FK-Unterlage für BLS-AED-Experten



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FK-Unterlage für BLS-AED-Experten 1. Motivation Der Herzstillstand ist die häufigste Todesursache in Industrienationen. In der Schweiz stirbt jede Stunde ein Mensch daran. Die Chance, einen Herzstillstand ohne schwere Hirnschäden zu überleben, nimmt rasch ab. Es steht deshalb nur wenig Zeit zur Einleitung der lebensrettenden Sofortmassnahmen BLS-AED zur Verfügung (BLS = Basic Life Support, AED = Automatische Externe Defibrillation). Ursachen eines Herzstillstandes können unter anderem Herzinfarkt, Atemstillstand, Vergiftung, Elektrounfall, Unterkühlung oder Schock sein. Eine korrekt ausgeführte Herz-Lungen-Wiederbelebung, abgekürzt CPR (Cardio-pulmonale Reanimation), zusammen mit Frühdefibrillation, ist für Menschen mit einem Herzstillstand oft lebensrettend. Bei BLS-AED handelt es sich um eine Kombination von Mund-zu-Nase-Beatmung und Herzmassage (CPR) unter Einsatz eines Frühdefibrillations-Gerätes (AED).

1.1. Erste Hilfe Beim Notfallpatienten mit Herzstillstand sind die lebenswichtigen Organfunktionen von Gehirn und Herz unmittelbar gefährdet. Rasche Erste Hilfe durch einen Laien kann durch kein noch so gutes Notarztsystem ersetzt werden, da bei einem Atem- bzw. Kreislaufstillstand die Nervenzellen des Gehirnes schon nach drei Minuten fehlende Atmung abzusterben beginnen. Schwere irreversible Schädigungen des Gehirnes sind dann die Folge davon. Die durchschnittliche Anfahrtszeit für Rettungsfahrzeuge beträgt selbst in Ballungszentren länger als drei Minuten. Nach dieser Zeit treten ohne der raschen und richtigen Ersten Hilfe bereits unheilbare Schäden im Gehirn auf. 1.2. Fakten Statistiken weisen aus, dass 67 Prozent der Anfälle zu Hause und 14 Prozent in der Öffentlichkeit eintreten. In mehr als zwei Drittel der Fälle ist zumindest eine weitere Person anwesend. Studien in Deutschland und den USA haben gezeigt, dass bis zu 40 Prozent der Herztoten durch eine rasche Soforthilfe eines geschulten Mitmenschen eine reale Überlebenschance gehabt hätten. Der Zeitfaktor für eine erfolgreiche Reanimation liegt bei 3-5 Minuten bis zum Start der Rea. Der Rettungsdienst braucht durchschnittlich 10-15 Minuten bis zum Eintreffen. Nach 3 Min können bereits irreversible Hirnschäden auftreten Ohne Reanimation sinken die Überlebenschancen in der Minute um 7-10 %

2. Beurteilung BLS-AED-Schema Bei der Beurteilung eines Patienten soll grundsätzlich der gesunde Menschenverstand im Vordergrund stehen. Bei eindeutigen Notfallsituationen, wie starke Blutungen und Schock, müssen ohne Zeitverlust die nötigen Massnahmen getroffen werden. Die richtigen Massnahmen sind ohne weitere Abklärungen auf Anhieb ersichtlich. Auch bei weiteren Notfallsituationen, bei denen die Patienten bei Bewusstsein sind oder man mehr Zeit zur Beurteilung (z.b. Rückenverletzungen) benötigt, ist je nach Befund vorzugehen. Bei Ansprechbarkeit des Patienten empfiehlt es sich, dass der Puls während der Patientenüberwachung regelmässig kontrolliert wird. Falls die Atmung vorhanden ist, wird der Patient in die Bewusstlosenlagerung (stabile Seitenlagerung) gebracht. Es gibt jedoch eine Situation, bei der es auf rasches, gezieltes und schematisches Vorgehen ankommt: Es geht darum, den schlimmsten Fall eines Herz-Kreislaufstillstandes ohne Zeitverlust zu erkennen und die richtigen Massnahmen einzuleiten. Für diesen Fall ist das BLS-AED-Schema anzuwenden. Bewusstsein und spontane Lebenszeichen: Reaktionen des Patienten, nachdem er vom Helfer angesprochen worden ist. Natürliche Abwehrreflexe wie Husten, Erbrechen, Niesen, Schlucken usw. Falls beim Patienten keine spontanen Lebenszeichen festgestellt werden können, muss sofort alarmiert, der AED angefordert und mit 30 Thoraxkompressionen begonnen werden. Alarmierung: Um dem Patienten eine schnelle, professionelle Hilfeleistung (Rettungsdienst) zu gewährleisten, muss die Alarmierung sofort nach Feststellung der Bewusstlosigkeit abgesetzt und ein AED angefordert werden. Es ist wichtig, weitere Personen beizuziehen (z.b. durch Hilferuf, Ansprechen) und diese mit der Alarmierung und/oder der Materialbeschaffung zu betrauen. Kontrolle der Atmung Sehen, Hören, Fühlen: Sofern bei der Beatmung auf Wiederstand gestossen wird, kann kurz eine Mundkontrolle durchgeführt und sofern notwendig die Fremdkörper aus dem Mund entfernt werden. Details zu den Thoraxkompressionen und der Beatmung sind in einem nachfolgenden Kapitel genau beschrieben. Ist ein AED-Gerät vorhanden wird nach dessen Anweisungen und ohne Vernachlässigung von Thoraxkompressionen und Beatmung vorgegangen.

