Krankheiten und Schädlinge im Bio-Ackerbau Eindrücke von der 8. Wissenschaftstagung in Kassel Ende der Nische?

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Transkript:

Krankheiten und Schädlinge im Bio-Ackerbau Eindrücke von der 8. Wissenschaftstagung in Kassel Ende der Nische? Hans-Rudolf Forrer FAL-Reckenholz eite 1 /...

Hohe Bedeutung des Bio-Landbaus Ende der Nische Flächenausdehnung - Welt: 26 Mio ha werden ökologisch bewirtschaftet* - Europa: 5.8 Mio ha (151 000 Betriebe, 3.4% der LN)* Bedeutung für die Entwicklung der Landwirtschaft -Europa: bis 80 Mio Euro Forschungsgelder** -D, NL, CH und DK stellen 60% des Betrags** Quellen: * Helga Willer 2005, **Urs Niggli 2005 Seite 2

Qualitäts- und Preisdruck Ende der Nische Vermarktung - vom Reformhaus zu COOP- & Migros-Supermärkten - hoher Preis <-> Preiskonkurrenz Qualitätsansprüche - hohe innere und äussere Qualität - hohe Lebensmittelsicherheit Seite 3

Kassel: Forschung im Pflanzenschutz im Bio-Ackerbau Kultur Getreide Schaderreger div. Samenkrankheiten div. Getreide 1 Stinkbrand Weizen Fusarien und Schneeschimmel (M. nivale) Publikationen Anz. Forschungsbereiche 3 (4) Blatt- und Aehrenkrankheiten 1 Saatgutbehandlung mit Warmwasser, Tillecur, Mikroorganismen Sortenresistenz, sortenspezifische Befallstoleranz (Schwellen) 1 Anbausystem, Düngung (DOK-Versuch) Einfluss von Sortenmischungen auf die Ertragsstabilität von Weizen Flugbrand Hafer & Gerste 2 (3) Sortenresistenz, Warmwasserbehandlung Seite 4

Gesundheitstest bei Bio-Getreidesaatgut Ende der Nische Bänziger et al., 2004 Seite 5

Vom Gesundheitstest zur Strategie Ende der Nische 1. Saatgut-Zertifizierung 2. Gesundheitstest 3. Behandlung nötig? (Bekämpfungsschwelle) Ja / Nein Schwellenwert: M. nivale =10% S. nodorum = 40% T. caries =10 Sporen/Samen 1995-2001: 745 Proben ø 76% unterhalb Schwelle Saatgutbehandlung Warmwasser, Tillecur.. Aussaat ohne Behandlung Schachermayr, 2002 Seite 6

Weizenstinkbrand: Wirkung verschiedener Behandlungen % Wirkung 100 90 80 70 60 50 40 max. min. 75 % 25 % median 30 20 10 0 Chemisch Warmwasser 45 C, 2 h Magermilchpulver 80g/l +45 C, 2h Tillecur TM 60 ml/kg Winter et al., 2001 Seite 7

Fusarien-Befall im DOK-Versuch Ende der Nische 10 Mittelwerte der Jahre 1997-2003 % Körner mit Befall 8 6 4 2 0 D1 D2 O1 O2 K1 K2? Gunst et al., 2005 Seite 8

Direkte Pflanzenschutzmassnahmen im Getreidebau? Samenkrankheiten - physikalische Verfahren und Tillecur sind wirksam & können wesentlich zur Pflanzengesundheit beitragen - Monitoring, Saatgutzertifizierung und Behandlungsschwellen bilden wichtige Grundlage.... Blatt- und Ährenkrankheiten - keine direkten Bekäpfungsmassnahmen nötig (FF, Sorten, Sortenmischungen... aber Monitoring nötig) Neue Herausforderung - bodenschonendere Bearbeitung soll angestrebt werden -> Resultat: mehr odere andere Schaderreger Seite 9

