Welchen Beitrag leisten Wohnungsgenossenschaften für die Energiewende?

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Transkript:

Berliner Energietage 2014 19.05.2014: Energiewende in der Stadt Die Bedeutung der Genossenschaften Welchen Beitrag leisten Wohnungsgenossenschaften für die Energiewende? Dipl.-Phys. Ingrid Vogler Referentin Energie / Technik / Normung

Der Auftrag der Wohnungsgenossenschaften - ca. 2,2 Mio bewirtschaftete WE, - ca. 1.800 Unternehmen ressourcenschonendes sowie energieeffizientes Bauen, Modernisieren und Bewirtschaften Umsetzung im Rahmen wirtschaftlicher Rentabilität gute, sichere und sozial verantwortbare Wohnungsversorgung der breiten Schichten der Bevölkerung Engagement bei integrierter Stadtentwicklung und Stadtumbau Strukturanpassung der Wohnquartiere an zukünftige Bedürfnisse positives Wohnklima Einbeziehung der Bewohner attraktive Dienstleistungen und soziales Management sozialer Frieden in kulturell vielfältigen Wohnquartieren und ein nachbarschaftliches Zusammenleben

Wohntrends und Nachfrage nach Energieeffizienz 3

Wohntrends und Nachfrage nach Energieeffizienz Alter/Haushaltstyp Wohnkaufkraft Singels/Paare niedrig unter 30 mittel hoch Singels/Paare niedrig 30-44 mittel hoch Singels/Paare niedrig 45-64 mittel hoch Singels/Paare niedrig ab 64 mittel hoch Familien niedrig mittel hoch anspruchsvoll häuslich konventionell kommunikativ bescheiden funktional 27% 22% 19% 14% 14% 4% Quelle: GdW 23.05.2014 4

Erweiterte Energiestrategie des GdW

Die wirtschaftliche Dimension von Energieeffizienz und Klimaschutz in der Wohnungswirtschaft heute Sanierung nach EnEV 100, nach Neitzel: Wege aus dem Vermieter- Mieter-Dilemma, Studie, Bochum, 2011. Konsequenz: Die für eine Refinanzierung erforderliche Mieterhöhung ist am Markt in der Regel nicht erzielbar.

Die soziale Dimension von Energieeffizienz und Klimaschutz in der Wohnungswirtschaft heute Jüngere einkommensstärkere Haushalte (sowie Ökovorbilder) Ältere einkommensstärkere Haushalte Einkommensschwache Haushalte Neubau + 0 0 Sanierter Bestand Unsanierter Bestand + 0 - - 0 + + wachsende Nachfrage / Zuzug - sinkende Nachfrage / Auszug 0 gleichbleibend Nach: Radermacher et.al.: Die soziale Dimension des Klimaschutzes und der Energieeffizienz im Kontext von Bau- und Wohnwirtschaft Konsequenz: Gefahr der Segregation und einer Verschlechterung der sozialen Balance

Energieverbräuche der bewirtschafteten Wohnungen von GdW-Unternehmen Kennwerte, mittlerer witterungsbereinigter Energieverbrauch pro beheiztem m²/jahr in den Jahren 2007, 2009 und 2011 200,0 180,0 160,0 140,0 120,0 100,0 80,0 60,0 zentral beheizte WE beim GdW ca. 80 % des Bestandes 141,1-6,4% 137,5 132,0 alle GdW Wohnungen (Hinzurechnung der dezentral beheizten WE) 145,2-4,7% 142,5 138,4 122,4 GdW Wohnungen differenziert nach Energieträgern - 3,6 % 121,0 118,0 166,6-8,2 % 159,4 153,0 176,1-14,0% 172,5 151,4 40,0 20,0 0,0 '07 '09 '11 mittlerer Energieverbrauch bei GdW Wohnungen '07 '09 '11 '09 '07 '09 '11 '07 '09 '11 '07 '07 '09 '11 Fernwärme Gas Öl 47,6 % des Bestandes 29,8 % des Bestandes 2,6 % des Bestandes Quelle: GdW-Jahresstatistik; n= 37% aller beheizten Flächen; eigene Berechnungen, GdW-Schrader - 17.06.2013 8

Beispiel Wohnungsgenossenschaft Lichtenberg eg Komplettmodernisierung 10.132 WE, gegründet 1954 Seit 2002 komplett energetisch modernisierter Bestand

Beispiel Wohnungsbaugenossenschaft Halberstadt eg Unternehmenskonzept 4.008 WE, gegründet 1921 Unternehmenskonzept, das durch energieeffiziente Maßnahmen und den Einsatz erneuerbarer Energien langfristig stabile Nebenkosten gewährleistet. Tochterunternehmen für preisflexiblen Einkauf von Strom und Erdgas, Erzeugung und Lieferung von Wärme aus selbst errichteten Erzeugungsanlagen, Leistungen traditioneller Wärmemess- und abrechnungsdienste 24% des Bestandes durch Erneuerbare versorgt Mittlerer Energieverbrauch Heizung und Warmwasser 91

Beispiel Mietergenossenschaft Gartenstadt Farmsen e.g. Nahwärmesystem 2.557 WE, gegründet 1992 Umwelt schonen - in der Feldschmiede wohnen denkmalgeschützte 1950er-Jahre- Siedlung mit Reihenhäusern energetisch saniert und Energieversorgungskonzept Nahwärmesystem: KWK + 15% Solarwärme Ein Teil des erzeugten Stroms wird für die Außenbeleuchtung und den Betrieb der Heizungspumpen genutzt. 80 Prozent des Bestandes der Genossenschaft sind energetisch optimiert, bis 2015 soll dies der gesamte Bestand sein.

Beispiel Wohnungsbaugenossenschaft Neues Berlin e.g. Nutzerverhalten - Energieberatung 5.048 WE, gegründet 1957 EnergieSparWohnen: kostenfreie Energieberatung für die Mitglieder Analyse der Verbrauchswerte des Hauses und des individuellen Nutzerverhaltens Aufsuchende Beratung Durchschnittliche Einsparung bei 340 Beratungen: 13% Heizung und Warmwasser 194 kwh/a Strom, 10% Wasser Der Bestand wurde 1992 bis 1999 umfassend modernisiert.

Beispiel Spar- und Bauverein Solingen eg Nahwärmeversorgung mit Stromversorgung 7.099 WE, gegründet 1897 1999 2008 Errichtung einer Neubausiedlung mit zentraler Wärmeversorgung Wärme- und Warmwasserversorgung von 445 WE mittels Nahwärmenetz mit drei BHKW- Modulen Aufbau einer eigenen Infrastruktur, Stromversorgung und Verkauf des Stroms in der Siedlung Betrieb durch Contractor 13

5-Punkte-Fazit Wohnungsgenossenschaften handeln ganzheitlich und im Spannungsfeld zwischen praktischem wohnungswirtschaftlichem Handeln und politischen Zielen Wirtschaftlichkeit und Sozialverträglichkeit sowie Eintreten von geplanten Ergebnissen sind entscheidende Bedingungen für energetische Modernisierungen Es sind bereits erhebliche Energieeinsparpotenziale erschlossen (in NBL vorerst weitgehend ausgeschöpft) Strom und Wärme werden zunehmend zusammen sowie im Quartierszusammenhang betrachtet Die Energiewende braucht Handeln im Gesamtpaket aus allen Bausteinen GdW 10.12..2013 14 von 64