Die technische Plattform des Teleteaching-Projektes im Rahmen des Thüringer Verbundstudienganges Werkstoffwissenschaften



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Transkript:

Veröffentlicht in "Teleteaching eine neue Komponente in der universitären Lehre Hrsg. Leonhard Friedrich RAABE Fachverlag für Wissensinformationen 1999 ISBN 3-88649-363-6 Die technische Plattform des Teleteaching-Projektes im Rahmen des Thüringer Verbundstudienganges Werkstoffwissenschaften 1. Ziele Am Universitätsrechenzentrum der Friedrich-Schiller-Universität Jena wurde von 1996-1997 an der Entwicklung eines neuen Teletaching-Systems gearbeitet, welches im Verbundstudiengang Materialwissenschaften zwischen der FSU Jena, der TU Ilmenau und der BU Weimar eingesetzt werden sollte. Das Ziel war die Analyse bestehender Lösungen für Teleteaching und die Realisierung eines Systems für den universitären Bereich im Rahmen einer direkten Zusammenarbeit von mindestens drei Universitäten. Es sollte ein funktionsfähiges System entstehen, welches in der Praxis effektiv eingesetzt werden kann und durch die Studenten und Dozenten akzeptiert wird. Die Hauptschwerpunkte lagen dabei in der Konzeption und Umsetzung eines neuen Systems für Teleteaching und der damit verbundenen Verteilung von Lehrveranstaltungen zwischen drei Universitäten (Jena, Weimar und Ilmenau). An jedem dieser Standorten sind gleiche Studiengänge aufgebaut worden, jedoch mit relativ geringer Teilnehmerzahl. Somit ergeben sich gewisse Probleme in der Auslastung einiger Vorlesungen und Seminare, da die räumliche Trennung eine gemeinsame Veranstaltung nicht zulassen. Es wäre ökonomisch unvertretbar, für jede Universität das entsprechende Personal einzustellen. Da besonders in dem Bereich des Grundlagenstudiums mehrere Veranstaltungen analog zu anderer Wissenschaftsbereiche sind, wäre eine gemeinsame Nutzung empfehlenswert. Auf Grund der bereits genannten Aspekte, wurde dieses neue Teleteaching- System entwickelt, um die anstehenden Probleme mittels moderner Rechentechnik zu lösen. Ein erschwerender Aspekt war die Problematik, daß es sich zum Teil um Experimental- Vorlesungen handelt, welche dann gesonderte Ansprüche an die technische Realisierung stellen. In diesem Fall wird eine entsprechend hohe Qualität der Videoübertragung vorausgesetzt und der Echtzeitcharakter muß garantiert werden. Um eine effektive Arbeit zu gewährleisten, wurde eine Möglichkeit der Übertragung von Präsentationsgrafiken geschaffen, die eine hohe Qualität bieten (für den Studenten) und die durch die Dozenten einfach anzuwenden sind. Weiterhin wurde untersucht, ob sich neue Anforderungen an die Dozenten und Studenten ergeben, wenn ein derartiges Teleteaching-System zum Einsatz kommt. Die neuen Kommunikationsmöglichkeiten in der universitären Ausbildung müssen natürlich durch die Nutzer akzeptiert werden. Wenn diese Akzeptanz und das Interesse an neuen Möglichkeiten der Ausbildung nicht vorhanden sind, dann kann ein derartiges System nicht in die Realität eingesetzt werden. Wie in jedem neuen Kommunikationsmedium wird sich dann in der Friedrich-Schiller-Universität Jena 1 Dipl.-Ing. Olaf Götz

