Germanistik Nina Oesterreich Autoreferentielle Lyrik Eine Analyse am Beispiel von Johann Wolfgang von Goethes Der Zauberlehrling (1797),August Wilhelm Schlegels Das Sonett (1800) und Gottfried Benns Ein Wort (1941). Studienarbeit
Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung 1 2. Johann Wolfgang von Goethe- Der Zauberlehrling (1797) 3 3. August Wilhelm Schlegel- Das Sonett (1800) 10 4. Gottfried Benn - Ein Wort (1941) 14 5. Schlussbetrachtung 20 Quellen- und Literaturverzeichnis 22 Anhang 25
1. Einleitung Wenn die Geschichte der Lyrik genauer betrachtet wird, zeigt sich, dass Dichter stets auch über ihr eigenes Werk, Ihre Darstellungsprinzipien und ihre Soziale Rolle als Künstler nachgedacht haben 1. Selbstreflexive Texte stellen in ihrer Gesamtheit zwar eine Ausnahme dar, sie sind jedoch deshalb besonders bedeutsam, weil sie häufig einen Einblick in das literarische Schaffen gewähren, poetische Konzepte thematisieren oder auch einen Wandel in der Literatur anzeigen 2. Autoreferentielle Lyrik ist Dichtung, welche sich selbst, ihre eigene Entstehung und/oder ihren Entstehungsprozess behandelt. Sie kann die Frage nach dem Wesen der Lyrik als Gegenstand haben oder auch nach besonderen Aspekten ihrer Thematik fragen. 3 Dabei ist es einerseits möglich, dass die Lyrik das eigentliche Thema des Textes ist, andererseits ist es ebenso denkbar, dass die Reflexion über Lyrik nur versteckt neben dem zentralen Inhalt des Textes zu finden ist. Diese Art von Lyrik besitzt immer eine doppelte Aussageebene. Die Gestaltung des Textet enthält zum Beispiel auf metrischer, sprachlicher und/oder rhythmischer Ebene eine bedeutungstragende Funktion, jenseits des genannten Wortes 4. Das Phänomen der Selbstreflexion umfasst mehrere Jahrhunderte und die Liste der Autoren, welche ihr eigenes Schaffen thematisierten ist lang. Neben beispielsweise Goethe, Schlegel und Heine, finden sich auch viele Poeten des 20. Jahrhunderts wie Celan oder Benn, die autoreferentielle Gedichte verfasst haben. In dieser Seminararbeit werden aus verschiedenen Epochen der Literaturgeschichte drei unterschiedliche lyrische Texte auf autoreferentielle Reflexionen untersucht. Die ausgewählten Texte sollen die Bandbreite von Autoreferentialität in der Lyrik darstellen und veranschaulichen. Es soll die Frage erörtert werden, auf welche Weise sich die Texte mit sich selbst beschäftigen. Weiterhin soll die These belegt werden, dass poetologische Lyrik epochen-, form- und autorenübergreifend zu finden ist. Exemplarisch für eine Analyse auf autoreferentielle Elemente dient zu Beginn die Ballade Der Zauberlehrling (1797) von Johann Wolfgang von Goethe. Die Kunstballade vereint in sich typische Merkmale Klassischer Texte und wurde aufgrund 1 HILDEBRAND, Olaf (Hrsg.): Poetologische Lyrik von Klopstock bis Grünbein. Gedichte und Interpretationen. Köln/ Weimar/Wien: Böhlau Verlag, 2003. S. 1. 2 ZEISER, Rainer URL: http://univis.unikiel.de/formbot/dsc_3danew_2flecture_view_26lvs_3dphilos_2fromani_2fzentr_2fital fa_8_26dir_3dphilos_2fromani_26ref_3dlecture [30.5.2013] 3 Vgl. HILDEBRAND, 2003.S.1ff. 4 HILDEBRAND, 2003. S. 5. 1
ihrer Thematik sowie ihres Handlungsverlaufes, welche auf autoreferentielle Hinweise und Elemente untersucht werden sollen, ausgewählt. Als zweites zu analysierendes Werk dient ein Sonett von August Wilhelm Schlegel. Der Text mit dem Titel Ein Sonett (1800) ist für eine poetologische Betrachtung und Analyse hervorragend geeignet, da Schlegel in jenem die Aufbauprinzipien der Gedichtform Sonett veranschaulicht. Das dritte Gedicht Ein Wort (1941) von Gottfried Benn, beschreibt das Wesen des Wortes, des eigentlichen Handwerkszeuges eines jeden Dichters und ist somit wie geschaffen für eine Analyse auf autoreferentielle Elemente. Bevor die Texte im folgenden verlaufsorientiert analysiert und interpretiert werden, werde ich einen kurzen Überblick über die Autoren geben und die Texte in die Literaturgeschichte einordnen. Es sollen typische Epochenmerkmale herausgearbeitet werden, und eine Antwort auf die Frage gegeben werden, welche Rolle und welche Bedeutung Lyrik in der jeweilig untersuchten Epoche zukommt. Weiterhin wird anhand der Interpretationsergebnisse festgestellt, ob und wie die untersuchten Texte autoreferentielle Reflexionen enthalten. Am Schluss wird eine Zusammenfassung meiner Betrachtungen stehen und es werden die analysierten Texte miteinander verglichen. 2