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sehr geehrter Herr Benkler, sehr geehrte Damen und Herren,

Transkript:

Es gilt das gesprochene Wort Sperrfrist: Redebeginn Begrüßung/Eröffnung von Prof. Dr. Reinhold Weiß Ständiger Vertreter des Präsidenten und Forschungsdirektor des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) aus Anlass der Auftaktveranstaltung DEQA-VET Deutsche Referenzstelle für Qualitätssicherung in der beruflichen Bildung am 22. September 2009 Bundesinstitut für Berufsbildung Robert-Schuman-Platz 3 53175 Bonn Telefon: 0228 / 107-0 Fax: 0228 / 107-29 67 E-Mail: zentrale@bibb.de Internet: www.bibb.de 1

Sehr geehrte Frau Weißwange! Sehr geehrte Frau Haugg! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Über Fragen der Qualitätssicherung - auch in der beruflichen Bildung - wird in der Bundesrepublik nicht erst heute und heute sicher nicht zum letzen Mal gesprochen. Das Thema ist jedem, der sich mit Berufsbildung befasst in welcher Funktion in welchem Bereich auch immer vertraut. Das Thema hat aber so unterschiedliche Facetten, dass schon die Verständigung darüber, worum es eigentlich geht, gar nicht so einfach ist. Meinen wir die Qualität des Systems, das Qualitätsmanagement einzelner Akteure oder die Qualität von Lehr- und Lernprozessen, wie sie von den Adressaten erlebt und wahrgenommen wird. Ich freue mich, Sie heute hier im Bundesinstitut begrüßen zu können. Sie repräsentieren eine Vielzahl von Akteuren und Akteursgruppen, an thematischen Zugängen und Zuständigkeiten, von Erfahrungen und Kompetenzen. Besonders freut mich das Interesse aus den Bundesländern an dieser Initiative. Denn eine enge Bund-Länder-Zusammenarbeit ist so unerlässlich wie der Austausch und die Kooperation zwischen der betrieblichen Ausbildung und dem Lernort Berufsschule. Der Auftrag des Deutschen Bundestags Bereits im Jahr 2005 hatte der Deutsche Bundestag in seiner Entschließung anlässlich der Verabschiedung des novellierten Berufsbildungsgesetzes das BBiG als ein umfassendes Instrumentarium zur Sicherung der Qualität der beruflichen Bildung gewürdigt. Zugleich hatte er die Bundesregierung aufgefordert gemeinsam mit den Sozialpartnern und mit Unterstützung des BIBB, Verfahren zur externen Evaluation der Qua- 2

litätssicherungspraxis in der beruflichen Aus- und Weiterbildung zu erarbeiten. Damit machte der Deutsche Bundestag deutlich, dass nur relativ wenig gesicherte Erkenntnisse zur Umsetzung der Qualitätsziele und zur Wirksamkeit von Qualitätssicherungsmaßnahmen und -instrumenten des BBiG vorliegen. Weiter heißt es in der Entschließung. Solche Evaluationen sollten zum Ziel haben, die an der Berufsbildung beteiligten dabei zu unterstützen, die Praxis der Qualitätssicherung weiterzuentwickeln und ihnen dazu geeignete und praktikable Instrumente zur fortlaufenden Qualitätssicherung und zum Qualitätsmanagement an die Hand zu geben. Europäische Anschlussfähigkeit Die Entwicklung von Qualitätssicherungsansätzen sollte europäisch anschlussfähig sein. Hierzu bietet die Empfehlung des Europäischen Parlaments und des Rates zur Einrichtung eines europäischen Bezugsrahmens für Qualitätssicherung in der beruflichen Aus- und Weiterbildung (EQARF) eine wichtige Orientierung. Den Mitgliedstaaten wird empfohlen, auf der Grundlage ausgewählter Indikatoren die Qualität ihrer Berufsbildungssysteme kontinuierlich zu prüfen und in einem Qualitätssicherungszyklus fortlaufend weiterzuentwickeln. Das heißt, es sollten solche Verfahren bevorzugt werden, die dem Qualitätsentwicklungszyklus von EQARF entsprechen. Damit ist keine Einheitslösung beabsichtigt wohl aber die Entwicklung eines Modells und eines Standards für Verfahren kontinuierlicher Qualitätsverbesserung. Ferner sollen sich die Kompetenzorientierung, die Kompetenzdimensionen, die Deskriptoren sowie die Niveaustufen des Europäischen und Deutschen Qualifikationsrahmens sich in der Definition von Qualitätszielen und Qualitätskriterien wiederspiegeln. 3