praktischen Erprobung und im täglichen Einsatz zeigen, ob das System den Anforderungen gerecht wird. Es sollte eine Variante für dieses Teleteaching-Projekt entstehen, welches mit einem ökonomisch vertretbarem Aufwand die gestellten Anforderungen erfüllt und sich gut in die tägliche praktische Nutzung überführen läßt. Eine Nutzung durch andere Fachbereiche oder Universitäten sollte dabei unbedingt mit vorgesehen werden, d.h., diese Entwicklung soll keine thüringische Insellösung werden. An der Friedrich-Schiller-Universität Jena, der Technischen Universität Ilmenau und der Bauhaus-Universität Weimar sind Teletaching-Veranstaltungen inzwischen zur Realität geworden. Seit dem Sommersemester 1998 laufen wöchentlich mehrere Veranstaltungen zwischen den Universitäten. Inzwischen hat sich das System so etabliert, daß weitere Fachbereiche dieses System nutzen. Das entwickelte System ist für die Übertragung von Lehrveranstaltungen in Echtzeit konzipiert. Die folgende Grafik zeigt die Einordnung des Systems unter dem Gesamtbegriff Teleteaching. Teleteaching Online Variante Offline Variante Online Variante Offene Veranstaltung Online Variante geschlossene Veranstaltung Abb. 1: Gliederung der Teleteaching Arten Das entwickelte System ist in die Kategorie der geschlossenen Teleteaching-Veranstaltungen einzuordnen, da die Vorlesungen nur für eine fest definierte Anzahl von Hörsälen und damit für eine begrenzte Nutzeranzahl stattfindet. Die Verteilung von Lehrveranstaltungen für eine unbegrenzte Anzahl Nutzer war nicht das Ziel dieser Entwicklung und kann mit anderen Systemen bereits realisiert werden (z.b. Mbone). Folgende Ziele wurden mit dem System realisiert: Online Übertragung von Lehrveranstaltungen, Ortsübergreifende Kooperation verschiedener Universitäten, Interdisziplinäre Kooperation, Import von speziellen Vorlesungen an jeder Universität möglich, Flexible, fächer-, länder- und kulturübergreifende Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten, Vernetzung des in den letzten Jahren explodierten Wissens. Friedrich-Schiller-Universität Jena 2 Dipl.-Ing. Olaf Götz

2. Das Thüringer Teleteaching System Die unter Punkt 1 gestellten Anforderungen an ein Teleteaching-System wurden durch eine neue technische Konzeption vollständig umgesetzt. Die Basis für diese Entwicklung war die genaue Analyse der bereits vorhandenen Teleteaching-Testsysteme in Mannheim-Heidelberg, in Dresden-Freiberg und in Nürnberg-Erlangen, die auf anderen Technologien beruhen. Das Mannheimer System benutzt die Mbone-Tools, die für die Videoübertragung eine MJPG Kompression benutzen. Als Whiteboard dient das in diesen Tools integrierte Softwareprogramm wb. Nachteilig wirkt sich in diesem System die unzureichende Videoqualität und die Darstellung aller Informationen auf einem Bildschirm aus. Das Teleteaching Projekt in Nürnberg-Erlangen nutzt für die Übertragung der Videodaten ein Hardwaregerät der Firma FORE, welches ebenfalls MJPG als Kompression benutzt, jedoch bei Übertragungsraten von 20-25 Mbit/s eine hochwertige Qualität garantiert. Diese Übertragungsraten erfordern jedoch spezielle Übertragungskanäle mit fester Bandbreite. Diese Übertragungsraten sind für ein universell einsetzbares System in der momentanen Struktur des Wissenschaftsnetzes unrealistisch. Grafiken werden ebenfalls als Videodaten übertragen. Damit sind hochauflösende Grafiken nicht zu verwenden. Die eingesetzte Kreidetafel wird mittels Kamera aufgezeichnet und ebenfalls als Videodatenstrom in den Empfangshörsaal übertragen. Diese technische Realisierung ist für ein modernes Teleteaching-System nicht besonders günstig. Die folgende Grafik zeigt die Struktur des Thüringer Teleteachingsystems zwischen Weimar, Jena und Ilmenau. An jedem dieser Standorte wurde ein Multimedia-Hörsaal mit den Equipment für die Teleteaching-Vorlesungen eingerichtet. Das Übertragungsmedium ist das Breitband-Wissenschaftsnetz (B-WiN), im diesem speziellen Fall das Thüringen-Netz als Teil des B-WiN. TU Ilmenau Multimedia Hörsaal BU Weimar Multimedia-Hörsaal Breitband- Wissenschaftsnetz Friedrich-Schiller-Universität Jena 3 Dipl.-Ing. Olaf Götz