Kassel: Forschung im Pflanzenschutz im Bio-Ackerbau Kultur Kartoffel Schaderreger Publikationen Anz. Forschungsbereiche Viren u.a.m. 1 Vorkeimung (-> zertif. Pflanzgut) Monitoring, Vorfrucht, Fruchtfolge Drahtwurm 2 Düngung, Beikräuter, Pheromonfallen Behandlung von Pflanzgut mit Rhizoctonia 1 Mikroorganismen (FZB24, Proradix) Anbaumassnahmen, Düngung und Ertrag, reduz. Kupfermengen/-mittel, Kraut- und Knollenfäule 1 Prognosen Kartoffelkäfer 1 Regulierung mit Pyrethrum/Rapsöl-, Neemöl- und Bt-Präparaten Seite 10

Kraut- & Knollenfäule Kupferfungizide & Bio-PhytoPRE 100 Wirkungseffizienz (%) Ertrag (t/ha) 80 60 +21% +24% +17% +25% 40 20 0 Gesamtmenge kg Cu/ha Musa et al., 2005 Unbehandelt Routine 375g Cu/ha Bio-PhytoPRE 375g Cu/ha 2.6 4* Bio-PhytoPRE 200g Cu/ha Bio-PhytoPRE 200/375g Cu/ha 2.8* 3.6* Seite 11

Krautfäule-Wirkung von Kupfer-Alternativen i. Feldversuch 100 80 F 60 40 Wirksamkeit % 20 E B DE CD BC CD CD BC A 0 Serenade Serenade Trichodex Trichodex Kocide DF Unbehandelt Rheum Rheum Xenorhabdus Xenorhabdus Sonata Sonata Armicarb Armicarb 100 100 Enzympräparat Solidago Solidago Dorn et al., 2005 Seite 12

... Wirkung bei intensiver Behandlung (2 x pro Woche) 100 G 80 F Wirksamkeit % 60 40 E DE C D 20 BC BC AB A 0 Unbehandelt Kocide DF Oekofluid P Trichodex Serenade Sonata Xenorhabdus FundEND Netzmittel Dorn et al., 2005 Seite 13

... Krautfäuleregulierung im Biolandbau wie weiter?... vorbeugende Massnahmen geben Basis Standortwahl Fruchtfolge Sortenwahl Vorkeimung Wirt-Pathogen-Umwelt: beobachten analysieren modellieren + informieren!... direkte Bekämpfung hilft für Ertragsstabilisierung Basis: Prognose reduz. Kupferdos. in >= 5 Jahren auch kupferfrei möglich Seite 14

Direkte Pflanzenschutzmassnahmen im Kartoffelbau? Knollenkrankheiten - die Erarbeitung von Möglichkeiten zur direkten Bekämpfung von Drahtwürmern (z.b. Metarhizium) und Rhizoctonia (dry core) ist dringlich kann aber keinesfalls vorbeugende Massnahmen ersetzen! Phytophthora - Suche nach Kupferalternativen muss weitergehen. Zwischenlösung: Weg zu immer niedrigeren Kupfermengen mit optimierten Prognosesystemen. Kartoffelkäfer - Gute Wirkungen mit Bt-Präparaten (z.b. Novodor) Seite 15

Pflanzenschutz im Bio-Ackerbau - Ende der Nische? Zusammenfassung und Fazit Bedarf für direkte Bio-Pflanzenschutzmassnahmen - wegen hohen Qualitätsanforderungen und Erregern mit hohem Schadpotential v.a. bei Kartoffeln - in Getreide z.z. nur für samenbürtige Krankheiten - offen sein für «neue» Probleme (z.b. invasive Arten, Mykotoxine -> Monitoring) - offene Information des Konsumenten wichtig Weiter ohne «Nische»? - noch sind die Bio-Möglichkeiten für einen direkten Pflanzenschutz (PS) eng begrenzt. Ein Verzicht auf vorbeugenden PS soll und darf nicht resultieren. Er ist zusammen mit ethischen und sozialen Zielen eine wichtige tragende Säule des ökologischen Landbaus. Seite 16