Bald kann ich lesen! Zwischen Kindergarten und Grundschule. Von Manfred Zülch. Einführung

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Transkript:

3.1.4 Unterrichtsentwurf: Fachschule für Sozialpädagogik Handlungsfeld Erziehung und Betreuung gestalten Lernfeld 2 Menschliches Verhalten und Erleben in seiner Entwicklung verstehen Von Manfred Zülch Einführung Im Jahr 2009 sind neue Lehrpläne in Baden-Württemberg für das Berufskolleg für Praktikantinnen und Praktikanten (1. Ausbildungsjahr) und für die Fachschulen für Sozialpädagogik (2. und 3. Ausbildungsjahr) herausgegeben worden. Sie greifen das 2003/2004 implementierte Handlungs- und Lernfeldkonzept auf und führen es weiter. Dieses basiert auf der Rahmenvereinbarung der Kultusministerkonferenz (KMK) vom 28.01.2000. Mit dem Lernfeldkonzept sollen die beiden Lernorte Schule und Praxis besser kooperieren: Im Kern geht es bei diesem Lernfeldkonzept um eine neue Lehr- und Lernkultur, die auf eine Reform der Lehrmethoden zielt, eine themenorientierte Struktur des Lehrplans vorsieht, der sich an den beruflichen Anforderungen auszurichten hat, sowie um eine Neubestimmung der Lehrerrolle (Ebert, S., 2004, S. 21). Künftige Erzieherinnen und Erzieher sollen durch das Konzept nicht nur Wissen speichern und bei Leistungskontrollen abrufen, sondern selbst gesteuert und selbst organisiert sich den Anforderungen des Berufes stellen. Beim Lernfeldkonzept wird gefragt: Was müssen Erzieherinnen lernen, damit sie in den Arbeitsfeldern ihres Berufes kompetent handeln können? (ebd. S. 28) Im Prinzip geht es im Unterricht nicht mehr um den vermittelbaren Lernstoff, sondern um das professionelle und selbst organisierte Annähern an Fragestellungen, die sich aus der beruflichen Praxis ergeben. Diese knappen Hinweise zur grundsätzliches Intention des Handlungsfelder- und Lernfeldkonzepts legen nahe, dass sich auch die Unterrichtsmaterialien diesen Ansprüchen stellen müssen. Es bedarf also Materialien und Medien, die ein Thema von verschiedenen Seiten in den Blick nehmen. Die Reihe DVD complett prima vista, innerhalb der diese DVD erscheint, stellt sich diesen Ansprüchen, denn die Zusammenstellung unterschiedlicher Bilderbücher im Medium Bilderbuchkino möchte dazu ermuntern und herausfordern, ein Thema in seiner Vielschichtigkeit und Facettenhaftigkeit zu begreifen. So geht es in der vorliegenden DVD nicht nur um den Übergang von Tageseinrichtungen für Kinder zur Grundschule, sondern auch um Einzelaspekte: Die Lehrerpersönlichkeit in Herr Kratochwil kommt fast zu spät oder um Probleme, die beim Lesenlernen auftreten können wie in dem Kurzfilm Lasse lernt lesen. In der Ausbildung von Erzieherinnen und Erziehern kommt es darauf an, die Komplexität von Themen aufzuzeigen, ohne zu überfordern und ohne zu banalisieren. Die DVD bietet Bausteine, die von Studierenden und Lehrenden zur Annäherung und Vertiefung eines vielschichtigen Themas genutzt werden können. Das Lernfeldkonzept bietet die Chance einer lernenden Schule (ebd., S. 29); hier kann das Medium im wahrsten Sinn des Wortes zu einem sinnvollen Mittel werden. Das Handlungsfeld Erziehung und Betreuung gestalten nimmt in der Ausbildung eine zentrale Stellung ein. Es ist in allen drei Ausbildungsjahren vorgesehen. Hier werden wesentliche Grundlagen der Pädagogik, der Psychologie und der Soziologie erarbeitet. Es bleibt dabei nicht nur bei den Bezugswissenschaften der Sozialpädagogik, sondern im gleichen Handlungsfeld werden sehr praxisnahe Themen erörtert, z. B. wie man den Alltag in Tageseinrichtungen für Kinder angemessen gestalten kann (Lehrplan Berufskolleg, S. 5ff). Im zweiten und dritten Ausbildungsjahr werden die Themen vertieft bzw. ergänzt, z. B. durch Fragen der Gruppenpädagogik, der Medienpädagogik und der Sexualpädagogik. Das Lernfeld trägt die Bezeichnung Menschliches Verhalten und Erleben in seiner Entwicklung verstehen (psychologische Grundlagen). Das Ziel lautet: Die Schülerinnen und Schüler erarbeiten wichtige Inhalte 1 Bald kann ich lesen! DVD complett prima vista, Ev. Medienhaus GmbH, Stuttgart 2011

