Sortenempfehlungen für den Sojaanbau in Niedersachsen Ergebnisse Sortenversuche Öko-Sojabohnen Ergebnisse 2011 bis 2014 der LWK Niedersachsen und 2015 der LWK Nordrhein-Westfalen Markus Mücke und Christian Kreikenbohm Landwirtschaftskammer Niedersachsen, Fachbereich Ökologischer Landbau Einleitung Der Sojabohnenanbau nimmt in Niedersachsen mit rund 400 ha noch eine vergleichsweise kleine Fläche ein. Der überwiegende Teil der Sojabohnen wird von Ökobetrieben angebaut. Stabile Preise und gute Absatzmöglichkeiten machen den Öko-Futtersoja interessant. Flankierend hat die Nachfrage nach Öko- Speisesojabohnen u.a. für die Tofu-Herstellung zugenommen. Die Erzeugerpreise liegen, je nach Qualität, etwa um 10,- Euro/dt über dem Futtersojapreis. Es eignen sich aber nur wenige Sorten für die Speiseverwertung. Auch im konventionellen Anbau entwickeln sich erfreulicherweise Absatzwege, wodurch der Anbau auch hier langsam zunimmt. Der Anbau von Sojabohnen ist unter niedersächsischen Klimabedingungen grundsätzlich möglich, aber seitens der Produktionstechnik anspruchsvoll. Nachfolgend sind die aktuellen Sortenempfehlungen auf Grundlage der niedersächsischen Öko-Sortenversuche zusammengefasst. In diesem Jahr sind die beiden niedersächsischen Versuchsstandorte Klein Süstedt und Belm ausgefallen. In diesem Jahr stehen nur die Öko-Ergebnisse vom Standort Auweiler der LWK NRW zur Verfügung. Nicht optimale Wachstumsbedingungen in 2015 2015 waren die Wachstumsbedingungen für Soja während der Jugendentwicklung und in der Abreifephase suboptimal. Bis etwa Mitte Juni verhinderte die kühle Witterung ein zügiges Wachstum. Erst ab Anfang Juli kam der lang ersehnte Temperaturanstieg und auch die Wasserversorgung verbesserte sich, wodurch das Wachstum deutlich angeschoben wurde. Aufgrund der langsamen Jugendentwicklung blieb die Sojabohne in der physiologischen Entwicklung rund 10 Tage zurück. Im September bremste die kühle und regnerische Witterung zusätzlich die Abreife. Auf einigen Praxis-Standorten kam es so zu verspäteten Ernteterminen. Unter normalen Bedingungen findet die Sojaernte Ende September bis etwa Mitte Oktober statt. Die Praxiserträge schwanken in diesem Jahr in einem weiten Bereich von enttäuschend bis sehr erfreulich. Frühreife 000-Sorten bevorzugen Die Sortenwahl trägt mit hohem Maß zum Anbauerfolg bei. Neben der Ertragssicherheit ist die sichere Abreife zweifellos das wichtigste Kriterium. Außerdem ist eine rasche Jugendentwicklung für die Unkrautunterdrückung besonders im Ökolandbau ausgesprochen wichtig.
