23. Vorlesung Biologische Therapien. Prof. László Tringer

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Transkript:

23. Vorlesung Biologische Therapien Prof. László Tringer

Psychopharmaka Wichtige Merkmale: Psychopharmaka greifen in die Informationsvermittlung des ZNS ein. Sie verstärken die Konzentration bestimmter Neurotransmitter in den Synapsen: blockieren die entsprechenden Rezeptoren oder sensibilisieren sie; Serotonin-Hypothese; Noradrenalin-Hypothese; Dopamin-Hypothese.

Die Probetherapie Symptomatik, Behandlungsanamnese, Zumutbare Nebenwirkungen. Eine passende Therapie erfordert die sorgfältige Abstimmung auf den einzelnen Patienten und seine aktuelle Situation. Die angegebenen Dosierungen sind Richtwerte, die individuell angepasst werden müssen.

Antipsychotika Wirkungsmechanismus durch nigrostriatale, mesolimbische und mesokortikale Strukturen; Wirkung durch Blockierung der Domapin-Rezeptoren, hauptsächlich durch den D 2 -Rezeptor, aber auch durch Serotonin- und Histamin- Rezeptoren

Indikationen der Antipsychotika akute und chronische Schizophrenie; psychotische Störungen mit verschiedener Ätiologie; paranoide Psychosen; Manie und manieforme Störungen; wahnhafte Depression (mit Antidepressiva); allgemeine Erregungszustände (hauptsächlich akute Erregungszustände) Agitation, Aggression usw. Persönlichkeitsstörungen (z. B. Borderline) mit psychotischer Dekompensation; einige Bewegungserkrankungen (Huntington-Chorea, Gilles de la Tourette-Erkrankung).

Die klassischen Antipsychotika Niedrige neuroleptische Potenz: Chlorpromazin Levomepromazin Thioridazin, Chlorprothixen, Sulpirid; Mittlere neuroleptische Potenz: Flupenthixol, Tiaprid, Zuclopenthixol; Hohe neuroleptische Potenz: Butyrophenon, Droperidol, Fluphenazin, Trifluoperazin, Pipothiazin

Atypische Antipsychotika Zur Zeit im Vordergrund: günstigeres Nebenwirkungsprofil Beinflussung der negativen Symptome; Amisulpirid, Clozapin, Olanzapin, Quetiapin, Risperidon, Ziprasidon

Vegetative Nebenwirkungen Sedative Wirkung, orthostatische Hypotonie, Verstopfung, Retentio urinae, Mundtrockenheit, Schwitzen, Tremor, Delirien; Herzbeschwerden, EKG-Störungen; Gewichtszunahme, endokrine, (Hyperprolaktinämie, Glukoseintoleranz), und sexuelle Störungen.

Extrapyramidale Nebenwirkungen Frühdyskinesien (Dysarthria, Oculogyria, Spasmen, Akathisie) Parkinson-Syndrom Akathisie» (Antiparkinson-Mittel, aber nicht prophylaktisch!); Spätdyskinesien (dyschinesia tardiva) hyperkinetische Symptome, unwillkürliche stereotype Bewegungen (Augenzwinkern, kauende, ballistische Bewegungen, Torsionsdystonien)

Malignes neuroleptisches Syndrom: Fieber, Schwitzen, Harninkotinenz, Bewusstseinstrübung bis Koma; Tremor, Rigor, Akinesien, Dyskinesien; Labiler Blutdruck, Tachykardie, Leukozytose, erhöhte Leberenzyme und CPK; Intensive Behandlung nötig (Bromocriptin, dopaminerger Agonist).

Neuroleptisches Defizitsyndrom Negative Symptome der Schizophrenie Extrapyramidale Symptome Depressive Symptome

Antidepressiva Tri(tetra)zyklische Preparate SSRI (Selective serotonin reuptake inhibitors) SSRE (Selective serotonin reuptake enhancers) NRI (Noradrenalin reuptake inhibitor) SNRI (Dual effect) NDRI (Noradrenalin-dopamin reuptake inhibitor) RIMA (reversible inhibitor of monoamineoxydase A)

Indikation der Antidepressiva depressive Episode (maiore Depression); Dysthymie (neurotische, psychoreaktive Depression); somatogene (organische) Depressionen; postpsychotische Depression; Panikerkrankung; Phobien; Zwangserkrankung; Eß-Störungen; chronisches Schmerzsyndrom; posttraumatisches Stress-Syndrom.

Nebenwirkungen der trizyklischen Antidepresiva Tremor, Krampfanfälle, Delirien; Orthostatische Blutdruckabfälle, Tachykardie, Verstärkung von Reizleitungsstörungen, Arrhythmien (kardiotoxische Wirkung); Übelkeit, Harnverhaltung, Verstopfung, Ileus; Akkomodationsstörungen, Augeninnendrucksteigerung bei Glaukom; Trockene Schleimhäute; Galaktorrhoe, Gynäkomastie, Amenorrhoe; Libidoabnahme, Potenzstörungen, Anorgasmie.

Nebenwirkungen der selektiven Antidepressiva Gastro-intestinale Störungen (Übelkeit, Erbrechen, Diarrhöe); Innere Unruhe (Gespanntheit); Libidoabnahme, Potenzstörungen. Reversible selektive MAO-A Inhibitoren: Schlafstörungen, Unruhe, Erregung, Verwirrtheit; Übelkeit, Völlegefühl, Magenbrennen, Diarrhöe, Obstipation; Akkomodationsstörungen

Anxiolytika Substanzgruppen: Benzodiazepine; Partialer Agonist von 5 HT1A Rezeptors: buspiron; Antidepressiva; Beta-Rezeptor-Blocker. Indikationen: Angststörungen; Angstzustände bei verschiedenen psychiatrischen Erkrankungen; Angstzustände bei verschiedenen somatischen Erkrankungen; Entzugssyndrome bei Alkohol und Drogen; Schlafstörungen (Insomnien).

Krampfbehandlung Wirkungsmechanismus ist nur zum Teil bekannt; EKT hat eine Wirkung auf alle Neurotransmitter; EKT erhöht die Sensibilität des Dopaminerg-Systems, hemmt die Aktivität des Noradrenerg-Systems; Die Konvulsionen erhöhen die Blutzirkulation des Gehirns (PET- Untersuchungen); Vor Anwendung der EKT ist die Einwilligung des Patienten oder seines rechtskräftigen Vertreters einzuholen; EKT ist nur in Relaxation durchführbar (nach ultrakurzer Narkose, komplette Relaxation mit Sukcinilkolin); Durchführung meist wöchentlich 2-3-mal, in einer Serie höchstens 8-10 EKT. EKT verursacht keine strukturellen Hirnschädigungen oder dauerhaften kognitiven Störungen! Hohes Alter ist keine Kontraindikation.

Indikation der Elektrokrampfbehandlung Schwere wahnhafte, stuporöse Depressionen; Schizoaffektive Psychosen; Katatone Krankheitsbilder; Psychosen mit vitaler Gefahr (z.b. Nahrungsverweigerung); Psychosen mit hoher Gefahr des Tötens und des Suizids. Meist rapider Erfolg! Rezidivprophylaxe

Andere biologische Therapien Schlafentzug: nach einem totalen Schlafentzug während der Nacht bessern sich die depressiven Symptome vorübergehend, oft wird aber auch ein wesentlicher Rückgang der Depression erwirkt. Partieller Schlafentzug Lichttherapie: bei den sogenannten Winterdepressionen erfolgreich.