Seniorenstudie 2014. Finanzkultur, Spar- und Anlageverhalten der älteren Generation. Dr. Michael Kemmer



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Transkript:

Seniorenstudie 2014 Finanzkultur, Spar- und Anlageverhalten der älteren Generation Dr. Michael Kemmer Hauptgeschäftsführer und Mitglied des Vorstands, Bundesverband deutscher Banken, Berlin Pressekonferenz Berlin, 3. Juli 2014 Es gilt das gesprochene Wort! Bundesverband deutscher Banken e. V. Burgstraße 28 10178 Berlin Telefon: +49 30 1663-0 Telefax: +49 30 1663-1399 www.bankenverband.de

Einleitung: Meine Damen und Herren, vor zwei Tagen ist das jüngste Rentenpaket mit der Rente mit 63 und der Mütterrente in Kraft getreten. Damit kommt unsere Seniorenstudie, die wir Ihnen heute vorstellen, genau zum richtigen Zeitpunkt. Im Zentrum unserer heutigen Präsentation steht allerdings die Finanzkultur der Senioren. So haben wir die Gruppe der über-60- jährigen definiert. Sie macht bereits heute einen hohen Anteil an der Bevölkerung aus und ist für die Banken eine bedeutende Kundengruppe. Die demografische Entwicklung führt bekanntlich dazu, dass der Anteil der Älteren in der Gesellschaft schon in den nächsten 15 Jahren drastisch zunehmen wird. Es lohnt sich also einen genaueren Blick auf diese Zielgruppe zu richten, damit wir ein klareres Bild von ihrem Finanz- und Spar- und Anlageverhalten bekommen. Kurz: von ihrer Finanzkultur. Auch vor dem Hintergrund, was dies für uns Banken bedeutet und der Frage, worauf sich unsere Mitgliedsinstitute künftig einstellen müssen und sollten. Noch eine Anmerkung vorweg: Es handelt sich selbstverständlich um eine repräsentative Umfrage, die die Gesellschaft für Konsumforschung, GfK Nürnberg, in unserem Auftrag durchgeführt hat. Weitere Angaben zur Methodik finden Sie auf der letzten Seite der beigefügten Charts. Seite 2 / 13

Lebenszufriedenheit und wirtschaftliche Situation der Senioren Ein durchaus positives Bild zeichnet sich mit Blick auf die Lebenszufriedenheit der heutigen Senioren, ihre finanzielle Lage und die Zufriedenheit mit der Rente ab: 90% der Senioren sind mit ihrem Leben zufrieden. (Chart 1) Aufgrund dieser hohen Zufriedenheitsquote kann schon vermutet werden, dass die finanzielle Absicherung gut ist. Die Beurteilung der eigenen wirtschaftlichen Lage der Senioren bestätigt dies. 84% der Senioren bewerten die eigene wirtschaftliche Situation als gut (74%) oder sehr gut (10%). (Chart 2) 83% der Senioren über 60 Jahre sind Rentner von ihnen sind drei Viertel (74%) mit ihrer Rente zufrieden (65%) oder sehr zufrieden (9%). (Chart 3) Hinzu kommt mit dem Immobilienbesitz noch ein wichtiger Aspekt materieller Sicherheit. Hier schneiden die Senioren weitaus besser ab als der Rest der Bevölkerung: 70% der Senioren leben im eigenen Haus oder einer Eigentumswohnung, unter den 18- bis 59-Jährigen ist das nur bei der Hälfte (50%) der Fall. (Chart 4) Ein wichtiger Unterschied hierbei: Das Wohneigentum der Senioren ist zum weitaus größeren Teil (86%) bereits vollständig Seite 3 / 13

