Die Inflation Gewinner und Verlierer

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1. Einleitung Die Entstehung einer demokratischen Ordnung durch die Gründung der Weimarer Republik traf alle politischen Lager relativ unvorbereitet, da die republikanische Staatsform nicht aus einer kontinuierlichen Entwicklung heraus entstand. Die Regierungen standen von Anfang an unter einem enormen Druck und vielen Problemen. Zusätzlich sahen sie sich einer großen Menge von republikfeindlichen Kräften sowohl von links als auch von rechts gegenüber. So war es nicht verwunderlich, dass die junge Republik ständig von kleineren und größeren Krisen belastet und in ihrer Existenz gefährdet wurde. Diese fanden ihren vorläufigen Höhepunkt im Jahr 1923. Eine dieser Krisen war der Währungsverfall, der sich bis zur Hyperinflation und der damit verbundenen völligen Entwertung des Geldes, dem Verlust sämtlicher Sparguthaben und der fast völlig zum Erliegen kommenden Wirtschaft hinzog. Jedoch war der Währungsverfall kein Problem, das sich erst 1923 auftat, die Inflation begann bereits mit dem Ausbruch des 1.Weltkrieges und setzte sich nach Ende des Krieges bis in die Weimarer Republik, ins Jahr 1923, fort. Jedoch wird sie häufig nur mit dem Jahr 1923 in Verbindung gebracht, in dem sie in der sensationellen und farbenprächtigen Hyperinflation kulminierte. 1) G. D. Feldman charakterisierte die Inflation 1914 bis 1923 treffend, als die extremste Inflation, die je eine fortgeschrittene Industriegesellschaft durchgemacht hat und als eine der Ursachen für den wirtschaftlichen und politischen Verfall der Weimarer Republik. 2) Wo die Ursachen für die Inflation liegen, wie sie verlief und wer durch sie sein Vermögen verlor oder aus dem Währungsverfall profitierte, soll Thema dieser Hausarbeit sein. 2. Begriff der Inflation Der Begriff Inflation ist lateinischer Herkunft und bedeutet Aufblähung. Diese entsteht, wenn sich die im Umlauf befindliche Geldmenge aufbläht und über den wirtschaftlichen Bedarf eines Landes hinauswächst. Die erhöhte Geldmenge steht einem geringeren Angebot an Waren gegenüber und die Preise steigen. Sie hat also eine anhaltende Preissteigerung zur Folge, obwohl die Kaufkraft des Geldes sinkt und die Qualität und Quantität der Waren gleich bleibt oder sinkt. Die Abnahme der Kaufkraft nimmt große Ausmaße an, wenn sich gleichzeitig zur Aufblähung des Geldvolumens die Menge an bereitstehenden produzierten Waren verringert. Die Schnelligkeit der Inflation wird mit Hilfe der Inflationsrate festgestellt. 1) vgl. Büsch / Feldman 1978, Seite 4. 2) ebd. Seite 4. 2

Gemessen wird die Inflationsrate am prozentualen Anstieg der Verbraucherpreise. Nach dem Tempo des Anstiegs unterscheiden sich die schleichende Inflation (5% bis 10%), die beschleunigte (20%), galoppierende (50%) und die Hyperinflation (über 50%). Bei einem Anstieg unter 5% spricht man noch von einer normalen Teuerungsrate. 3. Verlauf und Entwicklung der Inflation Die Inflation 1914 bis 1923 war ein längerer Prozess, der bereits 1914 nach Ausbruch des Krieges einsetzte. Der Verlauf der Inflation kann in mehrere Phasen unterteilt werden. In solche relativer Währungsstabilität und in Phasen in denen ein deutlicher Wertverlust des Geldes stattfand. Dieser Prozess endete in der sagenhaften Hyperinflation 1923. 3) 3.1 Erste Phase - unterdrückte Inflation 1914-1918 Die erste Phase der Inflation, die Phase der unterdrückten Inflation, begann bereits 1914 mit dem Ausbruch des ersten Weltkrieges und nicht wie in den Erinnerungsberichten vieler Zeitzeugen erst in den Jahren 1922/23 mit dem Einsetzen der Hyperinflation. Das Kaiserreich stützte die Stabilität seiner Währung auf Gold. Geld und Sparguthaben konnten also jederzeit in Gold umgetauscht werden. Die Bevölkerung zog bis Ende Juli 1914, in Anbetracht des begonnenen Krieges, etwa 100 Millionen Mark in Goldmünzen von den Reichsbankkassen ab. Um die staatlichen Goldreserven zu erhalten wurde daraufhin im August 1914 das Reichsfinanzierungsgesetz verabschiedet. Ein Ermächtigungsgesetz, das den Umtausch von Banknoten und Münzen in Gold unterband. Anstelle von Gold wurden nun sogenannte Darlehenskassenscheine und Schuldverschreibungen des Reiches herausgegeben, wodurch sich die umlaufende Geldmenge stark vermehrte, jedoch keinerlei Gegenwert besaß. Schon die Mobilisierung zu Beginn des Krieges, kostete 750 Millionen Mark und führte zu einer Währungsmittelknappheit, besonders bei Münzen. Bereits im September erlaubte die Regierung Städten, Gemeinden und Firmen eigenes Notgeld herauszugeben, um den Zahlungsmittelverkehr aufrecht zu erhalten. 1915/16, als die Kriegswichtigen Rohstoffe knapp wurden, stellte das Reich die Produktion von Kupfer- und Nickelprägungen ein und gab statt dessen Münzen aus Eisen, Aluminium und Zink heraus. Jedoch reichte das Geld trotzdem nicht aus, auch dadurch bedingt, 3) vgl. Kolb 2002, Seite 177 ff. 3