Online-Prävention alkoholbezogener Störungen bei Studierenden: Erste Ergebnisse zur deutschen Adaptation von echeckup TO GO. Prof. Dr. Marion Laging, Michael Braun, M.A. Beitrag zum Forum Prävention mit neuen Medien bei der DHS-Fachkonferenz Suchtprävention für alle. Ziele, Strategien, Erfolge in Potsdam
Inhalt 1. Studierende als Risikogruppe 2. Präferenz unterschiedlicher Präventionsangebote 3. Wirksamkeit der Online-Prävention 4. Projektansatz echeckup TO GO Wirksamkeit Adaptation Durchführung und Ergebnisse der studentischen Fokusgruppen Evaluation Peer-Beratung 5. Erste Ergebnisse und Schlussfolgerungen 2
1. Studierende als Risikogruppe Unter deutschen Studierenden ist riskanter Alkoholkonsum gegenwärtig (z. B. Akmatov et al. 2011; Bailer et al. 2008; Heine 2011; Klein et al. 2004; Middendorff et al. 2012). Die Situation an der (Heidenreich, Laging, Ganz, Braun, Lienert; n=791) AUDIT: 21,1 % mit AUDIT-Score >=8 44,1 % mit AUDIT-Score > 5 23,4 % der Studierenden gaben an, dass sie momentan mehr Alkohol trinken als vor dem Studium 3
1. Studierende als Risikogruppe: Binge-Drinking / Häufigkeit Wie oft trinken Sie 6 oder mehr Gläser Alkohol (= Standardgetränk) bei einer Gelegenheit? 30,2 % 33,8 % 23,3 % 11,4 % 1,3 % nie seltener als einmal im Monat einmal im Monat einmal pro Woche täglich oder fast täglich 4
1. Studierende als Risikogruppe: Binge-Drinking / Anlässe und Situationen Wann trinken Sie 5 oder mehr Standarddrinks bei einer Trinkgelegenheit? Wenn ich alleine bin Auf Studentenpartys Nach Prüfungen Vor Prüfungen In der Prüfungs/ -vorbereitungszeit Wenn ich am nächsten Tag arbeiten muss Wenn ich am nächsten Tag eine Vorlesung/ eine Seminar habe, bei der/ dem keine Anwesenheitspflicht Wenn ich am nächsten Tag eine Vorlesung/ ein Seminar habe, bei der/ dem Anwesenheitspflicht besteht Immer Sehr oft Häufig Selten Nie Wenn ich am nächsten Tag frei habe Am Wochenende Unter der Woche 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% 5
1. Studierende als Risikogruppe: Alkoholkonsum - Trinkmenge und Frequenz Trinkmenge: Bringen Sie nachfolgende Zeitabschnitte in die entsprechende Reihenfolge: Semesterferien 23,4 Semesterende, direkt nach den Prüfungen Prüfungszeit 7,9 50,5 am meißten 2 3 Semestermitte 4,3 4 Semesterbeginn 15,3 am wenigsten 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% Trinktage: Bringen Sie nachfolgende Zeitabschnitte in die entsprechende Reihenfolge: Semesterferien Semesterende, direkt nach den Prüfungen Prüfungszeit Semestermitte Semesterbeginn 29,0 40,8 8,2 4,5 15,8 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% am häufigsten 2 3 4 am seltensten 6
2. Präferenz von Präventionsangeboten 575 Studierende aller Fakultäten wurden befragt. Verteilung ähnelte den Subgruppen (Geschlecht, angestrebter Bildungsabschluss, Fakultätszugehörigkeit, Studienphase). Hinsichtlich der geäußerten Präferenzen sind keine subgruppenspezifischen Unterschiede zu erkennen. Angenommen, es würde ein Präventionsangebot zum Thema Riskanter Alkoholkonsum an der stattfinden. Könntest Du dir vorstellen, die folgenden Angebote zu nutzen? (N = 575) Ja in % Nein in % Keine Angabe in % Infobroschüre / Flyer / Plakat Anonymes webbasiertes Angebot Wissenschaftlicher Vortrag Persönliches Beratungsgespräch 44,6 53,1 2,3 39,8 58,2 2,0 34,3 63,7 2,0 22,8 74,7 2,5 Telefonhotline 9,4 88,1 2,5 Workshop 8,9 89,4 1,7 Weiteres 2,8 62,6 34,6 7
3. Wirksamkeit der Online-Prävention Metaanalyse: 17 Studien (nur RCT) 7803 Studierende Effekte: kurzfristig (bis zu einem Monat): teilweise große mittel- und langfristig (bis 12 Monate): kleine bis mittlere Eines der bestevaluiertesten Online-Präventionsprogramme ist echeckup TO GO 8
