Eigentlich herrschte unter den 30 im DAX

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Transkript:

Als Führungskraft ist man eher einsam Frauen, Spitzenpositionen, Meinungen: Die Frauenquote in der Diskussion auch in Südwestfalen Eigentlich herrschte unter den 30 im DAX notierten Konzernen bislang weitgehend Einigkeit darüber, dass eine gesetzlich vorgeschriebene Frauenquote wenig sinnvoll und unnötig ist nach dem Motto: Freiwillig mehr Frauen, auch in Führungspositionen, einzustellen, ist besser, als dies unter Zwang zu tun. Das erste DAX-Unternehmen, das die Einigkeit durchbrach, war die Telekom: 30 Prozent der leitenden Positionen im eigenen Haus müssten mit Frauen besetzt werden. Mitte Juli dann die Forderung von Christine Hohmann-Dennhardt, der ersten Frau im Daimler-Vorstand: Aus der Tatsache, dass unter 180 Vorstandsmitgliedern der 30 DAX-Konzerne nur fünf Frauen seien, müssten Konsequenzen gezogen werden. Das sei ihre private Meinung und nicht die des Unternehmens, betonte sie, die als erste Frau überhaupt den Sprung in den Vorstand des Autobauers geschafft hatte. Daimler-Chef Dieter Zetsche wird aber vermutlich nicht auf Christine Hohmann-Dennhardt hören, auch wenn sie noch so persönlich gesprochen hat. Der Stuttgarter Autobauer habe sich freiwillig zum Ziel gesetzt, den Anteil von bis 2020 auf 20 Prozent zu erhöhen, sagte er. In Deutschland wird heiß diskutiert über die Frauenquote und über Frauen in Führungsetagen: nie konsequent, bislang ohne Ergebnis, aber immer mal wieder und auch heftig. Worüber eigentlich? Ob Frauen in der Führungsetage gut oder sogar besser sind. Welche Vorteile und Nachteile sie gegenüber Männern haben. Was sie besser machen und was ihnen schwieriger fällt. Und vor allem über die Frage: Braucht Deutschland eine Frauenquote? Nein, sagt Umfragen zufolge jeder zweite Mann in Deutschland doch das nur nebenbei. Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) hält eine Frauenquote für genauso überflüssig wie Bundeskanzlerin Angela Merkel, die die Quote ursprünglich ins Gerede gebracht hatte und Anfang des Jahres versuchte, das Thema wieder zu verdrängen. Zeitgleich sprachen sich Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen und EU-Justizkommissarin Viviane Reding vehement für eine gesetzliche Quote aus. Die beiden Politikerinnen forderten den BDI auf, mehr Frauen in Vorstände und Aufsichtsräte aufzunehmen. Und während Ursula von der Leyen nach Angela Merkels Nein zur Quote erst einmal brav zurückruderte, drohte Reding mit einer verbindlichen EU-weiten Quote, sollte die Industrie nicht freiwillig handeln und in den nächsten Jahren eine Frauenquote von rund 30 Prozent erreichen. Mehr Frauen auch ohne gesetzliche Regelung Ricarda Kusch leitet gemeinsam mit ihrem Vater das Hallenberger Unternehmen Kusch+Co. Die von der Politik geforderte Frauenquote Kusch für nicht zeitgemäß. Der BDI will sich schon gar nicht von zwei Frauen unter Druck setzen lassen. Der Verband weist darauf hin, dass viele Unternehmen bereits seit mehreren Monaten dabei seien, die zur Steigerung des Frauenanteils in Führungspositionen eingegangenen Selbstverpflichtungen umzusetzen, berichteten mehrere Tageszeitungen. Bei 50 Südwestfalen Manager 07-08/11

