Zürich - Wollishofen Studienauftrag Bellariarain Siegerprojekt fjäder Auszug aus dem Bericht des Beurteilungsgremiums, 3. März 2015
2 Erster Rang: Michael Meier & Marius Hug Architekten Projekt: Fjäder Projektverfasser Architekten Michael Meier und Marius Hug Architekten AG Binzstrasse 12, 8045 Zürich Bearbeitung: Marius Hug, Michael Meier, Alexandra Arndt, Christoph Schwander, Viola Richard, Dao Yu, Mischa Trnka, Pascal Wassmann, Franz Müllner Landschaftsarchitekten Manoa Landschaftsarchitekten GmbH Seidengasse 51, 8706 Meilen Bearbeitung: Marie-Noël Adolph, Lars Wolfer Bauingenieur Synaxis AG Zürich Thurgauerstrasse 56, 8050 Zürich Haustechnik Ernst Basler + Partner AG Mühlebachstrasse 11, 8032 Zürich Elektroplaner IBG B. Graf AG Engineering Flurhofstrasse 158d, 9006 St. Gallen Bauphysik Braune Roth AG Hausacherstrasse 42, 8122 Binz Nachhaltigkeitsberater Durable, Planung und Beratung GmbH Badenerstrasse 123-A, 8004 Zürich Kostenplaner Befair Partners AG Thurgauerstrasse 60, 8050 Zürich Visualisierung Nightnurse Images GmbH Schweighofstrasse 409, 8055 Zürich
3 Projektbeschrieb Städtebau / Architektur Erschliessung Wohn- / Gebrauchswert Mit wenigen Eingriffen werden die abstrakten Vorgaben des Masterplanes in eine Siedlungsfigur mit einer hohen Identität umgeformt. Durch das radiale Ausdrehen der westlichen Zeilen und das Eindrehen der östlichen Punkthäuser wird die serielle Reihung der Wohnhäuser modifiziert und in eine organische Siedlungsform umgewandelt. Mit der Drehung der Wohnhäuser werden auch die Ausblicke individualisiert. Die ausgedrehten Wohnzeilen orientieren sich auf öffnende Räume mit einem attraktiven Blick Richtung Zürichsee. Durch die gestaffelten Grundrisse werden die Ausblicke der Wohnungen zusätzlich über Eck geöffnet. Der Ausdruck der Wohnhäuser wird durch die reich gegliederten Fassaden und hochwertige Materialien wie hinterlüftete Klinkerplatten und Sichtbetonelemente charakterisiert. Ein breiter Parkweg verbindet die Wohnzeilen auf der oberen Geländeebene miteinander und etabliert einen zentralen Begegnungsort. Dieses durchgängige Begegnungsband, wie es die Verfasser nennen, bildet eine starke gemeinsame Adresse für alle Wohnungen an der Bellariastrasse. Das Band führt durch überhohe Durchgänge, an denen jeweils beide Treppenhäuser angeschlossen sind. Die gedeckten Passagen sind attraktive Aufenthaltsorte für ein kurzes Gespräch im Alltag oder spielende Kinder bei Regenwetter. Mit direkt zugänglichen Stauräumen für Festbänke usw. oder ebenerdigen Waschküchen könnte die Bedeutung dieser Räume noch gestärkt werden. Die oberen Wohnzeilen sind mit je einem drei- und vierspännigen Treppenhaus kompakt organisiert und bilden eine ökonomische Grundlage für hochwertige Wohnungen. Die Wohnungen weisen sorgfältig proportionierte Räume auf und sind durch die kluge Organisation gut nutzbar für ein breites Zielpublikum. Alle Wohnungen weisen eine zentrale Diele auf, von der die individuellen Zimmer oder die gemeinschaftlichen Bereiche der Wohnung direkt zugänglich sind. Dank der Staffelung der Fassade sind alle Balkone als attraktive Eckbalkone ausgebildet und die Wohnungen mehrseitig in den parkartigen Siedlungsraum orientiert. Der Wohn- und Essbereich wird durch kräftige Betonstützen zoniert. Die zweibündigen Küchen wirken als Scharnier zwischen den verschiedenen Zonen und ermöglichen freiwählbare Möblierungsvarianten. In den Punkthäusern wird ein verwandtes räumliches Prinzip mit einem leicht erhöhten Standard angewendet. Hier sind die dreispännigen Treppenhäuser natürlich belichtet und profitieren vom Ausblick in den Grünraum. Spezialitäten wie Ankleideräume
4 und privatisierte Badezimmer verdeutlichen den gehobenen Standard der östlich gelegenen Wohnhäuser. Aussenraum Nachhaltigkeit Die Bauten werden sanft in die vorhandene Topografie gesetzt, die von Wiesen- und Rasenflächen geprägt ist. Die gestalterische und funktional zeitgemässe Interpretation des Wohnparks von Gustav Ammann überzeugt. Der bestehende Gehölzgürtel an den Rändern wird erhalten und als rahmenbildende Gehölzkulisse weiter entwickelt. Eingestreute Baumgruppen und Einzelbäume gliedern den Aussenraum unter Berücksichtigung wichtiger Blickbeziehungen. Zusätzliche Blütensträucher schaffen auf selbstverständliche Art und Weise die gewünschte Distanz