Rubrik: arbeitssicherheit.technik Referenz: Arbeitssicherheitsjournal 2010, (Heft 3)

Ähnliche Dokumente
Notbeleuchtung, Sicherheitsbeleuchtung. Reinhold Albrecht Stadtbrandmeister Feuerwehr Weinheim

Sicherheitsbeleuchtung, optische Sicherheitsleitsysteme

Die Arbeitsstättenregel ASR V3a.2 Barrierefreie Gestaltung: Umsetzungsbeispiele. Barbara Reuhl Arbeitnehmerkammer Bremen 23.

Notbeleuchtung und Sicherheitsbeleuchtung. Not- und Sicherheitsbeleuchtung Seite 1

Notbeleuchtung Teil 3: Lichttechnische Anforderungen

Gestaltung von Flucht- und Rettungsplänen

Sicherheitsbeleuchtung

Rettungszeichenleuchten Sicherheitsbeleuchtung Aktueller Normenstand

Fluchtwege und Notausgänge, Flucht und Rettungsplan (ASR A2.3)

Kassel. Fachblatt. Sicherheitskennzeichnung am Arbeitsplatz. Stand 12/2014. Vorbeugender Brand- und Umweltschutz

BRANDSCHUTZ UND ARBEITSSTÄTTENRECHT

Vorschriften aus dem Arbeitsschutz i. V. mit Baurechtsfragen

Sicherheitsbeleuchtungsanlage

Flucht,- und Rettungswege

Das Flachdach als Nutzraum. Verantwortung Das G-A-L 3-Säulenmodell

Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB) Büro- und Verwaltungsgebäude

Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB) Neubau Büro- und Verwaltungsgebäude

Einrichten und Betreiben von Fluchtwegen und Notausgängen in Arbeitsstätten - Hinweise für die Praxis

Hinweise zum kommunalen Energiemanagement

Kennzeichnung von Sicherheitseinrichtungen

Die österreichischen. Brandverhütungstellen am. FLUCHTWEG ORIENTIERUNGSBELEUCHTUNG und BODENNAHE SICHERHEITSLEITSYSTEME INHALTSÜBERSICHT

Sicherheitsleitsysteme in verrauchten Gebäuden - neue Anforderungen. Sicherheitsleitsysteme

Ihr Referent: Jürgen Bauer. Flucht- und Rettungspläne nach ASR A2.3 / ASR A1.3 und DIN ISO 23601

Anforderungen an die Ausbildung von fachkundigen Personen für die Überprüfung und Beurteilung der Beleuchtung von Arbeitsstätten

Inhalt. Arbeitsstättenregel ASR A2.3 Fluchtwege und Notausgänge, Flucht- und Rettungsplan. Vortrag auf der Herbstveranstaltung des LAK Bremen

licht.forum 56 Neue Regeln im Arbeitsschutz Freier Download auf Sicherheitsbeleuchtung für Arbeitsstätten

Brandschutz. Welche Ziele sollten Sie erreichen? Welche Anforderungen müssen Sie erfüllen? Brandschutzkonzept. Unternehmer

Ausschuss für Arbeitsstätten Arbeitsstättenregeln, aktuelle Entwicklungen

Staatliche Regelungen des Arbeitsschutzes für Beleuchtung von Bildschirmarbeitsplätzen

Verordnung über Arbeitsstätten. und Technische Regeln für Arbeitsstätten - ASR

Sicherheits-Überdruck-Lüftungs-Anlage. Rau

Arbeitsstättenverordnung und deren neue Regeln ASR

Arbeitsschutzrecht: Schutzziele statt konkrete Vorgaben. Ass. Ursula Behrendsen Leiterin des Zentralreferats Rechtsfragen der Prävention

Bauaufsichtliche Anforderungen an Schulen Rundschreiben des Ministeriums der Finanzen vom 18. März 2004 ( ),

Hinweise und Anregungen zur Erstellung von Flucht- und Rettungsplänen in ArCon und höher

Fluchtwege, Notausgänge, Flucht- und Rettungsplan (ASR A2.3)

Brandschutzordnung. Stadtwerke Düren GmbH. Wasserwerk Obermaubach. gemäß DIN Teil C. Erstellt durch: Stand: Dezember 2009 IW01

