Erlebnisbericht aus Santiago de Chile (von Simone Mahler) Ich weiss, das ist jetzt schon eine Weile her, doch der Eine oder Andere mag sich vielleicht noch daran erinnern, dass ich für fünf Monate in Chile war, wo ich mit oder für die Organisation Latin Link einen Einsatz leisten durfte. Seit meiner Rückkehr im Juli ist auch schon wieder viel passiert, doch die Zeit in Santiago habe ich noch in sehr guter Erinnerung. Klar, da könnte ich stundenlang erzählen - doch dafür ist der Platz leider etwas zu knapp. Mit diesem kurzen Bericht hoffe ich euch einen kleinen Einblick zu geben in das, was ich da so erlebt, gemacht und gesehen habe. Natürlich dürft ihr sehr gerne auf mich zukommen, wenn ihr mehr wissen möchtet über das Land, die Kultur, meine Erlebnisse, die Organisation oder was auch immer! Ich möchte mich an dieser Stelle auch von ganzem Herzen bei allen bedanken, die in dieser Zeit an mich gedacht und für mich gebetet haben ich bin Gott so dankbar für all die schönen Erinnerungen, die Herausforderungen und die Behütung, die ich erfahren durfte! 26. Februar 2016 Abschied am Flughafen Zürich, alles schien noch so unwirklich. Was würde mich erwarten im neuen Land mit neuen Leuten, in der noch fremden Kultur und dem Spanisch? Werde ich mich gut einleben? Ich hatte versucht mir möglichst nicht zu viele Gedanken darüber zu machen, wollte es einfach auf mich zukommen lassen. Doch beim Durchschreiten der Metalldetektoren wurde mir dann doch etwas mulmig zumute. S e i t e 1 / 7
Zürich Amsterdam Buenos Aires Santiago de Chile, nach langen 20 Stunden Reise kam ich endlich am Flughafen an, wo ich auch schon von meiner Mentorin, Ruth, abgeholt wurde. (Leider haben wir während der ganzen Zeit kein einziges Foto zusammen gemacht!) Der Wechsel vom Winter in den Sommer war mir mehr als recht Chile hiess mich wärmstens willkommen. Die ersten vier Wochen war ich morgens in der Sprachschule, wo ich mich allmählich wieder an all das vergessene Spanisch vom Freifachkurs der Kanti zurückerinnerte und mich mit anderen Chile- Neuankömmlingen austauschen konnte. An den Nachmittagen schlenderte ich oft durch die Strassen der neuen Stadt und fand, neben wunderschönen Parks, grossen Shopping-Malls, seehr vielen Apotheken (Chilenen haben eindeutig einen Hang zu Hypochondrie) und diese riesige Landesflagge auf dem Plaza de Gobiero direkt vor dem Regierungsgebäude. S e i t e 2 / 7
Gewohnt habe ich die ganze Zeit über in einer christlichen WG mit Ignacia (32, Master- Studentin Soziologie, links im Bild) und Alejandra (37, Englisch- Lehrerin, rechts). Ignacias Freund, Fabián war häufig zu Gast und gehörte natürlich auch zu meiner familia chilena. Es wurde fast zur Tradition, dass wir hin und wieder Catan spielten und dabei ein Gläschen vorzüglichen chilenischen Wein tranken. Nach den vier kurzen Wochen Sprachschule wechselte ich bereits in mein Projekt. Ich arbeitete in einem christlichen Kindergarten (Jardín Infantil Renuevo), wo ich auf der Gruppe der 2-3-jährigen mithelfen durfte. Das war vor allem anfangs eine ganz schöne Herausforderung. Ich hatte zwar sehr schnell ganz gut Spanisch (verstehen) gelernt, doch mit den Kleinen, war das nochmals etwas Anderes. Auch sonst ging es zum Teil recht chaotisch zu und her, weshalb die ersten paar Wochen sehr intensiv für mich waren. S e i t e 3 / 7
Jeden Morgen sangen wir Lieder in der sogenannten Tiempo de Alabanza (Lobpreis- Zeit). Als ich die Lieder langsam kannte und auch selbst mitsingen konnte, fing ich an sie auf der Ukulele zu begleiten wovon sowohl die Kinder als auch das Team begeistert waren. Zu den chaotischsten Tagen gehörte jeweils immer der letzte Freitag im Monat, denn das hiess Kindergeburtstag! S e i t e 4 / 7
Wer denkt Südamerika bedeutet blauer Himmel und Sonnenschein muss ich leider enttäuschen. In den ersten vier Wochen meines Aufenthaltes war es noch warm gewesen, doch als langsam der Herbst begann wurde es immer kühler und feuchter... Einmal stieg der Río Mapocho so stark über die Ufer, dass die eine Hauptstrasse selbst zum Fluss wurde. Zudem verfügen nur die wenigsten Häuser über eine Heizung, deshalb waren im Winter schon bis zu 3 Lagen Kleider nötig, um sich warm zu halten. Blick vom Cerro San Cristobal auf die Stadt und die dahinterliegenden Anden. Obwohl es ein paar solcher Aussichtspunkte gibt - eine klare Sicht auf Santiago ist wegen des Smogs eine Seltenheit. Die fünf Monate vergingen viel zu schnell und schon hiess es wieder Abschied nehmen vom Kindergarten. Dabei hatte ich mich doch gerade erst eingelebt! Das Team von Renuevo organisierte extra ein Abendessen, wo sich alle für meinen Einsatz bedankten und mich mit allerlei Mitbringseln überhäuften. S e i t e 5 / 7
Bevor es aber ganz nach Hause ging, hatte ich noch zwei Wochen Ferien, in denen ich das Land etwas mehr zu entdecken hoffte. Vom eisigen Patagonien über die immergrünen Wälder des Mittelsüdens, bis hin zur trockensten Wüste der Welt, die Atacama Wüste sind, im längsten Land der Welt, fast alle Klimazonen vertreten. Es gibt so viel zu sehen, dass ich nur einen kleinen Teil erkunden konnte. Palafitos Castro Chiloé Piedras Rojas Atacama S e i t e 6 / 7
Valle de la Luna Salar de Atacama Nach meinen Ferien ging s direkt wieder zurück nach Santiago, wo ich an der jährlichen Latin-Link-Konferenz teilnehmen durfte. Diese machen die Teams von Chile und Argentinien immer zusammen. Für mich war das ein ganz guter Ausklang, den vielen spannenden Geschichten der Missionaren zu lauschen, ab und zu die Kinder zu unterhalten, einfach zu sein und die letzten Monate Revue passieren zu lassen. Und dann war es soweit - trotz früher Morgenstunde begleitete mich meine familia chilena zum Flughafen, wo wir uns endgültig verabschieden mussten. Wieder wurde mir erst beim Durchschreiten der Sicherheitskontrollen bewusst, dass mein Abenteuer nun zu Ende war. Im Flugzeug plauderte ich noch mit meinen Sitznachbarn - ein letztes Mal auf Spanisch ob ich es wohl vergessen würde? Beim Anblick der majestätischen Anden aus dem winzigen Fenster überkam mich schon etwas Wehmut. Und dann stand ich schon bei der Gepäckausgabe, nahm meinen übergewichtigen Koffer vom Band, lief zum Ausgang und landete direkt in den Armen meiner Familie und Freunden. Es war eine spannende, intensive, herausfordernde, manchmal chaotische, lustige Zeit, in der ich viel über Gott, die Welt und mich selbst gelernt habe und dafür bin ich einfach nur dankbar. (Verfasst von Simone Mahler) S e i t e 7 / 7