4. Aug. 2017 SP Sommer-Uni Chandolin Modul 3 Internationale Klimapolitik & -Finanzierung Internationale Klimafinanzierung und die Verantwortung der Schweiz Alliance Sud, Bereich
Klimapolitik: Das Übereinkommen von Paris (2015) Was steht drin (und was nicht)? Was bedeutet es für die Welt / für uns? (10 )
Dezember 2015: Der Durchbruch
Frühling 2017: Dezember 2015: Der Durchbruch
Das Pariser Klimaübereinkommen von Dez. 2015 Global-politischer «Durchbruch»: 193 Länder ein gemeinsames Ziel: Globale Erwärmung auf höchstens 2, möglichst 1.5 C beschränken! Alle Länder in der Pflicht Aber: Länder definieren ihre «Pflicht» selbst (Bottom-up / Selbstverantwortung)! Keine verbindlichen, individuellen Länder-Ziele, Finanzzusagen, etc. Regeln, Kriterien, Modalitäten, müssen noch weiter ausgehandelt werden
Die 3 Pfeiler des Pariser Abkommens 1. Mitigation: Das Vermeidbare vermeiden Ziel: «Netto-Null» Emissionen bis 2050 Sorgfaltsprinzip: Dekarbonisierung / Investitionsflüsse auf klima-verträgliche Bahnen lenken; 2. Adaptation: Das Unvermeidbare managen Ziel: Volkswirtschaften an den Klimawandel anpassen Vorsorgeprinzip: Widerstandsfähigkeit stärken; Schäden & Verluste managen 3. Finanzierung: Die ärmsten & verwundbarsten Länder dabei unterstützen Ziel: Mindestens 100 Milliarden US-$ / Jahr zusätzlich Verursacherprinzip: CO 2 - und Konsum-intensive Industrieländer finanzieren betroffene Entwicklungsländer
Schweiz in der «High-Ambition Coalition» (1.5 C max.; Unterstützung der E Länder)
Unterstützung der Entwicklungsländer: Warum? Einsicht: 1. < 1.5-2 C gelingt nur, wenn Emissionen in allen Ländern sofort und gleichzeitig gesenkt werden 2. Auch eine «nur 2 C wärmere» Welt bringt riesige Herausforderungen vor allem für stark betroffene Gegenden und besonders exponierte Gesellschaften Die finanzielle Dreifachbelastung der Entwicklungsländer: Armutsbekämpfung / wirtschaftlicher Fortschritt Ab sofort nur noch THG-freie Technologien Menschen & Infrastruktur vor bereits eintretenden, zunehmenden Klimafolgen schützen
Klimafinanzierung 100 Mrd. US-$ von Industrie- für Entwicklungsländer Zweck & Art der versprochenen Mittel (20 )
«Klimafinanzierung»: Zweck & Bedarf (UNEP / WB) in Entwicklungsländern Mitigation: Emissionen senken / Entwicklung dekarbonisieren 1 000-e Mrd. USD (private) Infrastruktur & Energieinvestitionen umlenken Notwendig: finanzielle Anreize/Lenkung mit Mitteln der öfftlichen Hand Klimafinanz-Bedarf E Länder: 150-250 Mrd. USD / Jahr Adaptation: Anpassung & Resilienz exponierter Gesellschaften stärken Kaum betriebswirtschaftlicher «Business Case», deshalb öffentliche Mittel (Grants!) notwendig! Klimafinanz-Bedarf E Länder: 150-300 Mrd. USD / Jahr