abbezahlt. Bei den 18- bis 59-Jähigen trifft das wiederum nur auf knapp die Hälfte zu (48%). Wir können also festhalten: Den Senioren in Deutschland geht es im Großen und Ganzen auch materiell gut; und sie sind nicht weniger zufrieden als die jüngeren Deutschen. Damit ist natürlich nicht gesagt, dass es nicht auch viele, jedenfalls zu viele Senioren gibt, deren Altersbezüge kaum ausreichen, um über die Runden zu kommen. Das gilt aber für die große Mehrheit der Senioren glücklicherweise nicht. Finanzkultur/ Spar- und Anlageverhalten 1. Interesse an Geld- und Finanzen / Finanzplanung Senioren haben ein stärkeres Interesse an Geldangelegenheiten als die Jüngeren, sie kümmern sich mehr um ihr Geld und es macht ihnen auch mehr Spaß. So geben zwei Drittel der Senioren (66%) an, dass Informationen über Geldangelegenheiten und Finanzen für sie wichtig (52%) oder sehr wichtig (14%) seien. Bei den 18- bis 59-Jährigen trifft das nur für etwas mehr als die Hälfte zu. (Chart 5) 6 von 10 Senioren (59%) macht es Spaß sich um ihre Finanzen zu kümmern (Chart 6) und sie nehmen sich auch erkennbar häufiger Zeit für die eigene Finanzplanung. 56% tun Seite 4 / 13

dies nach eigenen Angaben regelmäßig; bei den unter 60-Jährigen sind es nur 47%. (Chart 7) Dabei beschäftigen sich 82% der Senioren mindestens einmal im Monat näher mit ihren Finanzen. Bei den Nicht-Senioren liegt der Wert immerhin noch bei 71%. Natürlich verfügen Senioren, die zum größten Teil nicht mehr berufstätig sind, in der Regel über mehr Zeit als die Berufstätigen. Und mit zunehmendem Alter hat man auch mehr Erfahrungen und Kenntnisse in Geldangelegenheiten gesammelt. Diese Ergebnisse sagen nichts über die Intensität der Beschäftigung mit finanziellen Fragen aus. Die Erfahrungen aus der Praxis ebenso wie (eigene) Studien zur Finanzkompetenz belegen allerdings, dass es gerade mit dem Finanzwissen der Deutschen oft hapert. Deshalb mein Apell an Personen jeden Alters, sich für die eigenen finanziellen Entscheidungen noch mehr Zeit zu nehmen. Jeder sollte sich selbstkritisch fragen: Wie oft prüfe ich meine Kontooder Depotauszüge? Wann denke ich darüber nach, ob mein Geld in der Niedrigzinsphase noch richtig angelegt ist, oder, ob meine Vermögensstruktur zu meinem Alter, meiner Lebenssituation noch passt? Wenn es um einen Flachbildschirm oder den Flug in den Urlaub geht, nehmen sich Kunden oft viel Zeit und vergleichen Angebote. Die Finanzplanung wird dagegen sehr stiefmütterlich behandelt, obwohl sie viel wichtiger ist. Wer sich nicht kümmert, verschenkt oftmals sogar Geld. Seite 5 / 13

1. Spar- und Anlageverhalten, Risikoaffinität Für Senioren hat Sparsamkeit eine höhere Bedeutung als für Jüngere. Drei Viertel der Senioren legen nach eigener Aussage viel (49%) oder sehr viel (26%) Wert auf Sparsamkeit. (Chart 8) Die Bedeutung der Sparsamkeit steigt über alle Altersgruppen hinweg mit zunehmendem Alter kontinuierlich an. Und: Ein beachtlicher Teil der Senioren diejenigen, die sparen können - betreibt auch im Alter weiterhin Kapital- und Vermögensaufbau (37% sparen Beträge über 300 Euro, Chart 9). Zumindest für die materiell gut ausgestattete Mehrheit der Senioren deutet nichts auf einen Vermögensverzehr im Alter, den so genannten und oft befürchteten Asset Meltdown hin. Die Sparmotive unterscheiden sich bei Senioren und den Erwerbsfähigen zum Teil deutlich. Bei den Senioren steht das Sparen für Notfälle (60%) noch etwas stärker im Fokus als auch schon für die Jüngeren (53%). Während die Sparmotive Vermögensaufbau oder sich größere Anschaffungen leisten zu können bei Erwerbsfähigen einen höheren Stellenwert haben, sparen Senioren häufiger für ihre Kinder und Enkel. (Chart 10) Betrachtet man die Auswahl der Geldanlageprodukte haben Senioren und Nicht-Senioren viele Gemeinsamkeiten. So halten sie z.b. trotz der extremen Niedrigzinsen am Sparkonto bzw. klassischen Sparbuch fest. Die Risikobereitschaft in Sachen Geldanlage ist bei den Senioren noch geringer ausgeprägt, als in der Gesamtbevölkerung. Senioren halten weniger Fondsanteile (39 vs. Seite 6 / 13