Notlichtversorgungsgeräte TECHNISCHE INFORMATION

Brandschutzordnung nach DIN Teil A / B / C der

Praktische Lösungsansätze

FEHLSICHTIGKEITEN. Alle Korrekturmöglichkeiten auf einen Blick

INFORMATIONEN ZUR BESTELLUNG VON PLÄNEN PLÄNE LAND

licht.wissen 10 Freier Download auf Notbeleuchtung, Sicherheitsbeleuchtung

Die Arbeitsstättenregel ASR A5.2 Verbesserter Arbeitsschutz für Beschäftigte auf Straßenbaustellen

Rauch- und Wärmeabzugsanlagen (RWA) in Industrie-, Gewerbe und Lagerräumen

Rauchmelder retten Leben zuverlässiger Nachtwächter

Schweiz, bei Visp H 213 Stalden - Täsch bei Zermatt Inbetriebnahme: 2008

Was tun, wenns brennt. Prävention Brandschutz

Unterweisungsmodul. Brandschutz

Begründung und Erläuterung zur. Verordnung über den Bau und Betrieb von Beherbergungsstätten (Beherbergungsstättenverordnung - BeVO)

Fluchtwege und Notausgänge, Flucht- und Rettungsplan

Anforderungen an die Beleuchtung im Büro aus Arbeitsstättenverordnung und Normen

Sicherheitskennzeichnung Fluchtwegkennzeichnung

Beleuchtung von Büroräumen entsprechend DIN Betätigungsfeld für das Elektrohandwerk

Bei Feuerschutztüren können Minuten entscheidend sein.

8. Verordnung zum Geräte- und Produktsicherheitsgesetz (Verordnung über das Inverkehrbringen von persönlichen Schutzausrüstungen 8.

Brandschutzordnung Teil B (nach DIN Teil 2) Hochschule Koblenz RheinAhrCampus Joseph-Rovan-Allee Remagen

Patienteninformation. Augenarzt-Check für den Verkehrsteilnehmer. Beeintr ächtigtes Sehvermögen eine unterschätzte Gefahr im Str aßenverkehr.

Konsequenz: der Treppenraum ist verraucht

Optik: Teilgebiet der Physik, das sich mit der Untersuchung des Lichtes beschäftigt

Technische Informationen zu Leuchten

Arbeitssicherheit für Biologie-Studierende im 1. Semester WS 2011/12

Arbeitsschutz an Bildverstärker-Arbeitsplätzen

Brandschutz in öffentlichen Gebäuden

Multifunktionsflächen mit HPL. Stand: November 2014

Brandschutztagung 16./

Inhaltsverzeichnis W. Kohlhammer, Stuttgart VII

M8-DE.4.1 Mögliche Brandquellen M M8-DE.4.2 Das Feuerdreieck M _DE. Einführung

Brandschutznachweise Brandschutzkonzepte für Sonderbauten

Arbeitsstättenverordnung und ASR Neues und Bekanntes

Aktiver Brandschutz B. - Lüftung und Ventilatoren

FKT- OWL-Fortbildung Kassel 2015

Ihre Sicherheit in guten Händen! RAUCHMELDER retten Leben! Der 10-JAHRES- RAUCHMELDER für jeden Haushalt.

Photovoltaik: Vorbeugender Brandschutz

Arbeits- und Gesundheitsschutz: Zwischen Pflichtaufgabe und Erfolgsfaktor

für Brandabschnitt- und Fluchtweg-Türen

Vorbeugender Brandschutz an Schulen

Brandschutz im Baudenkmal

Rauch- und Wärmeabzugsanlagen (RWA) in Parkhäusern und Einstellräumen für Motorfahrzeuge

Feuerwehreinsatzpläne DIN 14095

GVB Services AG Brandschutz-Consulting für integrale Lösungen

Arbeitssicherheit Gesundheitsschutz im Abwasserbereich

MIT SICHERHEIT RAUCHFREI

Crashkurs Fotografie

6 Informationsermittlung und Gefährdungsbeurteilung

Prüfung elektrischer Anlagen und Betriebsmittel gemäß BGV A3

Arbeitsschutz-Check. Alle Prüf- und Dokumentationspflichten sicher erfüllen. Bearbeitet von WEKA

Anlagenarten und deren Abnahmen

Brandschutztechnische Anforderungen an Flucht- und Rettungswege

Feuer richtig löschen. Prävention Brandschutz

Anforderungen an Arbeitsstätten

Die neue Arbeitsstättenverordnung

Rette sich wer kann!!!

