Bewertungskriterien Zertifizierung zum Haus der kleinen Forscher Die Bewertungskriterien beschreiben, wie ein Haus der kleinen Forscher r von innen aussieht. Alle Einrichtungen in Deutschland haben die Möglichkeit, sich jederzeit über diese Kriterien zu informieren. Dies ist ein wichtiger Schritt, um langfristig die Qualität der Umsetzung naturwissenschaftlicher, mathematischer oder technischer Bildungsinhalte in den Kitas zu sichern. Prof. Dr. Wolfgang Tietze, Professor für Kleinkindpädagogik an der Freien Universität Berlin und Geschäftsführer der PädQUIS ggmbh Die Bewertungskriterien Die Bewertungskriterien zum Haus der kleinen Forscher sind in vier Bereiche unterteilt. Diese vier Bereiche sind unterschiedlich gewichtet. Wichtig: Ihre Kita muss nicht alle Bereiche und Kriterien zu 100 % erfüllen. Denn mit der Zertifizierung zum Haus der kleinen Forscher möchte die Stiftung honorieren, dass Sie sich gemeinsam mit den Kindern auf den Weg gemacht haben, die Welt und ihre Phänomene zu entdecken. 1
Das Fundament = Orientierungsqualität Dieser Bereich beschreibt das Fundament Ihres Hauses der kleinen Forscher : Welche Rolle spielen naturwissenschaftliche, mathematische oder technische Bildungsinhalte im pädagogischen Alltag? Wie vernetzt sich Ihr pädagogisches Team? Wie vertraut sind Sie mit dem pädagogischen Konzept der Stiftung Haus der kleinen Forscher? Folgende vier Kriterien werden betrachtet: 1. Konzeption Sind naturwissenschaftliche, mathematische oder technische Bildungsinhalte in der Konzeption der Kita verankert? 2. Fortbildungen Pro Einrichtung sollen mindestens zwei Fachkräfte Fortbildungen mit naturwissenschaftlichen, mathematischen oder technischen Bildungsinhalten besuchen. Der gewünschte Personalschlüssel entspricht: bis 120 Kinder: mind. zwei Fachkräfte besuchen Fortbildungen ab 120 Kinder: mind. drei Fachkräfte besuchen Fortbildungen Diese Fachkräfte sollen jeweils pro Jahr mindestens zwei Fortbildungen mit naturwissenschaftlichen, mathematischen oder technischen Bildungsinhalten besuchen (Umfang mind. 12 Stunden/Jahr). Bei kleinen Teams mit weniger als fünf Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist es ausreichend, wenn eine pädagogische Fachkraft zwei Fortbildungen pro Jahr besucht. 3. Vernetzung im Team Kennen alle Fachkräfte die Bildungsziele der Kita im naturwissenschaftlichen, technischen oder mathematischen Bereich? Die Vernetzung des Teams kann durch folgende Punkte gefördert werden: Naturwissenschaftliche, mathematische oder technische Bildungsinhalte werden in der pädagogischen Planungsarbeit berücksichtigt und mit dem gesamten Team abgestimmt. Naturwissenschaftliche, mathematische oder technische Bildungsinhalte sind mindestens einmal pro Monat Teil von Teambesprechungen. Es gibt mindestens einmal pro Jahr interne Fortbildungen zu naturwissenschaftlichen, mathematischen oder technischen Bildungsinhalten (Wissenstransfer). 2
4. Pädagogisches Konzept Haus der kleinen Forscher Sind die Fachkräfte mit dem pädagogischen Konzept der Stiftung Haus der kleinen Forscher vertraut? Das pädagogische Konzept und die Inhalte der Stiftung finden Sie auf www.haus-der-kleinen-forscher.de und in folgenden Materialien: Pädagogikbroschüre Themenbroschüren Pädagogikfilm Zeitschrift Forscht mit! 3
