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Das braucht es: Erwartungen an Pflege- und Betreuungskräfte, die Menschen mit Demenz betreuen Wie Sie sicher bereits bemerkt haben, sind die Anforderungen und Erwartungen bei der Pflege und Betreuung von Menschen mit Demenz in den letzten Jahren sukzessiv gestiegen. Wer tagtäglich mit Demenzerkrankten arbeitet, weiß um die Besonderheiten der Arbeit mit kognitiv beeinträchtigten Menschen: Arbeitsabläufe, wie Sie sie aus der normalen Altenpflege kennen, funktionieren nur noch bedingt, und immer wieder müssen Sie sich auf neue und teilweise schwierige Situationen einstellen. Wie sollte aber eine Pflege-und Betreuungskraft sein, und welche Fähigkeiten sollte sie mitbringen, um diese anspruchsvolle Arbeit zu bewältigen? Erst einmal müssen Sie 2 unterschiedliche Gesichtspunkte beachten: 1. Zum einen geht es um die gut geeignete Pflege- und Betreuungskraft, deren Qualifikation, Fähigkeiten, aber auch Arbeitszufriedenheit und Selbstpflege bei dieser schwierigen Aufgabe ausschlaggebend sind. 2. Zum anderen spielt der wertschätzende Umgang mit den Demenzerkrankten Fachkundige Pflege- und Betreuungskräfte mit viel Wissen sind wichtig Eine gute, angemessene und qualitätsgesicherte Pflege und Betreuung von Menschen mit Demenz lassen sich nur mit Betreuern und Pflegemitarbeitern verwirklichen, die viel Wissen um die Krankheit, um das Krankheitserleben, über Reaktionsformen und Entstehung von Verhaltensauffälligkeiten besitzen. Zudem müssen sie über eine geschulte Wahrnehmung verfügen und konstruktive Haltungen und Einstellungen innehaben. beziehungsfähig und willig sein, auch Beziehungen einzugehen. ein Faible für unkonventionelles Arbeiten haben. Flexibles Reagieren auf immer wieder neue Anforderungen erleichtert den Alltag bei der Arbeit mit Menschen mit Demenz. Viele Fachleute sprechen in diesem Zusammenhang auch immer wieder von einem 365-Tage-Abenteuer, auf das Sie sich Tag für Tag einlassen müssen. PPM 1
Hinweis: Betreuer mit zu stark ausgeprägtem Helfersyndrom oder gar mit Omnipotenzgefühlen als Grundeinstellung sind in der Arbeit mit demenziell Erkrankten prinzipiell fehl am Platz. Diese Fähigkeiten sollten Sie als Betreuungs- oder Pflegekraft mitbringen Unter den Fähigkeiten, die ein Betreuer von demenziell Erkrankten haben sollte, sind die 3 Grundpfeiler einer helfenden Beziehung von Carl Rogers, dem Mitbegründer der Humanistischen Psychologie, unbedingt notwendig und hilfreich. 1. Empathie: Sie fühlen sich in die Welt Ihres Gegenübers ein, lassen sich auf die Gefühle, Werte und Gedanken des Demenzerkrankten ein. 2. Unbedingte Wertschätzung: Sie nehmen Ihr Gegenüber an, akzeptieren den Erkrankten, wie er ist, und verzichten darauf, ihn verändern zu wollen. Sie bringen ihm echte Wertschätzung entgegen, ohne dieses an besondere Bedingungen zu knüpfen. 3. Echtheit: Sie verstellen sich nicht und stehen zu Ihren eigenen Gefühlen. Der Merksatz Was du sagst, sei wahr, aber sage nicht alles, was wahr ist ist hierfür ein Beispiel. Wie Sie bestimmt wissen, kann eine grenzenlose Offenheit Menschen mit Demenz manchmal überfordern. Diese 10 Eigenschaften Ihrer inneren Haltung sind wichtige Qualitäten in der Pflege und Betreuung von Menschen mit Demenz: 1. akzeptierende und wertschätzende Grundhaltung gegenüber dem Menschen mit Demenz 2. die Fähigkeit, sich einzufühlen (Empathie) und die Welt des Erkrankten verstehen zu lernen 3. Echtheit und Offenheit 4. Wissen um die Veränderungen, die mit einer Demenz einhergehen (Wahrnehmung, Reaktionsmöglichkeiten, Kommunikation etc.) 5. respektvoller Umgang und einfühlsame Kommunikation 6. Einlassen auf eine Beziehungsarbeit mit dem Bewusstsein der eigenen Rolle als professionelle Pflege- und Betreuungskraft 7. Reflexionsfähigkeit des eigenen Handelns 8. Kreativität und Flexibilität PPM 2
9. die Fähigkeit, nach der Arbeit bewusst wieder aus der Welt der Demenzerkrankten hinauszugehen, um sich zu erholen und Kraft zu tanken 10. einfühlsamer und wertschätzender Humor Checkliste: Diese Aspekte sollten Sie als Pflege- und Betreuungskraft erfüllen Aspekt Sie beherrschen nicht nur die Grundpflegetechniken, sondern auch therapeutische Ansätze wie z. B. Validation, Kinästhetik, Basale Stimulation. Sie sind in der Lage, auf verschiedene Kommunikations- und Therapiemethoden zurückzugreifen (z. B. Validation, SET usw.). Ihre pflegerische Grundhaltung beinhaltet ein moralisches Bewusstsein, Offenheit, ständiges Suchen und Neugier. Sie besitzen eine fürsorgliche Grundeinstellung, Intuition und ein Verständnis für die Unterschiede in der Leistungsfähigkeit und im Antrieb der Menschen mit Demenz. Sie sind in der Lage, die Bedürfnisse und Wünsche der Erkrankten so weit wie möglich zu erkennen und wenn möglich zu erfüllen. Sie können sich auf Menschen mit Demenz einlassen und akzeptieren diese in ihrer Individualität. Sie wissen über die vielfältigen täglichen Probleme im Umgang mit Demenzerkrankten Bescheid und haben Wissen und Verständnis für die Bedeutung von Mimik, Gesten und Alltagsgewohnheiten. Sie verfügen über eine gute Beobachtungsgabe und sind auch in der Lage, sich selbst zu beobachten und Ihre Handlungen zu reflektieren. Sie können in manchen Pflege- und Betreuungssituationen Ihre eigene Ratlosigkeit und Unruhe ertragen. Sie erkennen die Ambivalenz zwischen Ihren eigenen Vorstellungen, Ihrem Pflichtgefühl und dem Selbstbestimmungsrecht des Menschen mit Demenz und handeln entsprechend. Sie sind in der Lage, Hektik während Ihrer Arbeit weitestgehend zu vermeiden. Sie sind kritikfähig und verfügen über einen professionellen Umgang mit Nähe und Distanz. Sie sind bereit, sich ständig fortzubilden. erfüllt Auswertung: Sollten Sie einige Punkte der Checkliste noch nicht erfüllen, bilden Sie sich in den fehlenden Themenbereichen fort oder arbeiten Sie an Ihren Haltungen oder Einstellungen. Niemand ist perfekt und das Eingeständnis von eventuellen kleinen Defiziten ist ein Schritt zur positiven Veränderung. Gespräche im Team oder Supervision können hier hilfreich sein. PPM 3
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