Politisches System Schweiz

Ähnliche Dokumente
Handbuch Wahlforschung

Wählerverhalten in der Demokratie

Vergleichende Politik

Politische Parteien in der vergleichenden Perspektive

Die politische Landschaft der Stadt Zürich. Rolf Schenker Analyse & Methoden

Nichtwähler. VL Wahl- und Einstellungsforschung

Bürger und Beteiligung in der Demokratie

VL Wahlen/Einstellungen

Thomas Kleinhenz. Die Nichtwähler. Ursachen der sinkenden Wahlbeteiligung in Deutschland. Westdeutscher Verlag

Die Theorie des rationalen Wählens und ihre Kritiker

Rational Choice. VL Wahlverhalten und Einstellungen

Wahlverhalten in der Bundesrepublik. Politische Soziologie der Bundesrepublik

VL Wahlen/Einstellungen

Stabilität und Wandel von Parteien und Parteiensystemen

Der Wandel des Schweizer Parteiensystems

Der sozialpsychologische Ansatz. VL Wahl- und Einstellungsforschung

22. Mai 2012, Neue Zürcher Zeitung Wie die Fünfte Schweiz politisch tickt Studie zum Wahl- und Abstimmungsverhalten von Auslandschweizern

Clever mehr Frauen wählen!

Lebenslauf. Prof. Dr. Martin Elff. Professor für Politische Soziologie, Zeppelin Universität, Friedrichshafen

Wahlverhalten und Wahlmotive im Fürstentum Liechtenstein

Neue Politische Ökonomie: Die politischen Akteure I - Die Wähler

Vergleichende Politik

Konfliktforschung II Herausforderungen und Lösungen gegenwärtiger Konflikte Woche 4: Bürgerkriege aus polit-ökonomischer Sicht

Der sozialpsychologische Ansatz

Topics in Political Economics

Roter Faden. Typologie von Wahlen

Kapitel 2 Grundprobleme der geldpolitischen Strategiewahl

Zusammenfassung und ausgewählte Ergebnisse Selects-Studie Eidgenössische Wahlen Wahlteilnahmen und Wahlentscheid

Schweiz in der Zwischenkriegszeit

schweizerischen politischen System:

Eigenständige Kraft, die Mehrheiten schafft

Demokratie und "Accountability": Werden Regierungen von ihren Bürgern kontrolliert?

Parteien und Parteiorganisation

Das Politische System Deutschlands

Vorlesung Konsumentenverhalten 2016_1

Abschied von der Polarisierung? Die neuen Mitteparteien, ihre WählerInnen und ihre Konkurrenz in den eidgenössischen Wahlen 2011.

Politisches System Schweiz

Opération Nez Rouge Aktion Nez Rouge 2016 ( => )

Grundkurs I Einführung in die Politikwissenschaft 9. Vorlesung 15. Dezember Politische Kommunikation 2: Wahlen

Sperrfrist 29. Oktober 2010, 10 Uhr

Serials British Journal of Political Science. [full text from 1986] Commentaire

Wählerwanderungsanalyse 2015

Ein Jahr vor den eidgenössischen Wahlen 2015

Nur wer wählt, zählt? Vortrag & Diskussion im Rahmen der Osnabrücker Ermutigung. Armin Schäfer

Eidgenössische Wahlen 2007

Das Parteiensystem der USA - Ein Überblick

Schweizerische Statistiktage Luzern, November 2007

Die wichtigsten Wanderungssalden auf einen Blick im Vergleich der Oberbürgermeisterwahlen in München vom und

Die politische Kultur und ihre Beziehung zum Abstimmungsverhalten

Konkordanz und Konfliktlinien in der Schweiz, 1945 bis 2003

Schlussbericht zum Einsatz der Online-Wahlhilfe smartvote

Aargauer Einwohnerratswahlen 2013

Kapitel 3 Positive Theorie des Zentralbankverhaltens

Rasmus Beckmann, M.A. Universität zu Köln. Liberalismus. Lehrstuhl für Internationale Politik und Außenpolitik Prof. Dr.

5 Thesen zur Zukunftsperspektive der CVP

Publikationsverzeichnis. Monographien und Herausgeberschaften

Vorbemerkung: Der Vergleich verschiedener Wahlverfahren mittels Modellrechnung ist insofern

Ständeratswahlen im Kanton Zürich - Ein Modell und seine Anwendung. Peter Moser Statistisches Amt des Kantons Zürich

Wilhelm BürklinJMarkus Klein Wahlen und Wählerverhalten

Prüfungsangebot. Fachbereich Sozialwissenschaften Bachelor Integrierte Europastudien. Wintersemester 2016/2017. Prüfungstermin bzw.

