Deutschland am Zielpunkt des Arbeitsschutzes im Hinblick auf die Tabakrauchbelastung?

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Transkript:

Deutschland am Zielpunkt des Arbeitsschutzes im Hinblick auf die Tabakrauchbelastung? 5. Deutsche Konferenz für Tabakkontrolle 05.- 06.12.2007, Deutsches Krebsforschungszentrum, Heidelberg Dr. Jörn Reimann

Betrachtete Aspekte Politische und rechtliche Eckpunkte Rolle von Arbeitnehmervertretungen, Berufsgenossenschaften und Arbeitsschutzbehörden Fazit 2

Ausgewählte Kalendarien 1974 BT-Drs.7/2070 Ausgangspunkt der Diskussion zur Passivrauchproblematik 1986 WHO: Passivrauchen, ein unbestreitbares Gesundheitsrisiko 1987 Aufnahme von Tabakrauch in in MAK-Liste (1998 Einstufung in in Kategorie IIIA1) 1987 Bundesumweltminister: ( ) kaum ein anderer luftgetragener Schadstoff das Risikopotential des passiv inhalierten Tabakrauchs in in geschlossenen Räumen erreicht. 1990 Risiko in in über 20 20 epidemiologischen Studien belegt 3

Arbeitsschutz vs. Nichtraucherschutz Asbest Passivrauchen ist ist mindestens 100mal gefährlicher als Asbest in in einer Konzentration von 1.000 Fasern/m³ [5jährige täglich täglich 8stündige Asbest- und und durchschnittl. häusliche Passivrauchexposition] (BGA, (BGA, 1988) 1988) 4

Innenpolitische Etappen 1987 Erste Gesetzesinitiative 1988 Regelungen für Öffentlichen Dienst 1992 Bundesrat für gesetzlichen Nichtraucherschutz Bundesregierung sieht keine Gesetzgebungskompetenz 2002 Novellierung der Arbeitsstättenverordnung (ArbStättV) mit neuem Nichtraucherschutzparagraphen 5

Vergleichsurteile BVerwG (Az: 2 C 53.86 aus 1986) Schutz der Gesundheit durch Tabakrauch anerkannt und am gegenwärtigen Arbeitsplatz zu gewährleisten BAG (Az: 9 AZR 84/97 aus 1998) Anspruch auf rauchfreien Arbeitsplatz, wenn dies gesundheitlich geboten und für den Arbeitgeber zumutbar sei 6

5 ArbStättV (2) In Arbeitsstätten mit Publikumsverkehr hat der Arbeitgeber Schutzmaßnahmen nach Absatz 1 nur insoweit zu treffen, als die Natur des Betriebes und die Art der Beschäftigung es zulassen. Zweiklassen Arbeitsschutz im BNichtrSchG fortgeschrieben 7

Arbeitnehmervertretungen und Nichtraucherschutz Nichtraucherschutzblockade in in Potsdamer Verwaltung 2004 Hauptpersonalratsklage gegen Berliner Schulrauchverbot 2005 Unternehmensleitungen machen es es sich oft oft zu zu einfach, indem sie lediglich ein striktes Rauchverbot anordnen. (Zitat (Zitat aus aus Vorwort IG- IG- Metallbroschüre, August August 2007) 2007) 8

Berufsgenossenschaften Bis zur Jahrhundertwende kein Engagement im Nichtraucherschutz erkennbar BGN begrüßt 1998 das Scheitern des Nichtraucherschutzgesetzes Aktuell dominieren bei der BGN Schwellwertdiskussionen zur Passivrauchbelastung mit Blick auf eine BK- Anerkennung BGIA zertifiziert seit Nov. 2007 Raucherkabinen 9

Arbeitsschutzbehörden Gute Informationen, jedoch ohne erkennbare betriebliche Resultate Bislang keine wirksamen Kontrollen von Nichtraucherschutzmaßnahmen, insbesondere keine Erhebung zur Auswirkung der Novellierung der ArbStättV 10

Programm Berlin qualmfrei 50 40 30 20 10 0 Befragungsantworten 49 45 27 28 Rauchverbot 13 14 Kontrolle Ahndung vor 2002 nach 2002 Generelles Rauchverbot? Kontrolle von Rauchverboten? Ahndung von Verstößen? Keine Veränderung 11

Keine Änderung an Arbeitsstätten durch BNichtrSchG zu erwarten ArbStättV 5 Nichtraucherschutz (1) (1) Der Arbeitgeber hat die erforderlichen Maßnahmen zu zu treffen, damit die nicht rauchenden Beschäftigten in in Arbeitsstätten wirksam vor den Gesundheitsgefahren durch Tabakrauch geschützt sind. Soweit erforderlich, hat der Arbeitgeber ein allgemeines oder auf einzelne Bereiche der Arbeitsstätte beschränktes Rauchverbot zu zu erlassen. (2) (2) In In Arbeitsstätten mit Publikumsverkehr hat der Arbeitgeber Schutzmaßnahmen nach Absatz 1 nur insoweit zu zu treffen, als die Natur des Betriebes und die Art der Beschäftigung es es zulassen. 12

Länder- vs. Bundeskompetenz FAQ-Internetseite Sozialministerium Hessen: Gibt es es Regelungen zum Schutz der Gastronomiebeschäftigten? Die Bundesländer haben keine Zuständigkeit für für eine Änderung der bisher bestehenden Regelungen. FAQ-Internet BMELV: Gastbezogene Regelungen des Nichtraucherschutzes unterfallen --auch soweit sie zugleich dem Schutz der in in der Gastronomie Beschäftigten dienen -- dem Gaststättenrecht, so so dass hierfür alleine die Länder gesetzgebungsbefugt sind. 13

Fazit Regelung unzureichend solange nicht, Generelles Rauchverbot an Arbeitsstätten 5 Abs. 2 ArbStättV ersatzlos gestrichen Nichtraucherschutz auf Gesetzebene geregelt WHO- u. EU-Maßstäbe erfüllt 14