29%), dafür mehr sichere Anlagen wie Festgeld (32 vs. 39%) oder festverzinsliche Wertpapiere (14 vs. 22%). (Chart 11) Bei allen Anlegern spielt unabhängig vom Alter die Sicherheit der Geldanlage im klassischen Dreieck der Anlageziele (Rendite, Verfügbarkeit, Sicherheit) die größte Rolle (60%). Während die Senioren noch weniger Wert auf eine hohe Rendite legen als die Jüngeren (10 vs. 15%), steht die Verfügbarkeit des Kapitals bei den Senioren stärker im Fokus als bei den Nicht- Senioren (31 vs. 25%). (Chart 12) Obwohl eine Verzinsung unterhalb der Inflationsrate bei konservativen Geldanlagen einen realen Vermögensverlust bedeutet, erfreuen sich solche Anlagen weiterhin hoher Beliebtheit. Riskantere, aber renditestärkere Investments wie etwa Aktien werden hingegen weiter gemieden. Drei Viertel der Erwerbsfähigen und 81% der Senioren können sich gegenwärtig weniger oder gar nicht vorstellen, Aktien zu kaufen. (Chart 13) Die allermeisten Deutschen lassen sich damit Renditechancen entgehen, weil sie jegliches Anlagerisiko vermeiden möchten. Im Alter verstärkt sich die ohnehin schon ausgeprägte Risikoaversion der Deutschen noch einmal erkennbar: Nur acht Prozent der Senioren könnten sich vorstellen, bei Geldanlagen ein höheres Risiko einzugehen, um gegebenenfalls auch eine höhere Rendite zu erzielen; 72% können sich dies gar nicht, weitere 20% eher nicht vorstellen. (Chart 14) Seite 7 / 13

Die Finanzkrise und die nun schon seit Jahren niedrigen Zinsen auf Ersparnisse haben zumindest einen Teil der Sparer und Anleger verunsichert. Mit 70% bei den 18- bis 59-Jährigen und 60% bei den Senioren ist aber die große Mehrheit von der Sicherheit ihrer Ersparnisse überzeugt. (Chart 15) Senioren im Kunde-Bank-Verhältnis (Senioren und Banken) 1. Bankenimage und Kundenzufriedenheit In puncto Bankenimage und Kundenzufriedenheit unterscheiden sich die Senioren in ihren Einstellungen nicht wesentlich vom Rest der Gesellschaft. Auf der einen Seite bildet sich auch bei Senioren der im Zuge der Finanzkrise beschädigte Ruf der Kreditbranche insgesamt ab. Auf der anderen Seite gibt es auch bei ihnen ebenso wie bei der Gesamtbevölkerung eine unverändert hohe Zufriedenheit mit der eigenen Bank. (Chart 16 und 17) 2. Beratungsbedarf, Beratungshäufigkeit und Zufriedenheit mit Beratung Allerdings: Die Komplexität des heutigen Bankgeschäfts, das große Angebot der Finanzanlagen, macht den deutschen Sparern zu schaffen besonders den Senioren. Geldanlagen und Bankgeschäfte sind heute so kompliziert, dass man vieles daran überhaupt nicht verstehen kann dieser Aussage stimmt fast die Hälfte der Deutschen (47%) eher zu, ein weiteres knappes Seite 8 / 13

