Ein online test zur Messung von Expertise bei der Einschätzung von Kindeswohlgefährdung Mark Schrödter, Pascal Bastian, Andreas Böhle Risiken richtig Einschätzen ASD-Bundeskongress 2016, 14. 16. September, Kassel
Fragestellung: Effekte von Persönlichkeit, Wissen und Fähigkeiten auf Urteilskohärenz n = 1191 Studierende Wissen Kohärenz des Urteils 10 Vignettes Fähigkeiten Persönlichkeit Grad der Gefährdung (Zukünftige Misshandlung, Vernachlässigung) über alle Vignetten hinweg Teilnehmer = 1191 Studierende (3 Jahrgänge BA-Soziale Arbeit, 2013 2015) Teilnehmer nehmen Gefährdungseinschätzungen bei 40 fiktionalen Vignetten vor Teilnehmer können die Einschätzungen frei vornehmen (intuitiv, mit eigenem Assessment-Bogen, etc.) 10 von 40 Vignetten sind sehr ähnlich (Replikate) > Kohärenz des Urteils wird berechnet basierend auf den Gefährdungseinschätzungen für 10 Vignetten + 10 Replikaten Teilnehmer füllen Fragebogen aus zu Persönlichkeitseigenschaften, Professionellem Wissen + Fähigkeiten Durchschnittliche Bearbeitungszeit: 2:30 Stunden
Operationalisierung von Persönlichkeit, Wissen, Fähigkeiten Wissen - Education - (Risk) Numeracy (Schwarz, Berlin) - Social Work Knowledge and Over-Claiming (OCQ) Kohärenz des Urteils n = 1191 Students 10 Vignettes Fähigkeiten - Judgement Strategies - Social Work Experience - Child Protection Experience Grad der Gefährdung (Zukünftige Misshandlung, Vernachlässigung) über alle Vignetten hinweg Persönlichkeit - Big-5 (BFI-10) - Rational/Experiential Judgement (REI) - Impulsivity-UPPS (I8) - Locus of Control (IE-4) - General Self-efficacy (ASKU)
Prognose-Aufgabe: Beispiel-Vignette (1 von 40 fiktionalen Fällen) Schätzen Sie nun die Kindeswohlgefährdung ein (0% 10% 90% 100%) Meldung Kind X ist ein 4-jähriger Junge, der bei seiner Mutter und dem Stiefvater lebt. Er besucht den Kindergarten. Die Leiterin des Kindergartens meldet sich beim Jugendamt, da Kind X immer wieder durch aggressives und nicht altersentsprechendes Verhalten auffällt. Es hat auch schon Gespräche mit der Kindsmutter gegeben, jedoch hat sich an dem Verhalten von Kind X nichts verändert. Außerdem verabrede sich Kind X nie mit Kindern aus dem Kindergarten, da diese Angst vor ihm haben und die Kindsmutter auch immer vorgibt, nachmittags keine Zeit für Verabredungen zu haben. Geschichte Die Kindsmutter ist 27 Jahre alt und hat sich von dem Kindsvater getrennt, da dieser Drogenkonsument ist und derzeit in Haft ist. Nach der Trennung hat sie ihren neuen Partner kennen gelernt, in dessen Haus sie dann mit Kind X gezogen ist. Gegenwärtige Situation Bei einem Hausbesuch der Jugendamtsmitarbeiterin ist die Kindsmutter und Kind X anwesend. Vorerst fällt die starke Verschmutzung des Hauses auf, überall liegen Sachen auf dem Fußboden herum, die Wohnung ist nur spärlich eingerichtet, es riecht verraucht und das ganze Haus macht eher einen verwahrlosten Eindruck. Das Zimmer von Kind X ist ebenso unaufgeräumt, es ist nicht altersentsprechend eingerichtet und es ist kein Regal oder Kleiderschrank vorhanden. Die Kindsmutter gibt im Gespräch an, dass sie mit dem Haushalt überfordert ist. Mit ihrem Partner gerate sie regelmäßig in Streit da dieser Alkohol trinken und dann regelmäßig im Haus randalieren würde. Sie wüsste sich nicht mehr zu helfen. Zu ihrem Sohn habe sie eine gute Beziehung. Sie erkläre sich sein aggressives Verhalten damit, dass er immer die Gewaltausbrüche des Stiefvaters ihr gegenüber mitbekommen würde. Manchmal käme die Mutter der Kindsmutter zu Besuch und würde sie ein wenig unterstützen. vignette-construction style adapted from: Skivenes, Marit/Stenberg, Hanne 2013. Risk assessment and domestic violence - how do child welfare workers in three countries assess and substantiate the risk level of a 5-year-old girl? In: Child and Family Social Work, n/a-n/a.
Effekte von Persönlichkeit, Wissen und Fähigkeiten auf Urteilskohärenz n = 1191 Students (3nd Wave) Judgements Personality - Big-5 (BFI-10) - Rational/Experiential Judgement (REI) - Impulsivity-UPPS (I8) - Locus of Control (IE-4) - General Self-efficacy (ASKU) - Education - Risk Numeracy (Schwarz) - Social Work Knowledge 10 Vignettes and Over-Claiming (OCQ) Skills Knowledge - Judgement Strategies - Social Work Experience - Child Protection Experience Neigung zu riskanten Entscheidungen Anz. Bücher zu Hause mathematische Kompetenz formalisiertes Assessment- Intstrument Gewissenhaftigkeit β=.110 β=.116 β=.085 β=.081 Abgeleitet aus Erfahrung β=.091 β=.078 Coherence of Risk Judgement (Future Maltreatment) (Zahlen geben die Korrelationen der Regression an) Beispielitems [Gewissenhaftigkeit (+)]:»Ich habe die Fälle sehr gewissenhaft bearbeiten«(5er-skala: trifft voll zu trifft gar nicht zu) [Formalisiertes Assessment Instrument (-)]:»Ich habe ein bestimmtes Assessment-Instrument verwendet.«[erfahrung-strategie (-)]:»Ich habe die Fälle mit ähnlichen Fällen aus meiner Arbeitserfahrung verglichen.«resümee Formalisiertes Assessment garantiert keine Urteilskohärenz