards an den Projektstandorten sowie für das Projektcontrolling u. -monitoring. Arbeitsort ist die Geschäftsstelle des Kinderschutzbundes. Die Babylotsinnen sind verantwortlich für die operative Projektdurchführung an den Kliniken und haben dort ihren gewöhnlichen Arbeitsort. 3. Konzeptionelle Umsetzung Ziel des Projekts Babylotse sind die systematische und frühzeitige Kontaktaufnahme zu Familien im Sinne eines Früherkennungssystems sowie das Angebot einer präventiven Unterstützung unmittelbar vor bzw. nach der Geburt des Kindes. Dazu wird der Zugang zu den regionalen Hilfeund Unterstützungsangeboten wie z.b. den Willkommenstagen oder anderen Angeboten der Frühen Hilfen angebahnt und erleichtert. Das Angebot unterliegt dem Prinzip der Freiwilligkeit und bietet einen leichten Zugang an. Der Datenschutz hat höchste Priorität. Die Beratung durch die Babylotsen steht an den teilnehmenden Kliniken grundsätzlich allen Eltern offen. Babylotse wird so als ein Service der Kliniken etabliert.

Die Babylotsinnen arbeiten im Auftrag des Klinikums und entlasten das Klinikpersonal im Bereich der psychosozialen Patientenbetreuung signifikant. Der Kern des Projekts ist seine Lotsenfunktion für Eltern von Neugeborenen, die in das bestehende Netz Früher Hilfen vermittelt werden. Dies erfolgt in drei Schritten: 1. Erkennen (mittels eines strukturierten Verfahrens) 2. Klären (vertiefendes Gespräch mit geschulten Babylotsen zur Ermittlung des konkreten Unterstützungsbedarfs) 3. Vernetzen (Empfehlung und Vermittlung passender, möglichst wohnortnaher Angebote der Frühen Hilfen) 1. Erkennen: Ausgangspunkt für den Einstieg in das Babylotsenprogramm ist in der Regel die Anmeldung zur Geburt in einer am Projekt beteiligten Geburtsklinik. Bei der Anmeldung/Aufnahme in der Geburtsklinik füllt das zuständige Krankenhauspersonal einen Anamnesebogen aus. Diese Datenerhebung erfolgt im Rahmen des regulären Krankenhausbetriebs und es werden ausschließlich Daten erhoben, die ohnehin für die auftragsgemäße medizinische, soziale und seelsorgerische Betreuung benötigt werden. Liegen Anhaltspunkte für einen weitergehenden Beratungs- und Unterstützungsbedarf vor, wird durch das Krankenhauspersonal ein persönliches Gespräch zwischen Mutter und Babylotsin vermittelt. Das Gespräch findet meistens in den ersten Tagen nach der Geburt auf Station statt, kann aber auch bereits zum Zeitpunkt der Anmeldung stattfinden. In manchen Fällen ist es hilfreich, die ersten Unterstützungsangebote schon vor der Geburt in die Wege zu leiten, damit die Frau sich mit mehr Zuversicht auf die Geburt vorbereiten kann. 2. Klären: Sofern die Mutter das Beratungsangebot in Anspruch nehmen möchte, klärt die Babylotsin im persönlichen Gespräch mit der Mutter / den Eltern, welcher konkrete Unterstützungsbedarf vorliegt. Der Familie werden daraufhin unmittelbar oder im Rahmen eines Folgegesprächs konkrete Unterstützungsangebote vorgeschlagen. Die praktischen Erfahrungen belegen, dass Mütter unmittelbar nach der Entbindung besonders offen für ein vertrauensvolles persönliches Gespräch sind. Häufig werden die Babylotsinnen von Müttern auf Station spontan angesprochen. 3. Vernetzen: Die Babylotsin stellt der Familie die Informationen zusammen, die sie benötigt, um die gewünschten Unterstützungsangebote zu erreichen. Bei Bedarf bietet sie Unterstützung bei der Kontaktaufnahme an und nach Einwilligung der Eltern stellt sie den Kontakt zu den Personen / Institutionen direkt her. Eine Begleitung zum ersten Termin ist in den Wochen nach der Entlassung ebenfalls möglich. Hat eine persönliche Überleitung stattgefunden, erkundigt sich die Babylotsin nach vier bis sechs Wochen telefonisch, ob die Familie sich durch die vorhandenen Angebote ausreichend

