KVM. Literatur : Redlich/ Schley, Kooperative Verhaltensmodifikation im Unterricht Redlich/Schley, Hauptschulprobleme

Ähnliche Dokumente
Die Kooperative Verhaltensmodifikation

Mein Buch der sozialen Geschichten

Kinder-Knigge. Hello. Grüezi Buon Giorno. Mire Dita Guten Tag. Bon Jour. Bom Dia. Dobar Dan. Merhaba. Name

Anhang: Fragebogen und Auswertung der Evaluation Kerstin Muth

Gesprächsleitfaden für ein SchülerInnengespräch in der Grundschule

ENTDECKEN SIE IHRE LERNSTRATEGIEN!

"Den Kindern das Wort geben

Unterrichtsmaterialien in digitaler und in gedruckter Form. Auszug aus:

Die Kindesanhörung. Es geht um dich deine Meinung ist gefragt. Für Kinder ab 5 Jahren

Der gestörte Unterricht in der Grundschule

In unserer Klasse fühle ich mich so wohl: weil:.

sagt nicht die Wahrheit, er lügt. Männer; sie arbeiten für den König. 4 der Lügner, 5 die Wachen (Pl.)

Nickel bekämpft die Angst

Kompetent als Patientin und Patient. Informations-Broschüre. für Menschen mit Behinderung. Informationsbroschüre für das Arzt-Patientengespräch

Übergang WfbM allgemeiner Arbeits-Markt

VIA-Elterntraining Informations- und Arbeitsmaterialien zur Sitzung. Wie wird unsere Beziehung besser?

Schüler/-innen Feedback Oberstufe

Der Trainingsraum. (Konzept der CERS+ in Gau-Algesheim)

Gemeinschaftsgrundschule Balthasarstraße

Schule Fislisbach, Juni 2015

Dissertationsvorhaben Begegnung, Bildung und Beratung für Familien im Stadtteil - eine exemplarisch- empirische Untersuchung-

(1) Strategien bei problematischem Schülerverhalten

Franz Petermann, Manfred Döpfner, Martin H. Schmidt: Ratgeber Agressives Verhalten, 2., aktualisierte Auflage, Hogrefe-Verlag, Göttingen

Leitfaden: Das Vorstellungsgespräch

Kleine Helfer bei Unterrichtsstörungen. Für alle Klasse der Grundschule und der Förderschule

Was ist wichtig bei der Moderation?

Kreative Impulse für den effektiven Umgang mit Unterrichtsstörungen. Frank Jäger

Was können besorgte Eltern tun?

Elternleitfaden: Wie Sie Probleme bei den Hausaufgaben lösen können

Robert, 12 Jahre, ist der Chaot der Familie und geht in die 6. Klasse des Gymnasiums.

Menschen mit Behinderungen sollen überall dabei sein können. Ein anderes Wort dafür ist Teilhabe. Teilhabe heißt: selbst entscheiden zu können,

Zusammenfassung in Leichter Sprache

Selbsteinschätzung meiner Talente und Fähigkeiten in Bezug auf die Erfordernisse der Ausbildung Logopädie

Bildungsstandards Deutsch

Feedback für Lehrer. Liebe Schülerinnen und Schüler,

Evaluation zum Offenen Anfang an der Grundschule Albert-Schweitzer-Straße

Wir sollten lernen. mit den Augen. des Kindes zu sehen. mit den Ohren. des Kindes zu hören. mit dem Herzen. des Kindes zu fühlen.

Seinem Mitarbeiter Feedback geben

INHALT. Vor-Worte Die Kooperative Methode: Kulturentwicklung einer Schulklasse... 5

Mündlich besser fit in 30 Minuten

Kommunizieren ist ganz einfach!?!?!

Eine gute Präsentation ist die halbe Miete. Wir haben Ihnen ein paar Tipps aus unserer Erfahrung zusammengestellt.

Einfach glücklich er s ein! 4 erstaunlich einfache Tipps, wie Sie glücklicher und zufriedener werden!