Business in südwestfalen Folgte 2001 dem Ruf der Familie und sitzt seit 2003 in der Geschäftsführung des Familienunternehmens Pollmann & Sohn: Frauke Brader-Vollmerhaus. Wahlen zu Aufsichtsräten bei DAX-Unternehmen seien in diesem Jahr fast 40 Prozent der den Kapitaleignern zustehenden Posten (neun von 23) mit Frauen besetzt worden. Freiwillige Leistung ja gesetzliche Regelung nein: Mehr Frauen ohne Quote statt Frauenquote, lautet offenbar die Devise vieler großer Unternehmen in Deutschland. Und tatsächlich: Wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden kürzlich mitteilte, sitzen derzeit schon so viele Frauen auf Top-Posten und in der Führungsetage wie noch nie zuvor in Deutschland. 2010 waren 27,7 Prozent aller Chefs in deutschen Unternehmen weiblich damit sei der Anteil an Frauen in Führungspositionen in den vergangenen 15 Jahren kontinuierlich angewachsen, hieß es aus Wiesbaden. Den Zahlen zufolge finden sich am ehesten, die jünger als 40 sind und auf der zweiten Führungsebene eines Betriebs mit weniger als 50 Mitarbeitern arbeiten. In kleineren Betrieben sind den Angaben zufolge 39,1 Prozent der Führungskräfte auf der zweiten Ebene weiblich auf der ersten Führungsebene sind es noch 29,2 Prozent. In Unternehmen mit mehr als 50 Beschäftigten sind dagegen insgesamt nur noch 23,4 Prozent weiblich, wie die Statistiker mitteilen. In Südwestfalen scheuen sich noch viele Unternehmen, über das Thema zu reden. Eine Ausnahme machte kürzlich die Firma Dorma aus Ennepetal. Das Unternehmen lehne eine gesetzlich vorgegebene Frauenquote ab, erklärte der Unternehmenssprecher in einem Zeitungsbericht. Man setze nicht auf Quote, sondern auf Qualifikation. Der Frauenanteil bei Dorma in Deutschland liege auch ohne Quote bei mehr als 25 Prozent auch im höchsten Führungsgremium. Noch deutlicher sehe es sogar auf der Gesellschafterseite bei Dorma aus, berichtete der Sprecher. Seit 2009 seien zwei der drei Gesellschafter Frauen. Quoten schaden der Wirtschaft und den Frauen, die nicht verdient haben, als Quotenfrauen abgestempelt zu werden, machte der Inhaber der Mendener Unternehmensgruppe OBO Bettermann, Ulrich Bettermann, Ende Januar dieses Jahres beim Weltwirtschaftsforum in Davos klar. Bettermann war dort der einzige Gesprächspartner von Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen, der keinem DAX-Konzern angehörte, und machte der Ministerin deutlich, dass er von einer gesetzlichen Quote auch bei börsennotierten Aktiengesellschaften nichts hält. In vielen Familienunternehmen wie dem seinen werde das Thema bereits pragmatisch gehandhabt. Wenn ich bei uns durch manche Abteilungen gehe, brauchen wir dort wohl bald eine Männerquote..., sagte Bettermann. In der OBO-Verwaltung seien bis in die Leistungsebene längst mehr als 30 Prozent Frauen beschäftigt. Zahlen darüber, bei wie vielen Unternehmen in Südwestfalen eine oder sogar mehrere Frauen an der Spitze mitmischen auch ohne Frauenquote, gibt es nicht. Aber Beispiele: Catharina Cramer ist so ein Beispiel. Sie ist an der Seite ihres Vaters Inhaberin und Geschäftsführerin der Warsteiner Brauerei und war nach eigenen Angaben 19, als für sie und ihre Eltern feststand, dass sie einmal in die Geschäftsleitung des Unternehmens eintreten würde. Da sich meine beiden älteren Schwestern für einen anderen Lebensweg entschieden hatten, bereitete ich mich seit diesem Zeitpunkt mit einem International Business Studium in London, Paris und Madrid, zahlreichen Praktika und Jobs bei renommierten Konzernen und auch projektbezogen innerhalb unserer Unternehmensgruppe gezielt auf meinen Einstieg vor, sagte Cramer im Interview mit SÜDWESTFALEN MANAGER. 