HOCHSCHULE HANNOVER UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES AND ARTS _ Fakultät V Diakonie, Gesundheit und Soziales Abteilung Heilpädagogik Frau Professorin Dr. Ulrike Ernst Frau Professorin Dr. Ulrike Mattke Hannover, 10.03.2015 Ergebnisse aus der Evaluation traumapädagogischer Arbeit in therapeutischen Wohngruppen des Stephansstifts Hannover. 1. Untersuchungskonzeption Die traumapädagogische Arbeit nimmt in der Jugendhilfe eine immer größere Bedeutung ein und ist in der Anlage der heilpädagogischen Arbeitsweise sehr nahestehend. So ist es auch nachvollziehbar, dass für die Evaluation Fachleute aus der Heilpädagogik beauftragt wurden. In beiden Bereichen, der Heilpädagogik und der Traumapädagogik, stehen allem voran die Haltung verknüpft mit einschlägigem Fachwissen im pädagogischen Prozess im Vordergrund (vgl. Haeberlin 2003/2005; Kobi 2004; Gröschke 1993; Buber 1997; Bausum/Besser/Kühn/Weiß 2009; Gahleitner 2011; Huber 2003 u. 2004; Scherwath/Friedrich 2012).. In der Auseinandersetzung mit traumapädagogischen Konzepten wie: Traumazentrierte Pädagogik nach Uttendörfer, Pädagogik des Sicheren Ortes nach Kühn, Konzept der Selbstbemächtigung nach Weiß, Traumapädagogische Gruppenarbeit nach Bausum, Stabilisierung und (Selbst-) Fürsorge nach Lang und Millieutherapeutisches Konzept nach Gahleitner kristallisierten sich zunehmend zentrale Evaluationsaspekte 1 heraus. 1 Evaluationsaspekte: 1. Haltung 2. Fachkompetenz 3. Partizipation 4. Bindung und Beziehung 5. Peer-Ebene 6. Institutionelle Rahmenbedingungen 7. Kooperation zwischen den beteiligten Disziplinen 1
Intention der Untersuchung war, durch sie einen Einblick in die Arbeit der beiden therapeutischen Wohngruppen zu erhalten und zentrale Wirkfaktoren daraus abzuleiten. Diese Wirkfaktoren ermöglichen Aussagen in Richtung Qualität der Betreuung der jungen Frauen in den therapeutischen Wohngruppen, die sich eben nicht ausschließlich auf spezifische (Therapie-)Methoden bezieht. 2. Untersuchungsablauf und Untersuchungsdesign Die Evaluation wurde durch das Stephansstift, Evangelische Jugendhilfe (SEJ), Hannover vertreten durch Frau Petra Dehmlow, Dipl. Soz.Päd. und Leiterin der therapeutischen Wohngruppen des Stephansstifts sowie Frau Irmtraut Rehse, Psychotherapeutin in den therapeutischen Wohngruppen (Diplom-Psychologin, Psychologische Psychotherapeutin, Spezielle Psychotraumatherapie / DeGPT/), an die beiden Professorinnen Frau Dr. Ulrike Ernst und Frau Dr. Ulrike Mattke an der Hochschule Hannover, Fakultät V, Abteilung Heilpädagogik in Auftrag gegeben. Die Durchführung der Evaluation und die Ergebnisaufbereitung erfolgten vom WiSe 2011/12 bis SoSe 2014. Die Evaluation basiert auf Methoden der qualitativen und quantitativen empirischen Sozialforschung mit den jeweiligen Instrumenten Fragebogen und Leitfaden gestützte Interviews. Beide wurden im Prätest erprobt und geringfügig modifiziert. Die Befragungsgruppen bestehend aus Mitarbeiterinnen der therapeutischen Wohngruppen sowie den jungen Frauen die dort leben, wurden mit einem für jede Gruppe entwickelten Fragebogen befragt. Nach Abschluss der Fragebogenerhebung erfolgten die Leitfaden gestützten Interviews mit Mitarbeiterinnen und den jungen Frauen der therapeutischen Wohngruppen. Im Anschluss daran fanden Interviews mit weiteren Mitarbeiterinnen des Stephansstifts zur Entwicklung von der sozialpädagogischen zur therapeutischen Wohngruppe statt, um Aufschluss über die Herangehensweise im Wohnalltag beider Ansätze zu erhalten. Mit einer Gruppendiskussion mit Expertinnen und Experten, die im therapeutischen und traumapädagogischen Kontext kooperieren, wurde die Datenerhebung im Februar 2014 abgeschlossen. Insgesamt wurden 17 Interviews und 23 Befragungen durch Fragebögen durchgeführt. Die Fragebögen wurden in EvaSys erstellt und ausgewertet. Die Auswertung der Interviews erfolgte inhaltsanalytisch und hermeneutisch. 2
