I N F O R M A T I O N zur Pressekonferenz mit Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer 21. September 2011 zum Thema "Pfahlbauten Das zweite UNESCO-Welterbe in Oberösterreich" Weitere Gesprächsteilnehmer: HR in Dr. in Ulrike Knall-Brskovsky, Landeskonservatorin für Oberösterreich Mag. Cyril Dworsky, TRITON - Gesellschaft für Unterwasserarchäologie Mag. Leo Gander, GF Regatta- Regionalentwicklungverein Attersee-Attergau Mag. Johann Reiter, Bürgermeister von Seewalchen Mag (FH) Walter Kastinger, Bürgermeister von Attersee a. A. Landeskulturdirektor Hofrat Dr. Reinhard Mattes Mag.ª Dr. in PhD Jutta Leskovar, Oberösterreichische Landesmuseen Mag. Heinz Gruber, Bodendenkmalpfleger am Landeskonservatorat Oberösterreich
3 Pfahlbauten Das zweite UNESCO-Welterbe in Oberösterreich Am 27. Juni 2011 hat das Welterbekomitee der UNESCO die Aufnahme der "Prähistorischen Pfahlbauten um die Alpen" auf die Liste des Welterbes beschlossen. Diese "transnationale serielle Stätte" - also eine Reihe von nicht zusammenhängenden Arealen - umfasst eine Auswahl von 111 der rund 1.000 bekannten archäologischen Pfahlbaustationen in sechs Ländern (Schweiz, Deutschland, Frankreich, Italien, Österreich und Slowenien) um die Alpen. Oberösterreich ist dabei prominent vertreten: von den fünf neuen österreichischen Welterbestätten liegen vier in Oberösterreich, drei am Attersee und eine am Mondsee. Neben dem Salzkammergut gibt es daher seit 27. Juni 2011 ein zweites UNESCO-Welterbe in Oberösterreich. Insgesamt wurden in Österreich bisher neun Stätten in diese Liste aufgenommen. Pfahlbauten Das "unsichtbare kulturelle Erbe" Pfahlbauten und Moorsiedlungen aus urgeschichtlicher Zeit sind ein besonderes Phänomen der Alpenländer. In zahlreichen Seen und Feuchtgebieten des Alpenvorlandes blieben sie vorzüglich erhalten. So ist es für die Forschung möglich, die Entwicklung jungsteinzeitlicher und metallzeitlicher Siedlungsgemeinschaften im Zeitraum vom 5. bis ins 1. Jahrtausend vor Christus zu erhellen. Etwa 1.000 Pfahlbau-Fundstellen sind rund um die Alpen bekannt. Häufig liegen sie am Rand von Seen, in den Moorflächen verlandeter Gewässer und, allerdings seltener, in Flussauen. Die Einlagerung im immerfeuchten Boden ermöglichte es, dass Konstruktionshölzer, Speisereste, hölzerne Werkzeuge und sogar Kleidungsstücke erhalten blieben. Daher sind diese Siedlungsruinen wichtige Quelle für die Erforschung der frühen Bauerngesellschaften im Zentrum Europas.
4 Fundstellen in Oberösterreich Folgende Fundstellen in Oberösterreich, die sich in den Gemeinden Attersee, Seewalchen und Mondsee befinden, sind nunmehr Teil des UNESCO Welterbes: - Abtsdorf I: Diese Pfahlbaustation liefert Hinweise auf den Übergang von der Früh- zur Mittelbronzezeit. Es handelt sich um die einzig gesicherte, radiokarbondatierte Pfahlbaustation dieser Epoche im Salzkammergut. Funde aus dem Neolithikum lassen verschiedene Siedlungsphasen vermuten, welche einen wichtigen Link zwischen dem Neolithikum und der Bronzezeit bilden. - Abtsdorf III: Abtsdorf III ist wegen ihrem Bezug zu den benachbarten Siedlungen von Abtsdorf I und der assoziierten Fundstelle von Abtsdorf II von besonderer Bedeutung. Sie stellt ein wichtiges Element dar, um kleinräumliche Siedlungsprozesse zu verstehen. Dies wird unterlegt durch das Fehlen von gut verarbeiteten, organischen Materialien, was auf eine Spezialisierung der Siedlung hinweisen könnte. - Litzlberg Süd: Litzlberg Süd ist eine der Siedlungen in Österreich, deren archäologischen Schichten am besten erhalten sind. Die massive Packung von Siedlungsschichten und die sehr gute Abdeckung durch Sedimente bieten perfekte Bedingungen für ein reiches Spektrum an Funden und sind deshalb besonders wichtig, die kleinräumlichen Entwicklungsprozesse in neolithischer Zeit zu verstehen. - Mondsee See: Die Namen gebende Fundstelle der Mondsee-Gruppe ist nicht nur aus forschungsgeschichtlicher Sicht wichtig. Das reiche Fundinventar der Siedlung bildet die bislang umfassendste Quelle für wissenschaftliche Untersuchungen der österreichischen Pfahlbauten. Verschiedene Publikationen behandeln die verschiedenen Fundkategorien (z.b. Keramik, Tierknochen oder Silices) und erlauben Untersuchungen der Tauschbeziehungen und Vergleiche zu zeitgleichen Pfahlbaukulturen. Das
5 reiche Spektrum von Metallfunden belegt außerdem die wichtige Rolle von Mondsee See in der frühen Entwicklung der Kupfermetallurgie. Was geschieht nun in Oberösterreich? Nach der Erhebung der Pfahlbauten zum Welterbe werden nun Maßnahmen für das gemeinsame, internationale Management der Welterbestätte, und darauf abgestimmt nationale und regionale Initiativen, erarbeitet. Das gemeinsame Management der Welterbestätte erfolgt durch eine internationale Koordinationsgruppe, in der alle sechs Staaten, deren Stätten sich auf der UNESCO- Welterbeliste befinden, zusammen arbeiten. Die internationale Zusammenarbeit soll die Erhaltung der Stätten, aber auch den wissenschaftlichen Austausch und die Vermittlungsaktivitäten fördern. Der Schutz der Stätten beruht auf den unterschiedlichen nationalen Systemen und Verfahren. In Oberösterreich wird hier in den nächsten Monaten ein Modell in Zusammenarbeit zwischen den betroffenen Gemeinden, der Direktion Kultur des Landes, dem Oö. Landesmuseum und der oö. Gesellschaft für Archäologie erarbeitet. "aus Holz" Tag des Denkmals 2011 Zum 17. Mal findet am Sonntag, 25. September 2011 (Eröffnung 12 Uhr, Schloss Kammer, Schörfling/Attersee) in Oberösterreich der "Tag des Denkmals" statt, eine Zusammenarbeit zwischen Bundesdenkmalamt, Land Oberösterreich, Verein Denkmalpflege und der Diözese Linz. In Oberösterreich und Südböhmen kann man an diesem Tag insgesamt 66 Denkmäler besichtigen, ein besonderer Schwerpunkt wird aber im Attergau gesetzt. Anlass dafür ist die Erhebung der Pfahlbauten zum UNESCO-
6 Welterbe. An der Uferpromenade in Seewalchen gibt es eine spezielle Ausstellung zum Thema. Nähere Informationen: www.tagdesdenkmals.at