2003 präsentierte Albert Cramer seine jüngste Tochter als künftige Chefin: Sie war zu diesem Zeitpunkt 26 die Brauerei 250 Jahre alt. Catharina Cramer zählt bis heute zu den Ausnahmen in einer eher männlich geprägten Branche. Auch Ricarda Kusch wuchs in einem Familienunternehmen auf: bei Kusch & Co. Sitzmöbelwerke in Hallenberg. Sie übernahm die Geschäftsführung von ihrem Vater nach dem tragischen Tod ihres Bruders, ist heute geschäftsführende Gesellschafterin. Beide Cramer und Kusch sind sich darin einig, dass es für Frauen in einer Spitzenposition schwerer ist, die Herausforderung zu meistern, Beruf und Familie unter Südwestfalen Manager 07-08/11 51 Zukunft steuern mit System Im Juli 2011 haben wir bei Meisterjahn & Steinhoff die Weichen für die Zukunft gestellt und unser Führungsteam erweitert. Profi tieren Sie von der Ausweitung und Intensivierung unseres Leistungsangebotes: Existenzgründungs- und Unternehmensnachfolgeplanung (Gesamtkonzeptionen) Internationales Steuerrecht Unternehmensbewertungen Konzernrechnungslegung Sonderprüfungen Einführung unternehmensindividueller Controllinginstrumente Um auch in Sachen Rechtsberatung den Ansprüchen der Kunden gerecht zu werden, stehen erfahrene Kooperationspartner spezifi scher Fachrichtungen zur Seite. Wir laden Sie ein, uns und unsere Beratungsphilosophie kennenzulernen: Diplom-Betriebswirt (FH) Thomas Hammer* Wirtschaftsprüfer, Steuerberater Uwe Steinhoff Steuerberater Diplom-Kaufmann (FH) Michael Bienstein Steuerberater, Fachberater für Internationales Steuerrecht Diplom-Kaufmann Andreas Cornelius Steuerberater Dieter Meisterjahn* Wirtschaftsprüfer, Steuerberater * Geschäftsführer Wirtschaftstreuhand Meisterjahn & Partner GmbH Meisterjahn & Steinhoff Hammer Steinhoff Bienstein Cornelius GbR Lockweg 18, 59846 Sundern Tel. +49 2933 9776 0 Fax +49 2933 9776 222 info@stb-mus.de www.meisterjahn-steinhoff.de

einen Hut zu bekommen genau das sei es, was Frauen mehr leisten müssten als Männer in einer vergleichbaren Spitzenposition. Diejenigen, die beides verwirklichen, bewundere ich sehr, sagt Catharina Cramer: Aber ich kann auch die Frauen verstehen, die zögern und verunsichert sind, wenn es um diese Frage geht. Für mich im eigenen Unternehmen ist das natürlich etwas einfacher. Ähnlich sieht es Frauke Brader-Vollmerhaus: Sie ist zusammen mit ihrem Vater Michael Geschäftsführerin des Familienunternehmens Pollmann & Sohn in Kierspe, in der mittlerweile fünften Generation. Ich sehe für Frauen an sich keine anderen Herausforderungen als für Männer. Anders sieht es aus, wenn die Frauen Mütter sind. Als Mutter einer neunjährigen Tochter und eines siebenjährigen Sohnes empfinde ich jeden Tag wieder als neue Herausforderung. Ich musste lernen, dass man als berufstätige Mutter mit zu hohen Ansprüchen an sich selbst unglücklich wird und man manchmal auch mit 90 Prozent zufrieden sein muss. Frauke Brader-Vollmerhaus ist nicht den klassischen Weg gegangen, um in eine Führungsposition zu kommen: Nach dem Abitur war es für mich wichtig, aus Kierspe fort zu gehen und meinen eigenen Interessen nachzugehen. Ich habe in Bonn und in Italien Kunstgeschichte, Italienisch und Jura studiert, war nach dem Studium vier Monate in Indonesien und bin dann nach Berlin gegangen, weil ich es spannend fand, diese Stadt im Umbruch und Aufbruch Ende der Neunziger Jahre mit zu erleben. Nachdem ich mich die ersten Monate mit Jobs in einem Architekturbüro