FSU Jena Multimedia-Hörsaal Abb. 2: Struktur des Teleteaching-Systems in Thüringen 2.1. Video- und Audioübertragung in den Empfangshörsaal Für die Übertragung der Audio- und Videodaten werden Windows NT Maschinen der Firma Optivision mit MPEG-2 Encoder- bzw. Decoderkarten eingesetzt. Durch die Nutzung dieser Kompressionsart kann bei einer Datenrate von ca. 6 Mbit/s eine Übertragung mit Fernsehqualität garantiert werden. Die folgende Grafik zeigt die technische Realisierung der Audio- und Videoübertragung zwischen den drei Thüringer Universitäten. Empfangshörsaal 1 Weimar Windows NT MPEG-2 Decoderkarte Sendehörsaal Jena Windows NT MPEG-2 Encoderkarte Weimar Ilmenau Breitband- Wissenschaftsnetz Video Output Audio-Output Video Input Audio-Input Empfangshörsaal 2 Ilmenau Windows NT MPEG-2 Decoderkarte Video Output Audio-Output Abb. 3: Video-/Audio Übertragungssystem Das Übertragungsmedium ist das BreitbandWissenschaftsnetz, in dem speziellen Fall ein Teil des Thüringen-Netzes. Im Senderhörsaal wird mit einer analogen Kamera das Bild des Dozenten aufgezeichnet und über einen Videomischer an die Sendemaschine geleitet. Für den universellen Einsatz stehen Friedrich-Schiller-Universität Jena 4 Dipl.-Ing. Olaf Götz

zwei weitere Kameras zur Verfügung, eine Experimentalkamera und eine Kamera für die Aufnahme des Auditoriums. Über den bereits erwähnten Videomischer können die verschiedenen Signale ausgewählt werden. Um dem Mitarbeiter in der Regie einen entsprechenden Überblick der einzelnen Bildeinstellungen zu verschaffen, sind Kontrollmonitore vorgeschaltet. Ein Mastermonitor zeigt an, welches Signal gerade in den Empfangshörsaal geschickt wird. Der Dozent ist mit einem Funkmikrofon ausgestattet. Weitere Mikrofone sind für die bidirektionale Kommunikation im Hörsaal aufgestellt. Diese unterschiedlichen Signale werden über einen Audiomischer dem Optivision Sendesystem und der Hörsaalverstärkeranlage zugeführt. Die Steuerung der gesamten Anlage erfolgt über eine zentrale Raumsteueranlage, so daß der Regiemitarbeiter oder der Dozent sich nicht mit der Bedienung der einzelnen Geräten auseinandersetzen muß. Eine graphische Bedienoberfläche unterstützt die einfache Steuerung des Gesamtsystems. 2.2 Rückkanal Wenn eine Lehrversanstaltung in einen entfernten Hörsaal übertragen wird, dann muß auch eine direkte Kommunikation der dort anwesenden Studenten mit dem im realen Hörsaal lesenden Dozenten möglich sein. Aus diesen Gründen wurde ein Rückkanal aufgebaut, der diesen Kontakt garantiert, der eine wesentliche Hauptanforderung an das neue Teleteaching- System war. Für die Realisierung dieser Übertragung wurde ebenfalls das bereits erwähnte MPEG-2 basierende Optivision-System eingesetzt, Damit können die gleichen Qualitätsmerkmale wie im Sendemodus garantiert werden. Im realen Hörsaal werden die Videosignale jedoch nicht projiziert, sondern auf einem, nur für den Dozenten sichtbaren Monitor dargestellt. Dieser Monitor befindet sich im Frontbereich des realen Hörsaales. Die folgende Skizze zeigt den prinzipiellen Aufbau des Rückübertragungssystems. Windows NT MPEG-2 Encoderkarte Video Input Audio-Input Windows NT Breitband Wissenschaftsnetz Windows NT MPEG-2 Decoderkarte 1 MPEG-2 Decoderkarte 2 MPEG-2 Encoderkarte Audio 1 auf Hörsaalanlage Audio 2 auf Hörsaalanlage Video Input Audio Input Kontrollmonitor für Dozenten Abb. 4: Rückübertragungssystem Friedrich-Schiller-Universität Jena 5 Dipl.-Ing. Olaf Götz