zu den Wohnhäusern und bringen gleichzeitig Vielfalt und Blumigkeit in den Wohnpark. Die Adressbildung an der Bellariastrasse ist gewährleistet durch die Haupterschliessung der oberen Wohnbauten als ein durchgängiges Begegnungsband. Entlang des Bellariarains ist die Adresse gut auffindbar, jedoch wirkt die Zugänglichkeit durch die langen Rampen- und Wegerschliessungen mit den vielen Treppenanlagen zum Teil etwas monumental. Die Ausformulierung des Hauptweges als Begegnungsband überzeugt konzeptionell sowie auch materiell. Grosszügige Eingangszonen, Sitzmauern, Spielbereiche und zwei Aussichtskanzeln ermöglichen die Pflege guter nachbarschaftlicher Beziehungen. Aussenzugänge der Wohnungen im Erdgeschoss würden den Aussenraum zusätzlich beleben. Der grosse offene Fahrradabstellplatz im Südwesten des Grundstückes garantiert ein grosses Angebot an Fahrradabstellplätzen. Dieser wirkt jedoch in seiner Dimensionierung und Platzierung in der parkartigen Umgebung fremd und ist zu überprüfen. Insgesamt überzeugt der Aussenraum bezüglich seiner Alltagstauglichkeit, da die Bewohner der neuen Siedlung sich den gesamten Aussenraum zur vielfältigen Nutzung aneignen können. Das Projekt vermag die Forderungen im Umweltbereich des nachhaltigen Bauens grösstenteils zu erfüllen. Es ist kompakt, hat aber einen erhöhten Fensterflächenanteil und eine ressourcenintensivere Tiefgaragenlösung. Es ist möglich, die Ziele nach dem SIA-Effizienzpfad Energie zu erreichen, z.b. durch eine Erhöhung der solaren Energieproduktion für Strom und Wärme. Die Primäranforderungen Minergie werden erfüllt. Die Nasszellen sind nur mässig konzentriert und erfordern mehrere Steigzonen für die Ver- und Entsorgung. Zwischen Ober- und Attikageschoss sind sie partiell nicht mehr übereinander liegend. Für die obere Geländeebene werden einfache und sinnvolle Lüftungsmassnahmen vorgeschlagen mit einer Abluftanlage in den Nasszellen und Nachströmöffnungen über die Fassaden.
5 Für die Gebäude der unteren Geländeebene, wo explizit eine Bedarfslüftung gefordert ist, wird ein Vorschlag nur ansatzweise unterbreitet. Dies betrifft auch das Schachtkonzept sowie die Forderung nach Systemtrennung und Zugänglichkeit. Für die Fassaden wird eine Aussenwärmedämmung mit einer hinterlüfteten Verkleidung vorgeschlagen, bestehend aus einer Trägerplatte mit aufgeklebten Klinkerplatten. Ein hinterlüftetes Fassadensystem ist grundsätzlich risikoarm. Unklar ist allerdings das Langzeitverhalten von solch geklebten Systemen. Somit ist das System nicht ganz risikofrei. Mögliche Unterhaltsarbeiten sind nicht auszuschliessen. Wirtschaftlichkeit Gesamtbeurteilung Das Projekt weist aufgrund der wirtschaftlichen Erschliessung ein gutes Verhältnis von nutzbarer Wohnfläche und Geschossfläche auf. Mit 188 Wohnungen wird auf dem Areal eine angemessene Dichte erreicht. Die hohe Anzahl von Kleinwohnungen soll in der weiteren Projektierung überprüft werden. Ebenfalls sollte die Tiefgarage optimiert werden. Die überhohen Räume und die grosse Überdeckung sind ressourcenintensiv. Das Längsgefälle von 8% ist für die Benutzer unangenehm. Das Projekt besticht durch seine gelassene Annäherung an den Masterplan: Die städtebaulich wichtigen Sichtachsen werden respektiert. Die rigide Anordnung der Wohnzeilen wird hinterfragt. Mit gezielten Massnahmen wie der Drehung der Wohnhäuser, einem attraktiven vernetzenden Siedlungsweg und den gestaffelten Fassaden wird die Grundlage des Masterplanes für eine Siedlung mit einer starken Identität und einem hohen Wohnwert geschickt interpretiert und umgeformt.
6 Abbildungen Projektstufe Modellfoto (Vogelperspektive von Osten her) Umgebungsplan (Norden rechts)
7 Typischer Grundriss 2.5 Zimmerwohnung Typischer Grundriss 3.5 Zimmerwohnung Typischer Grundriss 4.5 Zimmerwohnung Typischer Grundriss 4.5 Zimmerwohnung
8 Visualisierung Visualisierung
9 IMPRESSUM Auftraggeberin Helvetia Versicherungen Immobilien Portfolio Management Hohlstrasse 560, 8048 Zürich Ansprechperson: - Monica Caramella, Projektleiterin Ost, Mitglied des Kaders Auftragnehmerin Planpartner AG Obere Zäune 12, 8001 Zürich Bearbeitung: - Urs Brüngger, dipl. Arch. ETH/SIA, Planer FSU/REG A - Barbara Evangelisti, Mag. Raumordnung und Raumforschung Titelbild Visualisierung Siegerprojekt «Michael Meier und Marius Hug Architekten AG»