3. Konjunkturpolitik: Geldpolitik

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Transkript:

3. Konjunkturpolitik: Geldpolitik Folie 1

3. Konjunkturpolitik: Geldpolitik Leitzins EZB (Hauptrefinanzierungssatz) Quelle: Eigene Darstellung; Daten von http://www.ecb.europa.eu/stats/monetary/rates/html/index.en.html Folie 2

3. Konjunkturpolitik: Geldpolitik Einsatz von geldpolitischen Instrumenten durch die Zentralbank zur Stabilisierung der Wirtschaft Expansive / kontraktive Geldpolitik Folie 3

3. Konjunkturpolitik: Geldpolitik Liquiditätspräferenzmodell des Zinssatzes: Gleichgewichtiger (kurzfristiger) Zinssatz wird durch Geldnachfragekurve und Geldangebotskurve bestimmt. Quelle: Krugman/Wells (2010), S. 990ff. Folie 4

3. Konjunkturpolitik: Geldpolitik Liquiditätspräferenzmodell des Zinssatzes: Geldnachfrage: Unternehmen und Haushalte benötigen Geld, um ihre Transaktionen durchzuführen. Der Zinssatz ist eine Determinante für die Nachfrage nach Geld: Zinssatz = Opportunitätskosten der Geldhaltung MD Quelle: Blanchard/Illing (2014), S. 112ff. Folie 5

3. Konjunkturpolitik: Geldpolitik Liquiditätspräferenzmodell des Zinssatzes: Geldangebot: Bargeld von der Zentralbank : MS Geldmarktgleichgewicht: MS = MD Quelle: Blanchard/Illing (2014), S. 112ff. Folie 6

3. Konjunkturpolitik: Geldpolitik Liquiditätspräferenzmodell des Zinssatzes: Zinssatz,i Geldangebot Geldnachfrage M* Folie 7

3. Konjunkturpolitik: Geldpolitik Zinssatz und gesamtwirtschaftliche Nachfrage: Zinssatz,i i1 Gesamtwirtschaftliche Nachfrage i2 Outputlücke YR Y* Y Quelle: Bofinger (2015), S. 383. Folie 8

3. Konjunkturpolitik: Geldpolitik Monetärer Transmissionsmechanismus Der Prozess, mittels dessen sich geldpolitische Entscheidungen auf die Wirtschaft im Allgemeinen und das Preisniveau im Besonderen auswirken, wird als Transmissionsmechanismus der Geldpolitik bezeichnet. Aus: EZB (2011), Die Geldpolitik der EZB, http://www.ecb.europa.eu/pub/pdf/other/monetarypolicy2011de.pdf; S.62.S Folie 9

3. Konjunkturpolitik: Geldpolitik - EZB Europäische Zentralbank (EZB) Das Europäische System der Zentralbanken (ESZB) Eurosystem Folie 10

3. Konjunkturpolitik: Geldpolitik - EZB Ziele: Gewährleistung der Preisstabilität (Art. 127 Abs. 1 AEUV): Inflationsrate unter, aber nahe bei 2% Daneben Unterstützung der allgemeinen Wirtschaftspolitik in der Union http://www.ecb.europa.eu/ecb/tasks/html/index.de.html Folie 11

3. Konjunkturpolitik: Geldpolitik - EZB Aufgaben der EZB (des Eurosystems): Festlegung und Ausführung der Geldpolitik Durchführung von Devisengeschäften Halten und Verwalten der Währungsreserven (nicht die Festlegung des Wechselkurses), Förderung des reibungslosen Funktionierens der Zahlungssysteme http://www.ecb.europa.eu/ecb/tasks/html/index.de.html Folie 12

3. Konjunkturpolitik: Geldpolitik - EZB Weitere Aufgaben der EZB (des Eurosystems): Ausgabe von Euro-Banknoten Statistik Finanzstabilität und Aufsicht über Kreditinstitute Internationale und europäische Zusammenarbeit http://www.ecb.europa.eu/ecb/tasks/html/index.de.html Folie 13

3. Konjunkturpolitik: Geldpolitik - EZB Unabhängigkeit: Art. 130 AEUV Bei der Wahrnehmung der ihnen durch die Verträge und die Satzung des ESZB und der EZB übertragenen Befugnisse, Aufgaben und Pflichten darf weder die Europäische Zentralbank noch eine nationale Zentralbank noch ein Mitglied ihrer Beschlussorgane Weisungen von Organen, Einrichtungen oder sonstigen Stellen der Union, Regierungen der Mitgliedstaaten oder anderen Stellen einholen oder entgegennehmen. Die Organe, Einrichtungen oder sonstigen Stellen der Union sowie die Regierungen der Mitgliedstaaten verpflichten sich, diesen Grundsatz zu beachten und nicht zu versuchen, die Mitglieder der Beschlussorgane der Europäischen Zentralbank oder der nationalen Zentralbanken bei der Wahrnehmung ihrer Aufgaben zu beeinflussen. Folie 14