Die Grundmauern = Strukturqualität Wie sieht der Raum zum Forschen in Ihrer Kita aus? Welche Materialien sind vorhanden? Die Kriterien in diesem Bereich hängen oft von äußeren Umständen wie den finanziellen Mitteln oder dem Platz in Ihrer Kita ab. Dennoch ist dieser Bereich sehr wichtig: Denn Grundmauern tragen ein Haus ebenso wie das Vorhandensein von z. B. zugänglichen Materialien das selbständige Forschen ermöglicht. Dieser Bereich ist in zwei Kriterien unterteilt: 1. Räumlichkeit Regt der Innen- und Außenraum der Kita zum Forschen und Entdecken an? Dabei sind folgende Punkte von Bedeutung: 2. Material Die Kita verfügt über Räume oder Bereiche innerhalb der Kita, die für Kinder frei zugänglich sind und wo sie selbstständig forschen können. Die Kita verfügt über einen Außenbereich, der zum Forschen anregt. Das Grundelement Wasser ist für Kinder zugänglich. Gibt es Materialien, Gegenstände, Geräte und Medien, die von den Kindern eigenständig zum Forschen genutzt werden können und jederzeit zugänglich sind? Dabei insbesondere: Gebrauchs- bzw. Alltagsgegenstände zum Forschen wie z. B. Kaffeefilter, Reißzwecke, Filzstifte, Trinkhalme. Forschungsinstrumente wie z. B. Pipetten, Lupen, Mikroskope. Technische Geräte zum Kennenlernen, Verstehen, Begreifen und Nutzen (z. B. Telefon, Uhren, Computer). Bücher oder Spiele mit naturwissenschaftlichen, mathematischen oder technischen Bildungsinhalten. 4
Der Innenraum = Prozessqualität Die Prozessqualität beschreibt das Wie : Wie wird in Ihrer Kita geforscht? Wie begleiten Sie als pädagogische Fachkraft das Lernen der Mädchen und Jungen? Wichtig ist hierbei, dass Kinder und Erwachsene eine lernende Gemeinschaft bilden und sich gemeinsam weiterentwickeln. Der Bereich Prozessqualität ist in drei Kriterien unterteilt: 1. Kinder forschen Jedes Kind soll im Verlauf seiner Kita-Zeit die Gelegenheit haben, naturwissenschaftliche, mathematische oder technische Bildungsinhalte während des regulären Kita-Alltags zu erfahren, z. B. durch Versuche/Experimente oder im Rahmen eines Projekts. Es werden Versuche/Experimente mit den Kindern erarbeitet. Dies kann im Rahmen von Projekten oder während des regulären Kita-Alltags geschehen. Kinder forschen mindestens einmal pro Woche, entweder frei oder durch eine pädagogische Fachkraft angeleitet. Es werden zwei oder mehr Projekte mit naturwissenschaftlichen, mathematischen oder technischen Bildungsinhalten pro Jahr mit den Kindern erarbeitet. Die gewünschte Anzahl von Projekten ist: bis 120 Kinder: mind. zwei Projekte ab 120 Kinder: mind. drei Projekte 2. Projektarbeit Eines der durchgeführten Projekte soll von der Kita ausgewählt und näher beschrieben werden. Anhand dieses Projekts werden folgende Punkte betrachtet: 2.1 Inhalt Projekt Der Bildungsbereich Naturwissenschaften, Mathematik oder Technik ist ein zentraler Bestandteil Ihres Projekts. Unterschiedliche Bildungsbereiche werden in die Projektarbeit integriert, z. B. Naturwissenschaften, Unterstützung des Spracherwerbs, Alltagskompetenz, Experimentieren, kreatives Gestalten etc. Im Rahmen der Projektarbeit werden methodisch vielfältige Lernzugänge eröffnet, z. B. durch Einbindung unterschiedlicher Aktivitäten. 5