Kurze Geschichte des «Klimafinanzierungs-Konzeptes» Klimarahmenkonvention (1992): Historische Verantwortung! Verursacherprinzip: Neue Mittel notwendig, zusätzlich zu bestehendem ODA (0.7% BNE) Kopenhagen / Cancún (2010): Industrieländer versprechen, bis 2020 gemeinsam 100 Mrd. US-$ pro Jahr zu mobilisieren... aus diversen «öffentlichen, privaten, alternativen und innovativen Finanzquellen» Diskrepanz der Interpretationen Industrieländer (OECD): Möglichst viel Flexibilität; Anrechenbarkeit von Darlehen, Export-Vers., etc. Entwicklungsländer (G-77): Nur zusätzliche Cash- Grants, die tatsächlich für Klima eingesetzt werden
«Historische Verantwortung»
«Klimafinanzierung» im Pariser Übereinkommen (Dez. 2015) Paris Agreement (Art. 9): Developed country Parties shall provide financial resources to assist developing country Parties with respect to both mitigation and adaptation in continuation of their existing obligations under the Convention. Paris Declaration (COP-21 Schlussdokument): Ab 2020: Mindestens 100 Mrd. USD pro Jahr für 5 Jahre (danach neu festzulegen) Gleichmässig für Mitigation & Adaptation (50/50?) Von öffentlicher Hand «mobilisiert» aus verschiedenen Finanzquellen: öffentliche, private, alternative und innovative Bis COP22 (Marrakesch 2016): 100-billion-dollar Roadmap
Interpretationen in / seit Paris 2015 «Klimafinanzierung» = ODA OECD-DAC: finanziell Ausweitung IZA-Begriff: Klimaschutz = Armutsbekämpfung «Verschiedene Finanzquellen» heisst: Neben Vergabungen (Grants) auch rückzahlbare (!) Darlehen, Private (Direkt-) Investitionen, Export-Risikoversicherungen, Equity, virtuelle Flüse Instrumente Zahlungen in anerkannte Fonds (GCF, AF, ) Bilaterale Klimaprojekte (Schein-Argumentation: Synergie EZA) Multilaterale Darlehen (Doppelzählungen!) «Anrechenbarkeit» Nicht nur neue, zusätzliche Beiträge («Additionalität») Auch bestehende (!) IZA / ODA (Armutsbekämpfung); kommerzielle Loans zu vollem Betrag, Versicherungsdeckung, etc.
Die «100 Billion Dollar Roadmap» OECD Anrechnungsmethodik: Im Auftrag F/Au, jedoch mit massgeblichem Schweizer «Brainpower»! Weitestgehende Anrechenbarkeit, solange «von öfftl. Hand mobilisiert» Kernaussagen: Die versprochenen 100 Mrd US-$ / Jahr könn(t)en bis 2020 knapp erreicht werden, falls: Annahmen / Projektionen stimmen, «Privatsektor-Hebelung» noch etwas gesteigert wird > ¾ für Mitigation (v.a. Energieprojekte in MIC) D.h. Anpassung i.d. ärmsten & vom Klimawandel am stärksten betroffenen E länder stark unterfinanziert! COP-22 Marrakesch (Nov 2016): Roadmap wird von den Staaten NICHT anerkannt!
Was Klimafinanzierung sein sollte (Sicht Entwicklungsländer & NGOs) Cash-Grants oder Äquivalente an E Länder Ohne rückzahlbaren Teil von Darlehen Keine buchhalterischen Tricks! Möglichst via etablierte multilaterale Fonds (GCF, AF, LCDF, ) Additionalität (getreu Klimarahmenkonvention!) Zusätzlich zur bestehenden IZA (ODA), (und eigentlich nur was über 0.7% des BNE liegt!) Öffentliche, möglichst verursachergerecht mobilisierte Mittel Pro-poor: Massnahmen für bedürftigste (ärmste, dem KW am stärksten ausgesetzte) Bevölkerungen Privatsektor-Beiträge Können/sollen diese ergänzen, aber nicht ersetzen! Nicht anrechenbar an die versprochenen 100 Mrd. USD / Jahr Qualitätskontrolle! (z.b. «Goldstandard») Effektive, transparente und nachvollziehbare Netto-Klimawirkung Neue Probleme vermeiden (Armut, Umwelt, ) Finanzielle Transparenz & Integrität