Arbeitssicherheit. Sicherheitskennzeichnung, Rohrmarkierung, Lockout/Tagout, Logistische Markierung, Absperr- und Markierungssysteme

des Handelns der Arbeitsschutzausschuss in Betrieben mit


LICHTBLICKE. Der qualifizierte Rauchabzug LEBEN RETTEN SACHWERTE SCHÜTZEN DIE KUNDENZEITSCHRIFT DER LAMILUX HEINRICH STRUNZ GMBH

GmbH. STEPConsult. Mobiles Messsystem zur automatisierten, geokodierten Messung des Beleuchtungsniveaus von Straßen- und Beleuchtungsanlagen

Rechtsgrundlagen für Brandschutzgutachten in BW

Transkript:

Thrun, Arbeitssicherheitsjournal 2010, 10 Thema: Langnachleuchtende Sicherheitsleitsysteme Zeitschrift: arbeitssicherheits.journal Autor: Markus Thrun Rubrik: arbeitssicherheit.technik Referenz: Arbeitssicherheitsjournal 2010, 10-11 (Heft 3) Langnachleuchtende Sicherheitsleitsysteme Markus Thrun, Wuppertal, Geschäftsführer EverGlow GmbH Thrun: Langnachleuchtende Sicherheitsleitsysteme - Arbeitssicherheitsjournal 2010 Heft 3-10 >> Der Personenschutz hat in der Bauordnung oberste Priorität. Daher sind für Notfälle zwei voneinander unabhängige Flucht- und Rettungswege vorgeschrieben. Zusätzliche Sicherheit bieten Sicherheitsleitsysteme, die im Falle einer größeren Gefährdung z.b. bei mehrgeschossigen Bürokomplexen Pflicht sind. Wenn es um den Schutz von Mitarbeitern, Kunden oder Bewohnern geht, sollten alle Verantwortlichen sich einig sein: Es genügt nicht, nur die baulichen Voraussetzungen der Fluchtwege einzuhalten, diese Wege müssen (auch von nicht ortskundigen Personen) jederzeit als solche erkennbar sein. Zur Kennzeichnung der Flucht- und Rettungswege werden seitens des Baurechts und der Arbeitsstättenregeln unterschiedliche Arten der Ausführung beschrieben und gefordert. Grundsätzlich sollte das jeweils höherwertige Prinzip umgesetzt werden. Aussagen darüber liefert die Gefährdungsbeurteilung. Die Fluchtwegkennzeichnung muss jederzeit erkennbar bleiben. Daher sollten alle Fluchtwegsysteme die häufigsten vier Notfallsituationen berücksichtigen: Notfall mit Beleuchtung (z.b. bei Bombendrohung) Notfall ohne Beleuchtung (z.b. Stromausfall) Notfall mit Beleuchtung und Verrauchung (z.b. Brand) Notfall ohne Beleuchtung mit Verrauchung (z.b. Brand mit Stromausfall) Nicht-bodennahe Kennzeichnungen, die z.b. in zwei Meter Höhe angebracht sind, können bei fehlender Rauchabführung im Brandfall schnell vom aufsteigenden Rauch verhüllt werden. Die verhüllten Kennzeichen sind dann für den Betrachter nicht zu erkennen und somit unwirksam. In Bodennähe durchgängig angebrachte Kennzeichen dagegen sind auch dann noch erkennbar, wenn die in Kopfhöhe angebrachten Piktogramme bereits nicht mehr zu sehen sind. 1 2017 Wolters Kluwer Deutschland GmbH - arbeitssicherheit.de, 25.10.2017