Das zeigt: Es wird zunehmend wichtig, Qualität und Qualitätsentwicklung auch auf der Systemebene verlässlich und international vergleichbar zu dokumentieren. Dies ist die Voraussetzung für wechselseitiges Vertrauen bei der Anwendung der Qualifikationsrahmen. Unter diesem Gesichtspunkt sollten in den nächsten Jahren im Rahmen von EQARF europäische Qualitätsindikatoren entwickelt und erprobt werden. Verständigung für Qualitätsziele Wer über Qualität und Qualitätssicherung beruflicher Bildung spricht oder diese beurteilen oder messen will, braucht Ziel- und Normwerte. Er sollte definieren können, was unter einer (guten) Qualität zu verstehen ist. Dies wäre einfach, wenn eindeutige und unbestrittene Vorstellungen darüber bestünden, was Qualität ist und wie sie gemessen wird. Tatsächlich aber weichen die Vorstellungen in der Wissenschaft wie auch in der beruflichen Praxis vielfach voneinander ab. Es gibt keinen Konsens, wie Qualität in der beruflichen Bildung einheitlich, eindeutig und zuverlässig bestimmt werden soll. Qualität muss daher immer wieder neu definiert werden. Weil es ein unbestimmter Terminus muss, ist die Verständigung darüber, die Diskussion über Kriterien und Verfahren der Qualitätsentwicklung, über den anzustrebenden Zustand wie auch die erreichten Ergebnisse unabdingbar. Ich bin fest davon überzeugt, dass der Diskurs uns weiter bringt! Dazu ist es wichtig zuzuhören, von anderen zu lernen, eigene Positionen auf den Prüfstand zu stellen und sich am Ende auch über Positionen und erforderliche Maßnahmen zu verständigen. DEQA-VET wird diesen Diskurs über die Qualitätssicherung fördern und intensivieren. 4

Themencluster: Qualität Das Bundesinstitut für Berufsbildung, das mittlerweile auf bald 40 Jahre des Bestehens zurückschauen kann, befasst sich seit vielen Jahren intensiv mit dem Thema Qualität. So stellen Fragen der Qualität und Qualitätsentwicklung einen Schwerpunkt im mittelfristigen Forschungs- und Entwicklungsprogramm des BIBB dar. Durch die Entwicklung / Überarbeitung von Ausbildungs- und Fortbildungsordnungen legen wir Grundlagen für eine zukunftsfähige, am Bedarf des Arbeitsmarktes und der Entwicklung der jungen Menschen ausgerichteten Berufsbildung. Durch Forschungsprojekte untersuchen wir die Relevanz von Qualitätsindikatoren und ihren Einfluss auf die Qualität und zwar aus Sicht von Experten, von Betrieben wie auch von Auszubildenden. In verschiedenen Forschungsprojekten haben wir aufschlussreiche Befunde vorgelegt. Einige davon werden heute vorgetragen werden. Die Europäischen Indikatoren für die Qualität von Ausbildungssystemen werden darüber hinaus einfließen in den Datenreport des Bundesinstituts zum Berufsbildungsbericht der Bundesregierung. Nationale Referenzstelle Vor etwas mehr als einem Jahr beauftragte das Bundesministerium für Bildung und Forschung das Bundesinstitut für Berufsbildung mit der Einrichtung der Nationalen Referenzstelle für Qualitätssicherung in der beruflichen Bildung in Deutschland. Damit erhalten die verschiedenen Projekte und Aktivitäten des BIBB auf dem Gebiet der Qualitätssicherung einen weiteren Impuls. Die Referenzstelle ist nunmehr eingerichtet und nennt sich DEQA-VET in Anlehnung an die europäische Terminologie zu 5

ENQA-VET, dem europäischen Netzwerk für Qualitätssicherung in der Berufsbildung. Ich wünsche uns allen gute und das heißt fruchtbare fachliche Diskussionen und einen intensiven Informations- und Erfahrungsaustausch über die Grenzen verschiedener Institutionen und Zuständigkeiten hinweg. Strittiges darf dabei nicht ausgeklammert werden, sondern muss zur Sprache kommen. Dies ist die Auftaktveranstaltung der Referenzstelle. Weitere Veranstaltungen in unterschiedlichen organisatorischen Formen und zu unterschiedlichen Themen werden folgen, in denen die heutigen Diskussionen weitergeführt werden müssen. Es darf jedoch nicht bei Diskussionen bleiben. Notwendig sind konkrete Initiativen, Programme und die Entwicklung kundenorientierter Serviceleistungen! 6