Sojasorten werden in folgende Reifegruppen eingeteilt: 0000-Sorten (sehr früh) 000-Sorten (früh) 000/00-Sorten (mittelfrüh) 00/000-Sorten (mittelfrüh-spät) 00-Sorten (mittelspät) Für Niedersachsen haben sich Sorten der frühen 000-Gruppe bewährt. Die Übergangsreifegruppe mittelfrüh (000/00) birgt bereits in ungünstigen Jahren wie 2015 das Risiko einer zu späten Abreife. Die spätreifen 00/000 und 00-Sorten sind für den norddeutschen Raum grundsätzlich nicht zu empfehlen. Sorten der sehr frühen 0000-Gruppe reifen tatsächlich sehr früh ab. Allerdings sind die Erträge dieser Sorten sehr unbefriedigend, da bei Soja die Frühreife negativ mit dem Ertrag korreliert. Eigene Sortenversuche haben das in den zurückliegenden Jahren bestätigt. Sortenempfehlungen für Niedersachsen Merlin (000) ist mehrjährig geprüft und besitzt eine hervorragende Kältetoleranz und eine überdurchschnittliche Frohwüchsigkeit in der Jugendentwicklung. Sie reift zügig und sicher ab und ist bei den Erträgen ausgewogen. Für den Anbau in Niedersachsen ist Merlin ohne Zweifel erste Wahl. Gallec (000) steht ebenfalls bereits mehrjährig in den Versuchen. Die Jugendentwicklung ist durchschnittlich. Über die Versuchsjahre betrachtet schwanken die Erträge tendenziell stärker. Die Abreife ist geringfügig später gegenüber Merlin. Sie kann in die engere Wahl genommen werden. Sultana (000) ist kurz im Wuchs und neigt zu einer langsameren Jugendentwicklung. Die Erträge bewegen sich überwiegend knapp unter dem Standardmittel. Die Rohproteingehalte sind überdurchschnittlich. Die Abreife ist nur tendenziell später gegenüber Merlin. Für den Anbau kommt sie aber in Frage. Lissabon (000) ist ebenfalls kürzer im Wuchs und die Frohwüchsigkeit liegt auf mittlerem Niveau. Die Erträge bewegen sich aus mehrjähriger Sicht größtenteils knapp unter dem Standardmittel. Lissabon reift sicher ab und kann für den Anbau in die engere Wahl genommen werden. Amandine (000) ist als einzige von den in Niedersachsen geprüften Sorten auch für den Speisesojaanbau geeignet. Die Frohwüchsigkeit liegt auf mittlerem Niveau. Die Abreife ist etwas verzögert, aber noch akzeptabel. Die Erträge bewegen sich im Bereich des Standardmittels. Amandine tendiert zu überdurchschnittlichen Rohproteingehalten, was ein wichtiges Qualitätskriterium im Speiseanbau ist. Obelix (000) überzeugte im Vorjahr in Niedersachsen mit Spitzenerträgen. In NRW fielen sie in diesem Jahr ernüchternd aus. Vermutlich gab es Probleme mit der Saatgutqualität. Obelix ist ausgesprochen frohwüchsig und reift ähnlich früh wie Merlin ab. Eine zweifellos interessante Sorte. Aufgrund der dünnen Datengrundlage sollte vorerst ein Probeanbau vorgesehen werden. Tiguan (0000) hat eine sehr frühe Reifeeinstufung, was in den Sortenversuchen auch bestätigt wird. Allerdings enttäuschen die Erträge. Für den Anbau ist sie nicht erste Wahl. Tourmaline (000/00) macht mit vergleichsweise stabilen Erträgen auf sich aufmerksam. In den niedersächsischen Versuchen zeigte Tourmaline eine späte Abreife. Sie sollte deshalb für den Anbau nicht favorisiert werden.
