Wie fördern blühende Biogasmischungen die Biodiversität?

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Transkript:

Wie fördern blühende Biogasmischungen die Biodiversität? Martin Degenbeck Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau Frankfurt, 29.01.2013 Projektsachbearbeiter: Dr. Birgit Vollrath, Antje Werner, Kornelia Marzini, Dominik Kretzer, Dr. Ingrid Illies

Hintergrund und Erfahrungen Seit 1999 Projekte zur Ansaat von mehrjährigen artenreichen Wildpflanzenmischungen auf Brache- und Stilllegungsflächen zur Lebensraumverbesserung in der Agrarlandschaft Förderung: BayStMELF, DBU => Lebensraum Brache Blühmischungen in verschiedenen Varianten, z.b. Lebensraum 1 Ergebnis: allein 2010 Anlage von 13 000 ha Blühflächen in Bayern

Lebensraum 1, 1. Standjahr

Lebensraum 1, 2. Standjahr

Projektidee Mehrjährige Mischungen aus ca. 20 Wild- und Kulturpflanzenarten mit hohem Biomassepotential 1 x säen, 5 x ernten weniger Eingriffe Lebensraum => Kompromiss zwischen Ökonomie und Ökologie

Projekte der LWG: Träger und Partner Energie aus Wildpflanzen ( EAW ) Förderung: BMELV (über die FNR) Laufzeit: 7/2008 12/2011; Phase II: 3/2012 2/2015 Projektleitung: Partner: Ringversuch in Bayern Förderung: BayStMELF Laufzeit: 1/2011 12/2013; geplant: 1/2014 12/2014 Projektleitung: Partner:

Versuchsstandorte und Praxisflächen Parzellenversuche: BMELV, Ph. I. Ansaaten ab 2009 BMELV, Ph. II Ansaaten ab 2012 14 StMELF, Ansaaten 2011 13 Praxisflächen: 2009: Erste Flächen in Bayern 2010: 25 ha Neuansaaten in 5 Bundesländern bei 16 Landwirten 2011: 200 ha Neuansaaten in 12 Bundesländern bei 70 Landwirten 2012: 670 ha Neuansaaten (nicht dargestellt)

Parzellenversuche (1. Standjahr, Ansaat 2009) Maisuntersaat Oldenburg, 28.7.09

Erstes Standjahr (heimisch) vor der Ernte Würzburg, 20.8.2009

Ernte praxisüblich (50-60% des Methanhektarertrags von Mais) Praxisfläche bei Würzburg (04.09.2009)

Nahrung und Deckung im Winterhalbjahr

2. Standjahr (heimisch) Würzburg, 16.7.10

Wenig Eingriffe Bodenvorbereitung Ansaat Düngung Pflanzenschutz Ernte konventionelle Ackernutzung Zwei-Kultur-Nutzung Wildpflanzenanbau mit 5-jähriger Nutzung 1. Jahr 2. Jahr 3. Jahr 4. Jahr 5. Jahr

Faunistische Untersuchungen Im Rahmen des FNR-Projektes: Vögel und Fledermäuse (LBV Unterfranken) Vögel ab 2012 in Brandenburg (Dr. K. Dziewiaty) Spinnen, Laufkäfer, Wanzen,Tagfalter u.a. (ÖAW, H. Stumpf) Honigbienen (LWG, Fachzentrum Bienen) Im Rahmen eines BayStMELF-Projektes (2011-2013): Jagdbare Wildtierarten, v.a. Rebhuhn, Feldhase (TiHo Hannover, Dr. Jörg Tillmann)

Gewicht des Pollens [g] Bedeutung für Honigbienen Versuche zum Polleneintrag Erfassung des Polleneintrags über Pollenfallen vor Bienenvölkern Dr. Ingrid Illies (LWG) 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 05.08-06.08 12.08-13.08 21.08-22.08 02.09-03.09. Kontrolle Biogas

Aufsummierte Artenzahlen Kleintiere 150 125 100 75 2009 2010 2011 150 150 125 125 100 100 75 75 Artengruppen (Beifänge) Tagfalter Ameisen Wanzen Laufkäfer Spinnen 50 50 50 25 25 25 0 3. SJ 2. SJ 1. SJ Mais 234 Arten, 21 Rote-Liste-Arten (9%) 0 3. SJ 2. SJ 1. SJ Mais 227 Arten, 24 Rote-Liste-Arten (10,6%) 0 3. SJ 2. SJ 1. SJ Mais 166 Arten, 16 Rote-Liste-Arten (10,6%) Bearbeitung: H. Stumpf (ÖAW)

Nahrungs- und Bruthabitat für Vögel Bearbeitung: H. Brönner, M. Sitkewitz (LBV Bayern) Dr. Krista Dziewiaty (ab 2012 in Brandenburg) 2009: 30 verschiedene Vogelarten, davon 15 Rote-Liste-Arten starke Feldlerchenpopulation 2010: 24 verschiedene Vogelarten, davon 10 Rote-Liste-Arten 2012 (BB): 15 Arten, davon 7 Rote-Liste-Arten

Nahrungshabitat für Fledermäuse Registrierung der Rufe Bearbeitung: H. Brönner, M. Sitkewitz (LBV) 2009 und 2011: 7 Arten bei der Jagd 2010: 9 Arten bei der Jagd Alle: Anhang IV der FFH-Richtlinie

Wildbiologische Untersuchungen Methoden Fotofallen (in hohen Beständen) Scheinwerfertaxation (Feldhase) Thermographie (Rebhuhn) Aussetzung von Rebhuhnküken Ergebnisse Vor allem die Randzonen werden intensiv genutzt Das Bestandsinnere ist oft zu dicht Hohe Bedeutung im Winterhalbjahr, wenn Stoppellänge ausreichend lang (20-25cm)

Zusammenfassung Erhöhung der Strukturvielfalt durch Wildpflanzenmischungen, flächig oder in Streifen => attraktiv für Mensch und Tier Nektar und Pollen im trachtarmen Sommer => Förderung von Bienen und Insekten => Förderung von Vögeln und Fledermäusen Nahrung und Deckung für Wildtiere, wichtig vor allem im Winter Aber: Kompromiss zwischen wirtschaftlicher und ökologischer Otimierung

Vorteile insbesondere auf erosionsgefährdeten Flächen an Oberflächengewässern und in Wasserschutzgebieten bei hoher Wildschadensgefährdung auf Ungunststandorten (trocken, feucht, steinig, steil )

Energie aus Wildpflanzen bietet eine wertvolle Ergänzung zu bestehenden Anbausystemen ist eine Chance für den Lebensraum Agrarlandschaft fördert die öffentliche Akzeptanz für die Biogasproduktion

Vielen Dank für ihre Aufmerksamkeit Weiterführende Informationen: www.lwg.bayern.de/landespflege/landschaftspflege/ Kontakt: Martin Degenbeck Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau Sachgebiet Landschaftspflege und Landschaftsentwicklung An der Steige 15 97209 Veitshöchheim Mail: martin.degenbeck@lwg.bayern.de