und beim Berliner Tagesspiegel über Wasser gehalten habe, hatte ich die Möglichkeit, Berliner Forschungseinrichtungen bei der Vermarktung ihrer Forschungsergebnisse zu unterstützen und habe schließlich mehrere Jahre in einer renommierten PR-Agentur gearbeitet. Nachdem ich im Jahr 2000 die internationale Pressearbeit für die Weltausstellung in Hannover begleitet hatte, wollte ich mich Catharina Cramer bereitete sich seit ihrem 19. Lebensjahr beruflich neu orientieren gezielt auf den Einstieg ins elterliche Unternehmen vor. und habe mir verschiedene Optionen angesehen. Zur gleichen Zeit habe ihr Vater die Familie zusammengerufen, um gemeinsam zu überlegen, wie die Nachfolge für Pollmann & Sohn aussehen sollte. Mir war immer klar, dass dieser Zeitpunkt irgendwann kommen würde. Nachdem sie dem Ruf ins väterlichen Unternehmen 2001 gefolgt war, machte sie noch ein zwei Jahre lang ein berufsbegleitendes Studium, um sich so kaufmännisches Fachwissen anzueignen seit 2003 sitzt sie in der Geschäftsführung. Ich musste mich nicht, wie es in größeren Unternehmen beziehungsweise als Nichtfamilienmitglied häufig der Fall ist, gegen Mitstreiter durchsetzen und hatte es damit sicherlich einfacher als die Frauen, an die man bei den heute geführten Diskussionen denkt. Obwohl sie sich nach eigenen Angaben im Gespräch mit SÜDWESTFALEN MANAGER früher nicht sehr für das Unternehmen interessiert habe, sei es ihr nie gleichgültig gewesen. Eine Veräußerung kam für mich nicht in Frage, zumindest nicht, ohne es selber versucht zu haben, das Unternehmen fortzuführen. Zum einen war es ein aus mir selber heraus kommendes Pflicht- beziehungsweise Verantwortungsgefühl der Familie sowie der Belegschaft gegenüber, zum anderen reizte es mich, selbst gestalten zu können und eigenverantwortlich handeln zu können. Dass ihr die Branche und auch die Produkte eher fremd gewesen seien, habe sie nicht abgeschreckt. Traut euch! Ruth Orthaus-Echterhage, die gemeinsam mit ihrem Mann Jürgen die Echterhage Holding in Neuenrade leitet und 2010 zum Südwestfalen Manager des Jahres gewählt wurde, befürwortet die Diskussion um die Frauenquote grundsätzlich: Ich sehe die Diskussion positiv, um ein Bewusstsein bei Männern und vor allem auch Frauen darüber zu wecken. Grundsätzlich finde ich aber, dass Frauen, die über eine Quote in eine Führungsposition gekommen sind oder kommen würden, immer den Makel der Quote und weniger der Anerkennung der eigenen Leistung hätten. Daher lehne ich eine Frauenquote ab. Stattdessen appelliert sie im Gespräch mit SÜD- WESTFALEN MANAGER an andere Frauen: Traut Euch! Zeigt Interesse an Führungspositionen. Kämpft darum. Lasst Euch nicht bei den ersten Querelen entmutigen. Überzeugt durch eine gute Ausbildung, das,mehr an Leistung für die entsprechende Position, Verantwortungsbereitschaft, Engagement, Fröhlichkeit und weibliche emotionale Fähigkeiten und Geschicklichkeit. Simone Welke, die bei der Welke Consulting Gruppe mit Sitz in Siegen Geschäftsleiterin des Bereichs Telemarkting ist, sagt im Interview mit SÜDWESTFALEN MANAGER, sie sehe die Diskussion um die Frauenquote klassisch. Es gibt Jobs, die besser für Frauen geeignet sind, und andere, die besser von Männern ausgeführt werden. In meinem Bereich,Telemarketing haben wir Jobs für Frauen geschaffen, die Mütter sind und nur teilzeit arbeiten können genau wie ich. Das ist ideal, so sind wir finanziell unabhängig (ein bisschen wenigstens) und haben trotzdem Zeit für die Familie. Ricarda Kusch hält die von der Politik geforderte Frauenquote für nicht zeitgemäß: Die Frauenquote stehe im Führungskontext nicht für primus inter pares (lateinisch für Simone Welke, Geschäftsleiterin des Bereichs Telemarkting der Welke Consulting Gruppe in Siegen. 52 Südwestfalen Manager 07-08/11