Die Gestaltung der Fragebögen und Interviewleitfäden sowie die Durchführung der Befragungen und die Auswertung des Datenmaterials oblag Studierenden 2 unter enger Anleitung der beiden für die Evaluation zuständigen Professorinnen, die auch selber Datenerhebungen und Auswertungen (Interviews und Gruppendiskussion mit ExpertInnen) durchführten. Die Aufbereitung der Ergebnisse für die Präsentation lag im Zuständigkeitsbereich der beiden Professorinnen. Die meisten der beteiligten Studierenden nutzten ihre Mitarbeit an der Evaluation für ihre Bachelorarbeit 3. 2 Beteiligte Studierende: Bünger, Toni; Lengefeld, Carina; Müller, Sonja; Oki, Mariko ; Rudolph, Sabrina; Tiemann, Marie; Wittneben, Verena; Zylla, Daniela. 3 Bachelorarbeiten zum Thema Traumapädagogik in therapeutischen Wohngruppen: Bünger, Toni (SoSe 2013): Evaluation traumapädagogischer Arbeit in therapeutischen Wohngruppen. Lengelfed, Carina (SoSe 2014): Die Bedeutung der Resilienzforschung für die Traumapädagogik. Müller, Sonja (SoSe 2014): Die Bedeutung des therapeutischen Milieus für die Traumapädagogik in der stationären Jugendhilfe. Auswertung qualitativer Daten einer empirischen Untersuchung. Rudolph, Sabrina (SoSe 2013): Evaluation traumapädagogischer Arbeit in therapeutischen Wohngruppen. Tiemann, Marie (SoSe 2013): Traumatisierte Kinder und Jugendliche in der heilpädagogischen Praxis unter Berücksichtigung traumapädagogischer Grundlagen. Wittneben, Verena (SoSe 2013): Die Herausforderung pädagogischer Arbeit bei traumatisierten Kindern und Jugendlichen. Was macht die Traumapädagogik zu einer besonderen Disziplin und warum benötigt man eine Pädagogik, wenn es bereits therapeutische Konzepte gibt? Zylla, Daniela (Sose 2014): Wirkweisen der unterschiedlichen Konzepte der Traumapädagogik auf Kinder / Jugendliche. 3
3. Ergebnisse der empirischen Untersuchung als Power-Point- Präsentation Die Power-Point-Präsentation, die in ihrer Form aus ausgewählten Interviewpaussagen und Diagrammen besteht, wurde am 03.03.2015 am Stephansstift in einer öffentlichen Präsentation vorgestellt. Die für die Evaluation verantwortlichen Professorinnen entschieden, die Präsentation interessierten Fachkräften zugänglich zu machen, um einen ersten Einblick in die äußerst positiven Evaluationsergebnisse zu ermöglichen. Ein ausführlicher Fachbeitrag ist bis Ende des Jahres 2015 geplant. 4. Links Link zum Stephansstift Hannover http://www.stephansstift.de/das-stephansstift.html Link zur Jugend- und Familienhilfe des Stephansstifts Hannover http://www.stephansstift.de/jugendhilfe.html 4
Literatur: Bausum, Jacob; Lutz Besser, Martin Kühn, Wilma Weiß (Hrsg.) (2009): Traumapädagogik. Grundlagen, Arbeitsfelder und Methoden für die pädagogische Praxis. Juventa. Buber, Martin (1997): Das dialogische Prinzip. 8. Aufl.; Heidelberg: Schneider Gahleitner, Silke Birgitta (2011): Das Therapeutische Milieu in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Trauma- und Beziehungsarbeit in stationären Einrichtungen. Bonn: Psychiatrie Verlag. Gröschke. Dieter (1993): Praktische Ethik der Heilpädagogik: individual- und sozialethische Teflexionen zu Grundfragen der Behindertenhilfe. Bad Heilbrunn: Klinkhardt. Haeberlin. Urs (2002): Allgemeine Heilpädagogik. 6., unveränd. Aufl. Bern: Haupt. Haeberlin. Urs (2005): Grundlagen der Heilpädagogik. Einführung in eine wertgeleitete erziehungswissenschaftliche Disziplin. Bern: Haupt. Huber, Michaela (2003/2004): Trauma und die Folgen. Teil 1. 2003. Teil 2. 2004. Junfermann Paderborn. Kobi, E.E. (2004): Grundfragen der Heilpädagogik. Eine Einführung in heilpädagogisches Denken. 6.Aufl.; Berlin: BHP-Verlag. Scherwath, C.; Friedrich, S. (2012): Soziale und pädagogische Arbeit bei Traumatisierung. München, u.a.: Ernst Reinhardt-Verlag. 5