Baugenehmigungen allein reichen oft nicht aus Die Idealvorstellung von rauchfreien Fluchtwegen kann in der Realität nur durch konsequente bauliche Umsetzung der Bauvorschriften und gewissenhafte, regelmäßige Wartung realisiert werden. Oft scheitern sinnvolle oder notwendige Maßnahmen an den Kosten. Im Laufe der Nutzungszeit schleichen sich Wartungsmängel ein, oder durch Nachinstallationen von z.b. Datenkabeln werden Schottungsmaßnahmen vergessen. Die Flucht durch einen unbekannten, verrauchten Flur wird dann zum unkalkulierbaren Risiko. In der Vergangenheit wurde daher seitens der Berufsgenossenschaften die Errichtung eines bodennahen Sicherheitsleitsystems vorgeschlagen (BGR 216 Optische Sicherheitsleitsysteme einschließlich Sicherheitsbeleuchtung), falls das Schutzziel der Evakuierung bei Stromausfall und/oder Verrauchung nicht sicher erreicht werden kann. Vielen Unternehmern ist nicht bewusst, dass die erteilte Baugenehmigung des Bauordnungsamtes nicht unbedingt die Anforderungen an Arbeitsstätten abdeckt. Der oft zitierte Satz Aber die Feuerwehr war ja gerade da zur Abnahme entlässt niemanden aus der Haftung. Arbeitsschutzgesetz und Arbeitsstättenverordnung verlangen daher inzwischen vom Unternehmer im Rahmen einer dokumentierten Gefährdungsbeurteilung die Prüfung, ob die Maßnahmen nach den Bestimmungen des Baurechts ausreichen. Konkretisierend wurden hierzu neue Arbeitsstättenregeln erlassen, die seitens des staatlichen Arbeitsschutzes Anforderungen bezüglich des o.g. Schutzzieles stellen. Gleichzeitig wurde auch der Bereich der Sicherheitskennzeichnung nun staatlich, sodass die bewährte BGV A 8 in Kürze zurückgezogen wird. So formuliert die ASR 2.3 im 7 (2) ein neues Schutzziel im staatlichen Arbeitsschutzrecht: Erforderlichenfalls ist ein Sicherheitsleitsystem einzurichten, wenn aufgrund der örtlichen oder betrieblichen Bedingungen eine erhöhte Gefährdung vorliegt. Konkrete Ausführungsbestimmungen für langnachleuchtende Systeme hierzu liefert die ASR 3.4/3 unter 5.2. Sie liefert konkrete Hinweise auf die Leuchtdichte, die Mindestbreite der Leitmarkierungen usw. So funktionieren langnachleuchtende Produkte Langnachleuchtende Produkte speichern das auftreffende Licht der Allgemeinbeleuchtung (Aufladephase) und geben diese gespeicherte Energie bei Dunkelheit als gelbgrünliches Licht wieder ab (Entladephase). Da es sich hierbei um einen physikalischen Effekt handelt, kann dieser Vorgang beliebig oft wiederholt werden. Damit die Pigmente ausreichend angeregt werden, müssen einige Randbedingungen eingehalten werden: Art der Lichtquelle Das Lichtspektrum spiegelt den Energiegehalt wieder. Zur Anregung wird hauptsächlich der blauviolette Bereich genutzt. Sehr gut geeignet sind Leuchtstofflampen, Tageslicht, Halogenlampen usw. Ungeeignet ist das gelbe Licht von Natriumdampfniederdrucklampen. Beleuchtungsstärke Die Höhe der Beleuchtungsstärke bestimmt u.a. die Höhe der abgestrahlten Leuchtdichte. Die Allgemeinbeleuchtung ist zur sicheren Anregung meistens ausreichend. Neubauprojekte verfügen quasi grundsätzlich, bei Normeneinhaltung, über ausreichende Mindestbeleuchtungsstärken. Moderne Lichtplanungsbüros verfügen über leistungsfähige Lichtberechnungsprogramme, die bereits in der Planungsphase einen rechnerischen Nachweis der Beleuchtungsstärken der Flucht- und Rettungswege erstellen können. Eine anschließende Lichtmessung nach DIN 67510 Teil 2 Messung von langnachleuchtenden Produkten am Ort der Anwendung dient der Überprüfung der Planwerte. 2 2017 Wolters Kluwer Deutschland GmbH - arbeitssicherheit.de, 25.10.2017