der Bindungsforschung. Davon ausgehend leiten sie Möglichkeiten der Entwicklungsbegleitung ab. Die Schülerinnen und Schüler beschreiben Begriffe und Ergebnisse der Resilienzforschung. Sie entwickeln daraus Ansatzpunkte, wie Kinder beim Aufbau von Bewältigungskompetenzen unterstützt werden können. Diese Erkenntnisse übertragen sie auf die pädagogische Begleitung von Übergängen (Lehrplan Fachschule, S. 5). Mit dieser Formulierung geht einher, dass Kinder eine professionelle Begleitung in Transitionen brauchen, ohne dabei einer Bewahrpädagogik das Wort zu reden. (Leider ist der Satz von Maria Montessori Hilf mir es selbst zu tun so inflationär verwendet worden, dass er von mir kaum noch benutzt wird hier würde er allerdings sehr gut passen). Ein wesentlicher Schlüsselbegriff lautet Bewältigungskompetenzen und die damit verbundene Frage, wie diese von Kindern im Elementarbereich erworben werden können. Ebert, S.: Die Erzieherinnenausbildung. Das Lernfeldkonzept. In: kiga heute 1/2004, S.20-29. Mayr, W.: Reform der Ausbildung von Erzieherinnen und Erziehern. In: KiTa aktuell BW 2/2004,. S. 38-41. Metzinger, A.: Die neue Erzieherinnenausbildung. In: KiTa aktuell BW 10/2006, S. 202-206. Ministerium für Kultus, Jugend + Sport Baden Württemberg, Lehrplan vom 8.06.2009 und vom 7.08.2009. Unterrichtsentwurf Fachschule für Sozialpädagogik In diesem Vorschlag geht es um eine mögliche Einführungsveranstaltung. Weitere Ideen folgen am Ende. Vorkenntnisse zur Bindungstheorie (Bowlby / Ainsworth) und Grundlagen zur Resilienz (z. B. Haug- Schnabel 2002) werden dabei vorausgesetzt. Dieser Fokus ist sehr sinnvoll und beugt einer Isolation des Themas vor. Aus langjähriger Lehrtätigkeit an Fachschulen für Sozialpädagogik weiß ich, dass es so gut wie immer an Zeit mangelt, um eine anspruchsvolle und vielschichtige Thematik adäquat zu bearbeiten. Damit werden wir (bis auf weiteres?) leben müssen. Allerdings hat hier das Lernfeldkonzept auch Vorteile, geht es doch davon aus, eine eigenständige Lernkultur zu entwickeln, die ermutigt eigenständig Fragen zu entwickeln, aktiv nach Lösungen zu suchen, Erfahrungen auszuwerten und Fehler zulassen (Haug-Schnabel, 2004, S. 25). In diese Lernkultur gehört es eben auch dazu den Mut zur Lücke auszuhalten. Ziele Die Schülerinnen und Schüler benennen und reflektieren eigene erlebte Übergangssituationen und sind in der Lage, die damit verbundenen Gefühle zu verbalisieren. Sie versuchen die Perspektive von Vorschulkindern in Übergangssituationen zu verstehen. Der Transitionsansatz wird als theoretisches Erklärungsmodell erschlossen. Es werden Möglichkeiten einer professionellen sozialpädagogischen Gestaltung von Übergangssituationen angedacht bzw. kennen gelernt: Stärkung von personellen und umfeldbezogenen Ressourcen. Die Schülerinnen und Schüler lernen eine Auswahl von Praxismaterialien kennen. 2 Bald kann ich lesen! DVD complett prima vista, Ev. Medienhaus GmbH, Stuttgart 2011