Wie steht die Schweiz zu Klimafinanzierung? Was kommt auf die Schweiz zu? Höhe, Quellen, Art der Beiträge? (10 )
Angemessener Beitrag der Schweiz? Industrieländer gemeinsam: USD 100 Mrd. / Jahr; Lastenteilung gemäss «Verantwortung» & «Kapazität» Ansatz / Kriterium Anteil global Beitrag (CHF/Jahr) «Kapazität»: BNE CH / OECD 0.9% 900 Mio. / Jahr «Verantwortung»: - Nur im THG-Inventar ausgewiesene, inländische Emissionen - Klima-Gesamtverantwortung CH (inkl. «grauer» & Flug-Emiss.) - Klima-Fussabdruck inkl. Finanzplatz 0.15% 0.3% 0.35% 0.7% > 1% (bis 3%) 150 350 Mio. / Jahr 350 700 Mio. / Jahr > 1 000 Mio. / Jahr Bundesrat: ¾ Inland Em. + ¼ BNE 0.45% 0.6% 450-600 Mio. / Jahr Fair: Gesamt-Verantwortung & BNE Mind. 1% Mind. 1 000 Mio. / J. Zum Vergleich: CH Beitrag UNO UNO-Beitrag unter Industrieländern 1.05 % 1.4 % 1 000 Mio. / Jahr 1 400 Mio. / Jahr
Stand der Dinge Bisherige Beiträge Schweiz bescheiden: CHF 140 Mio. / Jahr (2014) V.a. aus EZA-Rahmenkredit (+ GEF-BAFU) «cash» an multilaterale Fonds & Anrechnung «klimarelevanter» bilateraler Projekte Argumentation Bund: Aufstockung IZA-Kredit bis 2016 0.5% BNE Ab 2020: Vervielfachung der finanziellen Verpflichtungen zu erwarten Minimum CHF 450-600 Mio./Jahr Möglich bis > CHF 1 Mrd./Jahr? Wie finanzieren?
Analysen / Studien Bund 2011: Interdepartementale Studie z.h. Bundesrat: Erhöhung IZA/EZA vs. neue Finanzquellen 6 verursachergerechte Finanzierungs-Optionen Ignoriert: Stattdessen 4% (2009) 8% (2014) aus bestehender EZA (140 Mio. CHF / Jahr) IZA-Botschaft 2017-2020: 12.5% der IZA-Mittel (300 Mio./Jahr) für «Klima» «solange keine Alternativen: entwicklungsrelevant» Begründung (BR): Klimaprojekte sind Armutsbekämpfungsprojekte Die Aufstockung auf 0.5% (2013-16) war v.a. für Klima Privatsektor-Projekte werden noch nicht angerecnet
Bericht Internationale Klimafinanzierung (10. Mai 2017) Antwort auf APK-N Postulat 15.3798 (2. Jul 2015) Kern-Aussagen: Ab 2020 höchstens 450-600 Mio. CHF / Jahr Finanzierung: Öffentliche Mittel schwergewichtig aus bestehenden IZA- Rahmenkredit (DEZA, SECO), ergänzend aus BAFU- Kredit Globale Umwelt «einen massgeblichen Teil via mobilisierte private Mittel» Zur stärkeren Mobilisierung des Privatsektors will der BR «Instrumente in der IZA» oder «neue Partnerschaftsmodelle» prüfen, «welche die Mobilisierung privater Mittel begünstigen».
Black-box «Mobilisierte private Mittel» Was sind «mobilisierte private Mittel»? Woher sollen diese kommen (oder auch nicht)? (15 )
Status: Mehr Fragen als Antworten Private Mittel? Privatpersonen: Abgaben, Spenden,? Unternehmen: Motivation? Gesetzesgrundlage? Pol. Deals? Neue Instrumente und mögliche Partnerschaftsmodelle? Direktinvestitionen nicht steuerbar Gewinnorientiert (also nicht pro-poor) Equity / Versicherungslösungen / Export /? Globale Debatte: Anrechnungskriterien (noch) unklar Additionalität?!