10. Wählerpotenziale, Wählermobilisierung und Wählerwanderung 10.1 Wählerpotenziale in der Region Hannover

Intergruppenkonflikte

PROF. DR. LARS P. FELD* FINANZWISSENSCHAFT II

Immer mehr finanzielle Mittel für die politischen Parteien in der Schweiz: Entwicklung auf nationaler und kantonaler Ebene ( )

Finanzwissenschaftliches Seminar WS 2015/16: Spieltheorie und Finanzwissenschaft

Vorlesung: Einführung in die Vergleichende Politikwissenschaft

Landtagswahl 2012 / 4

Wechselwahl. VL Wahlforschung und politische Einstellungen. 1 Einführung/Wiederholung

Wagner: Vorlesung Sozialpsychologie II

Demokratie und soziale Ungleichheit

TAGUNGSORT HOTEL. Jahrestagung des Arbeitskreises Handlungs- und Entscheidungstheorie der DVPW

Cleavages Stein Rokkan

CALL UND PUT WARRANTS AUF DEN DAX (PERFORMANCE INDEX)* UND DEN SMI INDEX**

Zwei Konkordanz-Szenarien

GESAMTSCHWEIZERISCHE VERMÖGENSSTATISTIK DER NATÜRLICHEN PERSONEN

Wahlanalyse Landtagswahl Tirol 2013

Macht die BILD Dir Deine Meinung?

13. Februar 2017 Der Wert von Versorgungssicherheit mit Strom: Evidenz für deutsche Haushalte

Die Nichtwàhler. Michael Eilfort. Ferdinand Schòningh Paderborn Mttnchen Wien Ziirich. Wahlenthaltung als Form des Wahlverhaltens

List of Publications Dr. Stefan Wurster

EU to go. Das 30-Minuten Frühstück am Delors Institut

11. Wahlverhalten nach Alter und Geschlecht Ergebnisse der repräsentativen Wahlstatistik in der Landeshauptstadt Hannover

You can t always get what you want? Die Umsetzung der politischen Präferenzen von Arm und Reich durch den Bundestag

Abbildungsverzeichnis...9. Tabellenverzeichnis Danksagung Zusammenfassung Summary Resume Riassunto...

Finanzwissenschaft V Public Choice

Die ökonomische Rolle des Staates 8.Vorlesung. Demokratische Willensbildung: Ökonomische Theorie der Demokratie oder Neue Politische Ökonomie

Rationalitätsgewinne bei politischen Entscheidungen durch Evaluation

NIMBY Probleme und ihre Lösung

Themen für schriftliche Diplom- und Vordiplomprüfungen

Teil 1: Dual Choice Fragen Sind die folgenden Aussagen richtig oder falsch? Berichtigen Sie falsche Aussagen.

5. Der Rational Choice Ansatz

Welche Massnahmen erhöhen bzw. senken die Wahrscheinlichkeit, dass die Reform in der Stimmbevölkerung unterstützt wird?

Ost-West-Unterschiede im Wahlverhalten. VL Wahl- und Einstellungsforschung

Abkürzungen der Kantone 13 Abkürzungen der Schweizer Parteien 15

WO BLEIBEN DIE FRAUEN? Partizipation und Repräsentation von Frauen auf europäischer Ebene. PD Dr. Beate Hoecker

Fachbereich Rechts- und Wirtschaftswissenschaften Institut für Allgemeine und Außenwirtschaftstheorie Direktor: Prof. Dr. Karlhans Sauernheimer

Stadt Luzern. Eingereichte Wahlvorschläge für den 2. Wahlgang

Gültig für Erscheinungszeitraum. American Law and Economics Review Postprint 12 Nach Wahl

Durchführung Erneuerungswahlen der Stadtbehörden 2019

Transkript:

Was bestimmt das Wahlverhalten (Partizipation, Wahlentscheid) Vorlesung am Institut für Öffentliches Recht der Universität Bern Die WählerInnen Soziologische Ansätze Sozialpsychologische Ansätze Rational Choice Prof. Dr. IDHEAP Lausanne Frühjahrssemester 2010 1 2 Räumliche Theorien des Wahlverhaltens Proximity Voting (Downs 1957) Directional Voting (Rabinowitz und Macdonald 1989) Gemischte Modelle: Politikoutput steht im Vordergrund (Grofman 1985) Politikführerschaft ist wichtig (Iversen 1994) In Konsensdemokratien kommt es zu kompensatorischen Wählen (Kedar 2005) Rouiller 2009:2 3 4