3. Wirksamkeit von echeckup TO GO (echug) bei Studierenden echeckup TO GO ist Gegenstand in 15 Studien, 10 davon sind in (peer-reviewed) Journalen veröffentlicht u. a. Reduktion in den Variablen: Alkohol assoziierte Schäden (Alfonso, Hall, & Dunn, 2012) Alkoholkonsum und Alkohol assoziierte Schäden (Doumas et al., 2011a) Binge-Drinking, wöchentliches Trinken, Alkohol assoziierte Schäden (Doumas & Andersen, 2009) Nachhaltigere Effekte, wenn Feedbackbericht persönlich besprochen wird (Doumas et al., 2011) 9
4. Projektansatz echeckup TO GO Peerberatung Online- Forum Beratungsnetzwerk Verhältnispräventiv z. B.: Hausordnung Alkoholverbot auf dem Hochschulgelände Aufbau eines Präventionsangebots bzgl. des studentischen Umgangs mit Alkohol (und anderer Substanzmittel) im Setting Hochschule 10
Das Onlineprogramm echeckup TO GO wurde an der San Diego State University entwickelt kann in 20-45 Minuten durchgeführt werden ist derzeit an über 600 Universitäten und Hochschulen in den USA, Kanada, Australien und Irland im Einsatz ist im Sinne der motivationalen Gesprächsführung strukturiert beinhaltet eine Bestandsaufnahme, personalisiertes Feedback, psycho-edukative Inhalte und den Social Norms Approach kann für tiefergehendes Beratungsangebot (Einzel- oder Gruppensitzungen) genutzt werden (Feedbackbericht) 11
echeckup TO GO Gibt u.a. Rückmeldung zu: Anzahl der konsumierten Standard-Drinks Persönliche Blutalkoholkonzentration (BAK) und Auswirkung der BAK auf den Körper Kalorienaufnahme durch alkoholische Getränke Kostenaufstellung für Alkohol und Tabak in Verbindung mit dem frei verfügbaren Geld Risikobewertung (AUDIT; familiäres Risiko; Toleranzniveau; Alkohol am Steuer) Normativem Feedback nach Geschlecht, Hochschulart, Hochschulstandort Persönlichen Strategien zur Reduzierung des Alkoholkonsums 12
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Adaptation von echeckup TO GO Adaptation des amerikanischen echeckup TO GO 1 zu 1 Übersetzung ins Deutsche Anpassung von Maßeinheiten Video- und Sprachsequenzen neu erstellen Inhaltlich: Berechnungen überprüfen (Standarddrinks variieren) Lokale/ nationale Normwerte hinterlegen (erheben) rechtliche Gegebenheiten ändern (drink & drive) Rubrik Wechselwirkungen mit Medikamenten anpassen Deutsche (europäische) Quellen finden und amerikanische Studien ersetzen Beratungsnetzwerk an Esslingen (Deutschland) anpassen 14
Fokusgruppenergebnisse (insg. 22 Teiln.) Die Angabe einer typischen Trinkwoche fällt Studierenden schwer. Das Feedback (aufs Jahr bezogen) verliert an Glaubwürdigkeit. Diskussion alternativer Erfassungsmethoden in weiteren Fokusgruppen Wenig-Trinkende wurden in ihrem Verhalten nicht ausreichend bestärkt, echug wurde teils als zu amerikanisch-abschreckend wahrgenommen Anpassung der Cut-Off Werte Kritik an fehlenden/missverständlichen Quellen Erhöhung der Transparenz (Ergänzung der Quellen) 15
Fokusgruppenergebnisse (insg. 22 Teiln.) Der Social Norms Approach wurde als zentrales, interessantes Element von echug erlebt attraktiver Inhalt für das Bewerben von echeckup TO GO Daten müssen von Hochschulen erfasst werden Zweifel an der Durchführungsmotivation von Studierenden aufgrund der Dauer des Programms Kürzung des Programms PeerberaterInnen müssen den Nutzen des Programms für Studierende herausstellen können (Inhalt der PeerberaterInnen-Ausbildung) 16
Evaluation von echeckup TO GO Randomisierte kontrollierte Studie (RCT) 3 Erhebungszeitpunkte (0, 3 und 6 Monate) Online-Befragung Vollerhebung möglich (aber unrealistisch) Pseudonyme Erhebung mittels PIN Anreizsystem durch Gewinnmöglichkeiten 33 Preise, Gesamtwert über 1.300 Euro Derzeitiger Stand: Start der dritten Erhebungsphase 17
Evaluationsdesign 18
Peer-Konzept an der Hochschule Esslingen Online Kurzintervention Peer-Workshop echeckup TO GO Outreach-Aktionen durch Peers Peer-gestütztes Online Forum Studis für Studis Beratungsnetzwerk 19