BLS-AED-Schema und Überlebenskette für Nothelfer

3. Das gesunde Herz Der Blutkreislauf wird durch das als zentrale Pumpe wirkende Herz aufrechterhalten. Das Herz ist ein mehrkammeriger Hohlmuskel, der durch sein Zusammenziehen (Kontraktion) das Blut aus den Herzkammern auswirft. Es hat etwa die Grösse einer Faust und liegt zwischen den beiden Lungenflügeln hinter dem unteren Teil des Brustbeins - zu 2/3 in der linken und zu 1/3 in der rechten Thoraxhälfte. Die Herzspitze befindet sich auf der Höhe des linken fünften Zwischenrippenraumes. Mit seiner Unterseite liegt das Herz auf dem sehnigen Teil des Zwerchfells auf. Das Herzgewicht beträgt ca. 0.4 0.5% vom Körpergewicht was einem Gewicht von ca. 300 500g entspricht. Es ist abhängig von Trainingszustand und Körpergrösse. Herzgewichte über 500g bezeichnet man als sogenanntes "kritisches" Herzgewicht, ab dem die Eigenversorgung des Herzmuskels über die Herzkranzgefässe nicht mehr gewährleistet ist.

Das Herz ist in eine rechte und eine linke Kammer unterteilt, der jeder ein Vorhof vorgeschaltet ist. Zwischen den Vorkammern und den Kammern sowie an den Austrittsöffnungen aus den Herzkammern sind Klappen eingebaut, die ein Zurückfliessen des Blutes in die falsche Richtung verhindern. Durch Kontraktion der Herzkammern (Systole) wird das Blut in die grossen Schlagadern (Aorta = Körperkreislauf, Lungenarterien = Lungenkreislauf) ausgestossen. Die Segelklappen sind dabei geschlossen, ein Rückfluss des Blutes in die Vorhöfe ist damit verunmöglicht. Während der Kammersystole erweitern sich die Vorhöfe und saugen dadurch Blut aus Lungen- bzw. Hohlvenen an. Bei der Erschlaffung der Herzkammern (Diastole) erweitern sich diese, Blut fliesst nun aus den Vorhöfen in die Kammern. Ein Rückfluss aus den grossen Arterien wird durch die geschlossenen Taschenklappen verhindert. Die Vorhöfe kontrahieren sich. Jeder Kontraktion des Herzens entspricht ein Herzschlag. Normalerweise zählt man 60-80 Herzschläge pro Minute (Puls).

Die wichtigste Struktur für die Erregungsbildung des Herzens ist der Sinusknoten, der sich in der Wand des rechten Vorhofes unmittelbar an der Mündungsstelle der oberen Hohlvene befindet. Er gibt im Normalfall dem Herzen den Rhythmus. Vom Sinusknoten gelangt die Erregung ohne spezielles Leitungssystem über die Vorhofsmuskulatur zu einem weiteren Schrittmacherzentrum, dem AV-Knoten. Den AV-Knoten findet man am Boden des rechten Vorhofes dicht an der Vorhofscheidewand. Er liegt also nahe der Grenze zwischen Vorhof und Kammer, diesem Umstand verdankt er auch seinen Namen (Atrio ventrikular Knoten). Er nimmt die Erregungen von der Vorhofsmuskulatur auf und leitet sie weiter zum His- Bündel. Von da gehen die elektrischen Impulse über die Kammerschenkel (auch Tawara- Schenkel) zu den Purkinje-Fasern, die sie an die Herzmuskulatur weitergeben. Bei Ausfall des Sinusknotens kann der AV-Knoten noch einen Rhythmus von 40-60 Erregungen/min aufbauen. Das Reizleitsystem ist Bestandteil des vegetativen Nervensystems und kann nicht willentlich beeinflusst werden.