In den angeschlossenen Empfangshörsälen wird jeweils ein Videobild vom gesamten Auditorium und auch die entsprechenden Audiosignale über Hörsaalmikrofone aufgezeichnet und in die Sendemaschine eingespeist. 2.3 Grafikübertragung Um eine reale Vorlesung in eine entfernten Hörsaal zu übertragen, ist nicht nur der Ton, das Videobild des Dozenten und ein Rückkanal wichtig, sondern auch die Präsentationsgrafiken. In vielen Vorlesungen werden Präsentationsgrafiken auf unterschiedlichen Datenträgern dargestellt. Das können vorhandene Folien sein oder Grafiken die bereits auf einem Rechner vorliegen. Für diese unterschiedlichen Medien mußte ein einheitliches Konzept geschaffen werden, um diese Präsentationsmittel in den entfernten Hörsaal zu übertragen. Weiterhin sollte dem Dozenten eine Tafel für zusätzliche Erläuterungen zur Verfügung stehen, deren Inhalt ebenfalls in den Empfangshörsaal übertragen werden muß. Um diese beiden Probleme zu realisieren, gibt es unterschiedliche Möglichkeiten: (1) Die Präsentationsgrafiken werden mit einem OH-Projektor an die Wand projiziert und mit einer Videokamera aufgenommen. Dieses Videobild wird in den entfernten Hörsaal übertragen. Analog wird mit der Tafel verfahren. Der Dozent schreibt auf ein Whiteboard und dieses wird mit der Kamera aufgenommen. Dieser Lösungsweg ist problemlos realisierbar, hat jedoch wesentliche Nachteile: Durch die Auflösung des Fernsehbildes sind Details auf den Grafiken nicht gut zu erkennen, d.h. der Informationsgehalt muß durch große Zeichnungen und Schriften stark reduziert werden. Mit der Kamera muß ständig zwischen dem Dozentenbild und den Grafiken gewechselt werden, was eine gewisse Unruhe garantiert. Der Dozent muß auf den bereits relativ kleinen Whiteboards sehr groß schreiben, was ebenfalls den Informationsgehalt stark einschränkt und die Möglichkeiten der Darstellung reduziert. Längere Herleitungen sind fast unmöglich, da das Whiteboard diese bereits erwähnte begrenzte Fläche hat. (2) Die Präsentationsgrafiken werden auf elektronischem Weg über einen speziellen Kanal in den entfernten Hörsaal übertragen. Eine Lösungskonzeption für eine derartige Realisierung wurde im vorliegenden Teleteaching-System neu entwickelt und erfolgreich eingesetzt. Der Präsentationsgrafikteil des Thüringer Teleteaching-Systems realisiert folgende Aufgaben: Übertragung der Präsentationsgrafiken direkt vom Rechner in den entfernten Hörsaal, Bereitstellung eines elektronischen Whiteboardes für interaktive Tafelarbeit, Möglichkeit der Nutzung von Annotationstools für die Grafiken, Friedrich-Schiller-Universität Jena 6 Dipl.-Ing. Olaf Götz

wesentliche PC-basierende Programme können innerhalb der Vorlesung eingesetzt werden Empfangshörsaal 1 Grafik PC Windows 95 Sendehörsaal Grafik PC Windows 95 Breitband Wissenschaftsnetz Projektor Elektronische Tafel Empfangshörsaal 2 Grafik PC Windows 05 Projektor VGA Projektor Abb. 5: Grafikübertragung in die Empfangshörsäle Die Basis für die Grafikübertragung ist in jedem Hörsaal einwindows 95 oder Windows NT PC. An diese Maschine ist über die serielle Schnittstelle ein interaktives Whiteboard angeschlossen. Eine Application-Sharing Software übernimmt die Übertragung der Daten im IP-Netz. Durch die Nutzung des Application-Sharing Prinzips ist der Einsatz unterschiedlichster Software durch den Dozenten möglich, ohne das zusätzliche Installationen im Empfangshörsaal vorgenommen werden müssen. Die Steuerung erfolgt immer vom Sendehörsaal aus. Friedrich-Schiller-Universität Jena 7 Dipl.-Ing. Olaf Götz

