Der Transmissionsmechanismus nach Keynes

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Transkript:

Universität Ulm 89069 Ulm Germany Dipl.-Kfm. Philipp Buss Institut für Wirtschaftspolitik Fakultät für Mathematik und Wirtschaftswissenschaften Ludwig-Erhard-Stiftungsprofessur Wintersemester 2013/2014 Übung 3 Der Transmissionsmechanismus nach Keynes 3.1 Die makroökonomische Nachfrage IS-Kurve, LM-Kurve, aggregierte Nachfragekurve 3.2 Das makroökonomische Angebot Arbeitsmarkt, Reallohn, Produktionsfunktion Klassische Variante: flexible Löhne Keynesianische Variante: nach unten starre Löhne 3.3 Das makroökonomische Gleichgewicht Pessimistische Ertragsaussichten der Investoren Klassische Variante: Vollbeschäftigung Keynesianische Variante: Arbeitslosigkeit 3.4 Wirtschaftspolitische Maßnahmen Erhöhung der Geldmenge Ziel: Preisniveaustabilität Jarchow, Kapitel IV.2. Helmholtzstr. 20, Raum E 02 Tel. 0731 50-24265, Fax -24262 http://www.uni-ulm.de/wipo Philipp.Buss@uni-ulm.de

3 Der Transmissionsmechanismus nach Keynes Inhalt der Transmissionstheorie ist die Analyse der Übertragung monetärer Impulse auf den Gütermarkt. Das Totalmodell berücksichtigt alle Märkte, welche die makroökonomische Nachfrage und das makroökonomische Angebot beeinflussen. Dies ermöglicht die Analyse des Transmissionsmechanismus, also wie sich ein monetärer Impuls - auf das makroökonomische Gleichgewicht, - auf dem Gütermarkt, - auf den Nominallohn und - den Arbeitsmarkt auswirkt. 2

3.1 Die makroökonomische Nachfrage 3.1.1 Der Geldmarkt und die LM-Kurve Der Liquiditätspräferenztheorie zufolge gilt: Geldangebot M Geldnachfrage L(Y, r) Geldmarktgleichgewicht M/P = L Die LM-Kurve beschreibt folgende Zusammenhänge: Eine Erhöhung des Einkommens wird c.p. von einem Anstieg des Zinsniveaus begleitet. Eine Verminderung des Geldangebots führt zu einer Linksverschiebung der LM-Kurve und damit zu einem Anstieg des Zinsniveaus bei gegebenem Einkommen. 3

3.1.2 Gütermarkt und IS-Kurve Nachfrage Y d = C + I(r) + G Angebot Y (K, L) Gleichgewicht Y = Y d Die IS-Kurve beschreibt folgende Zusammenhänge: Steigt der Zins, muss das reale Inlandsprodukt sinken, soll das Gleichgewicht auf dem Gütermarkt erhalten bleiben. Eine Verschiebung der IS-Kurve kann durch Erwartungsänderungen zukünftiger Nettoeinnahmen oder durch Änderungen der Staatsausgaben verursacht werden. 4

3.1.3 Herleitung der makroökonomischen Nachfrage Die Schaubilder beschreiben folgende Zusammenhänge: Eine Erhöhung des Preisniveaus ist mit einer Minderung des realen Inlandsproduktes verbunden. Dieser Zusammenhang erklärt die Neigung der aggregierten Nachfragekurve. Die aggregierte Nachfragekurve wird verschoben, wenn sich die nominale Geldmenge M oder die Staatsausgaben ändern. 5

3.2 Das makröokonomische Angebot Die makröokonomische Angebotsfunktion berücksichtigt die Konstellation auf dem Arbeitsmarkt und die gesamtwirtschaftliche Produktionsfunktion. Aufgrund unterschiedlicher Annahmen über das Geldlohnverhalten ist zwischen klassischem Arbeitsmarkt und keynesianischem Arbeitsmarkt zu unterscheiden. Die Klassik unterstellt vollkommen flexible Geldlohnsätze. Dagegen geht Keynes davon aus, dass die Nominallöhne nach unten starr sind. Die Arbeitnehmer nehmen bei Unterbeschäftigung Reallohnsenkungen in Kauf, jedoch nur durch eine Preiserhöhung, nicht durch eine Nominallohnsenkung (Geldillusion). Diese unterschiedlichen Annahmen über den Arbeitsmarkt erklären den unterschiedlichen Verlauf der makroökonomischen Angebotskurve: Die klassische Angebotskurve ist unabhängig vom Preisniveau, wohingegen die keynesianische Angebotskurve preiselastisch ist, wenn gilt: L S > L D bei w 0 ; der Nominallohn also trotz Unterbeschäftigung auf Vollbeschäftigungsniveau verharrt. 6