Das Herz selber muss auch, wie jedes andere Organ, mit Blut versorgt werden. Dies geschieht über zwei kleine Gefässe, die von der Aorta abzweigen. Das eine zieht quer über die rechte, das andere quer über die linke Herzhälfte. Da beide Arterien mit ihren Verzweigungen das Herz wie einen Kranz umschliessen, werden sie Herzkranzarterien (Koronararterien) genannt.

4. Herzstörungen und Hirnschlag Die häufigste Todesursache in der Schweiz lautet Herzversagen. Es gibt verschiedene Gründe, warum ein Herz aufhört zu schlagen. An erster Stelle steht der Herzinfarkt. 4.1. Gründe für einen Herz-Kreislauf-Stillstand Die Gründe für einen Herz-Kreislauf-Stillstand können sehr unterschiedlich sein: - Herzinfarkt - Rhythmusstörungen - Trauma, Blutungsschock - Elektrounfall - Sauerstoffmangel (Ersticken, Ertrinken) - Thermische Notfälle (Unterkühlung, Verbrennungen) - Vergiftungen (Medikamente, Drogen usw.) - Allergische Reaktionen 4.2. Herzinfarkt und Hirnschlag Bereits ab dem 20. Lebensjahr verkalken unsere Gefässe. Das ist ein ganz normaler Prozess. Bei einigen Personen geht dies allerdings schneller. So kommt es vor, dass es bereits im mittleren Alter (ab 40 Jahren) zu einem ganzen Verschluss kommen kann. Betrifft dieser Verschluss ein Herzkranzgefäss wird der dahinterliegende Teil des Herzmuskels nicht mehr mit Sauerstoff versorgt und stirbt ab. Bei einem Herzinfarkt kommt es auf die Grösse der betroffenen Stellen an. Verstopft eine Herzarterie ganz am Rande, ist ein kleiner Teil des Herzmuskels betroffen. Häufig werden solche Infarkte gar nicht bemerkt. Verstopft die Arterie an der grössten Stelle, wird der ganze Herzmuskel nicht durchblutet und stirbt ab. Das Herz kann nicht mehr arbeiten und bleibt stehen. Wird ein Infarkt rechtzeitig behandelt, hat man die Möglichkeit, ein verstopfendes Blutgerinnsel medikamentös aufzulösen oder eine verschlossene Herzranzarterie operativ durch eine künstliche (Bypass) zu ersetzen, bevor der Herzmuskel abstirbt. 4.2.1. Risikofaktoren für Herzinfarkt und Hirnschlag Gewisse Personen neigen dazu, später einmal einen Herzinfarkt zu kriegen. Heute weiss man, dass gewisse Faktoren den Herzinfarkt begünstigen, sogenannte Risikofaktoren. Die Risikofaktoren für einen Herz-Kreislauf-Stillstand durch Herzinfarkt oder Hirnschlag sind: - Rauchen - Hoher Blutdruck (Hypertonie) - Erhöhter Blutfettwert (Hypercholesterin) - Bewegungsmangel - Übergewicht (Adipositas) - Zuckerkrankheit (Diabetes) - Stress