Umsetzung 1 Brainstorming Der Begriff Übergänge steht an der Tafel die Schülerinnen benennen wichtige und typische Übergänge. Die Ideen werden an der Tafel festgehalten. Eine Kommentierung, Bewertung oder Strukturierung sollte nicht vorgenommen werden. Zeit zum Nachdenken Die Schüler/innen werden aufgefordert über erlebte Übergänge nachzudenken: Welche waren das? Was haben sie ausgelöst? Was kann/möchte ich davon vor der Klasse/Gruppe erzählen? Auch diese Fragen sollten visualisiert werden. Es geht hier um eine erste Fokussierung, eine Hinführung zum Thema. Vermutlich werden sehr zentrale Übergänge benannt: Geburt, Umzug, Tod. Erfahrungsgemäß werden erst nach einiger Zeit Mikroübergänge zur Sprache kommen. Zeitaufwand: ca. 10 Min. Auf jeden Fall sollte die Privatsphäre gewahrt bleiben. Es geht nicht um das neugierige Ausfragen von emotionalen Erfahrungen. Außerdem fällt es einigen Schülerinnen sicherlich schwer über Emotionen zu sprechen. Eine Unterrichtstunde kann keine Supervisionssituation bieten. Andererseits ist es auch eine Chance, sich über die Selbstreflexion einem Thema zu nähern. Zeitaufwand: ca. 5 Min. Berichte Nun werden die Einzelbeiträge gesammelt. Es wird darauf hingewiesen, dass eine Kommentierung oder gar Bewertung der Statements unerwünscht ist. Es braucht eine konzentrierte, ernsthafte und ruhige Atmosphäre. Hier ist die Lehrperson in besonderer Weise herausgefordert, einerseits zu ermuntern und andererseits auf die Einhaltung der Regeln zu achten. Hier können wesentliche Kompetenzen einer Erzieherin geübt werden: das konzentrierte Zuhören, das empathische Eindenken in andere Personen, das Feststellen von Kongruenzen und Differenzen. Zeitaufwand: zwischen 15 und 30 Min. Gespräch In einem ersten Gespräch werden Gemeinsamkeiten und Unterschiede in den erlebten Übergangssituationen benannt. Der Austausch ist an dieser Stelle meistens notwendig, da er für eine gewisse emotionale Entlastung des Einzelnen sorgt. Außerdem wird vermutlich sehr schnell deutlich, dass viele Übergangssituationen als schwierig empfunden werden. 3 Bald kann ich lesen! DVD complett prima vista, Ev. Medienhaus GmbH, Stuttgart 2011

Zeitaufwand: ca. 10 Min. 4 Bald kann ich lesen! DVD complett prima vista, Ev. Medienhaus GmbH, Stuttgart 2011

Pause Mir erscheint es sinnvoll an dieser Stelle eine kurze Pause von ca. 5 Min. einzulegen. Kurzfilm Endlich bin ich Schulkind! dvdbutton Der Kurzfilm kann ohne größere Einführung gezeigt werden. Die Schüler/innen werden aufgefordert die angesprochenen Einzelthemen zu notieren. Bibliografische Angaben (vgl. 1.2 Inhaltsangaben ) können angeschrieben oder auf einem vorbereiteten Arbeitsblatt verteilt werden. Es sollte unbedingt wert auf eine gute Vorführsituation gelegt werden: Großes Bild, guter Ton Der Einsatz eines Mediums ist immer auch Teil der Medienpädagogik/Medienerziehung. Siehe auch hier einschlägige Hinweise: Z. B. Brehm / Kohm, 2005, S. 79ff. Zeitaufwand: 15 Min. Partnerarbeit und Austausch im Plenum Hier geht es um einen ersten Austausch über die Geschichte: Welche Themen werden angesprochen? Wie werden sie dargestellt? Trifft das nach eigener Einschätzung tatsächlich die Situation von Vorschulkindern? Fehlt etwas in der Darstellung? Anschließend kann es eine kurze Zusammenfassung in der Klasse geben. Abschluss Die Gruppe wird gebeten die Aufzeichnungen zur nächsten Einheit mitzubringen. Die Herausforderung besteht darin, dass ein Themenbereich mit eigenen Erfahrungen, Vor- und Einstellungen verglichen wird. Mit dem Rezipieren eines Mediums stellt sich nahezu immer auch das Bewerten ein: Die Machart gefällt / gefällt nicht Es ist wichtig diese Ebenen nicht miteinander zu vermischen. Hier hat die Lehrperson die Aufgabe, dem Gespräch, die notwendige Struktur zu geben. Zeitaufwand: ca. 20 Min. Falls es zeitlich möglich ist, kann zum Abschluss auch ein Hinweis zur Medienart, zur Edition DVD complett prima vista bzw. zu den Leih- und Kaufmöglichkeiten gegeben werden. 5 Bald kann ich lesen! DVD complett prima vista, Ev. Medienhaus GmbH, Stuttgart 2011