Anregungsdauer Um eine ausreichende Anregung zu gewährleisten, ist eine minimale Aufladezeit notwendig. Diese Zeit ist u.a. abhängig von der Lichtart, der Beleuchtungsstärke, der Temperatur und dem jeweiligen Produkt. Daher kann die Aufladezeit dementsprechend variieren. Je höher die Beleuchtungsstärke ist, desto schneller laden sich die Pigmente auf. Abklingdauer Die Abklingdauer ist diejenige Zeit nach Beendigung der Anregung, bei der die Leuchtdichte auf 0,3 mcd/m 2 (Millicandela/m 2, das entspricht etwa dem 100-fachen Wert der Sehgrenze) abgesunken ist. In der Abklingdauer ist also bereits eine ca. 100-fache Sicherheit gegenüber Störeinflüssen integriert. Neue Vorgabe der ASR A 3.4/3 In der neuen ASR heißt es: Langnachleuchtende Sicherheitsleitsysteme sind so zu bemessen und einzurichten, dass die Leuchtdichte der nachleuchtenden Materialien, gemessen am Einsatzort, nach 10 min nicht weniger als 80 mcd/m 2 und nach 60 min nicht weniger als 12 mcd/m 2 beträgt. Diese Forderung sorgt dafür, dass eine Vielzahl langnachleuchtender Produkte für Sicherheitsleitsysteme nach ASR nicht mehr zum Einsatz kommen darf. Bei Verwendung nachleuchtender Produkte mit einer Leuchtdichte gemessen nach DIN 67510 Teil 1 von 150 mcd/m 2 nach 10 Minuten müssen am Ort der Anwendung bei Dauerbeleuchtung mindestens 45 Lux bei Leuchtstofflampen mit 4.000 Kelvin vorhanden sein. Dies ist in der Praxis eher selten. Um eine ausreichende Planungssicherheit zu erhalten, sollten daher mindestens HI 300 (Class D)-Produkte zum Einsatz kommen. Thrun: Langnachleuchtende Sicherheitsleitsysteme - Arbeitssicherheitsjournal 2010 Heft 3-11 << Der Mensch nimmt über 80 % seiner Sinneswahrnehmungen über visuelle Reize wahr. Daher ist das Auge in der Lage, über einen sehr großen Helligkeitsbereich Objekte zu erkennen. Das Auge stellt sich auf die verschiedenen Umgebungshelligkeiten ein. Dieser Vorgang wird Adaptation genannt. Daher sind auch scheinbar geringe Leuchtdichten vom Auge noch sehr gut zu erkennen. Da langnachleuchtende Produkte sich in lichtloser Umgebung sehr gut abheben (hoher Hell-Dunkel-Kontrast) sind sie z.t. besser erkennbar als die Reflexion der Umgebung bei Sicherheitsbeleuchtung (1 Lux). Fällt die Allgemeinbeleuchtung aus, so geben die Pigmente Licht ab. Das Auge benötigt am Anfang der Adaptationsphase relativ hohe Leuchtdichten, damit Sehobjekte sicher erkannt werden können. Je länger sich das Auge auf die dunkle Umgebung einstellt, umso weniger Leuchtdichte ist erforderlich, um einen gleichwertigen Helligkeitseindruck zu bekommen. Die steigende Empfindlichkeit der Augen gleicht den Leuchtdichteabfall der Pigmente quasi aus. Das Gehirn vermittelt dem Betrachter einen fast konstanten Helligkeitseindruck der Nachleuchtprodukte. Neuere Erkenntnisse belegen die Wirkung Neuere Studien aus Norwegen über die Wirksamkeit verschiedener Fluchtwegsysteme bei Verrauchung belegen die Wirksamkeit langnachleuchtender Sicherheitsleitsysteme. Die Forschungsergebnisse belegen, dass der Erkennungsabstand (Abstand Auge Sicherheitszeichen) einen deutlich größeren Einfluss auf die Erkennbarkeit im Rauch hat als die Helligkeit des Objekts. Da die Intensität des Lichtes nach dem Lambertschen Gesetz exponential zur Rauchschichtdicke abnimmt, kommt es auf einen kurzen Erkennungsabstand an. Bei bodennahen Sicherheitsleitsystemen ist der Sehabstand nur ca. zwei Meter. Elektrische Rettungszeichenleuchten haben dagegen meist eine sehr kleine Baugröße und sind für Erkennungsweiten von z.t. über 30 Meter zugelassen. Diese Distanz ist bei einsetzender Verrauchung viel zu groß, um noch 3 2017 Wolters Kluwer Deutschland GmbH - arbeitssicherheit.de, 25.10.2017