4.2.2. Symptome eines Herzinfarktes - Typisches Symptom des Herzinfarktes ist ein Herzschmerz, der auch im Ruhezustand nicht aufhört. - Dieser Schmerz kann in die Arme (mehrheitlich links), den Hals, Schulterpartie oder in den Magen ausstrahlen. - Die Betroffenen sind oft unruhig, fühlen sich beengt und haben grosse Angst, ja oft Todesangst. - Bei einem grossen Infarkt sieht man oft Schockzeichen wie Blässe, rasender Puls, kalter Schweiss oder Bewusstseinstrübung. - Auch können Zeichen wie Unwohlsein, geringe Atemnot oder Schwindelgefühle auftreten. 4.2.3. Symptome eines Hirnschlages - Plötzliche Schwäche, Lähmung und/oder Taubheitsgefühl - Sehstörungen - Verlust der Sprache - Drehschwindel und Gehunfähigkeit - Manchmal starke Kopfschmerzen 4.2.4. Massnahmen bei einem Herzinfarkt Oft sind wir als Laien in einer solchen Situation überfordert, denn konkrete Hilfeleistungen gibt es nicht viel. Ein Herzinfarktpatient braucht dringendst ärztliche Hilfe. Bis diese eintrifft, ist Folgendes zu tun: - Patientenoberkörper hochlagern, damit der Druck auf das Herz abnimmt - Beengende Kleidungsstücke wie Krawatte oder Halstuch entfernen - Patienten beruhigen - Patienten fragen, ob er ein Medikament (Nitroglyzerin) hat und ihm bei dessen Einnahme helfen - Bei Bewusstlosigkeit muss das BLS-AED-Schema angewendet werden und entsprechend gehandelt werden 4.2.5. Vergleich Angina Pectoris/Herzinfarkt Angina Pectoris Herzinfarkt Zu Deutsch Brustenge, Herzenge Absterben eines Herzmuskelbezirks Symptome Sek. bis Min. andauernd 15-30 Min. andauernd im Brustkorb, kann in die Arme (mehrheitlich links), den Hals, Schulterpartie oder in den Magen ausstrahlen. Schmerzen Häufig besteht ein gürtelförmiges Engegefühl um den Brustkorb mit Erstickungsanfall und Atemnot bis zu Vernichtungsgefühl und Todesangst intensiver und länger Auslösung körperliche Anstrengung, Aufregung, Kälte, evtl. schwere Mahlzeiten Ursache Missverhältnis von akute Unterbrechung der Sauerstoffangebot und Blutversorgung (infolge -bedarf im Herzen. Herzinsuffizienz, Thrombus) >70% Lumeneinengung Therapie Nitroglyzerin (häufig prompte Besserung) Nitroglyzerin Thrombolyse, wenn Infarktereignis <6Std. zurückliegend (im Spital)

4.2.6. Massnahmen bei einem Hirnschlag - Sofort alarmieren - Flachlagern - Patienten überwachen und betreuen - Bei Bewusstlosigkeit vorgehen nach BLS-AED-Schema 4.3. Der Herzstillstand / Kreislaufstillstand 4.3.1. Erkennen eines Herzstillstandes Die Beurteilung des Patienten nach dem BLS-AED-Schema führt gezielt auf die notwendigen Massnahmen bei einem Herzstillstand. 4.3.2. Massnahmen bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand Das Ziel der Wiederbelebungs-Massnahmen besteht darin, Gehirn und Herz möglichst rasch wieder mit sauerstoffreichem Blut zu versorgen. Bei der äusseren Herzdruckmassage wird das Herz zwischen Brustbein und Wirbelsäule zusammengedrückt. Durch diese Kompression wird Blut durch das Gefässsystem befördert. - Patient auf flacher und fester Unterlage in Rückenlage bringen. Eine wirksame Herzkompression kann nur auf einer harten Unterlage (z.b. Fussboden) erfolgen. Der Brustkorb muss zumindest soweit freigemacht werden, dass das Aufsuchen des Druckpunktes möglich ist und ein Abweichen vom Druckpunkt vermieden werden kann. - Neben die Schulter des Patienten knien. - Druckstelle aufsuchen: Diese liegt in der unteren Hälfte des Brustbeins. - Mit den Handballen drücken (die Hände parallel übereinander und quer zum Brustbein ansetzen) - Mit den Fingern keinen Druck auf die Rippen ausüben! - Arme gestreckt und senkrecht halten - Brustbein kräftig und gleichmässig 5-7cm tief komprimieren und danach rasch und vollständig entlasten. Die Kompressionsphase dauert gleich lang wie die Entlastungsphase. Die Hände müssen bei der Entlastung mit dem Brustbein in Kontakt bleiben, um die Druckstelle nicht zu verlieren. - Das Gewicht des Oberkörpers einsetzen, die Hüftgelenke sind der Drehpunkt.