Adsoy und Sunrise (000) sind neu in der Prüfung. Ihre Leistungen waren bislang noch nicht überragend. Die Abreife gibt keinen Anlass zur Kritik. Weitere Versuche müssen abgewartet werden. Amarok (000) ist ebenfalls neu. Auffällig war die schwache Jugendentwicklung. Weitere Versuche sind abzuwarten. Abelina (000) ist neu im Prüfsortiment und soll einmal an die Stelle der bewährten Sorte Merlin treten. Die zügige Jugendentwicklung und Abreife, sowie zufriedenstellende Erträge hinterlassen einen ersten positiven Eindruck. Schwächen hat sie mit der Standfestigkeit. Impfen ist Pflicht Das Sojasaatgut erfordert für die spätere Knöllchenbildung an den Wurzeln unbedingt eine Impfung mit speziellen Sojabohnen-Rhizobien! Diese sind besonders bei erstmaligem Sojaanbau nicht in unseren Böden vorhanden. Eine unterlassene Impfung führt zu erheblichen Ertrags- und Qualitätseinbußen. Impfen ist deshalb Pflicht! Bewährt haben sich die Präparate HiStick, Force48 oder Biodoz. Mit Rizoliq Top S konnte 2015 ein neues Impfmittel getestet werden, welches mittlerweile auch in die FiBL-Betriebsmittelliste aufgenommen ist. Für eine Empfehlung sind noch weitere Versuche abzuwarten. Beim Erstanbau von Soja ist die doppelte empfohlene Menge der oben genannten Impfpräparate zu verwenden. Einige Sorten werden bereits fertig geimpft geliefert (FixFertig-Impfung). Auch dann ist bei erstmaligem Sojaanbau zusätzlich mit einem Impfpräparat mit einfacher Aufwandmenge zu impfen. Anbauhinweise Die Sojabohne ist eine wärmeliebende Kurztagspflanze. Sie muss nach der Saat zügig auflaufen und sich rasch weiterentwickeln. Deshalb sind Standorte mit einer schnellen Bodenerwärmung zu bevorzugen. Das können sowohl sandige Standorte beispielsweise im nord-östlichen Niedersachsen, aber auch milde Lehmböden in Südniedersachsen sein. Die Aussaat kann ab einer Bodentemperatur von 10 C etwa ab Ende April bis Mitte Mai erfolgen. Der Wasserbedarf ist ab der Blüte im Juli bis zur Kornausbildung im August am höchsten. Die Anbaupausen sollten 3 bis 4 Jahren betragen. Tierische Schaderreger spielen bislang eine untergeordnete Rolle. Allerdings sind Sojabohnen besonders in der Auflaufphase erheblich durch Taubenfraß gefährdet. Die Sojabohne sollte bevorzugt als Hackfrucht angebaut werden. Im Beikrautregulierungskonzept ist der Striegel aber ergänzend zu den Hackmaßnahmen auf jedem Fall mit zu integrieren. Der Sojaanbau als reine Striegelkultur hat sich nicht bewährt. Unter idealen Bedingungen kann Ende September geerntet werden. Häufig witterungsbedingt verschiebt sich die Ernte aber schnell in den Oktober.
Fazit Die ökonomischen Bedingungen für den Öko-Sojabohnenanbau können gegenwärtig kaum besser sein. Gleichwohl hängt der Anbauerfolg neben der Witterung, wesentlich vom Beherrschen der Produktionstechnik des Betriebsleiters ab. Besonders die Unkrautregulierung erfordert ein hohes Maß an Einsatzbereitschaft und exakt eingestellte und funktionale Regulierungstechnik. Aber auch eine späte Verfügbarkeit von Erntetechnik, sowie Trocknungs- und Lagermöglichkeit sollten betrieblich oder überbetrieblich zur Verfügung stehen. Sorten mit einer sicheren frühen Abreife sind unbedingt zu bevorzugen Die Futtersorten Merlin, gefolgt von Gallec, Sultana, Lissabon und Obelix gehören in die engere Wahl Im Speisesojasegment ist Amandine die Sorte der Wahl Eine