Die Dozenten können damit viele PC basierende Anwendungen einsetzen, um ihre Vorlesung zu realisieren. Damit wird eine sehr große Flexibilität des Systems erreicht. Im Sendehörsaal wird die elektronische Tafel in Verbindung mit einem dazu notwendigen Projektor eingesetzt. Ein zweiter Projektor kann benutzt werden, um in großen Hörsälen das Grafikbild nochmals groß zu projizieren (Sichtproblematik in den hinteren Reihen). Im Empfangshörsaal wird keine Tafel benötigt. Dort wird außer dem bereits erwähnten Videobild auch das Grafikbild groß projiziert. Bei Nutzung dieser Technologie für die Grafikübertragung treten keinerlei Verlußte durch Komprimierungen oder Veränderungen der Auflösung auf. Die Qualität der Darstellung ist im Empfangshörsaal analog der im Sendehörsaal. Die einzige Voraussetzung für die Anwendung dieser Technologie ist, daß alle Grafiken in elektronische Form vorliegen müssen. Friedrich-Schiller-Universität Jena 8 Dipl.-Ing. Olaf Götz

3. Technische Ausstattung des Teleteaching-Hörsaales Der Teleteaching-Hörsaal im Rechenzentrum der FSU hat ca. 40 Plätze und ist von der Art und Größe sehr gut für dieseveranstaltungen geeignet. Ausgestattet ist der Hörsaal mit dem unter Punkt 1 beschriebenen Teleteaching-System. Die Projektion erfolgt mit 2 SANYO Projektoren vom Typ 8805. Einer ist mit einer Absenkvorrichtung ausgestattet, um das bereits erwähnte elektronische Whiteboard anzustrahlen, welches im Sendemodus benötigt wird. Die folgende Grafik zeigt den Grundriß des Raumes mit den gerätetechnischen Anlagen. Zentrale Kamera Projektionsfläche 1 Auditorium Projektionsfläche 2 für Grafikprojektion im Empfangshörsaal Elektronisches Whiteboard für Modus Sendehörsaal Regie Abb. 6:: Geräteanordnung im Hörsaal Kamera für Rückvideo im Modus Empfangshörsaal Das folgende Foto zeigt den Teleteaching-Hörsaal im Sendemodus. In der Mitte ist das elektronische Whiteboard angeordnet. Die linke Projektionsfläche zeigt das gleiche Bild, jedoch wesentlich größer, damit auch die hinten sitzenden Studenten alle Details deutlich lesen können. Im Empfangsmodus ist das Whiteboard nicht vorhanden. Dann wird an dieser Stelle das Videobild des Dozenten projiziert, in der gleichen Größe wie das linke Bild im Foto. Die Grafikprojektion auf der linken Fläche bleibt unverändert. Abb. 7: Teleteaching Hörsaal im Sendemodus Friedrich-Schiller-Universität Jena 9 Dipl.-Ing. Olaf Götz