unterstützt fühlt. Gegebenfalls findet ein weiteres Gespräch statt, um den offenen Bedarf zu klären. Im Zuge der Vernetzung erfüllen die Babylotsinnen eine Clearingfunktion : Sie führen auf fachlich kompetente Weise Angebot und Nachfrage zusammen. Hierdurch tragen sie dazu bei, dass das bestehende Ressourcenangebot in den Stadtteilen effizient genutzt wird und dass Versorgungslücken systematisch dokumentiert werden. Zentraler Projektbaustein ist eine Datenbank psychosozialer Unterstützungsangebote in Wohnortnähe. Die Datenbank ermöglicht den Babylotsinnen, passende Angebote schnell zu identifizieren, und wird regelmäßig weiterentwickelt. 4. Erste Erkenntnisse nach einem Jahr Babylotse Die Pilotphase für Babylotse Frankfurt wurde im Bürgerhospital und im Klinikum Höchst durchgeführt. Nach einem Jahr gibt es folgende Erkenntnisse: Hohe Akzeptanz des Projektes im Bereich Gesundheitshilfe. Babylotse wird von den Geburtskliniken sehr gut angenommen. Das Verfahren zur systematischen Erkennung eines möglichen Unterstützungsbedarfs wird gut umgesetzt ca. 90-95% aller zur Geburt angemeldeten Frauen werden durch das Früherkennungsverfahren erreicht. Bei 25% aller Familien gibt es Hinweise auf einen Unterstützungsbedarf, 66% dieser Familien nehmen das Beratungsangebot durch Babylotse Frankfurt an. Nur 14% lehnen das Gespräch zu diesem Zeitpunkt ab. Viele Familien suchen aus eigener Motivation den Kontakt zur Babylotsin 30% der Gespräche finden ohne einen Hinweis aus dem Screeningbogen statt. 20% aller Frauen, die in den Geburtskliniken der Pilotphase entbinden, nehmen mindestens ein klärendes Gespräch mit den Babylotsinnen wahr. Themen der Beratung: Informationen zu den Frühen Hilfen: Informationen und Kontaktvermittlung zu wohnortnahen Eltern-Baby-Treffs und offenen Sprechstunden. Insbesondere für sozial isoliert lebende Familien wichtig. Fehlende Hebammenversorgung im Wochenbett erschwert für viele Frauen den gemeinsamen Start mit ihrem Kind. Teilweise können die Babylotsinnen die Mütter in ambulante Sprechstunden vermitteln. Sozialberatung (Anmeldung, Elterngeld, Fragen zu Finanzen etc.) oft ein Türöffner zu weiteren Themen der Familie. Gesundheitliche Probleme / Behinderung bei Mutter oder Kind stellen eine große Belastung zu Beginn der Eltern-Kind-Beziehung dar. Hier steht die alltagspraktische Entlastung im Vordergrund, damit die Eltern sich auf den Aufbau einer sicheren Bindung zum Kind konzentrieren können. Auch die Vermittlung von psychologischer Unterstützung ist hilfreich.

Gefahr einer psychischen Krise / Vorgeschichte psychischer Erkrankung: hochfrequente Hilfen im häuslichen Bereich erforderlich, um die Stabilität der Mutter-Kind-Beziehung zu gewährleisten. Drohende Überlastung oft bei bestehenden Erziehungsproblemen / familiären Konflikten: Die Geburt eines (weiteren) Kindes kann eine bereits schwierige Familienkonstellation schnell zuspitzen. In diesen Situationen sind Beratungsangebote, die unkompliziert und schnell einen Einstieg in die Beratung möglich machen, erforderlich. Frauen in äußerst prekären Lebenssituationen: Die Babylotsinnen treffen immer wieder auf Frauen, die nicht über eine sichere Unterkunft und die allereinfachste Erstausstattung verfügen. Sie leisten eine kurzfristige intensive Übergangsbegleitung, damit eine Mindestversorgung zur Sicherung des Kindeswohls gewährleistet wird, und vermitteln dann die Kontakte zu Sozialberatungsstellen. 5. Skalierung: Perspektiven für Babylotse Frankfurt Babylotse im Universitätsklinikum Frankfurt, ca. 1.700 Geburten pro Jahr Seit November 2015 arbeiten zwei Babylotsinnen im Universitätsklinikum. Hier gibt es einen hohen Anteil an Frauen mit medizinischen Risikoschwangerschaften aus einem großen Einzugsgebiet. Zielsetzung ist es, mittelfristig Babylotse flächendeckend in Frankfurt zu etablieren. Weiter wird aus Kliniken und Landkreisen im Frankfurter Umland Interesse an der Implementierung von Babylotse bekundet. Um die weitere Versorgung zu ermöglichen, konnten Crespo Foundation und Stiftung Polytechnische Gesellschaft die aqtivator ggmbh und die BHF BANK Stiftung als Standortförderer gewinnen. "Babylotse Frankfurt. Ein Projekt der Crespo Foundation, der Stiftung Polytechnische Gesellschaft und der Stadt Frankfurt am Main. Standortförderer: aqtivator ggmbh und BHF-BANK-Stiftung. Träger: Deutscher Kinderschutzbund, Bezirksverband Frankfurt am Main e.v. In Zusammenarbeit mit dem Klinikum Frankfurt Höchst GmbH, dem Bürgerhospital Frankfurt am Main, dem Universitätsklinikum Frankfurt sowie der Stiftung Familienorientierte Nachsorge Hamburg SeeYou."