Predigt am Pfingstsonntag mit Konfirmation und Taufe von Steffen Reiche am 12.6.2011 in Köpenick zu 1.Mose 13 und Apg.2 Gnade sei mit euch und Frieden von dem der da war, der ist und sein wird. Liebe Schwestern und Brüder, fragt ein Küster ganz entnervt seinen Kollegen von einer andern Kirche: Bei uns in der Kirche gibt es so viele Mäuse und ich werde sie nicht los! Ganz einfach!, sagt der Kollege. Mach es so wie ich. Ich habe sie getauft und konfirmiert und weg waren sie. So soll es bei uns nicht sein. Einsegnung soll nicht Aussegnung sein, sondern Station auf dem Weg. Ihr seid sicher, dass Ihr zu Jesus Christus gehören wollt, seine Nachfolger sein wollt, also Christen. Mit eurem Ja, mit Gottes Hilfe werdet ihr das nachher öffentlich bekunden. Die meisten die hier sind, sind wie ihr getauft und konfirmiert. Konfirmation ist wie ein Edelstein. Sie funkelt in verschiedene Richtungen, hat verschiedene Bedeutungen. Zum einen ist es der Abschluss Eures Konfirmandenunterrichts. Früher war es auch der Abschluss der Schule. Zugleich ist es aber auch eine persönliche Entscheidung für Christus und seine Kirche. Ich bin sicher, wenn ihr euren Eltern gesagt hättet, ich will die Geschenke lieber bei einem anderen Fest, hätten sie eurem Wunsch entsprochen. Deshalb ist Konfirmation eine wichtige Station auf dem Lebensweg. Das nächste Mal, dass Ihr zu einem wichtigen persönlichen Fest in die Kirche kommt, kommt ihr zu zweit und feiert Hochzeit. Konfirmation heißt mündig werden, religionsmündig. Ihr entscheidet selbst, die Eltern sind nicht mehr Vormund. Wer selber antwortet, wie ihr nachher, trägt Verantwortung. Für sich und sein Leben. Der Unmündige lässt antworten, der Mündige antwortet selbst. Aber frei sein kann eben nur der, der mündig ist. Der Verantwortung übernimmt. 1
Gott hat euch bei eurem Namen gerufen in der Taufe, deshalb gehört ihr zu ihm. Ihr seid dabei nicht auf euch selbst angewiesen, sondern Gott weiß, dass Menschen dem unsichtbaren Gott, dem Schöpfer von Himmel und Erde nur folgen können, wenn sie durch seinen Geist, den Heiligen Geist, bei der Stange gehalten werden. Von Heiligen Geistern wird überall in den Religionen geredet. Immer ist damit gemeint, dass Menschen ihren Geist heiligen und sich so Gott nähern wollen. Solche Vorstellungen gibt es auch in der christlichen Religion. Aber im Kern geht es bei dem Geist von Pfingsten eben nicht um etwas Menschliches, was sich Gott nähert. Sondern mit dem Heiligen Geist kommt Gott zu uns Menschen und ändert unsere Vorstellungen, unser Denken. Deshalb hat sich Kirche auch immer geändert. Die manchmal berechtigte Kritik an der Kirche ist immer zuerst in der Kirche selbst entstanden, weil man dort zuerst sah, dass hier etwas nicht mit rechten Dingen zuging und zugeht. Die Kritik an der Kirche und allem anderen in der Welt entsteht durch das Hören auf den Heiligen Geist. Ihr habt euch wichtige Sätze als Tauf- bzw. Konfirmationsspruch ausgesucht. Sie sind zugleich Bekenntnis und Ausdruck eurer Hoffnung. Herr du hilfst Menschen. Der Herr ist mein Licht und mein Heil, vor wem sollte ich mich fürchten. Nicht den Geist der Furcht, der Verzagtheit, sondern der Kraft und Liebe hat uns Gott gegeben. Das heißt ihr spürt beides das da Furcht und Angst droht und Gott uns einen anderen Geist gibt, den wir als Christen geschenkt bekommen. Wo dieser Geist ist, da ist Freiheit. so heißt ein anderer eurer Sprüche. Wir haben im Konfirmandenunterricht auch über die Ringparabel gesprochen, die Lessing bei Boccachio im Mittelalter geklaut hat. Aber den bekanntesten Satz hat erst Lessing hinzugefügt: Der echte Ring vermutlich ging verloren. Und der hat die Geschichte verdorben. Wahrer Glaube wird nämlich an den Taten erkennbar. Und Freiheit, wir haben darüber in der Konfirmandenprüfung gesprochen, ist im Westen nicht durch das Klima entstanden, sondern ist von Christen gegen die Kirche und den Staat erkämpft worden. Aber eben aus dem Geist von 2