(1) Kamerasysteme Der Hörsaal ist mit drei Kameras ausgestattet. Die Hauptkamera ist ein 3CCD Gerät, welche auf einem Schwenk-/Neigekopf montiert ist und in allen Funktionen über die zentrale Raumsteuerung bedient werden kann. Die zweite Kamera ist eine CCD Kamera, ebenfalls auf einem S/N-Kopf. Dieses System wird für die Aufzeichnung des Auditoriums im Empfangsmodus benutzt. Die Steuerung wird auch über die Raumsteueranlage realisiert.. Das dritte Gerät ist ein SVHS Camcorder für den mobilen Einsatz. Er dient zur Aufnahme von Experimenten. Für diese Kamera ist keine Fernsteuerung vorgesehen. (2) Videosystem Das Videosystem im Hörsaal ist multifunktional gestaltet. Die Videodaten werden je nach Anwendungsmodus (Sende- oder Empfangshörsaal) geschaltet. Für Sonderanwendungen existieren die notwendigen Schnittstellen. Die folgende Grafik zeigt den Videodatenfluß. Kamera 1 Hauptkamera Kamera 2 Auditorium Kontrollmonitor Kontrollmonitor Videomixer Experimentalkamera Kontrollmonitor Mastermonitor Videosendemaschine netz Breitband Wissenschafts -netz Abb: 8 Videosystem (Sendemodus) Friedrich-Schiller-Universität Jena 10 Dipl.-Ing. Olaf Götz

(3) Audiosystem Das Audiosystem im Hörsaal ist ebenfalls so gestaltet, daß es im Sende- und Empfangsmodus genutzt werden kann. Die folgende Grafik zeigt die analogen Geräte und den prinzipiellen Aufbau. Mikrofon 1 Mikrofon 2 Mikrofon 3 Experimenten-Mikrofon Empfänger Empfänger Audio-Ausgang des Grafik PC Audiomixer Videoempfangsmaschine Lautsprecher im Hörsaal Verstärkeranlage Videosendemaschine Breitband Wissenschafts -netz Abb. 9: Audiosystem Abb: 10 Regie im Teleteaching Hörsaal (FSU Jena Universitätsrechenzentrum-) Friedrich-Schiller-Universität Jena 11 Dipl.-Ing. Olaf Götz

4. Erfahrungen Nach der Fertigstellung des Thüringer Teleteaching-Systems zwischen den drei Universitäten Ilmenau, Weimar und Jena begannen die Vorlesungen für die Studiengang Werkstoffwissenschaften im Frühjahrssemester 1998. Während dieses Semesters wurde durch das Rechenzentrum der FSU Jena eine statistische Umfrage an allen beteiligten Universitäten durchgeführt. Besonders interessant war dabei die Meinung der Studenten in den Empfangshörsälen. Die Umfrage wurde am Anfang, in der Mitte und am Ende des Semesters realisiert. Bei der Auswertung mußte unbedingt beachtet werden, daß die Anzahl der Studenten relativ gering ist. Um das hier erreichte Ergebnis zu bestätigen, sollte eine weitere Umfrage mit einem wesentlich größerem Stichprobenumfang gemacht werden. In diesem Semester standen jedoch nicht mehr Studenten innerhalb dieses Studienganges zur Verfügung. Besonders wichtig war die Umfrage, ob der Lerneffekt für diese Studenten gleich dem einer realen Vorlesung ist, oder ob der Lerneffekt wesentlich schlechter ist. Das Ergebnis aller drei Umfragen zeigt die folgende Grafik deutlich. 8 6 4 Aus welcher Sicht be Absolute Werte 2 0 vollständig 2 3 nicht Student Wk Gast Dozent Lerneffekt ebenso gut Die Mehrzahl der Studenten ist der Meinung, daß der Lerneffekt im Empfangshörsaal ebenso gut wie in einem realen Hörsaal ist. Innerhalb einer Vorlesung oder danach, finden oft persönliche Gespräche zwischen den Studenten und dem Dozenten statt. Auf Grund der räumlichen Trennung ist diese Kommunikation nicht mehr in vollem Umfang möglich. Die zweite Umfrage hat diesen fehlenden persönlichen Kontakt zum Gegenstand 7 6 5 4 3 Absolute Werte 2 1 0 Fehlend 2 3 nicht Aus welcher Sicht be Student Wk Gast Dozent Fehlt pers. Kommunikation Dozent? Friedrich-Schiller-Universität Jena 12 Dipl.-Ing. Olaf Götz