sicher erkannt zu werden. Das Lambertsche Gesetz wird maßgeblich von der Rauchdichte (Form, Farbe, Größe, Konzentration der Rauchpartikel) beeinflusst. Die Rauchdichte ist jedoch nicht gleich der Sichtbehinderung zu setzen, da die Sicht durch eine ganze Reihe weiterer Variablen, wie Lichtverhältnisse, Hitzeflimmern, Hintergrundkontrast, Augenreizungen usw. eingeschränkt wird. All diese Faktoren setzen die Sehfähigkeit im Rauch noch weiter herab. Verhalten von flüchtenden Personen Im Notfall besteht immer die Gefahr einer Panik, da die Notfallsituation von den anwesenden Personen nicht objektiv eingeschätzt werden kann. Je hilfloser sich eine Person fühlt, umso größer ist die Gefahr von panischen Reaktionen. Wird zudem noch narkotisierendes oder erstickendes Rauchgas eingeatmet, wird die Wahrnehmungsfähigkeit weiter vermindert und irrationale Handlungen sind die Folge. Bodennahe langnachleuchtende Sicherheitsleitsysteme entlasten die Flüchtenden psychisch, indem sie den Flüchtenden nur die Informationen geben, die sie in diesem Moment zur Flucht brauchen. Ein aufwendiges Suchen nach dem kürzesten Weg entfällt. Den Flüchtenden stehen diese Informationen jederzeit unmittelbar zur Verfügung. Die durchgängige Markierung leitet die Personen auf dem jeweils kürzesten Weg ins Freie und vermittelt stets ein beruhigendes Gefühl der Sicherheit. Dieses Gefühl trägt wesentlich zur Panikvermeidung bei. Einsatzgebiete bodennaher Sicherheitsleitsysteme Steigerung der Fluchtgeschwindigkeit Durch die kontinuierliche Markierung entfällt die Suche nach dem kürzesten Fluchtweg, daher sind die Fluchtzeiten messbar geringer (i.d.r. ist die mittlere Fluchtgeschwindigkeit 10 20 % geringer). Die Zeiten sind abhängig von der Ortskenntnis, Alter der Personen, Anzahl der Richtungsänderungen, dem Beleuchtungsniveau etc. Die Erhöhung der Fluchtgeschwindigkeit konnte besonders stark bei älteren Personen (50 70 Jahre) beobachtet werden. Gewährleistung der Nutzbarkeit der Flucht- und Rettungswege im Brandfall Ein bodennahes Fluchtleitsystem kann auch dann noch sicher erkannt werden, wenn starke Rauchentwicklung die Sicht einschränkt. Sie beugt somit einem Verlust der Orientierung vor. Eine zügige Flucht ist also auch bei verrauchten Fluchtwegen noch möglich. Das System kalkuliert eine Verrauchung der Fluchtwege mit ein und sichert mögliche bauliche Mängel (z.b. Schottungsmängel, Holzkeil vor der Brandschutztür) mit ab. Kompensationsmaßnahme für überlange Fluchtwege Wenn die vorgeschriebene Rettungsweglänge nicht mehr eingehalten werden kann, erhöht sich durch die längere Wegstrecke zwangsläufig die benötigte Fluchtzeit. Deshalb darf der Flüchtende nicht noch lange nach einem Fluchtweg suchen. Ein durchgängiges, bodennahes Leitsystem könnte durch die Erhöhung der Fluchtgeschwindigkeit diese Abweichung kompensieren. Psychische Entlastung der Flüchtenden Bei Dunkelheit sind nur die Leuchtmarkierungen zu sehen. Die Umgebung ist dagegen vollkommen dunkel. Daher brauchen die flüchtenden Personen nur die Informationen des Leitsystems zu verarbeiten. Unwichtige Informationen, wie Türen, die keine Bestandteile des Fluchtweges sind, werden erst gar nicht wahrgenommen, da sie nicht zu sehen sind. Sie würden ohnehin nur verwirren und die flüchtenden Personen eventuell veranlassen, in eine Sackgasse zu laufen. 4 2017 Wolters Kluwer Deutschland GmbH - arbeitssicherheit.de, 25.10.2017

Info Vorteile langnachleuchtender Sicherheitsleitsysteme: ausfallsicher, da stromunabhängig (Sabotagesicher) wirtschaftlich, da keine laufenden Stromkosten oder Ersatzstromversorgung leicht nachzurüsten, da keine Elektroinstallationen notwendig wartungsarm durchgängige Markierung, daher gute Personenlenkung gute Auslastung aller Fluchtwege durch gleichmäßige Personenaufteilung gute Erkennbarkeit durch kurzen Sehabstand, selbst bei Verrauchung zeigt den jeweils kürzesten Fluchtweg an fast überall einsetzbar Recht Fluchtwegrelevante Arbeitsstättenregeln ASR A 1.3 ASR A 2.3 ASR A 3.4/3 Sicherheits- und Gesundheitsschutzkennzeichnung Fluchtwege und Notausgänge, Flucht- und Rettungsplan Sicherheitsbeleuchtung 5 2017 Wolters Kluwer Deutschland GmbH - arbeitssicherheit.de, 25.10.2017