Mögliche Klimafinanzierungs-Quellen (Ziel: mind. 1 Mrd. CHF / Jahr) Quelle Potential (CHF/Jahr) Bemerkungen Zweckgebundene THG-Abgabe / Konsumabgabe Flugticketabgabe Versteigerung aller Emissionsrechte (mit Floor-Preis) Finanztransaktions- Steuer Kompensationspflicht, Sanktionen, Bussen Budget- / Steuererhöhung 20.-/t CO 2 eq (~100.- /Kopf u. J.) = ca. 1 Mrd. 20.- pro Ticket = mind. 500 Mio. 25.-/t CO 2 eq Floor- Preis = mind. 125 Mio. < 0.1% (Steuersatz) = mind. 1-1.5 Mrd. Stark schwankend 1-100 Mio. CO 2 -Gesetz; auch Treibst.; Verfassungsänderung oder neuer Fonds nötig? z.b. Flug-Fonds ausserhalb Fiskus Anschluss EU? / Übergangs-Massnahmen? Weniger Verursachergerecht Fahrzeug- und Treibstoff- Importeure + 1.3 Mrd. z.b. Aufstockung IZA- Rahmenkredite -> 0.7%
Weitere Optionen / Überlegungen Klima-Fonds: Ausserhalb Fiskus = nicht der Schuldenbremse (dem Parlament) unterworfen Erlaubt auch (quasi-) «freiwillige» Einzahlungen (analog Klimarappen / KliK) Keine faulen Tricks / Rechenkünste! Exportrisiko-Versicherung; Anrechnung virtueller oder geliehener Beiträge (Darlehen); etc. Umwelt- und Sozial-Integrität (nebst 100% Klimaintegrität!)
Keine Option: Umlenkung bestehender EZA-Gelder! Zweck der Entwicklungszusammenarbeit: Bekämpfung bestehender Armut! Klimaschutz & -Anpassung in Entwicklungsländern ist: Vorsorge (Vermeidung neuer Armutsfälle) Risikomanagement (Verringerung Klima- Folgeschäden / -kosten & Bewahrung Entwicklungsfortschritte) Selbstverursachte Verpflichtung der wohlhabenden Staaten! Es braucht zusätzliche, verursachergerecht mobilisierte Mittel!
Vielen Dank für die Aufmerksamkeit / Alliance Sud Juerg.staudenmann@alliancesud.ch M: 079 152 41 72
R E S E R V E Ergänzung zu Massnahmen Schweiz / Klima-Allianz Rationale / Motivation EL-Unterstützung Klimagerechtigkeit / Fussabdruck vs. Verantwortung
Massnahmen Schweiz Klima-Masterplan Schweiz (Claudia Friedl 5 )
Direktinvestitionen (verbunden mit Import graue 270 Mio.t CO 2 eq/a) Treibhausgasemissionen Inkl. Dreckstrom (+110 Mio.t CO 2 eq/a) Export graue Treibhausgasemissionen (-55 Mio.t CO 2 eq/a) Klimawirkung Exportprodukte Im Ausland (?? Mio.t CO 2 eq/a Maschinenindustrie 12 Mio.t CO2/a) Klimaschutz-Hebel der Schweiz Finanzplatz Schweiz (verbunden mit 1 100 Mio.t CO 2 eq/a) Inlandemissionen, geregelt durch CO 2 - Gesetz, MuKEn, etc. (50 Mio.t CO 2 eq/a) Portfolioinvestitionen (verbunden mit 230 Mio.t CO 2 eq/a) Mitbestimmung Richtlinien/Abkommen von Entwicklungsbanken, Exportrisikogarantie, UNFCCC, ICAO, IMO, WTO, BIZ etc. (?? Mio.t CO 2 eq/a) Internationale Luftfahrt ab Schweiz (+10 Mio.tCO 2 eq/a-wirkung) Internationale Klimafinanzierung (Anpassungsprojekte, Mitigationsprojekte (-100 Mio.tCO 2 eq/a?)
Klima-Masterplan: Fazit Netto null Global-Emissionen bis 2050: Schweiz hat 80% ihres Klimabudgets verbraucht: Null bis 2040. Verdoppeln statt verlangsamen: Jährliche Reduktionsrate Schweiz: - 4% / Jahr (statt -1% BR-Ziel). Globale Verantwortung wahrnehmen: Schweiz muss bis 2020 mindestens 1 Mrd. USD/Jahr mobilisieren. Keine «Kompensationen» mehr: Auslandreduktionen machen Sinn, ersetzen aber nicht die inländische Emissionsreduktion (- 60% bis 2030) in der Schweiz. Alle Sektoren und Akteure: Konsequente Regeln für alle CO 2 -Intensiven Aktivitäten in allen Sektoren (inkl. Verkehr, Finanzplatz, importierte graue Emissionen).