Die Studenten beurteilten diesen Sachverhalt recht positiv und sind der Meinung, daß der persönliche Kontakt nicht unmittelbar fehlt. Alle weiteren Auswertungen statistischen Befragungen sollen in diesem Rahmen nicht weiter behandelt werden. Eine detaillierte Auswertung wird in einer gesonderten Publikation veröffentlicht. 5. Ausblicke Das Thüringer Teleteaching-System ist seit über 3 Semestern erfolgreich im Einsatz. Inzwischen wurden weiter auf diesem Gebiet gearbeitet um das bestehende System zu Optimieren und weitere ergänzende bzw. neue Teilsysteme zu entwickeln. Folgende Projekte befinden sich derzeit in Arbeit oder in der Vorbereitung: Teleseminarsystem Im Rahmen eines Folgeprojektes wurde ein neues Teleseminarsystem entwickelt, was einen Seminarverbund der zwischen den drei Universitäten gestattet. Dieses komplexe System ist seit Juni 1999 im Probebetrieb. Ergebnisse über entsprechende Nutzungen liegen momentan noch nicht vor. Telemedizin Basierend auf der gleichen Technologie wie das bereits beschriebene Teleteaching-System wurde für die Medizinische Fakultät ein Übertragungssystem in zwei Operationssäle und einen Hörsaal eingebaut, um Live-Operationen für eine große Anzahl von Studenten in den Hörsaal, bzw. in naher Zukunft an andere Universitäten zu übertragen. Videoserver Im Rahmen von zukünftigen Entwicklungen wird eine Videoserverlösung angestrebt, um Vorlesungen oder Operationen zu speichern und für spätere Nutzung bereitzustellen. Dabei soll beachtet werden, daß unterschiedliche Nutzer mit unterschiedlichen Netzzugängen auf die Daten zugreifen können. Durch die intensive Nutzung der bestehenden Systeme konnten umfassende Analysen mit den Studenten und den Dozenten durchgeführt werden. Die gewonnenen Erkenntnisse werden jetzt genutzt, um die vorhandenen Lösungen weiter zu verbessern und effizienter an die Nutzer anzupassen. Die bereits bestehende multimediale Infrastruktur in Thüringen bietet dazu die optimalen Voraussetzungen. Weitere Universitäten in Deutschland zeigen großes Interesse an der thüringischen Lösung und werden sicherlich in naher Zukunft analoge Technologien einsetzen. Damit würden sich die Kooperationsmöglichkeiten wesentlich über die Grenzen des Bundeslandes hinaus erweitern. Eine überregionals Zusammenarbeit auf vielen Gebieten könnte dann aufgebaut werden. Ein besonders interessantes Arbeitsgebiet ergibt sich dabei für den Bereich der Medizin. Spezielle Remote Expert Systeme zwischen verschiedenen Universitätskliniken könnten dann aufgebaut und genutzt werden. Erste Aktivitäten sind dabei zwischen den Bereichen der Dermatiologie der FSU Jena, des Klinikums Erfurt und der Universitätsklinik Zürich zu verzeichnen. Friedrich-Schiller-Universität Jena 13 Dipl.-Ing. Olaf Götz

An der FSU Jena wird momentan ein Multimediazentrum errichtet, welches im 3. Quartal 1999 fertiggestellt wird. Dieses Zentrum bildet den Kern der gesamten multimedialen Infrastruktur der FSU Jena und bietet optimale Voraussetzungen für den Einsatz dieser Technologien in Lehre und Forschung auf unterschiedlichsten Gebieten. Auf dieser Basis könnte die Zusammenarbeit der Universitäten dieses Bundeslandes wesentlich verbessert werden. Die multimediale Infrastruktur der FSU Jena wird in weiter verbessert, wenn im 3. Quartal 1999 das bereits im Bau befindliche Multimediazentrum fertiggestellt ist. Dieses Zentrum bildet dann den Kern der gesamten multimedialen Infrastruktur der Universität und gestattet eine weitere qualitative Verbesserung von Lehre und Forschung unter Nutzung von unterschiedlichsten multimedialen Komponenten. Friedrich-Schiller-Universität Jena 14 Dipl.-Ing. Olaf Götz