Umsetzung 2 / Fortsetzung Einführung Die Lehrperson gibt eine kurze Zusammenfassung der letzten Einheit, erwähnt das Thema und die bereits gegangenen Schritte. Die Schüler/innen werden gebeten, ihre Unterlagen zum Kurzfilm Endlich bin ich Schulkind! bereit zu halten. Vermutlich ist die Thematik nicht mehr allzu präsent, deshalb braucht es die Erinnerung. Es kann durchaus betont werden, das die Gestaltung von Übergängen mit zu den wichtigsten Aufgaben einer Erzieherin / eines Erziehers gehören. Zeitaufwand: ca. 5 Min. Zweite Vorführung Kurzfilm Endlich bin ich Schulkind! dvdbutton In dieser Vorführung wird der Film ohne Ton gezeigt. Die Schüler/innen erhalten die Aufgabe, anhand der eigenen Aufzeichnungen und Erinnerungen die Geschichte selbst zu erzählen. Grundsätzlich eignet sich diese Methode auch in der Arbeit mit Kindern. Vermutlich werden relativ schnell durch die Gesamtgruppe Erinnerungslücken geschlossen. Zeitaufwand: zw. 20 und 25 Min. Lehrervortrag Es folgt ein erster theoretischer Input. Schwerpunkt: Die entwicklungspsychologische Situation von Kindern im 6. Lebensjahr. Hervorzuheben wären z. B. die Aspekte: Körperliche Veränderungen, motorische Kompetenzen, Spielinteressen, Bildung und Selbstbildung; z. B. Modell der Interaktiven Pädagogik, Zone der nächsten Entwicklung L. Wygotsky: Ausgewählte Schriften, Band 2: Arbeiten zur psychischen Entwicklung, Köln 1987. Wygotsky ist in der aktuellen pädagogischen Diskussion wichtig, weil er die Bedeutung von kulturellen und sozialen Faktoren auf den Bildungsprozess des Kindes hervorhebt. Der soziale und kulturelle Kontext wird als bestimmender Bestandteil der Entwicklung gesehen und gleichzeitig als Mittel, mit dem diese Entwicklung gestaltet wird ( ) Um die individuelle Entwicklung eines Kindes verstehen und unterstützen zu können, ist es notwendig, die sozialen und kulturellen Strukturen zu berücksichtigen, denen das Kind angehört. ) W. E. Fthenaki (Hg.): Natur-Wissen schaffen, Band 5: Frühe Medienbildung. Troisdorf 2009, Bildungsverlag EINS, S. Hier können die vorhandenen Lehrmaterialien verwendet werden. Eine gute Zusammenfassung ist in Vom Säugling zum Schulkind Entwicklungspsychologische Grundlagen kindergarten heute spezial, 2004, S. 54-63. Die Autoren bezeichnen den Übergang in die Schule als eine umfassende Erweiterung und Neustrukturierung ( ) der kindlichen Erlebniswelt (ebd. S. 61). Ein sinnvoller Übergang zum nächsten Schritt im Unterricht könnte mit folgendem Zitat eingeleitet werden: Die Kinder bewegen sich in einem Spannungsfeld: Auf der einen Seite sind sie noch ganz Kind, leben in der Gegenwart, im Hier und Jetzt, erleben sehr intensiv, können völlig im Spiel aufgehen und die Zeit vergessen. Auf der anderen Seite entwickeln sie viele neue geistige und soziale Kompetenzen und erproben in Schule und Spiel mit anderen Kindern Kooperation wie Wettbewerb (ebd. S. 61). Zeitaufwand: 20 25 Min. 6 Bald kann ich lesen! DVD complett prima vista, Ev. Medienhaus GmbH, Stuttgart 2011