Auswertungen. Indikatoren für guten Unterricht bzw. wirkungsvolle Klassenführung

EINHEIT 6 AKTIVES ZUHÖREN EINHEIT 6

Anmerkungen zum Leitfaden für Personalentwicklungsgespräche

Das Kollegium der Cordula-Schule freut sich auf die gemeinsame Zusammenarbeit mit Ihnen. Cordula-Schule

Lösungsblatt zu Texte richtig schreiben und überarbeiten

Deine Meinung ist wichtig. Informationen für Kinder und Jugendliche zur Anhörung

Lerngespräche statt Zwischenzeugnisse im Schuljahr

Barbara Hipp. Selbstbewusstsein fit in 30 Minuten

Aufforde- rungen Belohnung Punktesysteme

WIN-WIN- GESPRÄCHE. Gelassen reden, selbstsicher auftreten, Konflikte vermeiden. Monika Heilmann. praxis kompakt

Schulordnung der Gemeinschaftsschule Bergatreute

Positives Erziehungsprogramm

Notfallpädagogisches Institut

Was tun Sie für Ihre Gesundheit? Wie können Sie Ihre Lebensgewohnheiten ändern?

Einen Vortrag gestalten: Checkliste

M 1 Was spiel(t)en die Menschen früher, heute und in fernen Ländern?

LS 06. Geschichten planen, schreiben und überarbeiten. LS 06 Aus zwei Perspektiven erzählen. Erläuterungen zur Lernspirale

Streitschlichter: Helfen, Lösungen zu finden!

VORSCHAU. Zu diesen Themen gibt es auf Karten einen Merksatz sowie einen Auftrag für ein kurzes Rollenspiel.

Lernen lernen am GMG eine gemeinschaftliche Aufgabe für Schüler, Eltern und Lehrer

Check it out! - Trainingswoche 4 - Unsicherheit!

ELEKTRONISCHES TESTARCHIV

Der kleine Weihnachtsmann und der große Wunsch

Null Bock auf Lernen?

Lernentwicklungsgespräch (LEG)

Störungsfreier Unterricht - Konzept der Deutschen Schule Bratislava. (Stand: )

I Menschenbild und Ethik. Wie werden Menschen mit geistiger Behinderung eigentlich gesehen und wie kann man gut miteinander umgehen?

Die fliegende Schule der ENGELCHEN

Verhaltensauffällige Kinder erfolgreich unterrichten. Fabian Grolimund

1 / 12 ICH UND DIE FREMDSPRACHEN. Fragebogen für die Schülerinnen und Schüler der 5. Klasse (Luxemburg) Februar - März 2007

Lernpfad Bruchzahlen (Brüche und Dezimalzahlen) Allgemeine Informationen.

Der WLI Fragebogen. (wie lerne ich) zur Kompetenzfeststellung

Klasse 3. Klasse 4. Inhaltsverzeichnis

"Kleine Wertschätzer im Alltag"

BILDUNGSSTANDARDS 4. Schulstufe DEUTSCH, LESEN, SCHREIBEN

Streitexperten an der Grundschule Scharnebeck. Konzept

Grundschule II Lauf. Lernentwicklungsbogen für die 2.Jahrgangsstufe zum Schulhalbjahr 2016/17

Herzlich Willkommen. Professioneller Umgang mit Mandanten am Telefon. zum bfd-online-seminar. Beate Schulz

Ich brauch das nicht, lasst mich in Ruh im Gespräch mit betroffenen Menschen

Elternfragebogen zur Qualität von Unterricht und Schule

Code-Nr.: Bild Nr.: 1 #00:00:59-7#

ELEKTRONISCHES TESTARCHIV

Inklusive Beschulung in Kooperationsklassen

Vortrag zum Thema. Strafen

Kopiervorlage 26a: Was kann ich für Sie tun? B1, Kap. 26, Einstieg zu Ü 1a Langenscheidt KG, Berlin und München Seite 1

Rosa-Rot. Ein Begleit-Heft in Leichter Sprache. Eine Information gegen häusliche Gewalt

Praktische Erfahrungen und Wege im Umgang mit schüchternen Kindern. Sag endlich etwas!!!

Das zählt in Mathe an unserer Schule

Eltern und Schule stehen in gemeinsamer Verantwortung für die Erziehung der Kinder.

Fragebogen zur Einschätzung des Führungsverhaltens (FVA)

Das will ich lernen!