2.2 Lernprozess Die Kinder erfahren das naturwissenschaftliche Denken und Handeln und erweitern ihre Basiskompetenzen. Fragen stellen: Alltägliche Fragen und Anregungen der Kinder werden als Anknüpfungspunkte für naturwissenschaftliche, mathematische oder technische Betrachtungen genutzt und aufgegriffen. Vorwissen, Ideen und Vermutungen sammeln: Die Kinder werden angeregt, ihr Vorwissen, ihre Sichtweisen und Erfahrungen über Themen einzubringen. Planen: Die Kinder werden entsprechend ihren altersgemäßen Möglichkeiten in die Vorbereitung und Planung einbezogen. Ausprobieren und Experimentieren: Die Kinder forschen und probieren Neues aus, z. B. im Rahmen von Versuchen/Experimenten. Beobachten und Beschreiben: Die Kinder beobachten und werden zum Beschreiben angeregt. Ergebnisse dokumentieren: Die Kinder dokumentieren Ergebnisse auf vielfältige Weise (entsprechend ihres Alters). Zusammenhänge erkennen und Ergebnisse erörtern: Die pädagogische Fachkraft regt die Kinder an, Dingen auf den Grund zu gehen und einfache Zusammenhänge zu erkennen. Kompetenzen fördern: Die Kinder erweitern ihre Selbstwirksamkeit, Selbstvertrauen, soziale Kompetenz, Interaktion, Sprache, Kommunikationsfähigkeit, feinmotorische Fertigkeiten, Lernkompetenz und erfahren Wissenszuwachs sowie Freude und Interesse am Forschen. 6
Der Außenraum = Öffnung nach außen Alle Aktivitäten, die Außenstehende in den Kita-Alltag einbringen, werden in diesem Qualitätsbereich betrachtet. Wichtig hierbei ist z. B. dass Eltern und Großeltern regelmäßig über die naturwissenschaftlichen, mathematischen oder technischen Bildungsinhalte informiert werden oder sich aktiv beteiligen können. Auch der Besuch von Lernorten oder die öffentliche Darstellung Ihres Engagements in diesem Bereich ist von Bedeutung. Der Bereich Öffnung nach außen ist in vier Kriterien unterteilt. 1. Familienbezug Werden Eltern und Großeltern über die naturwissenschaftlichen, mathematischen oder technischen Bildungsinhalte informiert und können sich aktiv beteiligen? Die Einbindung von Eltern/Großeltern kann insbesondere durch folgende Punkte unterstützt werden: Eltern/Großeltern werden kontinuierlich über die Umsetzung der naturwissenschaftlichen, technischen oder mathematischen Bildungsinhalte informiert (z. B. Aushänge, Elternbriefe). Es wird mindestens einmal pro Jahr eine Veranstaltung für Eltern/Großeltern mit naturwissenschaftlichen, technischen oder mathematischen Bildungsinhalten durchgeführt (z. B. Elternabend, Eltern-Forschertag). Eltern/Großeltern haben die Möglichkeit, sich aktiv an der Planung und Durchführung von naturwissenschaftlichen, technischen oder mathematischen Bildungsinhalten zu beteiligen. 2. Paten/Bildungspartner Kommen Paten oder andere Bildungspartner in die Kita, um Bildungsinhalte mit den Kindern zu erarbeiten und/oder sind über einen längeren Zeitraum (z. B. mehrere Monate) an die Einrichtung gebunden? 3. Lernorte und Kooperationspartner außerhalb der Kita Werden Lernorte außerhalb der Kita besucht (z. B. Museen, Betriebe, Planetarium) und Kooperationen mit Grundschulen oder anderen lokalen Institutionen geschlossen? 4. Öffentlichkeit Werden die naturwissenschaftlichen, mathematischen oder technischen Bildungsinhalte in der Öffentlichkeit dargestellt (z. B. Veranstaltungen, Pressemitteilungen, Website)? 7