Weitere Unterscheidungen Literatur Saliency: Parteien bekämpfen sich nicht bei ausgewählten Fragen, sondern heben diejenigen Themen hervor, die ihnen Vorteile bringen (Budge/Farlie 1983) Position vs. Valence (Stoke 1963): Valence hebt die Leistungen der einzelnen Parteien und Politiker in den Vordergrund und nicht die politischen Positionen. Budge, I. and D. Farlie (1983). Explaining and Predicting Elections: Issue Effects and Party Strategies in Twenty-Three Democracies. London: George Allen & Unwin. Downs, A. (1957). An Economic Theory of Democracy. New York: Harper & Row Publishers. Grofman, Bernard (1985): The Neglected Role of the Status Quo in Models of Issue Voting. In: The Journal of Politics, 47, 230-237. Iversen, Torben (1994): Political Leadership and Representation in West European Democracies: A Test of Three Models of Voting. In: American Journal of Political Science, 45-74. Kedar, Orit (2005): When Moderate Voter prefer Extreme Parties: Policy Balancing in Parliamentary Elections. In: American Political Science Review 99: 185-199. Rabinowitz, G. and S. E. Macdonald (1989). 'A Directional Theory of Issue Voting', The American Political Science Review, 83(1): 93-121. Stokes, D. E. (1963). 'Spatial Models of Party Competition', The American Political Science Review, 57(2): 368-77. 5 6 Die Frage der politischen Repräsentation Trustee Delegate Vgl. Unterlagen der Tagung 7 8

Eine Untersuchung auf der Ebene der Wählenden Beteiligung? Zum dritten Mal in Folge entwickelte sich die Stimmbeteiligung positiv. De ce total, un sous-groupe de 2005 personnes constitue un échantillon représentatif pour l'ensemble de la Suisse ; de plus, 2387 entretiens ont été réalisées dans différents cantons, afin de disposer dans chaque canton d'un échantillon d'au moins 100 personnes ; dans les cantons de Zurich, du Tessin et de Genève, cet échantillon a été porté à 600 personnes. Es gingen 2007 48,3% der Stimmberechtigten an die Urne, was eine Steigerung um 3 Prozentpunkte gegenüber 2003 bedeutet. 9 10 Wer beteiligt sich? 11 12

Beteiligung an Abstimmungen 13 14 15 16

Warum beteiligt man sich an Wahlen? 17 18 Der Wahlentscheid Wahlentscheid 1995 bis 2007 und Konfession (Katholiken) Lebenszyklus-, Generationen(Alters)- oder Periodeneffekt? Gleiche Graphik, neue Konstellation innerhalb einer Kohorte oder Veränderung des ganzen Bildes! 19 20

Wahlentscheid 1995 bis 2007 und Einkommen (5000 9000 Fr.) 21 22 Wen wählen die Nicht-Wählenden? Selects 1999 30 20 10 0-10 Wähler Nichtwähler -20-30 -40-50 23 24

Ausgaben für den Wahlkampf Rechnet man die selbstdeklarierten Wahlkampfausgaben der rund 1700 Antwortenden auf alle Kandidierenden hoch, so kommt man auf Total rund 25 Mio. Fr.,,dea die alle Kandidierende ddee defür ihren Wahlkampf a nach ege eigenen e Angaben aufgewendet haben. Davon entfallen 6,1 Mio. auf die SVP-Kandidierenden, 5,9 Mio. auf die Kandidierenden der FDP, 4,9 Mio. auf die CVP, 2,5 Mio. auf die SP und 1,2 Mio. auf die Grünen. Das bedeutet, dass ein Kandidat oder eine Kandidatin im Schnitt etwas über Fr. 9000 für den Wahlkampf aufgewendet hat, oder umgekehrt, dass pro Kopf der über 4,9 Mio. Stimmberechtigten mindestens rund 5 Fr. durch die Kandidierenden ausgegeben wurden, bzw. pro Kopf der Stimmenden mindestens 10 Fr. Auch hier ist der Schwankungsbereich erheblich, bürgerliche Kandidierende geben im Schnitt um die 15'000 Fr. aus, SP-Kandidierende 6 800 Fr. und Kandierende der Grünen 3'100 Fr. 25 26 Kosten für den ganzen Wahlkampf im Vergleich Für den Wahlkampf kommen noch die Ausgaben der Parteien hinzu, die laut Schätzungen auch einen zweistelligen Millionenbetragausmachen und somit die Wahlkampfausgabe insgesamt annähernd verdoppeln (= 50 Mio.). Damit sind die Ausgaben pro Kopf in der Schweiz vergleichbar mit Wahlausgaben in anderen westlichen Demokratien. Z.B. erwartet man in den USA, dass für Präsidentschaftswahlen 2008 mehr als 1000 Mio. $ ausgegeben werden, was bei 200 Mio. möglichen Wählerinnen und Wähler auch nicht mehr als 5 $ pro Kopf ausmacht. 27 28

Schlussfolgerung Dealignment and Realignment: D.h. die grossen Parteien haben einen Teil ihrer traditionellen Basis verloren. Dies hat sich anderen Parteien zugewandt Klassische ideologische Unterschiede und neue Konflikte werden das Parteiensystem der Zukunft prägen 29