3.2.1 Die klassische Variante 7

3.2.2 Die keynesianische Variante 8

Der keynesianische Arbeitsmarkt Bei einer Senkung des Geldlohnsatzes widersetzen sich die Anbieter von Arbeit, d.h. der Lohn sinkt nicht bei einem Überschussangebot an Arbeit Es gilt: L s > L d = L mit w = w 0 Der Geldlohnsatz Es gilt: w w 0 Die keynesianische Angebotskurve Die keynesianische Angebotskurve ist abhängig vom Preisniveau, solange keine Vollbeschäftigung herrscht. Die Angebotskurve ist unabhängig vom Preisniveau, sobald Vollbeschäftigung herrscht. Übungsfrage: Leiten Sie die aggregierte Angebotskurve nach der klassischen und der keynesianischen Variante her und begründen Sie den unterschiedlichen Verlauf! 9

3.3 Das makröokonomische Gleichgewicht Das makroökonomische Gleichgewicht ergibt sich aus dem Schnittpunkt - der makroökonomischen Nachfragekurve mit - der makroökonomischen Angebotskurve. Das makroökonomische Gleichgewicht kann durch exogene Schocks (Bsp. pessimistische Ertragsaussichten der Investoren) gestört werden. Anpassungsprozesse führen dazu, dass ein neues langfristiges Gleichgewicht erreicht wird. In der Keynesianischen Theorie ist das Gleichgewicht auf dem Gütermarkt nicht immer zwangsläufig mit Vollbeschäftigung verbunden. Der Anpassungsprozess kann blockiert werden, weil die Geldlohnsätze nach unten nicht flexibel sind. 10

3.4 Wirtschaftspolitische Maßnahmen Ist der Geldlohnsatz nach unten nicht flexibel, dann ist Geld in Bezug auf die realen Größen nicht neutral. Eine Senkung der Geldmenge oder eine Erhöhung der Geldmenge bei Unterbeschäftigung führt zu gleichgerichteter Änderung des realen Inlandsprodukts, der Beschäftigung und des Preisniveaus. 3.4.1 Beispiel: Expansive Maßnahmen Ausganssituation: Arbeitslosigkeit wegen eines nach unten nicht flexiblen Lohnsatzes Maßnahme: Erhöhung der Geldmenge Transmissionsmechanismus = Anpassungsvorgänge durch Geldpolitik: Das Angebot auf dem Geldmarkt erhöht sich, die Zinsen sinken. Der sinkende Zinssatz ist Anreiz für Investitionen. Die Investitionsgüterproduktion wird ausgeweitet. Daraus resultieren höhere Einkommen. Einkommen erhöhen sich weiter (Multiplikatoreffekt). Die Liquiditätspräferenz L(r, Y) für Transaktionszwecke steigt; damit steigt auch der Zinssatz. Investitionsanreize werden abgeschwächt. Das Preisniveau passt sich an die gestiegene Nachfrage an. Es kommt zu einer Abnahme der realen Geldmenge. Der Zinssatz steigt weiter. 11

Erhöhung der Geldmenge bei keynesianischem Arbeitsmarkt und Unterbeschäftigung 12

3.4.2 Preisniveaustabilisierung Bei Störungen auf dem Geldmarkt erweist sich die Zinssteuerung der Geldmengensteuerung als überlegen. Bei Störungen auf der Nachfrage- und Angebotsseite des Gütermarktes verhält es sich umgekehrt. Übungsfrage: Im Zuge der deutschen Wiedervereinigung kam es zu einer Störung des langfristigen Gleichgewichts durch einen Nachfrageschock. Stellen Sie mit Hilfe des keynesianschen Totalmodells die Wirkung der Wiedervereinigung auf die westdeutschen Märkte dar! Übungsfrage: Die neue deutsche Regierung plant Steuersenkungen. Wie wirken sich Steuersenkungen aus? Den Steuersenkungen steht ein hohes Staatdefizit gegenüber. Was passiert, wenn der Staat die Steuersenkungen über eine Ausweitung der Verschuldung finanziert? Diskutieren Sie kurz! 13