Business in südwestfalen Erster unter Gleichen ) und auch Catharina Cramer ist gegen eine Quotenregelung. Wichtig ist meines Erachtens ein guter Mix aus Männlich und Weiblich, Alt und Jung je nach Leistung, Talent und Eignung. Ich kenne viele erfolgreiche Frauen, die aufgrund ihrer Leistung in die Positionen gekommen sind, in denen sie sind. Ohne Quote bleibt das auch so. Mit Quote wird sich jede Frau die Frage gefallen lassen müssen, ob nun die Quote oder ihre Leistung sie in ihre Position gebracht hat, hält auch Frauke Brader-Vollmerhaus die Diskussion über die Frauenquote für überflüssig. Viele Unternehmen würden eine Quote gar nicht erfüllen können, weil ihnen häufig geeignete Frauen im Unternehmen fehlen würden; nicht, weil diese dort nicht gewollt seien, sondern weil sich die Frauen für manche Branchen oft nicht interessieren würden. Bei den ganzen Diskussionen fehlt mir allerdings auch eine klare Definition, was denn eigentlich unter Führungskraft verstanden wird. Eine berechtigte Frage: Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) definiert in seinem Führungskräfte-Monitor 2010 : Führungskräfte umfassen Personen ab 18 Jahren, die im SOEP (Anmerkung: sozio-oekonomisches Panel; eine repräsentative Wiederholungsbefragung im Auftrag des DIW mit mehr als 20.000 Personen aus rund 11.000 Haushalten) angaben, als Angestellte in der Privatwirtschaft in Funktionen mit umfassenden Führungsaufgaben (zum Beispiel Direktorinnen/Direktoren, Geschäftsführerinnen/Geschäftsführer oder auch Vorstände größerer Betriebe und Verbände), sonstigen Leitungsfunktionen oder hochqualifizierten Tätigkeiten (zum Beispiel Abteilungsleiterinnen/Abteilungsleiter, wissenschaftliche Angestellte, Ingenieurinnen/Ingenieure tätig zu sein. Demnach werden also unter den Begriff Führungskräfte sowohl Personen in leitenden Funktionen als auch Angestellte in hochqualifizierten Tätigkeiten gefasst. Eine Studie des Bundesfamilienministeriums hat herausgefunden, dass Frauen in den nächsten Jahren offenbar gute Chancen haben, in Führungspositionen zu kommen auch ohne Frauenquote. Fast die Hälfte der deutschen Unternehmen plant Angaben des Ministeriums zufolge, bis 2015 mehr Mitarbeiter einzustellen. Weil die meisten davon ausgehen würden, nicht genügend qualifizierte männliche Mitarbeiter zu finden, würden die Chancen qualifizierter Bewerberinnen steigen. Der Fachkräftemangel also als Chance für Frauen, noch häufiger in die Führungsetage zu kommen? Auch bei noch so aufgeschlossenem Arbeitgeber: Alle Führungspositionen werden Frauen keineswegs offenstehen, denn mehr als ein Viertel der in der Studie des Bundesfamilienministeriums befragten Unternehmen gab an, in den nächsten Jahren den Frauenanteil bei höchst anspruchsvollen Tätigkeiten nicht verändern zu wollen. Soll heißen: Der Aufstieg ins Top-Management bleibt Frauen verwert. Die Hälfte der Unternehmen setzt sich als Zielmarke, die Frauenquote leicht zu steigern (bis zu zehn Prozent). Die Ursachen, warum nach Meinung vieler noch zu wenige arbeiten, sind vielfältig: Frauen müssen ihre Erwerbstätigkeit bedingt durch Schwangerschaften