Saatgutimpfung mit HiStick, Force48 oder Biodoz ist Pflicht Soja-Anbauberatung nutzen Die LWK Niedersachsen bietet eine umfassende Soja-Anbauberatung an. Sie hilft besonders für Einsteiger Fehler im Sojaanbau zu vermeiden. Darüber hinaus beteiligt sich die LWK Niedersachsen für drei Jahre an einem bundesweiten Demonstrationsnetzwerk zur Ausweitung und Verbesserung des Anbaus und der Verwertung von Sojabohnen in Deutschland. Das Soja-Netzwerk bietet eine ideale Plattform um den Sojaanbau in Niedersachen in der Praxis weiter voran zu bringen. Dazu sind vier Leuchtturm- und vier Datenerfassungsbetriebe mit konventioneller und ökologischer Wirtschaftsweise ausgewählt worden. Auf einen Teil dieser Betriebe werden Soja-Demonstrationsparzellen zu verschiedenen Fragestellungen im Sojaanbau angelegt und flankierend Feldtage und Infotage durchgeführt. Eine umfassende Sojaanbauberatung erhalten Sie bei: Christian Kreikenbohm (Soja-Netzwerk): Tel.: 0511-3665-4194; E-Mail: Christian.Kreikenbohm@lwk-niedersachsen.de Markus Mücke (FB Ökolandbau): Tel.: 0511-3665-4378; E-Mail: Markus.Muecke@lwk-niedersachsen.de Weitere Infos: www.sojainfo.de www.sojafoederring.de
Sortenversuche Sojabohnen im ökologischen Landbau 2011-2015 Erträge (86 % TM) relativ zum Standardmittel Bundesland Niedersachsen NRW Versuchsort / Landkreis Klein- Süstedt / UE Belm / OS Auweiler Bodenart / Ackerzahl S / 18 S / 25 ls / 45 lu / 70 Versuchsjahr 2011 2012 2014 2014 2015 Sorte / Reifegruppe Züchter /Vertrieb Ehra-Lessien / GF Merlin / 000 Saatbau Linz 104 97 112 98 95 Gallec / 000 ACW/DSP/RWA 104 115 92 97 103 Sultana / 000 RAGT 91 91 96 105 101 Lissabon / 000 Saatbau Linz/IG Pflanzenz. 95 89 115 94 98 Amandine / 000 ACW/DSP/IG Pflanzenz. - 99 87 100 96 Tourmaline / 000 ACW/DSP/RWA - - 92 113 101 Obelix / 000 ACW/DSP/Farmsaat - - 124 108 92 Tiguan / 0000 ACW/DSP/RWA - - 77 71 81 Adsoy / 000 Peterssen/Saaten Union - - 94 105 82 Sunrise / 000 Peterssen/Saaten Union - - - - 69 Amarok / 000 Intersaatzucht/BayWa - - - - 99 Abelina / 000 Saatbau Linz/IG Pflanzenz. - - - - 101 Versuchsmittel 27,8 15,2 35,6 36,5 30,9 Standardmittel 32,5 19,1 36,0 37,1 33,0 GD 5% (relativ) 8,9 15,0 11,9 12,3 10,0 Sorten des Standardmittels 2014 und 2015: Merlin, Gallec, Sultana Sorten des Standardmittels 2012: Merlin und Gallec 2013 und 2015 waren die niedersächsischen Versuche nicht wertbar Landwirtschaftskammer Niedersachsen, Fachbereich Ökologischer Landbau
LSV Öko-Sojabohnen - Eigenschaften 2015 Quelle: Österreichische Beschreibende Sortenliste und Öko-Landessortenversuche NI, NRW (stärker berücksichtigt) Sorte Ertrag TKG Rohproteingehalt Jugendentwicklung Pflanzenlänge Standfestigkeit* Merlin / 000 + - - ++ + o ++ Gallec / 000 + + o + + o + Sultana / 000 o + + o - + o Lissabon / 000 o o - + - + o Amandine / 000 o o + o o o o Tourmaline / 000 + + o - + o - Ein- und zweijährig geprüfte Sorten (vorläufige Ergebnisse) Obelix / 000 + ++ o ++ o + + Tiguan / 0000 -- + - o o o ++ Adsoy / 000 - k.a. o - o k.a. + Sunrise / 000 -- k.a. o - o k.a. + Amarok / 000 o o o - + o - Abelina / 000 + - o + + - + 0: durchschnittlich, +: überdurchschnittlich, ++: stark überdurchschnittlich, -: unterdurchschnittlich, --: stark unterdurchschnittlich Abreife *: nach Österreichische Beschreibende Sortenliste k.a.: keine Angaben Landwirtschaftskammer Niedersachsen, Fachbereich Ökolandbau