24f. Lesephase Gruppen Eine weitere Vertiefung kann nun durch das Erarbeiten eines Fachaufsatzes zum Stichwort Transitionen erfolgen. Z.B. mit folgenden Texten aus TPS (Heft 3/2010): 1. Sigrid Binder: Kindergarten und Grundschule an einem Strang (S. 24-25) 2. Kornelia Schneider: "Wenn ich in die Schule komme, nehme ich mein Buch mit" (S. 29-31) 3. Rosy Henneberg: Lernen was Spaß macht, damit es nicht langweilig wird! (S. 28) 1 Diese Vertiefungsphase sollte im Rahmen einer Gruppenarbeit möglich sein. Je nach Erfordernis kann zum ausgewählten Text ein von der Lehrperson vorbereiteter Fragebogen in die Gruppen gegeben werden. Zum Stichwort Transsitionen sind in der letzten Zeit zahlreiche Veröffentlichungen erschienen. In einigen Lehrbüchern gibt es zum Begriff Zusammenfassungen, z. B. Kinder erziehen, bilden und betreuen, 2010, S. 339f. Auf den S. 341f. wird Resilienz beschrieben. Ausführlicher geht Wilfried Griebel in TPS 3/2010, S. 4-7 auf den Transitionsansatz ein. Dieser Beitrag kann auch in mehreren Teilschritten erarbeitet werden. Zeitaufwand: ca. 30 Min. Abschluss Plenumsgespräch Es sollte eine Bündelung und auch das Klären von Fragen in der Abschlussrunde im Vordergrund stehen. Angedeutet wird, dass es in den nächsten Schritten um die Gestaltung von Transitionen gehen soll. 1 Wir hätten diese drei Aufsätze gerne als Materialien der DVD complett beigefügt, aber leider war es bis Redaktionsschluss nicht möglich, die Rechte daran vom Verlag zu erwerben. 7 Bald kann ich lesen! DVD complett prima vista, Ev. Medienhaus GmbH, Stuttgart 2011

Umsetzung 3 / Fortsetzung Einstieg Es ist sicherlich lohnend die Aufzeichnungen der letzten Einheit (z. B. Fragebogen) in Erinnerung zu bringen. Insbesondere sollten die speziellen Entwicklungsaufgaben für Kinder verdeutlicht werden: Veränderungen auf der Ebene des Einzelnen, der Beziehungen und der Lebensumwelten: Dabei handelt es sich um Diskontinuitäten in den Erfahrungen des Kindes, die es bewältigen muss. Im Transitionsmodell werden diese Anforderungen als Entwicklungsaufgaben bezeichnet. (vgl. Griebel 2010, S. 5). Zeitaufwand: 15 20 Min. Zielformulierung Im nächsten Schritt werden die Aufgaben von Erzieherinnen und Erziehern bei der Gestaltung von Transitionen benannt. Vermutlich braucht es für diese zentralen Aussagen ein Arbeitsblatt oder einen übersichtlichen Tafelanschrieb. Der Transitionsansatz betont nicht nur Belastungen, die bei Übergängen für Kinder entstehen können, sondern sieht eher die positive Motivation der Herausforderung (ebd., S. 5). Daraus ergeben sich auch die Aufgaben für die pädagogischen Fachkräfte: sie tragen ( ) mit ihrer Fachlichkeit zu Verständigung, Wohlbefinden und Weiterentwicklung sowohl auf der individuellen, der Beziehungsebene und auch auf struktureller Ebene bei (ebd., S. 5). Entwicklungsübergänge können dann gut bewältigt werden, wenn personale Ressourcen ein positives Selbstkonzept, Selbstvertrauen, soziale und emotionale Kompetenz eines Kindes (und) umfeldbezogene Ressourcen unterstützende Eltern oder andere Bezugspersonen und Freundschaften da sind (Kinder erziehen, bilden und betreuen 2010, S. 340). Ferner kann zu diesem Zeitpunkt die Intention des Orientierungsplans von Baden Württemberg (oder eines anderen Bundeslandes) hervorgehoben werden: Jedes Kind ist im letzten Kindergartenjahr stolz darauf, bald ein Schulkind zu werden. Eltern, Kindergarten und Schule bereiten das Kind auf den Abschied im Kindergarten und auf den neuen Abschnitt Schule vor (Orientierungsplan BW 2006, S. 57). Zeitaufwand: ca. 15 20 Min. 8 Bald kann ich lesen! DVD complett prima vista, Ev. Medienhaus GmbH, Stuttgart 2011