- 30 Kompressionen mit einer Frequenz von 100-120 pro Minute - 2 Beatmungsstösse: Mund zu Nase oder Mund zu Mund. Es wird nur so viel Atemzugvolumen eingeblasen, dass sich Brustkorb und Oberbauch des Patienten gut sichtbar hebt und senkt (ca. 0.4 0.8 Liter) - Der Wechsel zwischen Beatmung und Kompression muss ohne Zeitverlust erfolgen. - Falls zwei Helfer vorhanden sind, übernimmt der eine das Beatmen und der andere die Kompressionen. Somit kann beim Wechsel Zeit gespart werden und es ist weniger anstrengend. - Sofern vorhanden unbedingt mit AED-Gerät arbeiten 4.3.3. Gefahren und Verletzungen bei CPR - Bei zu tief liegender oder falsch angesetzter Druckstelle können Verletzungen von Leber, Milz, Magen und Zwerchfell auftreten. - Auch bei korrekter Durchführung der äusseren Herzmassage sind Brustbein- und Rippenfrakturen möglich. - Gelegentlich können Rippenfrakturen zu einem Pneumothorax (Luftansammlung im Brustfellraum), zu einem Hämatothorax (Bluterguss im Brustfellraum) oder auch zu einer Herzverletzung führen. - Besteht während der Durchführung der Herzdruckmassage den Eindruck, dass Brustbein oder Rippen gebrochen sind, prüfe den Druckpunkt, Druckrichtung sowie Druckstärke und setze die Herzdruckmassage fort. 4.3.4. Eigenschutz Schutzmassnahmen gegen übertragbare Infektionskrankheiten: Das Risiko einer Ansteckung mit Infektionskrankheiten während des Trainings in BLS-AED oder anlässlich der Beatmung wird weltweit als extrem gering bewertet. Potentiell gefährlich ist der Kontakt mit Blut von Patienten, weswegen dieser vermieden werden muss. Zur Beatmung sollen zwischen dem Helfer und dem Patienten vorbeugend einfache Beatmungshilfen eingesetzt werden. Blutet der Patient, werden solide wegwerfbare Handschuhe verwendet. 4.3.5. Abbruch Beendigung der BLS-AED frühestens nach: - Erfolgreicher Wiederbelebung, d.h. wenn wieder genügende Eigenatmung vorhanden ist - Übergabe des Patienten an Fachpersonal - Ärztlicher Anordnung - Erschöpfung des/der Helfer

5. Einsatz von AED-Geräten Als Standort muss ein Platz gewählt werden der leicht zugänglich ist. Z.B. Telefonkabinen, Kioske, Apotheken usw. 5.1. Kennzeichen eines AED-Standortes 5.2. Platzierung der Elektroden - Elektrode rechts: Neben dem Brustbein unterhalb des Schlüsselbeins - Elektrode links: In der vorderen Axillarlinie in Höhe des fünften Zwischenrippenraumes - Bei Kindern: Aufgrund der Platzprobleme ist es durchaus möglich, dass ein Elektrode vorne und die Andere hinten platziert wird

5.3. Gefahren bei der Defibrillation und Sicherheitsvorkehrungen Der Einsatz eines AED-Gerätes birgt gewisse Gefahren in sich. Das Gerät muss so eingesetzt werden, dass keine weiteren Personen verletzt werden und die Messungen ohne Störfaktoren durchgeführt werden können. Folgende Gefahren sind zu beachten: - Leitender Untergrund - Wasser und Feuchtigkeit - Explosive Stoffe und Dämpfe - Medikamentenplaster (z.b. Nitro-Pflaster) - Schmuck Sicherheitsvorkehrungen: - Oberkörper freimachen - rasieren der Brusthaare (nur Stellen für die Elektroden) - Nitro-Pflaster entfernen - Platzierung der Elektroden nicht auf Elektronik des Herzschrittmachers - keine Defibrillation bei Nässe (unbedingt trockene Haut der Patienten) - vor der Schockauslösung immer Kontrollblick von Kopf bis Fuss. - während der Defibrillation darf niemand den Patienten berühren - nicht in Räumen/Umgebung mit Staub und entzündlichen Dämpfen defibrillieren - nicht in unmittelbarer Nähe von starten, elektrischen Feldern defibrillieren 5.4. Defibrillation und Funktion eines AED-Gerätes Grundsätzlich funktionieren alle AED-Geräte gleich. Des Retter kann nach den Instruktionen des Gerätes vorgehen. - Das Geräte gibt nur geringe Energiemengen ab (ca. 120-200 Joules). - Der Stromimpuls wird von einer Elektrode zur Anderen abgegeben und wieder zurück. - Herzschädigungen kommen selten vor. - Die Analyse erfolgt alle zwei Minuten. - Defibrillation bei Kammerflimmern (pulslose Herzrhythmusstörung) und sehr stark erhöhter Herzfrequenz (Herzrasen mit anhaltendem, beschleunigten Puls über 180) - Kein Schock wird freigegeben bei fehlendem Rhythmus (Asystolie oder Nulllinie) und bei vorhandenen Lebenszeichen (mehr oder weniger normaler Sinusrhythmus). Die Herzmassage wird fortgesetzt.