Schulmilieu - Modell 2000 Fragebogen für Schülerinnen und Schüler der Mittel- und Oberstufe

Desensibilisierungsfragebogen Stottern - DST (Zückner 2016) Fragebogen zum Erleben von Stottern (ab 18. Lebensjahr)

Auswertung des Fragebogens

Führungsverhaltensanalyse

Mein Lerngespräch im 3. Schulbesuchsjahr

Herman-Nohl-Schule (Förderschule mit dem Schwerpunkt Emotionale und Soziale Entwicklung)

Transkript:

KVM Literatur : Redlich/ Schley, Kooperative Verhaltensmodifikation im Unterricht Redlich/Schley, Hauptschulprobleme

Kooperative Verhaltensmodifikation als Modell für soziales Lernen im Unterricht Schüler lernen auf zwei Ebenen: kognitive Ebene ( Wissen + Fertigkeiten) soziale Ebene (Umgang mit Lehrer und Mitschüler)

KVM- Warum und Wie? Warum? um unerträglichen Problemzustand zu beseitigen um höheres Sozialverhalten anzustreben Wie? Lehrer und Schüler suchen gemeinsam nach Gründen überlegen gemeinsam Änderungsmöglichkeiten für Lehrer und Schüler und führen sie durch

KVM- Erfahrungen, die die Schüler machen Schüler können etwas bewirken Schule nimmt Bezug zu ihrer Lebenswelt und vermittelt nicht nur Wissen Schüler können selbständig lernen, sich selbst Ziele zu setzen

KVM- Grundlagen Klassische Verhaltensmodifikation Selbstbewertungskonzept Kooperationsmodell Handlungsstrategie

KVM Klassische Verhaltensmodifikation Unerwünschtes Verhalten ignorieren erwünschtes Verhalten belohnen Verhaltensmuster in kleine, operationalisierte, konkret beobachtbare Verhaltensweisen zerlegen Vertrag als Grundlage

KVM Selbstbewertungskonzept Entnommen: Redlich/Schley,1981, 25

KVM Kooperationsmodell Entnommen: Redlich/Schley, 1981,31

KVM Kooperationsmodell Formen und Inhalte von Verständigungsprozessen Entnommen: Redlich/Schley, 1981,38

KVM - Handlungsstrategie - Diagnose - Erfassen der Lehrersicht Erfassen der Schülersicht Gemeinsame Sicht: Erstellen eines Bedingungsmodells

KVM - Handlungsstrategie - Interventionsplanung - Gemeinsame Zielbestimmung Methodenplanung Zeitplanung Kontrollplanung

KVM - Handlungsstrategie - Durchführung des Interventionsplans - Methodeneinsatz / Erfolgsprüfung Stabilisierung Abschlussbewertung

KVM - Handlungsstrategie - Zusammenschau -

KVM - Fallbeispiel Klassensituation : 4. Klasse, SzE, 10 Schüler, davon 7 Jungen; Klassenlehrerin hat 16 Stunden pro Woche in der Klasse, Sicht der Lehrerin : unzureichendes Gesprächsverhalten Schüler gehen nicht auf Vorredner ein alle Antworten werden an die Lehrerin gegeben Zurückdrängen stiller Schüler durch auffälliges störendes Verhalten Dazwischenrufen nicht aufeinander hören

Unterrichtsbeobachtung durch Berater Das Problemverhalten " nur die Lehrerin ansprechen" ist häufig, weil sie positiv darauf reagiert: nimmt Blickkontakt nach Zwischenruf auf greift dazwischen gerufene Beiträge auf nickt zu aus Mimik und Gestik ist zu erkennen, dass Zwischenrufe, die Beiträge liefern o.k. sind weitere Beachtung verstärkt ebenfalls : "dein Beitrag ist gut, aber es wäre besser, wenn du dich melden würdest" "du hast schon wieder dazwischen gerufen, melde dich"

KVM - Fallbeispiel Zielvorstellung der Lehrerin Schüler sollen sich leise melden Schüler sollen dem Gesprächspartner zuhören Schüler sollen auf den Vorredner eingehen

Überlegungen zum Fragebogen für Schüler Mit einem Berater wurde ein Fragebogen entwickelt, er sollte folgende Informationen liefern: Wie nehmen die Schüler ihr eigenes Gesprächsverhalten wahr? Wollen sie sich überhaupt äußern? Fühlen sie sich durch Zwischenrufe, Unterbrechungen gestört? Haben die Ängste sich zu äußern? Sind die Beiträge der anderen akustisch zu verstehen? Wie nehmen die Schüler das Gesprächsverhalten der Lehrerin wahr?