und Erziehungsurlaub häufiger und meist länger unterbrechen als Männer und haben zudem noch Schwierigkeiten bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Zweiter wichtiger Faktor: Dass es vor allem in technischen Berufen zu wenig gibt, liegt daran, dass Frauen eher in klassische Frauenberufe drängen beispielsweise in solche im Dienstleistungsgewerbe. Frauen arbeiten außerdem bevorzugt in kleinen Betrieben. In solchen mit bis zu neun Mitarbeitern sind 50 Prozent der Beschäftigten weiblich ab Fore! engagiert. echt. schwarz. Über Jahre die Farbpalette verinnerlicht. Janina Gierse, ausdrucksstarke Mediendesignerin Das ist doch kein Golfclub! Stimmt. Denn es gibt keine Satzung, keinen Vorstand und erst recht keinen eigenen Golfplatz. Dafür gibt es aber reichlich von dem, was einen guten Golfclub wirklich ausmacht: Nette Menschen mit ähnlichen Interessen, geniale Turniere und Events, wertvolle Kontakte und Netzwerke, und vor allem: Das, was jeder selbst noch daraus macht. Werden Sie jetzt Mitglied im MGC, dem MANAGER GOLFCLUB. Es lohnt sich versprochen! www.managergolfclub.de plakart werbung kommunikation marketing www.plakart.de Südwestfalen Manager 07-08/11 53

Frauenquote in Europa Dänemark hat seit 2000 ein Gesetz, das Firmen mit staatlicher Mehrheitsbeteiligung zu ausgeglichner Geschlechterrepräsentanz verpflichtet. In Norwegen verdonnerte die INFO konservative Regierung 2006 alle börsennotierten Unternehmen zu einem Frauenanteil von mindestens 40 Prozent im Aufsichtsrat. Wer das seit Anfang 2008 nicht zustande bringt, dem drohen harte Strafen bis hin zur Zwangsschließung. Spanien hat seit 2007 ein Gesetz, das Firmen mit mehr als 250 Angestellten verpflichtet, 40 Prozent Frauen im Verwaltungsrat zu haben: Die Übergangsfrist dauert noch bis 2015. Die Unternehmen müssen ihre jährlichen Maßnahmen belegen. Firmen mit bereits ausgeglichenem Geschlechterverhältnis werden bis der Vergabe öffentlicher Verträge bevorzugt. Eine neue Regelung in den Niederlanden fordert in Unternehmen mit mehr als 250 Mitarbeitern ab 2016 mindestens 30 Prozent weibliche Aufsichtsräte und Vorstände in Belgien und Großbritannien tut sich Ähnliches. In den Aufsichtsräten von Firmen in Frankreich müssen in zwei Jahren 20 Prozent, in sechs Jahren 40 Prozent aller Mandate an Frauen vergeben sein. In Italien hat die Regierung von Silvio Berlusconi einen Gesetzentwurf verabschiedet, der börsennotierte Gesellschaften ab 2012 zwingt, Frauen 20 Prozent der Sitze im Aufsichtsrat zu überlassen. Die Quote soll 2015 auf 30 Prozent steigen. Unternehmen, die sich nicht an diese Vorschriften halten, droht die Auflösung des Aufsichtsrats. Ruth Orthaus-Echterhage leitet gemeinsam mit ihrem Mann Jürgen die Echterhage Holding. einer Größe von 500 Mitarbeitern sind es nur noch 34 Prozent. Auf die Frage, ob sie in ihrer Position in gewissen Situationen schon mal Nachteile gegenüber Männern in vergleichbaren Positionen empfunden hätten, antworten Catharina Cramer, Ricarda Kusch, Ruth Orthaus-Echterhage, Simone Welke und Frauke Brader- Vollmerhaus mit einem klaren Nein. Ich bin in der Brauerei aufgewachsen und kenne die Situation, bei der Arbeit von vielen Männern umgeben zu sein. Es geht nicht um das Geschlecht, sondern vielmehr um den gegenseitigen Respekt, sagt Catharina Cramer. Auch Frauke Brader-Vollmerhaus sieht für sich keine Akzeptanzprobleme. Im Gegenteil: Die Geschäftsführerin der Firma Pollmann & Söhne