Klimagerechtigkeit Wahrnehmung der globalen Verantwortung Eine Klimapolitik, die der gesamten globalen Klima- Verantwortung /Fussabdruck) entspricht
Was bedeutet < 1.5 bis 2 C Erwärmung? Verbleibendes CO 2 - Budget: Beschränkter «Atmosphärenplatz» für 1 000 Gt CO 2 eq 70 t «CO 2 -Kredit» pro ErdenbewohnerIn
Was bedeutet Klimagerechtigkeit für die Schweiz? Was heisst das für die Schweiz? (Nur) inländische Emissionen: 5 t CO 2 eq. / Jahr & Kopf CO 2 -Kredit in 14 Jahren aufgebrauch Lineare Absenkung: bis 2044 auf «null» in allen Ländern (Kompensationen = ad absurdum) Schweizer CO 2 -Fussabdruck ist grösser! Importierte «graue» Emissionen: 11 t/a*cap Exportierte «graue» Emissionen: 6.7 t/a*cap Internationale Luftfahrt (ab CH): 1 t/a*cap Indirekt via Finanz- & Investitionsplatz Schweiz, Mitwirkung Entw.-Banken, etc. : >150 t/a*cap
Klimagerechte Verantwortung Schweiz 1. Inländische Emissionen in 28 Jahren auf «Netto-Null» Mind. -4% / Jahr Bis 2030: -60% der heutigen Inlandemissionen (von 50 auf 20 Mio. t CO 2 eq/a) Kompensation unvermeidbarer Emissionen (Landwirtschaft, Abfall, ) durch «Senken»
Klimagerechte Verantwortung Schweiz 2. Zusätzlicher Schweizer CO 2 - Fussabdruck verringern: Graue Emissionen durch importierte Konsumwaren (Lokale Produkte, Food- Waste, Effizienz, Kreisläufe schliessen, ) «Dreckstrom»-Importe (auf erneuerbare Quellen umsteigen) Flugverkehr ab Schweiz (Alternativen fördern, lenken) Finanz- / Investitionsplatz Schweiz (regulieren, lenken)
Klimagerechte Verantwortung Schweiz 3. Ärmste und verwundbarste (Entwicklungs-) Länder bei Klimaschutz und anpassung unterstützen: Angemessener Klimafinanzierungs-Beitrag der Schweiz an die 100 Mrd. USD/Jahr Technologietransfer / capacity building EZA und Aussen- (Wirtschafts-) Politik konsequent und kohärent «klima-sensitiv» gestalten
Klimafinanzierung? Versus? Entwicklungszusammenarbeit
Finanzielle Unterstützung für Klimaschutz in Entwicklungsländern Vorbeugen («Mitigation»): Ziel: Bestehende Infrastruktur de-karbonisieren (z.b. Ersatz Kohlekraftwerke); «Klimaneutralität» neuer Investitionen sicherstellen (erneuerbare Energieversorgung, Industrie, Mobilität, etc.) «Inkrementelle Kosten» Instrumente: Lenkung, Finanzinstrumente (Investitions- und Exporthilfen, etc.) Interessen - Industrieländer: Vermeiden, dass Entwicklung in armen Ländern zusätzliche Treibhausgase produziert / Minimierung der (Folge-) Kosten Klimawandel - Entwicklungsländer: Zugang zu (nachhaltiger) Energie, Mobilität, Industrie, etc., aber ohne nationale Priorität Armutsbekämpfung einzuschränken Anpassen («Adaptation»): Ziel: Schutz Bevölkerung & Wirtschaft vor unvermeidbaren Auswirkungen des Klimawandels (bereits +0.8 C: Murgänge, Überschwemmungen, Dürre, ) Instrumente: Küsten- / Hochwasserschutz; Wasserversorgung sicherstellen; Wüstenbildung bremsen; Binnen-Migration vorbeugen; etc. Verantwortung - Industrieländer (darunter die Schweiz), zusätzliche Mittel bereitstellen (Verursacherprinzip) - Entwicklungsländer: Adaptationspläne, Massnahmen durchführen Zusätzlicher Finanz-Bedarf Entwicklungsländer: > USD 200-250 Mrd. / Jahr (inkrementelle Kosten), UNEP