Fragebogen zum Gesprächsverhalten im Unterricht oft manchmal selten nie 1. Ich möchte im Unterricht zu Wort kommen 2. Die Mitschüler gehen auf meinen Beitrag ein. 3. Ich werde durch Zwischenrufe gestört. 4. Mitschüler lachen mich aus, wenn ich eine andere Meinung habe. 5. Ich kann die Gesprächsbeiträge der anderen gut hören. 6. Der Lehrer läßt mich ausreden.

Auswertung des Fragebogens S. sind generell mit Unterricht, mit Verhalten der Lehrerin und der anderen Schüler zufrieden. Kritikpunkt : Die Hälfte bis 2/3 fühlen sich durch Zwischenrufe und Unterbrechungen gestört.

Bedingungsmodell L1 S. zeigen Problemverhalten L.reagiert positiv (Dazwischenrufen, Antworten an L.geben) L2 S. bringt Beitrag L. greift Beitrag sofort auf L1: L. muss Problemverhalten ignorieren L2: L.muss lernen, sich im Klassengespräch zurückzuhalten und das Gespräch an die Mitschüler zurückverweisen

Bedingungsmodell für die Schüler Jens ruft dazwischen Lehrerin nimmt seinen Beitrag auf Jens freut sich, hat Erfolg Lehrerin ärgert sich, weil die anderen, die sich gemeldet haben, nicht zu Wort gekommen sind

Gemeinsame Zielbestimmung anhand des Bedingungsmodells Ziele für die Schüler: Sie sollen sich leise melden und nicht dazwischen rufen. (Indikator: Zahl der Zwischenrufe pro Stunde) Sie sollen dem Gesprächspartner zuhören. ( Indikator: 3 Kontrollfragen pro Stunde) Ziele für die Lehrerin: Sie ignoriert das Dazwischenrufen. Sie hält sich im Klassengespräch zurück und verweist das Gespräch an die Mitschüler zurück. Projekt läuft 2 Stunden pro Unterrichtstag

Vertrag Dieser Vertrag wird abgeschlossen zwischen den Schülern der Klasse 4 und der Klassenlehrerin Frau... Lehrerregel 1 : Wenn ein Schüler dazwischen ruft oder sich nicht leise meldet, beachte ich ihn überhaupt nicht. Lehrerregel 2 : Ich warte erst mehrere Beiträge der Schüler ab, bevor ich sie aufgreife. Schülerregel 1 : Ich zeige meine Mitarbeit an, indem ich mich melde, wenn ich etwas weiß. Schülerregel 2 : Ich bin leise, wenn ein Mitschüler oder die Lehrerin spricht. Schülerregel 3 : Ich höre dem Mitschüler und der Lehrerin so zu, dass ich ihre Beiträge aufschreiben kann.

Vereinbarung 1: Bei einer bestimmten Anzahl von Punkten erhält die Klasse eine Belohnung. Die Anzahl der Punkte und die Art der Belohnung werden gemeinsam festgesetzt und als Belohnungsmenü aufgeschrieben. Minuspunkte der Lehrerin zählen als Pluspunkte für die Schüler.

Vereinbarung 2: Für die erste Versuchswoche sind pro Tag 2 Punkte erreichbar. Es gilt: In zwei Stunden pro Tag nicht mehr als 6 Zwischenrufe: Ein Punkt für die Klasse Die Lehrerin fragt pro Tag 6 x: Notiere den letzten Beitrag von... Es müssen pro Tag 25 richtige Antworten aufgeschrieben werden, dann gibt es einen Punkt für die Klasse.

Name :... Tag:... Punktebogen fürs Zuhören "Notiere den letzten Beitrag von X!"" Beitrag 1:...... Beitrag 2:....... Beitrag 6:......

Kontrolle: Die Schüler und die Lehrerin kontrollieren selbst, ob die Regeln verletzt oder eingehalten werden, indem sie sowohl Pluspunkte (Kontrollbogen) als auch Minuspunkte (Seitentafel) eintragen.