Outreach Niederschwellige Aktionen auf dem Campus durch PeerberaterInnen Hohe Akzeptanz und Attraktivität bei PeerberaterInnen Entwicklung von Methoden und Infomaterialien durch PeerberaterInnen Start WiSe 2014/2015 20
Peer-gestütztes Online Forum Studis für Studis 21
Peer-gestütztes Online Forum Studis für Studis Moderiertes Onlineforum: Freischaltung der Anfragen und Antworten durch die zentrale Studienberatung. Möglichkeit zur anonymen Registrierung oder zur Anmeldung mit dem Hochschulaccount. Entwickelt von der zentralen Studienberatung und dem Rechenzentrum. Beantwortung aller Anfragen innerhalb von drei Tagen. Moderation durch Peers aus den Fakultäten und den zum Thema Alkohol geschulten Peers. 22
Beratungsnetzwerk Ziel: Die Peer-BeraterInnen vermitteln bei Bedarf Studierende an passende Beratungsangebote. Verknüpfung zwischen Peer-BeraterInnen und Beratungsstellen benötigt, die Peers tauschen sich mit den unterschiedlichen Beratungsangeboten aus: Zentrale Studienberatung Psychologische Beratungsstellen für Familie und Jugend in Esslingen und Nürtingen Jugend- und Drogenberatung Esslingen und Stuttgart 23
Ausbildungs- und Begleitkonzept der Peer-BeraterInnen Basiskurs Angebot in jedem Semester für alle Studierende der Fakultät Curriculare Verankerung im Wahl- Pflicht-Studium (3 SWS) Inhalte: motivierende Gesprächsführung, Funktionsweise und Inhalt von echeck UP TO GO; Daten und Fakten zum Substanzkonsum unter Studierenden, Transtheoretisches Modell der Verhaltensänderung, Personalisiertes Feedback, Harm Reduction, Selbstreflexion Entwicklung und Erprobung von Outreach-Aktionen Voraussetzung für einen dauerhaften Einsatz als Peer- BeraterIn Aufbau- und Begleitkurs Angebot in jedem Semester, Teilnahmevoraussetzung: Basiskurs Curriculare Verankerung im Wahl- Pflicht-Studium (2 SWS) Inhalte: Planung, Anleitung, Durchführung und Coaching bei und von Outreachs, Online-Beratung und der Workshops; Aufbau und Pflege des Beratungsnetzwerkes für Studierende der HS Esslingen Bietet pädagogisch Interessierten in den Bereichen der Erwachsenenbildung und Präventionsarbeit die Möglichkeit sich selbst mit einem innovativen Ansatz zu erproben und Praxiserfahrungen zu sammeln Zertifizierung der Tätigkeit 24
5. Erste Ergebnisse und Schlussfolgerungen Studierende an deutschen Hochschulen haben andere Anforderungen an Online-Präventionsprogramms als Studierende aus den USA Studierende stellen sehr spezifische Anforderungen an Präventionsprogramme Fokusgruppen erscheinen als geeignete Methode für die Partizipation in Forschungsprojekten Hohe Attraktivität des Social Norms Approach für Studierende Online-Präventionsprogramme als stand-alone-interventionen für Studierende? 25
5. Erste Ergebnisse und Schlussfolgerungen Die Einbettung in das Setting Hochschule ist komplex und unterscheidet sich von Hochschule zu Hochschule. Das deutsche Programm echeckup TO GO steht zur Verfügung, ein Verfahren zur Adaptation an andere Hochschulen besteht. Das Konzept der Peerberatung wird so weiterentwickelt, dass es von anderen Hochschulen übernommen werden kann. Die entwickelte RCT-Studie kann auf andere Hochschulen übertragen werden. 26
echug-d - Online-Prävention substanzbezogener Störungen bei Studierenden Wissenschaftliche Leitung: Prof. Dr. Marion Laging Prof. Dr. Thomas Heidenreich Wissenschaftliche Mitarbeiter: Michael Braun, Soz.päd. Soz.arb. M.A. Thomas Ganz, Dipl. Psych. University of Applied Sciences Flandernstraße 101 73732 Esslingen http://www.hs-esslingen.de
Kontakt: Prof. Dr. Marion Laging Wissenschaftliche Leitung Telefon +49(0)711.397-4589 E-Mail: marion.laging@hs-esslingen.de http://www.hs-esslingen.de Michael Braun, M.A. Wissenschaftlicher Mitarbeiter Telefon +49(0)711.397-4541 E-Mail: michael.braun@hs-esslingen.de