Aufgaben der EZA vis-à-vis Klimaschutzmassnahmen EZA Fokus (EZA-Gesetz): Armutsbekämpfung (zum Nutzen der Menschen in Entwicklungsländern) Klimaschutzmassnahmen Fokus (neues Klimaschutz-Abkommen): Globales öffentliches Gut «Klima» (zum Nutzen aller) - Bildung / berufliche Förderung / Einkommen sichern - Gesundheit (Vorsorge, Versorgung) - Landwirtschaft / Wasserressourcen / Ernährung verbessern - Gouvernanz / Zugang Justiz / Demokratie- / Friedensförderung - Diskriminierungs- und Gleichstellungsfragen Finanzierung: - Nationale Entwicklungs-Budgets - EZA (v.a. bilaterale Projekte) - Mitigation (Treibhausgase vermeiden / vermindern): Investitionen «lenken» - Adaptation (Anpassung & Resilienz): Klima-Folgen verringern Finanzierung: - Internationale Klimafinanzierung (v.a. multilaterale Fonds) - Nationale Budgets, soweit verfügbar
Zusammenhang Entwicklung Klimaschutz Klimawandel gefährdet Entwicklungs-Fortschritte der letzten Jahrzehnte Hauptverantwortlich: Industrie- / Schwellenländer Hauptbetroffen: ärmste Länder & Menschen Zusätzliche Mittel & Massnahmen nötig zur Sicherung der Entwicklungsagenda! EZA darf keine neuen Klimaprobleme verursachen Klimaschutz in die EZA «mainstreamen» (keine fossilen Energieprojekte, Abholzung vermeiden, Bodenerosion vorbeugen, etc.) EZA kann Klima-Nebennutzen haben Synergien nutzen, aber Klimanutzen nicht als Haupt- Kriterium der Ausrichtung Schweizer EZA! Gefahr: Rückschritte in der Armutsbekämpfung
Rationale der Klimafinanzierung
Klimaschutz im Ausland Wieso? 1. Verantwortung übernehmen für «Schweizer Emissionen» Direkt: > 50% «unserer Emissionen» entstehen ausserhalb der Grenzen (im Ausland gefertigte Waren, internationale Flüge, etc.) Indirekt: Finanzplatz Schweiz, Investitionen im Ausland, etc. 2. Vorsorge (auch im Eigeninteresse) Schutz vor mehr & schwerwiegenderen Klimafolgen & -kosten Meeresspiegelanstieg (Versalzung Trinkwasser) Dürre / Starkregen / Wetterkapriolen Extremfall: Umsiedlung, Konflikte, Migration, Zusätzliche Armut verhindern (BAU 2030: + 100 Mio. Menschen) Zeit gewinnen für Innovation/Transformation (auch eigene) 3. Verursacherprinzip: Unterstützung / Kompensation derer, die (weitgehend unverschuldet & minderbemittelt) den Klimawandel-Folgen am stärksten ausgesetzt sind durch diejenigen, die dafür verantwortlich sind 4. Aug. 2017
Zur Historischen Verantwortung Source: CDIAC; Le Quéré et al 2014; Global Carbon Budget 2014
«Internationale Klimafinanzierung» Basis: Gemeinsame, aber differenzierte Verpflichtungen: Finanzielle Unterstützung der Entwicklungsländer für Klimaschutz-Massnahmen ausserhalb nationaler Hauptprioritäten zum Schutz des öffentlichen Gutes «Klima» (Eigeninteresse Industrieländer!) Neue Impulse vor «Paris»: G-7 / François Hollande (18. Mai 2015): «Ohne finanzielle Zusagen wird es kein Pariser Abkommen geben» Deutschland: EUR 4 Mrd. / Jahr öffentliche Klimafinanzierung (Mai 2015): Verdopplung staatlicher Klimagelder im Rahmen ODA-Aufstockung (+ EUR 8.3 Mrd.) (zum Vergleich: Auf Schweiz umgerechnet = CHF 500-800 Mio./Jahr öffentliche Gelder) Klimapetition an Parlament & Bundesrat: eingereicht Mai 2015 107 765 Unterschriften / 60 Organisationen Forderung: Gerechter Beitrag der Schweiz (Reduktionsverpflichtungen + Finanzbeiträge) Die Schweiz wird ein neues Abkommen unterschreiben Neue finanzielle Verpflichtungen ab 2020?