Pfingsten. Dieser Geist hat die Kirche zu immer neuen Ufern gebracht. Und deshalb müssen wir als Christen unseren Mund auftun für die Schwachen und für die, die verlassen sind. Das ist unser gemeinsamer Auftrag und einer hat sich das sogar als Leitspruch über das eigene Leben gesetzt. Dafür braucht man Unterstützung. Zum Beispiel in der Jungen Gemeinde. Wir sind als Presbyterium froh, dass wir euch erstmals eine Junge Gemeinde die sich bei uns in der Freiheit treffen wird, anbieten können. Ich denke das ist für euch ein Muss! wenn ihrs ernst meint. Denn Konfirmation ist nur ein Anfang für einen lebenslangen Weg, wo ihr nicht draufzahlt, sondern wo ihr eben Geborgenheit, Gelassenheit, Liebe und Orientierung bekommt. Wir haben die Geschichte vom Turmbau zu Babel vorhin gehört. Die Juden vor rund 3000 Jahren haben sich damit erklären wollen, warum es so viele verschiedene Sprachen gibt und die Völker einander nicht verstehen. Zu Pfingsten in Jerusalem endet diese babylonische Sprachverwirrung der Urzeit. Und nicht dadurch, dass nun alle die gleiche Sprache sprechen, so eine Art Esperanto. Sondern weil zum ersten Mal auf der Erde etwas passiert ist, was alle Menschen angeht, alle Menschen zu allen Zeiten und an allen Orten betrifft. Damals die Menschen im Römischen Reich und außerhalb, Freie und Sklaven in gleicher Weise. Und heute Menschen auf allen Kontinenten und in allen Staaten. Die Bibel ist das meistübersetzte Buch der Weltgeschichte. Die Bibel ist das Buch für 2 Milliarden Menschen. In 2508 Sprachen ist die Bibel oder zumindest Teile davon, heute übersetzt. Jedes Jahr kommen derzeit etwa 50 neue hinzu. Jeder kann also in seiner Sprache verstehen, was Gott für uns getan hat. So viele Christen wie heute gab es noch nie zuvor und es werden ständig mehr. Ihr seid also ganz bewusst Teil der größten Glaubensgemeinschaft der Erde geworden und vertraut mit diesen über 2,3 Milliarden Menschen darauf, dass Gott uns in Jesus Christus seine Liebe gezeigt hat. Hier bei uns werden es leider zur Zeit immer weniger, weil viele Menschen glauben, mir geht es so gut, ich schaff das schon allein. 3
Gott hat sich uns gezeigt, hat sich offenbart zu Weihnachten und zu Karfreitag und Ostern. Heute nun feiern wir, dass er durch seinen Geist zu uns kommt und durch diesen Geist die Kirche begründet. Pfingsten feiert die eine heilige Kirche ihren Geburtstag. Denn da begann die neue Fröhlichkeit der von Gott befreiten Menschen. So, dass man damals dachte, sie wären betrtunken. Der Philosoph Nietzsche hat Recht, wenn er sagt, die Christen müssten fröhlicher sein, damit er an Christus glauben kann. Aber er müsste z.b. mal auf einen Kirchentag kommen. Da erlebt er die fröhliche Freiheit der Kinder Gottes. Menschen die sich nicht kennen und trotzdem wie Geschwister zusammen leben. Soviel Lebensfreude, Gebet und Kultur war vielleicht noch nie in der sächsischen Kulturmetropole Dresden wie in den Tagen des Kirchentages in der vorigen Woche. Überall waren Menschen unterwegs, erkennbar am grünen Schal und hatten eine spürbare Lebensfreude, musizierten und spielten für einander. Ihr werdet in einer reformierten Kirche konfirmiert. In unserer Landeskirche sind wir eine kleine Minderheit, weltweit aber ist die reformierte Tradition von Zwingli und Calvin die dritte große Konfession nach den Katholiken und den Orthodoxen. Für manche sind keine Bilder, keine Kerzen, kein Kreuzschlagen und kein Altar besonders wichtig für das Reformiertsein. Ich denke, die konsequente reformierte Schrifttreue ist viel wichtiger, denn da müssten auch wir uns wohl als Kirche auf den Weg machen. Und das Glauben soviel wichtiger ist als alles Religiöse, was den Blick auf Christus manchmal in der Tat mehr verstellt und erhellt. Das ist reformiert. Und wie unsere Kirche das prophetische Amt ernst nimmt und unserer Zeit die Wacht ansagt! Barmherzig und entschieden sagt, was ist. Das ist reformiert. Gott schenkt seinen Heiligen Geist. Ja. - Aber man muss auch etwas dafür tun. Es ist so, wie mit dem Juden Moshe, der Gott sein Leben weiht und die Gebote beachtet und ihn nun darum bittet, ihm auch einmal im Leben einen Lottogewinn zu schenken. Und er geht im ersten Jahr in die Wüste und sagt: Lieber Gott nun warte ich schon ein Jahr, bitte mach, dass es jetzt endlich klappt. Und als nichts passiert, geht er wieder in die Wüste, ruft und fleht. Wieder passiert 4
nichts und so geht Moshe im dritten Jahr zum dritten Mal in die Wüste, weint und barmt, macht Gott Vorwürfe und ist ziemlich enttäuscht. Da plötzlich ertönt eine Stimme aus der Wolke und Gott spricht mit Moshe: Moshe, aber auch du musst mir ein wenig helfen! Womit, oh Herr? Kauf dir einen Lottoschein. Amen. Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Jesus Christus. 5