Drittel (30%) sogar voll und ganz. Unter den Senioren stimmen diesem Statement sogar 37% voll und ganz zu. (Chart 18) Dieser Befund verdeutlicht den hohen Erklärungs- und Beratungsbedarf, den die Bankkunden haben, und ist für die Banken natürlich Aufgabe und Verpflichtung. 6 von 10 Senioren (58%) lassen sich immer oder meistens bei der Geldanlage von ihrer Bank beraten. Die Beratungshäufigkeit liegt damit leicht über jener der 18- bis 59- Jährigen, von den sich etwas mehr als die Hälfte (53%) beraten lässt. (Chart 19) Darüber hinaus werden in den nächsten Jahren und Jahrzehnten enorme Vermögensbestände vererbt. In diesem Zusammenhang rechnen die Banken mit einem erhöhten Beratungsbedarf. Dies betrifft nicht nur die Anlageberatung der Erben im Hinblick auf die mit einem Erbfall meist verbundenen Vermögensumschichtungen. Ältere Menschen sind vielmehr im doppelten Sinne gut beraten, wenn sie sich frühzeitig selbst schon damit befassen, was mit ihrem Vermögen im Falle ihres Todes oder auch schon davor - geschehen soll. Immerhin haben sich 6 von 10 Senioren schon Gedanken zum Thema Vererben gemacht allerdings nur 32% haben sich zu dem Thema schon einmal beraten lassen. (Chart 20) Erfreulicherweise ist die Zufriedenheit mit der Anlageberatung sehr hoch bei Senioren sogar noch etwas höher als bei den Erwerbsfähigen: 90% der Kunden, die sich von ihrer Bank bei der Geldanlage beraten lassen, sind mit dieser Beratung Seite 9 / 13

zufrieden (60%) oder sehr zufrieden (30%); 9% sind eher unzufrieden, 1% sehr unzufrieden. (Chart 21) Dieser Befund deckt sich nicht mit dem Bild, das immer mal wieder in anderen, leider oft oberflächlichen, teilweise auch unseriösen Studien über eine angeblich schlechte Beratung der Banken gemalt und meist nur mit Fallbeispielen belegt wird. Und es entspricht wohl auch nicht der gefühlten öffentlichen Meinung, dass Senioren mit 92% - und einem noch etwas höheren Anteil sehr zufrieden das positive Urteil zur Beratung der Banken noch übertreffen. Das jüngste Beispiel einer nicht repräsentativen Untersuchung ist übrigens eine Studie vom Bundesministerium für Justiz und Verbraucherschutz (BMJV) zur Dokumentationspflicht der Anlageberater. Anhand von nur 40 Testkäufen sollten Defizite in der Anlageberatung aufgezeigt werden. 40 Testbeispiele stehen hier jährlich Millionen von Beratungsgesprächen gegenüber. 3. Erwartungen gegenüber der Bank (bevorzugte Vertriebswege) Die Verständlichkeit von Produkten und Beratung hat für die Kunden eine hohe Priorität. Wie schon deutlich geworden ist, stellt die Komplexität des Bankgeschäfts und zahlreiche Finanzprodukte für viele Menschen ein Problem dar, dem sich die Banken annehmen müssen. Auch in den Erwartungen der Kunden gegenüber ihrer Bank spielt dieser Aspekt eine große Rolle: Für über 90% der Befragten weitgehend unabhängig vom Alter ist es wichtig oder Seite 10 / 13