3. Konjunkturpolitik: Geldpolitik - EZB Beschlussorgane: EZB Direktorium EZB Rat Erweiterter EZB Rat Präsident Vizepräsident vier weitere Mitglieder EZB Direktorium Präsidenten NZB EuroWährungsgebiet Präsident Vizepräsident Präsidenten NZB alle EU-Mitgliedsstaaten Durchführung der Geldpolitik Vorbereitungen Sitzungen EZB-Rat Führung der laufenden Geschäfte der EZB Leitlinien und Beschlüsse Festlegung der Geldpolitik: Leitzinsen Liquidität Bericht über Konvergenzfortschritte Mitwirkung bei verstärkter Koordinierung nationaler Geldpolitiken Statistik Quelle: EZB, Die Geldoolitik der EZB 2011, http://www.ecb.europa.eu/pub/pdf/other/monetarypolicy2011de.pdf Folie 15

3. Konjunkturpolitik: Geldpolitik - EZB Geldpolitische Instrumente der EZB: Offenmarktgeschäfte: Hauptrefinanzierungsgeschäfte, Langfristige Refinanzierungsgeschäfte, Feinsteuerungsoperationen Ständige Fazilitäten: Bereitstellung und Absorption von Liquidität über Nacht (Spitzenrefinanzierungsfazilität), Einlagefazilität Mindestreservepflicht: Änderung der Mindestreserveanforderungen (Basis, Satz, Verzinsung) Folie 16

3. Konjunkturpolitik: Geldpolitik Geldpolitik in der Praxis: Inflationssteuerung: Erreichen einer niedrigen Inflationsrate als geldpolitisches Ziel :Steuerung des Zinssatzes statt Wachstumsrate der Geldmenge Folie 17

3. Konjunkturpolitik: Geldpolitik Die Taylor-Regel: Zentralbank hebt den Zinssatz an, wenn die Inflationsrate über das Inflationsziel hinaus ansteigt und wenn das reale BIP über dem Potenzialwert bzw. dem Niveau liegt, das seinem Wachstumstrend entspricht. Folie 18

3. Konjunkturpolitik: Geldpolitik Preisstabilität Inflationsrate im Euroraum seit 1961 Quelle: EZB, Statistical Warehouse, http://sdw.ecb.europa.eu/quickview.do?series_key=122.icp.m.u2.n.000000.3.anr Folie 19

3. Konjunkturpolitik: Geldpolitik Preisstabilität Warum? Kosten der Inflation: Gewinner und Verlierer einer unerwarteten Inflation Schuhsohlenkosten, Speisekartenkosten Steuerverzerrungen Volatilität Geldillusion Quelle: Krugman/Wells (2010), S. 1059ff.; Blanchard/Illing (2014), S. 761ff. Folie 20

3. Konjunkturpolitik: Geldpolitik Preisstabilität Vorteile der Inflation: Seignorage: Staatseinnahmen aus der Geldschöpfung Negative Realzinsen als wirtschaftspolitisches Instrument Reallohnsenkungen ohne Anpassung der Nominallöhne Quelle: Blanchard/Illing (2014), S. 761ff. Folie 21

3. Konjunkturpolitik: Geldpolitik Preisstabilität Deflation Negative Inflationsrate Güter und Dienstleistungen in der Zukunft billiger Wirtschaftssubjekte verschieben Konsum bzw. Investitionen Folie 22

3. Konjunkturpolitik: Geldpolitik Liquiditätsfalle: Nominalzinsen nahe bei Null Wirtschaftssubjekte sind indifferent zwischen Geldhaltung und Wertpapieren, sobald sie genügend Geld für Transaktionszwecke halten. Ausdehnung Geldmenge hat keinen Effekt auf Nominalzins konventionelle Geldpolitik wirkungslos Quelle: Blanchard/Illing (2014, Kapitel 23). Folie 23

3. Konjunkturpolitik: Geldpolitik Preisstabilität Deflation und Liquiditätsfalle Negative Inflationsrate, Nominalzins bei Null Realzins kann zu hoch sein, um Ausgaben ausreichend zu stimulieren Folie 24

3. Konjunkturpolitik: Geldpolitik Preisstabilität Japan Quelle: Krugman / Wells (2010), S. 1071. Folie 25