Chefinnen im Mittelstand: Unternehmerische Tätigkeit von Frauen Dr. Margarita Tchouvakhina Volkswirtschaftliche Abteilung Round-Table-Gespräch Unternehmerinnen auf Wachstumspfad Berlin, 05.10.2011
Selbstständige Frauen und Unternehmerinnen in Deutschland sind von der Anzahl noch nicht ausreichend stark vertreten knapp 4% der erwerbstätigen Frauen sind Unternehmensinhaberinnen (7% selbstständig) 730.000 Unternehmen sind in Frauenhand (ca. 20% der mittelständischen Unternehmen) sie beschäftigen 3 Mio. Personen (13% aller Beschäftigten im Mittelstand) und tätigen etwa 9% der Investitionen des mittelständischen Unternehmenssektor sie besitzen ca. 14% des Betriebesvermögens ihre Bedeutung nimmt jedoch zu Der Unternehmerinnenanteil ist im vergangenen Jahrzehnt gewachsen (2002: 15%) jedes Jahr wagen 300 bis 400. Tsd. Frauen den Schritt in die Selbstständigkeit für Frauen ist die Selbstständigkeit als Erwerbsform deutlich attraktiver geworden Quellen: KfW-Mittelstandspanel 2010, KfW-Gründungsmonitor, Statistisches Bundesamt, DIW-Studie (2007) 2
Frauen starten lieber kleinere Gründungsprojekte Von den 349.000 Gründerinnen, die sich letztes Jahr selbstständig gemacht haben begannen zwei Drittel ihre Selbstständigkeit im Nebenerwerb, während männliche Gründer zu gleichen Teilen im Voll- und Nebenerwerb starteten Frauen gründen am häufigsten im Bereich der persönlichen Dienstleistungen sie starten sowohl häufiger ohne Teampartner in die Selbstständigkeit als auch ohne Mitarbeiter und wenn sie Mitarbeiter beschäftigen, dann im Durchschnitt weniger bei Gründerinnen liegt der Finanzierungsbedarf nochmals niedriger als bei Gründern Gründerinnen beenden häufiger als Gründer ihre Projekte bereits nach kurzer Zeit Bereits bei der Gründung messen Frauen Einkommensaspekten und Wachstum eine relativ geringe Bedeutung bei Hauptmotive im Nebenerwerb: zeitliche Flexibilität und Hinzuverdienstmöglichkeit Hauptmotive im Vollerwerb: Realisierung eigener Ideen, Wunsch eigener Chef zu sein, sowie zeitliche Flexibilität Quelle: KfW-Gründungsmonitor 3
Je größer das Unternehmen, desto seltener wird es von einer Frau geführt Bevölkerung Nebenerwerbsgründer Vollerwerbsgründer Unternehmen mit < 5 FTE Unternehmen mit 5 bis 9 FTE Unternehmen mit 10 bis 49 FTE Unternehmen mit > 50 FTE 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% Frauenanteil Männeranteil Quellen: KfW-Gründungsmonitor für 2011, KfW-Mittelstandspanel für 2010, Statistisches Bundesamt für 2009 4
Sind Frauen als Unternehmerinnen weniger erfolgreich? Nein! Gemessen an subjektiv wahrgenommener Einkommensentwicklung und Lebenszufriedenheit in Bezug auf die wahrgenommene Einkommensentwicklung weisen Gründerinnen im Vergleich zu Zwillingsgründern keine signifikanten Unterschiede auf Gründerinnen sind mit ihrem Leben zufriedener als Gründer Ja! Gemessen am Unternehmenswachstum: Unternehmen von Frauen wachsen langsamer bzw. bleiben häufiger in ihrer Startgröße stecken in den Jahren 2006 bis 2008 lag das Umsatzwachstum der Frauenunternehmen stets um ein bis zwei Prozentpunkte unter dem der Männerunternehmen auch in den Dienstleistungsbranchen, wo der Frauenanteil vergleichsweise hoch ist, sind Unternehmen von Frauen im Durchschnitt kleiner 5
Unternehmen von Frauen wachsen langsamer 12 10 11,0 10,2 8 6 9,5 9,1 5,9 7,9 7,2 5,5 4 2 0-2 -4-6 -8 2006 2007 2008 2009 2010-4,2-6,5 Männer Frauen Jährliche nominale Wachstumsrate des Umsatzes zwischen 2006 und 2010 in männer- und frauengeführten Unternehmen (in Prozent) Quelle: KfW-Mittelstandspanel 2007-2011 6
weil Unternehmerinnen seltener investieren 60% 53,5% 52,6% 53,4% 53,9% 50% 40% 48,2% 47,9% 45,4% 33,4% 34,3% 40,3% 39,4% 45,3% 39,3% 44,5% 47,3% 39,1% 30% 33,4% 29,9% 20% 10% 0% 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 Männer Frauen Anteile der frauen- und männergeführten Unternehmen, die investiert haben Quelle: KfW-Mittelstandspanel 2003-2011 7
und falls sie investieren, seltener sowohl in Expansion als auch in Rationalisierung Innovation / FuE 8% 12% 9% 11% Umsatzsteigerung 40% 47% 46% 50% Technische Neuerung 48% 57% 58% 63% Erneuerung Produktsortiment 24% 30% 29% 35% Rationalisierung / Kostensenkung 20% 31% 34% 45% 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% männlich männlich min. 5 FTE-Beschäftigte weiblich weiblich min. 5 FTE-Beschäftigte Investitionsziele der frauen- und männergeführten Unternehmen nach Unternehmensgrößenklassen Quelle: KfW-Mittelstandspanel 2010 8
Frauen starten kleinere Projekte und lassen ihre Unternehmen langsamer wachsen, weil sie dadurch die Balance zwischen Beruf und Privatleben besser halten können ihnen unternehmerischer und auch finanzieller Erfolg weniger wichtig ist als Männern erfolgreiche Frauen eher soziale Sanktionen als Anerkennung und Unterstützung erfahren beruflich erfolgreiche Mütter mit dem Problem der Kinderbetreuung und/oder Rabenmutter - Image konfrontiert sind Frauen sich aufgrund ihrer Erziehung und Sozialisierung weniger zutrauen als Männer Frauen vorsichtiger und risikoscheuer agieren 9