sehr wichtig, dass Produkte und Beratung einer Bank auch für Laien gut verständlich sind. (Chart 22) Für 80% der Nicht-Senioren und 91% der Senioren ist darüber hinaus die Erreichbarkeit der Filiale zwar ein wichtiges Kriterium. Dabei ist die flächendeckende Versorgung mit Bankfilialen und Geldautomaten in Deutschland gewährleistet: Zwei Drittel der Bankkunden haben es nur zehn Minuten bis zu ihrer Bankfiliale und drei Viertel nur zehn Minuten zum nächsten gebührenfreien Geldautomaten. (Chart 23) Senioren suchen die Bankfiliale nicht sehr viel häufiger auf als die unter 60-Jährigen. (Chart 24) Dabei bleiben sie meist am Kontoauszugsdrucker, Geldautomat und SB-Terminal. Zum Bankschalter gehen 48% der Senioren und 53% aller Bankkunden weniger als einmal im Quartal. Es ist also verständlich, dass die Banken ihre Filialstruktur entsprechen anpassen. Teilweise reagieren die Banken auch mit neuen Filialkonzepten, um die Attraktivität der Filialen zu erhöhen. Allerdings findet die Beratung heute längst nicht mehr nur in der Filiale statt, sondern vielfach am Telefon, online per Video-Konferenz oder gelegentlich auch mit dem Bankberater in den eigenen vier Wänden. Mit Blick auf die nachrückende Generation stehen die Banken bei der der Nachfrage nach den unterschiedlichen Vertriebskanälen vor den größten Änderungen. Dies zeigen auch die Erwartungen der Befragten gegenüber Banken. Der größte Unterschied liegt hier Seite 11 / 13

wiederum zwischen jüngeren und älteren Befragten in der Einschätzung und Rolle des Online-Banking. Für nahezu 70% der unter 60-Jährigen ist die komfortable Erledigung ihrer Bankgeschäfte Online ein wichtiger (29%) oder sehr wichtiger (40%) Aspekt; für die Senioren spielt dies hingegen eine eher untergeordnete Rolle. (Chart 22) Gleichwohl zeigen sich auch Senioren zunehmend für das Online-Banking aufgeschlossen. Immerhin nutzt schon ein Drittel von ihnen bereits Online-Banking zur Erledigung ihrer Bankgeschäfte. Allerdings gibt es hier noch Entwicklungspotenzial; denn von der Gesamtbevölkerung ist schließlich schon mehr als die Hälfte (55%) Online Banker. (Chart 25) Ausblick Die heutige Generation der über 60 Jährigen ist materiell gut abgesichert und überwiegend mit ihrer Rente zufrieden. Wir alle wissen, dass sich das angesichts des demografischen Wandels schon in wenigen Jahren ändern kann. Vor diesem Hintergrund geht das gerade in Kraft getretene Rentenpaket hauptsächlich die Rente mit 63 (nach 45 Beitragsjahren) - in die falsche Richtung. Es entspricht auch nicht den Präferenzen der Bevölkerung. Fast jeder Zweite, nämlich 47%, hält das Alter zwischen 65 und 69 Jahren für angemessen, um ohne finanzielle Abschläge in Rente zu gehen. Und 86% der Deutschen sind für ein flexibles Renteneintrittsalter. (Chart 26) Die Politik sollte hier ansetzen und diejenigen, die ihre Erfahrungen und ihr Wissen weiterhin in der Arbeitswelt einbringen möchten, nicht Seite 12 / 13

daran hindern. Dies umso mehr, als in einer alternden und schrumpfenden Gesellschaft das Arbeitskräftepotenzial stärker ausgeschöpft werden muss. Und umso wichtiger wird vor diesem Hintergrund auch die eigene Verantwortung, für das Alter vorzusorgen. Die sinkende Zahl von Beitragszahlern zur Sozialversicherung führt auch dazu, dass die Verantwortung jedes Einzelnen für seine Absicherung im Alter steigt. Hierfür muss der Vermögensaufbau schon möglichst früh im Erwerbsleben beginnen. Die Banken nehmen es als Aufgabe und Herausforderung an, ihre Kunden dabei zu begleiten. Dies umfasst eine kompetente Beratung, geeignete Produkte und leistungsfähige sowie sichere Vertriebswege. Die Banken tun alles, um dies auch künftig gewährleisten zu können. Voraussetzung dafür ist, dass sie sich auch in dem heute schwierigen Marktumfeld behaupten können eine Aufgabe, die in Zeiten massiver Regulierung, historischer Niedrigzinsen und einem in Deutschland sehr stark umkämpften Privatkundenmarkt die Banken vor großen Herausforderungen stellt. Seite 13 / 13