Kompetenzen im Orientierungsplan Die Schüler/innen bekommen einen Überblick über die Kompetenzen, die ein Kind bis zum Schuleintritt erworben haben sollte (siehe oben). Die Liste der Kompetenzen sollte auf einem Arbeitsblatt zur Verfügung gestellt werden. Zeitaufwand: ca. 5 10 Min. Gruppenarbeit und Präsentation In dieser Arbeitsphase werden eigene Ideen und Vorschläge kreiert, wie die o. a. Kompetenzen umgesetzt werden können. Die Vorstellung der Arbeitsergebnisse kann sehr unterschiedlich erfolgen, vermutlich sind Plakate ein realistisches Medium. Alternativ oder gar als Ergänzung kann eine weitere Gruppenarbeit auch mit dokumentierten Beispielen aus der Praxis durchgeführt werden. Etwa E. Hammes-Di Bernardo, A. Speck-Hamdan, 2009, Teil 3. Es kann hier lohnend sein, vorhandene Praxiserfahrungen einzubeziehen. Die Vorschläge sollten nicht nur an die Kompetenzvorgaben geklebt werden, sondern im Sinne der Zielsetzung entwickelt und geprüft werden. Es ist darauf zu achten, dass immer wieder die Bezugsgrößen Ziele, Kompetenzen und methodische Umsetzung im Zusammenhang gedacht werden. Deshalb sollte die Anzahl der Ideen nicht zu umfangreich sein. Zeitaufwand: 45 Min. 9 Bald kann ich lesen! DVD complett prima vista, Ev. Medienhaus GmbH, Stuttgart 2011

Umsetzung 4 / Fortsetzung Vertiefungsphase Einsatz der DVD In dieser Einheit sollten die anderen vier Teile der DVD gezeigt werden: - Kurzfilm Lasse lernt lesen dvdbutton - Bilderbuchkino Herr Kratochwil kommt fast zu spät dvdbutton - Bilderbuchkino So war das! Nein, so!. Nein, so! dvdbutton - Bilderbuchkino Achtung! Bissiges Wort! dvdbutton Die Schüler/innen bekommen einen Gesamtüberblick und können dabei erkennen, dass mit dem Thema Übergang/Transitionen weitere wichtige Themen verbunden sind. Zwischen den einzelnen Beiträgen sollte jeweils eine kleine Pause gemacht werden, damit die Schülerinnen erste Eindrücke festhalten können. Zeitaufwand: ca. 20 Min. Gruppenarbeit Es werden analog der Beiträge vier Arbeitsgruppen gebildet. Z. B. arbeitet eine Gruppe zum Stichwort Lehrerpersönlichkeit/Bild von Lehrkräften mit Herr Kratochwil kommt fast zu spät etc. Es ist notwendig, dass in jeder Arbeitsgruppe das entsprechende Bilderbuch vorliegt. Zeitaufwand: ca. 30 Min. In diesem Kontext kann auch mit dem Foto-Quiz: Wer ist hier Lehrer/in von Beruf? (Bildergalerie 2.9) gearbeitet werden, vgl. M12a, M12b. Bilderbuchanalyse Gruppenarbeit Unter Umständen kann es zu einer Kooperation/Absprachen mit den zuständigen Kolleginnen kommen. Oder: Grundsätzlich kann dieser Teil auch selbstständig in der Gruppe erarbeitet werden. Instrumentarien zur Bilderbuchanalyse liegen in vielfältiger Form vor, z. B. M. Kern-Bechtold u. a.: Kein Kinderkram Band 2, 2010, S. 259ff Zeitaufwand: ca. 30 Min. Kennen lernen von Praxisvorschlägen Gruppenarbeit Auf dieser DVD findet sich eine Reihe von sehr unterschiedlichen Vorschlägen zum Einsatz der DVD in der Praxis. Diese wurden von Erzieherinnen in Fortbildungsveranstaltungen entwickelt: Die einzelnen Anregungen werden für die jeweiligen Arbeitsgruppen kopiert. Mithilfe der Themen und Praxisvorschläge kann weiter gearbeitet werden. Unter Umständen ergeben sich Lernsituationen: Lernschwierig- 10 Bald kann ich lesen! DVD complett prima vista, Ev. Medienhaus GmbH, Stuttgart 2011

3.2.1 Methodische Vorschläge zu Lasse lernt lesen 3.2.2 Methodische Vorschläge zu Endlich bin ich Schulkind 3.2.3 Methodische Vorschläge zu Herr Kratochwil kommt fast zu spät 3.2.4 Methodische Vorschläge zu So war das! Nein, so!. Nein, so! 3.2.5 Methodische Vorschläge zu Achtung! Bissiges Wort! keiten, Zusammenleben in Gruppen/Klassen, Freundschaft/Streit Zeitaufwand: je nach Intention 11 Bald kann ich lesen! DVD complett prima vista, Ev. Medienhaus GmbH, Stuttgart 2011