empfindet das manchmal sogar als Vorteil und sagt auf die Frage, was mehr leisten müssten als Männer in vergleichbaren Positionen: Ich denke, dass hängt entscheidend vom Umfeld, von der Unternehmenskultur und vom Betriebsklima ab. Vielleicht ist es auch eine Generationenfrage. Ich denke, meine Generation geht bereits viel selbstverständlicher damit um, dass Männer und Frauen gleichwertig nebeneinander arbeiten. Ein Unterschied, der mir auffällt, ist allerdings, dass Männer viel mehr darüber reden, was sie tun, während die Frauen einfach machen ohne viele Worte darüber zu verlieren. Dadurch wird manche Leistung vielleicht nicht richtig wahrgenommen. Ricarda Kusch richtet einen Appell an alle Frauen an der Spitze und sagt: Bitte Frau bleiben! Das sei das einzige, was eine Frau mehr leisten müsse als ein Mann. Simone Welke aus der Geschäftsleitung der Welke Consulting Gruppe ergänzt: Als Frau muss man die emotionale Seite reduzieren und sich anhalten, zahlengesteuert zu arbeiten. Ihr beispielsweise ist in ihrer Rolle als Führungsperson nach eigenen Angaben eine gewisse Freiheit wichtig zeitlich gesehen, sagt sie; ebenso Anerkennung: als Respektperson gesehen zu werden. Die Arbeit in einer Führungsposition sie gefällt den Top-Frauen in Südwestfalen: ohne Frage. Ruth Orthaus-Echterhage, die nach eigenen Angaben hart und sehr umfangreich gearbeitet hat, um dorthin zu kommen, wo sie heute steht, spricht negativ von ihrer Führungsposition über drei Dinge: über den Arbeitsdruck, darüber, zu wenig Zeit für Ruhepausen zu haben und über das Gehetztsein: Gerade momentan, wo uns die wirtschaftliche Entwicklung und die zeitlichen Erfordernisse unserer Kunden manchmal überrennen. Genau wie die anderen drei auch, reizt auch Frauke Brader-Vollmerhaus die Vielseitigkeit des Jobs alle sprechen von Verantwortungsbewusstsein und Gestaltungsspielraum sie sagt aber: Aus meiner früheren Tätigkeit war ich es gewohnt, in einem Team zu arbeiten. Als Führungskraft ist man eher einsam. Das ist etwas, was ich lernen musste. Die Frauenquote, die Diskussion um die Doktorarbeiten von Karl-Theodor zu Guttenberg und Silvana Koch-Mehrin, zwischendurch die Eskapaden um Italiens Ministerpräsident Silvio Berlusconi, zuletzt der Panzer-Deal mit Saudi-Arabien: Im Moment ist es auf der großen politischen Bühne und in den Medien doch eher still um dieses Thema. Es ist bis auf die Forderung aus dem Daimler-Konzern wieder mal schnell in die zweite Reihe verdrängt worden, wo es jetzt vor sich hin dümpelt. Möglicherweise nimmt sich in der Schweigepause ja doch mal der ein oder andere Politiker Zeit, die Worte eines Wirtschaftsjunior aus Bayern zu überdenken, der forderte, der Diskussion kein Ende zu bereiten, aber an völlig anderer Stelle anzusetzen. Er sagt: Solange Deutschland in Sachen Kinderbetreuung ein Entwicklungsland ist, müssen wir uns nicht wundern, dass wir kaum Frauen in Führungspositionen haben. Ähnlich äußerte sich Iris Fellerhoff von der Südwestfälischen Industrie- und Handelskammer (SIHK) in einem Interview: Eine gesetzlich vorgeschriebene Frauenquote orientiere sich nicht an den Bedürfnissen. Das ganze Problem hänge mit Defiziten bei der Kinderbetreuung zusammen. Daran muss gearbeitet werden und davon würden auch die Männer profitieren. Nur, wenn sich in diesem Bereich nichts tut, sollte man über eine Frauenquote nachdenken. Simke Strobler stro@suedwestfalen-manager.de 54 Südwestfalen Manager 07-08/11